Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696.
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsExordium" n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#fr"><pb facs="#f0014" n="166"/><lb/> nicht hin mit den suͤndern noch mein leben mit den blutduͤrsti-<lb/> gen</hi>. Sonsten wird das wort in dem grund-text<note xml:id="a53" n="53" type="editorial" next="#e53"/> mehrmal von un-<lb/> serm Luthero<note xml:id="a54" n="54" type="editorial" next="#e54"/> gegeben durch <hi rendition="#fr">versammlen</hi>/ und ist ziemlich gemein in der<lb/> schrifft von den todten/ daß es heist/ daß sie <hi rendition="#fr">versamlet werden</hi>/ entwe-<lb/> der bloß da hin/ oder zu ihrem volck/ oder <hi rendition="#fr">zu ihren vaͤtern</hi>. Also<lb/> ward <hi rendition="#fr">Jsaac versamlet zu seinem volck</hi>/<lb/> 1. Mos 35/ 29. <choice><abbr>Jt.</abbr><expan>Jtem</expan></choice> <hi rendition="#fr">Jacob</hi>/ 1. Mos. 49/ 33. So sagt Gott zu Mose/ 4. Mos. 27/ 13. <hi rendition="#fr">Wann du<lb/> es</hi>/ nemlich das land Chanaan/ <hi rendition="#fr">gesehen hast/ soltu dich samlen zu<lb/> deinem volck wie dein bruder Aaron versamlet ist</hi>. Der gleichen<lb/> wiederholet wird/ 5. Mos. 32/ 50. da fein erklaͤret wird/ was solches ver-<lb/> samlen seye : Stirb auf dem berg/ wann du hinauff kommen<lb/> bist/ und versamle dich zu deinem volck/ gleich wie dein bruder<lb/> Aaron starb auff dem berge Hor/ und sich zu seinem volck ver-<lb/> samlet : So lautet es auch/ Richt. 2/ 10. da <hi rendition="#fr">auch alle die zu der zeit<lb/> gelebet hatten/ zu ihren vaͤtern versamlet worden</hi>. Es mag a-<lb/> ber damit dahin gesehen werden/ daß die seelen der sterbenden/ zu den see-<lb/> len ihrer vaͤter oder ihres volcks/ kommen <hi rendition="#fr">:</hi> Daher wir sagen moͤgen/ daß<lb/> in dieser redensart ein zeugnuͤs stehe/ daß die alte die unsterblichkeit der<lb/> seelen geglaubet/ weil sie gehoffet/ zu ihren vaͤtern und volck versamlet zu<lb/> werden/ so nach dem leib nicht kan verstanden werden. Dann Moses und Aa-<lb/> ron wurden nicht begraben zu ihren vaͤtern : Also gehets dann die seele an.<lb/> Und ist dieses gewiß ein anmuthiger nahme/ der damit dem tod der glaͤu-<lb/> bigen gegeben wird/ daß er nichts anders seye/ als ein versamlen zu sei-<lb/> nem volck/ zu allen glaͤubigen/ die hier verstreuet und nach einander leben/<lb/> auch nicht eher voͤllig zusammen kommen/ als biß sie dorten allgemach<lb/> nacheinander versamlet seyn werden/ dero versamlung ein grosses stuͤck der<lb/> seligkeit ist. Also was ein verlust an ihrem todt ist von seiten der uͤber-<lb/> bleibenden/ das ist ein gewinn von ihrer seiten durch diese versamlung.<lb/> Wann aber unser liebe Lutherus sich der worte gebraucht/ <hi rendition="#fr">auffgerafft</hi>/<lb/> mag er vielleicht auff das gleichniß sehen/ wo getreide abgeschnitten ligt/<lb/> daß mans auffrafft/ und in garben bindet <hi rendition="#fr">:</hi><note xml:id="a55" n="55" type="editorial" next="#e55"/>oder auch wo man siehet/<lb/> daß ein gewitter kommt/ rafft mans auff/ und fuͤhrets bald nach hauß.<note xml:id="a56" n="56" type="editorial" next="#e56"/><lb/> Eine dieser nahe kommende gleichniß ist/ dero er sich gebraucht/ Hauß-po-<lb/> still fest. Th. <hi rendition="#aq">f.</hi> 76.<note xml:id="a57" n="57" type="editorial" next="#e57"/><hi rendition="#fr">Es stehet da beydes/ wann Gott fromme<lb/> leut hinweg nimmt/ und das korn von der spreu sondert/ so ists<lb/> ein zeichen daß er den uͤbrigen hauffen straffen/ und die spreu<lb/> anzuͤnden/ und mit feuer verbrennen will/ ihnen aber schadet es<lb/> nicht/ dann sie kommen aus der unruhe in ruhe.</hi> Und auff fast<lb/> gleiche weiß <hi rendition="#aq">T. 9. Alt. f. 181. b.</hi><note xml:id="a58" n="58" type="editorial" next="#e58"/><hi rendition="#fr">Was meinstu<note xml:id="a59" n="59" type="editorial" next="#e59"/>/ wenn Gott also seinen<lb/> weitzen ausgedroschen/ und das korn an seinen ort wird gesam-<lb/><lb/> </hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0014]
nicht hin mit den suͤndern noch mein leben mit den blutduͤrsti-
gen. Sonsten wird das wort in dem grund-text mehrmal von un-
serm Luthero gegeben durch versammlen/ und ist ziemlich gemein in der
schrifft von den todten/ daß es heist/ daß sie versamlet werden/ entwe-
der bloß da hin/ oder zu ihrem volck/ oder zu ihren vaͤtern. Also
ward Jsaac versamlet zu seinem volck/
1. Mos 35/ 29. Jt. Jacob/ 1. Mos. 49/ 33. So sagt Gott zu Mose/ 4. Mos. 27/ 13. Wann du
es/ nemlich das land Chanaan/ gesehen hast/ soltu dich samlen zu
deinem volck wie dein bruder Aaron versamlet ist. Der gleichen
wiederholet wird/ 5. Mos. 32/ 50. da fein erklaͤret wird/ was solches ver-
samlen seye : Stirb auf dem berg/ wann du hinauff kommen
bist/ und versamle dich zu deinem volck/ gleich wie dein bruder
Aaron starb auff dem berge Hor/ und sich zu seinem volck ver-
samlet : So lautet es auch/ Richt. 2/ 10. da auch alle die zu der zeit
gelebet hatten/ zu ihren vaͤtern versamlet worden. Es mag a-
ber damit dahin gesehen werden/ daß die seelen der sterbenden/ zu den see-
len ihrer vaͤter oder ihres volcks/ kommen : Daher wir sagen moͤgen/ daß
in dieser redensart ein zeugnuͤs stehe/ daß die alte die unsterblichkeit der
seelen geglaubet/ weil sie gehoffet/ zu ihren vaͤtern und volck versamlet zu
werden/ so nach dem leib nicht kan verstanden werden. Dann Moses und Aa-
ron wurden nicht begraben zu ihren vaͤtern : Also gehets dann die seele an.
Und ist dieses gewiß ein anmuthiger nahme/ der damit dem tod der glaͤu-
bigen gegeben wird/ daß er nichts anders seye/ als ein versamlen zu sei-
nem volck/ zu allen glaͤubigen/ die hier verstreuet und nach einander leben/
auch nicht eher voͤllig zusammen kommen/ als biß sie dorten allgemach
nacheinander versamlet seyn werden/ dero versamlung ein grosses stuͤck der
seligkeit ist. Also was ein verlust an ihrem todt ist von seiten der uͤber-
bleibenden/ das ist ein gewinn von ihrer seiten durch diese versamlung.
Wann aber unser liebe Lutherus sich der worte gebraucht/ auffgerafft/
mag er vielleicht auff das gleichniß sehen/ wo getreide abgeschnitten ligt/
daß mans auffrafft/ und in garben bindet :oder auch wo man siehet/
daß ein gewitter kommt/ rafft mans auff/ und fuͤhrets bald nach hauß.
Eine dieser nahe kommende gleichniß ist/ dero er sich gebraucht/ Hauß-po-
still fest. Th. f. 76.Es stehet da beydes/ wann Gott fromme
leut hinweg nimmt/ und das korn von der spreu sondert/ so ists
ein zeichen daß er den uͤbrigen hauffen straffen/ und die spreu
anzuͤnden/ und mit feuer verbrennen will/ ihnen aber schadet es
nicht/ dann sie kommen aus der unruhe in ruhe. Und auff fast
gleiche weiß T. 9. Alt. f. 181. b.Was meinstu/ wenn Gott also seinen
weitzen ausgedroschen/ und das korn an seinen ort wird gesam-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |