Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696.
3. Es sind auch die selige in fried und ruhe/ weil sie eingeschlaf-
3. Es sind auch die selige in fried und ruhe/ weil sie eingeschlaf- <TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsExordium" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0022" n="174"/><lb/> anzusehen gewesen/ also/ daß auch dem guten Noah<note xml:id="a100" next="#e100" type="editorial" n="100"/> auß mitleiden dabey<lb/> viele unruhe und betruͤbniß in dem kasten/ ob er wol vor sich sicher war/<lb/> erwecket seyn worden muß/ nicht ansehen/ sondern verschlaͤfft alles. Es<lb/> gehet den lieben seligen/ wie einem der sehr hart schlieffe/ und also ein grau-<lb/> sames wetter/ dardurch andere wachende in tausend aͤngsten und schre-<lb/> cken gesetzt wuͤrden/ gantz verschlieffe/ und nichts darvon wuͤste/ also ver-<lb/> schlaffen jene alles/ was vor elend und truͤbsal nach ihrem todt auch dieje-<lb/> nige/ dero leiden ihnen sonsten wuͤrde zu hertzen gegangen seyn/ und sie/<lb/> ob sie wol wider die goͤttliche gerichte nicht gemurret haͤtten/ aus allge-<lb/> meinen und absonderlichen ursachen betruͤbet haben/ betrifft. Welches<lb/> gewiß eine statliche ruhe ist. Da wird gleichsam zu einem jeglichem ge-<lb/> sagt/ was dorten stehet/ Jes. 26/ 20. <hi rendition="#fr">Gehe hin/ mein volck in eine<lb/> kammer/ und schleuß<note xml:id="a101" next="#e101" type="editorial" n="101"/> die thuͤr nach dir zu/ verbirg dich ein<lb/> klein augenblick/ biß der zorn voruͤber gehe.</hi></p><lb/> <p>3. Es sind auch die selige in fried und ruhe/ weil sie <hi rendition="#fr">eingeschlaf-<lb/> fen</hi> sind/ wie hier ein schlaffender in der ruhe ist/ und auch allerley schmer-<lb/> tzen und anderes uͤbel verschlaͤfft. Sie sind aber noch in besser ruhe als<lb/> ein leiblich schlaffender/ dann denselben wecken <choice><sic>eewa</sic><corr>etwa</corr></choice> noch sorgen/ schmer-<lb/> tzen/ und anders dergleichen auf/ ja in dem schlaffe aͤngstigen und quaͤlen<lb/> ihn zu weilen die traͤume. Wie dorten von dem menschlichen elend ste-<lb/> het/ Sir. 40/ 5. 6. <hi rendition="#fr">Wenn einer des nachts auf seinem bette ru-<lb/> hen und schlaffen sol/ fallen ihm mancherley gedancken vor.<lb/> Wann er gleich ein wenig ruhet/ so ists doch nichts/ denn er er-<lb/> schreckt im traum/ als sehe er die feinde kommen.</hi> Aber so ver-<lb/> haͤlt sichs nicht mit der ruhe der seligen/ die ist ein suͤsser schlaff/ der nicht<lb/> verstoͤret wird. Unser lieber Lutherus hat abermahl seine schoͤne gedan-<lb/> cken hiervon : da er spricht/ <hi rendition="#aq">Tom. 9 Alt. f. 701. a.</hi><note xml:id="a103" next="#e103" type="editorial" n="103"/><hi rendition="#fr">Dieses sind<note xml:id="a104" next="#e104" type="editorial" n="104"/> trefli-<lb/> che wort/ die da klaͤrlich anzeigen/ wie es um die todte nach<lb/> diesem leben stehe und gelegen seye. Sie gehen/ sagt er/ oder<lb/> kommen nicht in den tod/ fegfeuer oder hoͤlle/ sondern zum frie-<lb/> de/ und ruhen in ihren kammern.</hi> Wiederumb <hi rendition="#aq">f. 699 b.</hi><note xml:id="a105" next="#e105" type="editorial" n="105"/><hi rendition="#fr">Es sind<lb/> zwar die gerechten und frommen fuͤr der welt verachtet/<note xml:id="a106" next="#e106" type="editorial" n="106"/>ge-<lb/> ring und verworffen/ und laͤsset sich ansehen/ daß ihr tod sehr<lb/> traurig seye/ aber sie schlaffen einen aller lieblichsten und sehr<lb/> sanfften schlaff/ wenn sie zu bette ligen und sterben/ so sterben<lb/> sie doch nicht anders/<note xml:id="a107" next="#e107" type="editorial" n="107"/>als kaͤme sie fein leise ein schlaff in allen<lb/> ihren gliedern und sehen<note xml:id="a108" next="#e108" type="editorial" n="108"/> an. Denn sie sind zwar<note xml:id="a109" next="#e109" type="editorial" n="109"/> durch mancherley<lb/> anfechtungen<note xml:id="a110" next="#e110" type="editorial" n="110"/> gedemuͤtiget/ und friedsam und satt<note xml:id="a111" next="#e111" type="editorial" n="111"/> worden/<lb/> daß sie sagen/ lieber Herre Gott/ ich will gerne sterben/ wenn es<lb/><lb/> </hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0022]
anzusehen gewesen/ also/ daß auch dem guten Noah auß mitleiden dabey
viele unruhe und betruͤbniß in dem kasten/ ob er wol vor sich sicher war/
erwecket seyn worden muß/ nicht ansehen/ sondern verschlaͤfft alles. Es
gehet den lieben seligen/ wie einem der sehr hart schlieffe/ und also ein grau-
sames wetter/ dardurch andere wachende in tausend aͤngsten und schre-
cken gesetzt wuͤrden/ gantz verschlieffe/ und nichts darvon wuͤste/ also ver-
schlaffen jene alles/ was vor elend und truͤbsal nach ihrem todt auch dieje-
nige/ dero leiden ihnen sonsten wuͤrde zu hertzen gegangen seyn/ und sie/
ob sie wol wider die goͤttliche gerichte nicht gemurret haͤtten/ aus allge-
meinen und absonderlichen ursachen betruͤbet haben/ betrifft. Welches
gewiß eine statliche ruhe ist. Da wird gleichsam zu einem jeglichem ge-
sagt/ was dorten stehet/ Jes. 26/ 20. Gehe hin/ mein volck in eine
kammer/ und schleuß die thuͤr nach dir zu/ verbirg dich ein
klein augenblick/ biß der zorn voruͤber gehe.
3. Es sind auch die selige in fried und ruhe/ weil sie eingeschlaf-
fen sind/ wie hier ein schlaffender in der ruhe ist/ und auch allerley schmer-
tzen und anderes uͤbel verschlaͤfft. Sie sind aber noch in besser ruhe als
ein leiblich schlaffender/ dann denselben wecken etwa noch sorgen/ schmer-
tzen/ und anders dergleichen auf/ ja in dem schlaffe aͤngstigen und quaͤlen
ihn zu weilen die traͤume. Wie dorten von dem menschlichen elend ste-
het/ Sir. 40/ 5. 6. Wenn einer des nachts auf seinem bette ru-
hen und schlaffen sol/ fallen ihm mancherley gedancken vor.
Wann er gleich ein wenig ruhet/ so ists doch nichts/ denn er er-
schreckt im traum/ als sehe er die feinde kommen. Aber so ver-
haͤlt sichs nicht mit der ruhe der seligen/ die ist ein suͤsser schlaff/ der nicht
verstoͤret wird. Unser lieber Lutherus hat abermahl seine schoͤne gedan-
cken hiervon : da er spricht/ Tom. 9 Alt. f. 701. a.Dieses sind trefli-
che wort/ die da klaͤrlich anzeigen/ wie es um die todte nach
diesem leben stehe und gelegen seye. Sie gehen/ sagt er/ oder
kommen nicht in den tod/ fegfeuer oder hoͤlle/ sondern zum frie-
de/ und ruhen in ihren kammern. Wiederumb f. 699 b.Es sind
zwar die gerechten und frommen fuͤr der welt verachtet/ge-
ring und verworffen/ und laͤsset sich ansehen/ daß ihr tod sehr
traurig seye/ aber sie schlaffen einen aller lieblichsten und sehr
sanfften schlaff/ wenn sie zu bette ligen und sterben/ so sterben
sie doch nicht anders/als kaͤme sie fein leise ein schlaff in allen
ihren gliedern und sehen an. Denn sie sind zwar durch mancherley
anfechtungen gedemuͤtiget/ und friedsam und satt worden/
daß sie sagen/ lieber Herre Gott/ ich will gerne sterben/ wenn es
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