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Gerlach, Benjamin: Ein recht-Christlicher und vollkommener Ritters-Mann. Breslau, 1669.

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die last uns also gesinnet seyn. Unser Wandel ist
im Himmel/ von dannen wir auch warten deß
Heilandes JESU Christi deß HERRN/ wel-
cher unsern nichtigen Leib verklären wird/ daß er
ähnlich werde seinem verklärten Leibe. Wir kön-
nen unsere Liebe gegen die Erscheinung JESU Christi
nicht anders üben und erklären. Es ist kein besser Mit-
tel für dem Zurückfall und Abspringung von unserm
Kämpffen/ Lauffen und Auffrichtigkeit deß Glaubens/
als wenn wir den Himmel/ den letzten Tag/ die Krone
deß Lebens allezeit im Hertzen haben. Thomas/ ein
fürtrefflicher Lehrer/ stellet die Welt mit drey Kronen
für. (i) Eine ist von den Blumen der Geilheit ge-
macht; Die andere ist auß dem Gold-ähnlichen Mes-
sing deß Geitzes gegossen; Die dritte/ von den Aesten
der Hoffart zusammen geflochten. Diese zeiget sie über-
all denen/ bey welchen einiger Ernst der Gottseeligkeit
verspühret wird. Es ist eine Fabel/ welche aber heute
gnug in der Erfahrung schwebet. Atalanta war eine
unvergleichliche Läufferin/ derer Schenckel jhr keine
Krone versageten. Hippomenes, ein nicht ungeläuff-
tiger Jüngling/ traute mehr auff seine List/ als Ge-
schwindigkeit. Die Krone war auff die Ereilung deß
Zieles gesetzet. Sie lieffen beyde. Wenn Atalanta et-
was zuvor kam/ schmieß Hippomenes güldene Aepf-
fel auß. Sie traute jhren Füssen/ und gelüstete nach
dem Golde. Darüber verlohr sie das Ziel und jhre Kro-
ne. Machts die Welt was anders? Es lauffe einer den
Weg der Gebote GOTTES/ so eifrig als er wil.
Schmeist man jhm nicht güldne Aepffel in Weg/ um
jhn zu rücke zu halten? Es hat jhm macher Hirte über

diesen

die laſt uns alſo geſinnet ſeyn. Unſer Wandel iſt
im Himmel/ von dannen wir auch warten deß
Heilandes JESU Chriſti deß HERRN/ wel-
cher unſern nichtigen Leib verklaͤren wird/ daß er
aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten Leibe. Wir koͤn-
nen unſere Liebe gegen die Erſcheinung JESU Chriſti
nicht anders uͤben und erklaͤren. Es iſt kein beſſer Mit-
tel fuͤr dem Zuruͤckfall und Abſpringung von unſerm
Kaͤmpffen/ Lauffen und Auffrichtigkeit deß Glaubens/
als wenn wir den Himmel/ den letzten Tag/ die Krone
deß Lebens allezeit im Hertzen haben. Thomas/ ein
fuͤrtrefflicher Lehrer/ ſtellet die Welt mit drey Kronen
fuͤr. (i) Eine iſt von den Blumen der Geilheit ge-
macht; Die andere iſt auß dem Gold-aͤhnlichen Meſ-
ſing deß Geitzes gegoſſen; Die dritte/ von den Aeſten
der Hoffart zuſammen geflochten. Dieſe zeiget ſie uͤber-
all denen/ bey welchen einiger Ernſt der Gottſeeligkeit
verſpuͤhret wird. Es iſt eine Fabel/ welche aber heute
gnug in der Erfahrung ſchwebet. Atalanta war eine
unvergleichliche Laͤufferin/ derer Schenckel jhr keine
Krone verſageten. Hippomenes, ein nicht ungelaͤuff-
tiger Juͤngling/ traute mehr auff ſeine Liſt/ als Ge-
ſchwindigkeit. Die Krone war auff die Ereilung deß
Zieles geſetzet. Sie lieffen beyde. Wenn Atalanta et-
was zuvor kam/ ſchmieß Hippomenes guͤldene Aepf-
fel auß. Sie traute jhren Fuͤſſen/ und geluͤſtete nach
dem Golde. Daruͤber verlohr ſie das Ziel und jhre Kro-
ne. Machts die Welt was anders? Es lauffe einer den
Weg der Gebote GOTTES/ ſo eifrig als er wil.
Schmeiſt man jhm nicht guͤldne Aepffel in Weg/ um
jhn zu ruͤcke zu halten? Es hat jhm macher Hirte uͤber

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[[26]/0026] die laſt uns alſo geſinnet ſeyn. Unſer Wandel iſt im Himmel/ von dannen wir auch warten deß Heilandes JESU Chriſti deß HERRN/ wel- cher unſern nichtigen Leib verklaͤren wird/ daß er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤrten Leibe. Wir koͤn- nen unſere Liebe gegen die Erſcheinung JESU Chriſti nicht anders uͤben und erklaͤren. Es iſt kein beſſer Mit- tel fuͤr dem Zuruͤckfall und Abſpringung von unſerm Kaͤmpffen/ Lauffen und Auffrichtigkeit deß Glaubens/ als wenn wir den Himmel/ den letzten Tag/ die Krone deß Lebens allezeit im Hertzen haben. Thomas/ ein fuͤrtrefflicher Lehrer/ ſtellet die Welt mit drey Kronen fuͤr. ⁽i⁾ Eine iſt von den Blumen der Geilheit ge- macht; Die andere iſt auß dem Gold-aͤhnlichen Meſ- ſing deß Geitzes gegoſſen; Die dritte/ von den Aeſten der Hoffart zuſammen geflochten. Dieſe zeiget ſie uͤber- all denen/ bey welchen einiger Ernſt der Gottſeeligkeit verſpuͤhret wird. Es iſt eine Fabel/ welche aber heute gnug in der Erfahrung ſchwebet. Atalanta war eine unvergleichliche Laͤufferin/ derer Schenckel jhr keine Krone verſageten. Hippomenes, ein nicht ungelaͤuff- tiger Juͤngling/ traute mehr auff ſeine Liſt/ als Ge- ſchwindigkeit. Die Krone war auff die Ereilung deß Zieles geſetzet. Sie lieffen beyde. Wenn Atalanta et- was zuvor kam/ ſchmieß Hippomenes guͤldene Aepf- fel auß. Sie traute jhren Fuͤſſen/ und geluͤſtete nach dem Golde. Daruͤber verlohr ſie das Ziel und jhre Kro- ne. Machts die Welt was anders? Es lauffe einer den Weg der Gebote GOTTES/ ſo eifrig als er wil. Schmeiſt man jhm nicht guͤldne Aepffel in Weg/ um jhn zu ruͤcke zu halten? Es hat jhm macher Hirte uͤber dieſen

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Zitationshilfe: Gerlach, Benjamin: Ein recht-Christlicher und vollkommener Ritters-Mann. Breslau, 1669. , S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354493/26>, abgerufen am 21.11.2024.