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Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677.

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Christliche Leich-Predigt.
verachtenden sicheren Hertzens! Bin ich erwehlet? (verordnet
zur Seeligkeit) so mag ich leben und thun was ich wil/ das wird
nicht schaden/ GOtt wird mich nicht lassen verlohren seyn. Bin
ich verworffen (verordnet zur Verdamnüß) so mag ich sorgen wie
ich wil/ das wird nichts helffen. GOtt wird mich nicht lassen sei-
nen Erben seyn.

Resp. Wer sagt das? Er spreche Schiboleth! Lispelt sei-Jud. 12, v. 5.
ne Zunge/ und mangelt ihm ein Buchstabe? so ist er falsch. Er
kommt nicht hinüber über die Furth.

Occ. 4. Wie denn nicht: das ist ja der Glaube und die Theo-
logie
der Reformirten?

Resp. Mein Zeuge ist im Himmel! Were dies die Theolo-
gie
der Reformirten, so wolt ich in ewigkeit nicht reformirt seyn.Wolleb.
Comp. Th.
Cap. 4. l. de
Praedest.
Can. 15.
p. m.
32.

Es ist ja die Theologie des Teuffels. Der setzt hiemit die Men-
schen auff die Spitze (Zinne) des Tempels/ wie Christum/ wenn
er ihren Seelen den Hals brechen wil. Stürtze dich hinab/ bist
du Gottes Sohn/
Matth. 4. bist du erwehlet? Du wirst ja nicht
den Hals brechen/ denn Er hat seinen Engeln befohlen über dir/
daß Sie dich auff ihren Händen tragen/ und du deinen Fuß nicht
an einen Stein stossest. Aber hört was der Geist GOttes hinzu
setzt: In viis Tuis, auff deinen Wegen. Wir sagen: Qvi ordi-Psalm 91.
nat finem, ordinat media, GOtt der das Ende beschlossen/ hat
die Mittel für das Ende verordnet/ Wo eins gesetzt wird/ muß das
andre mit genommen werden. v. g. Der Mensch lebet nicht al-
lein vom Brodt. Er lebt aber gleichwol nicht ungessen und ohne
Brodt. Ein alter Vater/ unter den Christlichen Außländern/
hatte einen Sohn; der war mit dieser Lehr der Deformirten Kir-
chen sehr eingenommen. Er konte sie ihm nicht außreden. Einmal
solte der Sohn nothwendig nach Rom reisen; Er bittet vom Va-
ter ein Pferd. Der giebt ihm einen witzigen bescheid: Mein Sohn/
hats Gott verordnet/ daß du heute solst zu Rom seyn/ so wirst du

da
D 3

Chriſtliche Leich-Predigt.
verachtenden ſicheren Hertzens! Bin ich erwehlet? (verordnet
zur Seeligkeit) ſo mag ich leben und thun was ich wil/ das wird
nicht ſchaden/ GOtt wird mich nicht laſſen verlohren ſeyn. Bin
ich verworffen (verordnet zur Verdamnuͤß) ſo mag ich ſorgen wie
ich wil/ das wird nichts helffen. GOtt wird mich nicht laſſen ſei-
nen Erben ſeyn.

Reſp. Wer ſagt das? Er ſpreche Schiboleth! Liſpelt ſei-Jud. 12, v. 5.
ne Zunge/ und mangelt ihm ein Buchſtabe? ſo iſt er falſch. Er
kom̃t nicht hinuͤber uͤber die Furth.

Occ. 4. Wie denn nicht: das iſt ja der Glaube und die Theo-
logie
der Reformirten?

Reſp. Mein Zeuge iſt im Himmel! Were dies die Theolo-
gie
der Reformirten, ſo wolt ich in ewigkeit nicht reformirt ſeyn.Wolleb.
Comp. Th.
Cap. 4. l. de
Prædeſt.
Can. 15.
p. m.
32.

Es iſt ja die Theologie des Teuffels. Der ſetzt hiemit die Men-
ſchen auff die Spitze (Zinne) des Tempels/ wie Chriſtum/ wenn
er ihren Seelen den Hals brechen wil. Stürtze dich hinab/ biſt
du Gottes Sohn/
Matth. 4. biſt du erwehlet? Du wirſt ja nicht
den Hals brechen/ denn Er hat ſeinen Engeln befohlen über dir/
daß Sie dich auff ihren Haͤnden tragen/ und du deinen Fuß nicht
an einen Stein ſtoſſeſt. Aber hoͤrt was der Geiſt GOttes hinzu
ſetzt: In viis Tuis, auff deinen Wegen. Wir ſagen: Qvi ordi-Pſalm 91.
nat finem, ordinat media, GOtt der das Ende beſchloſſen/ hat
die Mittel fuͤr das Ende verordnet/ Wo eins geſetzt wird/ muß das
andre mit genommen werden. v. g. Der Menſch lebet nicht al-
lein vom Brodt. Er lebt aber gleichwol nicht ungeſſen und ohne
Brodt. Ein alter Vater/ unter den Chriſtlichen Außlaͤndern/
hatte einen Sohn; der war mit dieſer Lehr der Deformirten Kir-
chen ſehr eingenommen. Er konte ſie ihm nicht außreden. Einmal
ſolte der Sohn nothwendig nach Rom reiſen; Er bittet vom Va-
ter ein Pferd. Der giebt ihm einen witzigen beſcheid: Mein Sohn/
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[29/0031] Chriſtliche Leich-Predigt. verachtenden ſicheren Hertzens! Bin ich erwehlet? (verordnet zur Seeligkeit) ſo mag ich leben und thun was ich wil/ das wird nicht ſchaden/ GOtt wird mich nicht laſſen verlohren ſeyn. Bin ich verworffen (verordnet zur Verdamnuͤß) ſo mag ich ſorgen wie ich wil/ das wird nichts helffen. GOtt wird mich nicht laſſen ſei- nen Erben ſeyn. Reſp. Wer ſagt das? Er ſpreche Schiboleth! Liſpelt ſei- ne Zunge/ und mangelt ihm ein Buchſtabe? ſo iſt er falſch. Er kom̃t nicht hinuͤber uͤber die Furth. Jud. 12, v. 5. Occ. 4. Wie denn nicht: das iſt ja der Glaube und die Theo- logie der Reformirten? Reſp. Mein Zeuge iſt im Himmel! Were dies die Theolo- gie der Reformirten, ſo wolt ich in ewigkeit nicht reformirt ſeyn. Es iſt ja die Theologie des Teuffels. Der ſetzt hiemit die Men- ſchen auff die Spitze (Zinne) des Tempels/ wie Chriſtum/ wenn er ihren Seelen den Hals brechen wil. Stürtze dich hinab/ biſt du Gottes Sohn/ Matth. 4. biſt du erwehlet? Du wirſt ja nicht den Hals brechen/ denn Er hat ſeinen Engeln befohlen über dir/ daß Sie dich auff ihren Haͤnden tragen/ und du deinen Fuß nicht an einen Stein ſtoſſeſt. Aber hoͤrt was der Geiſt GOttes hinzu ſetzt: In viis Tuis, auff deinen Wegen. Wir ſagen: Qvi ordi- nat finem, ordinat media, GOtt der das Ende beſchloſſen/ hat die Mittel fuͤr das Ende verordnet/ Wo eins geſetzt wird/ muß das andre mit genommen werden. v. g. Der Menſch lebet nicht al- lein vom Brodt. Er lebt aber gleichwol nicht ungeſſen und ohne Brodt. Ein alter Vater/ unter den Chriſtlichen Außlaͤndern/ hatte einen Sohn; der war mit dieſer Lehr der Deformirten Kir- chen ſehr eingenommen. Er konte ſie ihm nicht außreden. Einmal ſolte der Sohn nothwendig nach Rom reiſen; Er bittet vom Va- ter ein Pferd. Der giebt ihm einen witzigen beſcheid: Mein Sohn/ hats Gott verordnet/ daß du heute ſolſt zu Rom ſeyn/ ſo wirſt du da Wolleb. Comp. Th. Cap. 4. l. de Prædeſt. Can. 15. p. m. 32. Pſalm 91. D 3

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Zitationshilfe: Hartmann, Adam Samuel: Der letzte Wille des Sohnes Gottes. Lissa, 1677, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354523/31>, abgerufen am 28.04.2024.