Mauschwitz, Karl Siegmund von: Schuldiger/ Aber/ ach leider! Breslau, [1672].Der zu seiner Zeit weise Kaiser Marcus Antoninus Wenn
Der zu ſeiner Zeit weiſe Kaiſer Marcus Antoninus Wenn
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Der zu ſeiner Zeit weiſe Kaiſer Marcus Antoninus
zu Rom/ beklagte den Hintritt eines ſeiner vertrauteſten
Freunde mit hefftigſter Bewegung/ antwortete auch de-
nen ſo jhn von ſo thaner Betruͤbnuͤß/ als einer derogleichen
Fuͤrſten nicht anſtaͤndigen Verſtellung/ abmahnen wolten/
mit folgenden Worten: Permittite mihi ut doleam, nul-
la enim Philoſophia, nullum Imperium tollit Affectus.
Laſſet mich doch meiner Traurigkeit nachfolgen/ in dem
weder Weißheit noch Verſtand/ weder Hoheit noch Koͤ-
nigliches Anſehen/ die Traurigen Bewegungen unſerer
Gemuͤtter zu uͤberwinden weiß. Es iſt unlaugbar/ daß
wir den Verluſt unſerer bereits vor den Haͤnden habenden
Gluͤckſeligkeit/ mit unverwendeten Augen anzuſchauen
nimmermehr vermoͤgen/ bevorauß wenn den Schaden
zuerſetzen/ oder das Verlohrne wieder zubringen/ die Hoff-
nung/ ſo der ungluͤckſeligen entlicher Troſt ſein muß/ vol-
lends gaͤntzlich verſchwinden wil. So haͤfftig die neigun-
gen unſerer Gemuͤtter daß annoch nicht uͤberkommene zu
ſuchen pflegen/ ſo haͤfftig/ ja Tauſendmal haͤfftiger bekla-
gen ſie/ die bereits ſich ſo gewiß eingebildete/ und vor den
Augen verlierende Gluͤckſeligkeit. Ja es ſage allhier ein/
in allen Faͤllen deß Gluͤckes/ außgeuͤbteſter und weiſeſter
Philoſophus, was er jmmer wolle/ ſo kan ich dennoch nicht
glauben/ daß wir unſere Affecten/ in denen uns zuſtoſſen-
den Unfaͤllen gaͤntzlichen bezwingen koͤnnen/ zumahlen
wenn der unverhoffte Verluſt/ oder die Vortreffligkeit
deſſen was wir verlohren haben/ den Schaden faſt unver-
gleichlich zu machen pflegen.
Wenn
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