Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogelhaupt, Nicolaus: Coelicum profligandae mortis Alexipharmacum. Guben, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs Rede.
lichen Versamlung/ und leidiger Begleitung auff heutigen Tag
veranlasset hat: Jn dem der Edle/ Groß-Achtbare/ Hochgelahr-
te/ und Vielerfahrne Herr Johann Laurentius Fabri, Med. Doct.
und bey dieser Stadt glückhaffter practicus, durch ein hefftiges/
hitziges und schwindsichtiges Fieber/ und darauff erfolgten Todt/
bey seinen besten Jahren/ dieser Stadt und Landschafft entzogen
worden. Zu beklagen ist es ja daß der Mann bey so jungen Jah-
ren/ nicht allein seiner Hertz-Ehgeliebten der jtzo Hochbetrübten
Frauen Wittib- und denen Ansehnlichen Befreundten/ sondern
auch sehr vielen andern Fürnehmen Leuten/ bey denen Er lieb/ werth/
und seiner Kunst halben in grossen Ansehen gewesen; ja auch dieser
gantzen löblichen Stadt/ der Er medendo wol vor gestanden/ so
frühzeitig entzogen worden ist.

Ein recht Wohlgelehrter/ Wohlverständiger und Woler-
fahrner Artzt/ ist bey einer Stadt/ ja bey einer gantzen Landschafft
Gen. 50.
v.
2.
nicht für ein geringes Kleinod zu achten. Zwar Gen. 50. kan es
dem Ansehen nach fast den Schein haben/ als wenn bey den Aegy-
ptiern oder auch den Ebraeern die Aertzte nicht so hoch geachtet wor-
den wären: Alldieweil allda gesagt wird/ das Joseph seinen
Knechten den Aertzten befohlen/ seinen verstorbenen Vater zu sal-
ben; welcher Titel für fast verächtlich und verkleinerlich geachtet
wird. Dargegen aber ist zu mercken/ daß selbigen Ortes nicht
eigentlich von denen Aertzten gehandelt wird/ welche die Gesund-
heit der Menschen/ nechst Göttlicher Verleihung/ in guten Be-
stand zu erhalten wissen; oder wenn die Gesundheit etwan verseh-
ret worden/ solche wieder zu recht bringen können: sondern nur von
den Jenigen welche man Paraschistas und Taricheutas genennet.
Wie denn auch bey den Septuaginta jnterpretibus Graecis solche
nur entaphisai genennet werden/ durch welchen Nahmen auff sol-
che Leute gedeutet wird/ so man bey den Römern pollinctores nen-
nete/ welche den Medicis gar nicht gleich geachtet worden. Daß
aber unser Seel. Herr Faber ein rechtschaffener Medicus gewesen
sey/ ist nicht nur aus Seinem Curriculo Vitae gnugsam zu er-

achten/

Abdanckungs Rede.
lichen Verſamlung/ und leidiger Begleitung auff heutigen Tag
veranlaſſet hat: Jn dem der Edle/ Groß-Achtbare/ Hochgelahr-
te/ und Vielerfahrne Herꝛ Johann Laurentius Fabri, Med. Doct.
und bey dieſer Stadt gluͤckhaffter practicus, durch ein hefftiges/
hitziges und ſchwindſichtiges Fieber/ und darauff erfolgten Todt/
bey ſeinen beſten Jahren/ dieſer Stadt und Landſchafft entzogen
worden. Zu beklagen iſt es ja daß der Mann bey ſo jungen Jah-
ren/ nicht allein ſeiner Hertz-Ehgeliebten der jtzo Hochbetruͤbten
Frauen Wittib- und denen Anſehnlichen Befreundten/ ſondern
auch ſehr vielen andern Fuͤrnehmen Leuten/ bey denen Er lieb/ werth/
und ſeiner Kunſt halben in groſſen Anſehen geweſen; ja auch dieſer
gantzen loͤblichen Stadt/ der Er medendo wol vor geſtanden/ ſo
fruͤhzeitig entzogen worden iſt.

Ein recht Wohlgelehrter/ Wohlverſtaͤndiger und Woler-
fahrner Artzt/ iſt bey einer Stadt/ ja bey einer gantzen Landſchafft
Gen. 50.
v.
2.
nicht fuͤr ein geringes Kleinod zu achten. Zwar Gen. 50. kan es
dem Anſehen nach faſt den Schein haben/ als wenn bey den Aegy-
ptiern oder auch den Ebræern die Aertzte nicht ſo hoch geachtet woꝛ-
den waͤren: Alldieweil allda geſagt wird/ das Joſeph ſeinen
Knechten den Aertzten befohlen/ ſeinen verſtorbenen Vater zu ſal-
ben; welcher Titel fuͤr faſt veraͤchtlich und verkleinerlich geachtet
wird. Dargegen aber iſt zu mercken/ daß ſelbigen Ortes nicht
eigentlich von denen Aertzten gehandelt wird/ welche die Geſund-
heit der Menſchen/ nechſt Goͤttlicher Verleihung/ in guten Be-
ſtand zu erhalten wiſſen; oder wenn die Geſundheit etwan verſeh-
ret worden/ ſolche wieder zu recht bringen koͤnnen: ſondern nur von
den Jenigen welche man Paraſchiſtas und Taricheutas genennet.
Wie denn auch bey den Septuaginta jnterpretibus Græcis ſolche
nur ἐνταφισαὶ genennet werden/ durch welchen Nahmen auff ſol-
che Leute gedeutet wird/ ſo man bey den Roͤmern pollinctores nen-
nete/ welche den Medicis gar nicht gleich geachtet worden. Daß
aber unſer Seel. Herꝛ Faber ein rechtſchaffener Medicus geweſen
ſey/ iſt nicht nur aus Seinem Curriculo Vitæ gnugſam zu er-

achten/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0084" n="[12]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abdanckungs Rede.</hi></fw><lb/>
lichen Ver&#x017F;amlung/ und leidiger Begleitung auff heutigen Tag<lb/>
veranla&#x017F;&#x017F;et hat: Jn dem der Edle/ Groß-Achtbare/ Hochgelahr-<lb/>
te/ und Vielerfahrne Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Johann Laurentius Fabri, Med. Doct.</hi><lb/>
und bey die&#x017F;er Stadt glu&#x0364;ckhaffter <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">p</hi>racticus,</hi> durch ein hefftiges/<lb/>
hitziges und &#x017F;chwind&#x017F;ichtiges Fieber/ und darauff erfolgten Todt/<lb/>
bey &#x017F;einen be&#x017F;ten Jahren/ die&#x017F;er Stadt und Land&#x017F;chafft entzogen<lb/>
worden. Zu beklagen i&#x017F;t es ja daß der Mann bey &#x017F;o jungen Jah-<lb/>
ren/ nicht allein &#x017F;einer Hertz-Ehgeliebten der jtzo Hochbetru&#x0364;bten<lb/>
Frauen Wittib- und denen An&#x017F;ehnlichen Befreundten/ &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;ehr vielen andern Fu&#x0364;rnehmen Leuten/ bey denen Er lieb/ werth/<lb/>
und &#x017F;einer Kun&#x017F;t halben in gro&#x017F;&#x017F;en An&#x017F;ehen gewe&#x017F;en; ja auch die&#x017F;er<lb/>
gantzen lo&#x0364;blichen Stadt/ der Er <hi rendition="#aq">medendo</hi> wol vor ge&#x017F;tanden/ &#x017F;o<lb/>
fru&#x0364;hzeitig entzogen worden i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Ein recht Wohlgelehrter/ Wohlver&#x017F;ta&#x0364;ndiger und Woler-<lb/>
fahrner Artzt/ i&#x017F;t bey einer Stadt/ ja bey einer gantzen Land&#x017F;chafft<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Gen. 50.<lb/>
v.</hi> 2.</note>nicht fu&#x0364;r ein geringes Kleinod zu achten. Zwar <hi rendition="#aq">Gen.</hi> 50. kan es<lb/>
dem An&#x017F;ehen nach fa&#x017F;t den Schein haben/ als wenn bey den Aegy-<lb/>
ptiern oder auch den Ebr<hi rendition="#aq">æ</hi>ern die Aertzte nicht &#x017F;o hoch geachtet wo&#xA75B;-<lb/>
den wa&#x0364;ren: Alldieweil allda ge&#x017F;agt wird/ das Jo&#x017F;eph &#x017F;einen<lb/>
Knechten den Aertzten befohlen/ &#x017F;einen ver&#x017F;torbenen Vater zu &#x017F;al-<lb/>
ben; welcher Titel fu&#x0364;r fa&#x017F;t vera&#x0364;chtlich und verkleinerlich geachtet<lb/>
wird. Dargegen aber i&#x017F;t zu mercken/ daß &#x017F;elbigen Ortes nicht<lb/>
eigentlich von denen Aertzten gehandelt wird/ welche die Ge&#x017F;und-<lb/>
heit der Men&#x017F;chen/ nech&#x017F;t Go&#x0364;ttlicher Verleihung/ in guten Be-<lb/>
&#x017F;tand zu erhalten wi&#x017F;&#x017F;en; oder wenn die Ge&#x017F;undheit etwan ver&#x017F;eh-<lb/>
ret worden/ &#x017F;olche wieder zu recht bringen ko&#x0364;nnen: &#x017F;ondern nur von<lb/>
den Jenigen welche man <hi rendition="#aq">Para&#x017F;chi&#x017F;tas</hi> und <hi rendition="#aq">Taricheutas</hi> genennet.<lb/>
Wie denn auch bey den <hi rendition="#aq">Septuaginta jnterpretibus Græcis</hi> &#x017F;olche<lb/>
nur &#x1F10;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;&#x03C6;&#x03B9;&#x03C3;&#x03B1;&#x1F76; genennet werden/ durch welchen Nahmen auff &#x017F;ol-<lb/>
che Leute gedeutet wird/ &#x017F;o man bey den Ro&#x0364;mern <hi rendition="#aq">pollinctores</hi> nen-<lb/>
nete/ welche den <hi rendition="#aq">Medicis</hi> gar nicht gleich geachtet worden. Daß<lb/>
aber un&#x017F;er Seel. Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Faber</hi> ein recht&#x017F;chaffener <hi rendition="#aq">Medicus</hi> gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ey/ i&#x017F;t nicht nur aus Seinem <hi rendition="#aq">Curriculo Vitæ</hi> gnug&#x017F;am zu er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">achten/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[12]/0084] Abdanckungs Rede. lichen Verſamlung/ und leidiger Begleitung auff heutigen Tag veranlaſſet hat: Jn dem der Edle/ Groß-Achtbare/ Hochgelahr- te/ und Vielerfahrne Herꝛ Johann Laurentius Fabri, Med. Doct. und bey dieſer Stadt gluͤckhaffter practicus, durch ein hefftiges/ hitziges und ſchwindſichtiges Fieber/ und darauff erfolgten Todt/ bey ſeinen beſten Jahren/ dieſer Stadt und Landſchafft entzogen worden. Zu beklagen iſt es ja daß der Mann bey ſo jungen Jah- ren/ nicht allein ſeiner Hertz-Ehgeliebten der jtzo Hochbetruͤbten Frauen Wittib- und denen Anſehnlichen Befreundten/ ſondern auch ſehr vielen andern Fuͤrnehmen Leuten/ bey denen Er lieb/ werth/ und ſeiner Kunſt halben in groſſen Anſehen geweſen; ja auch dieſer gantzen loͤblichen Stadt/ der Er medendo wol vor geſtanden/ ſo fruͤhzeitig entzogen worden iſt. Ein recht Wohlgelehrter/ Wohlverſtaͤndiger und Woler- fahrner Artzt/ iſt bey einer Stadt/ ja bey einer gantzen Landſchafft nicht fuͤr ein geringes Kleinod zu achten. Zwar Gen. 50. kan es dem Anſehen nach faſt den Schein haben/ als wenn bey den Aegy- ptiern oder auch den Ebræern die Aertzte nicht ſo hoch geachtet woꝛ- den waͤren: Alldieweil allda geſagt wird/ das Joſeph ſeinen Knechten den Aertzten befohlen/ ſeinen verſtorbenen Vater zu ſal- ben; welcher Titel fuͤr faſt veraͤchtlich und verkleinerlich geachtet wird. Dargegen aber iſt zu mercken/ daß ſelbigen Ortes nicht eigentlich von denen Aertzten gehandelt wird/ welche die Geſund- heit der Menſchen/ nechſt Goͤttlicher Verleihung/ in guten Be- ſtand zu erhalten wiſſen; oder wenn die Geſundheit etwan verſeh- ret worden/ ſolche wieder zu recht bringen koͤnnen: ſondern nur von den Jenigen welche man Paraſchiſtas und Taricheutas genennet. Wie denn auch bey den Septuaginta jnterpretibus Græcis ſolche nur ἐνταφισαὶ genennet werden/ durch welchen Nahmen auff ſol- che Leute gedeutet wird/ ſo man bey den Roͤmern pollinctores nen- nete/ welche den Medicis gar nicht gleich geachtet worden. Daß aber unſer Seel. Herꝛ Faber ein rechtſchaffener Medicus geweſen ſey/ iſt nicht nur aus Seinem Curriculo Vitæ gnugſam zu er- achten/ Gen. 50. v. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/358773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/358773/84
Zitationshilfe: Vogelhaupt, Nicolaus: Coelicum profligandae mortis Alexipharmacum. Guben, 1673, S. [12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358773/84>, abgerufen am 21.11.2024.