Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogelhaupt, Nicolaus: Coelicum profligandae mortis Alexipharmacum. Guben, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs Rede.
achten/ da gemeldet worden/ wie/ wo und was Weise Er seine Me-
dicin studi
ret; sondern hat sich auch bey den wenigen Jahren/ die
Jhn GOtt in Praxi zubringen lassen gnugsam erwiesen. Sein
Studium Medicum hat Er recht und wol angefangen; Tapffer
und rühmlich fortgestellet; und unnachlässiger Weise zu Ende
bracht: Darauff denn eine bescheidene und von GOtt gesegnete
Praxis bey Jhm auch erfolget/ daß Er in kurtzer Zeit einen guten
Beruff/ grosses Lob/ vieler Gunst/ auch nicht geringen Danck er-
langet/ daß nun diese Stadt und umbliegende Gegend eines wol-
erfahrnen und verständigen Medici, durch den tödlichen Abgang/
bey so frühen Jahren Seines Alters/ bey Erweisung des besten
Nutzes/ und sonderlicher Frucht so sie von Ihm empfinden kön-
nen/ beraubet sich befindet. Solte das nicht zu beklagen/ nicht zu
bejammern seyn? Ach freylich. Dahero finde ich auch Thränen
derer so sich nicht wollen trösten lassen. Am allermeisten beklagt
solchen frühzeitigen Hintritt die Hochbetrübte Frau Wittib. Sie
klagts freylich dem HERREN/ daß der Todt so übel gehandelt
und die Helffte Jhres Hertzens/ die Wonne Jhrer Augen/ den
Schutz und Auffenthalt jhres Lebens hinweg gerissen: Daher denn
das halbirte Hertz nichts den bluten und weinen/ und zu den HErrnThr. 1.
v.
20.

schreyen kan: Ach HERR wie bang ist mir/ daß mirs im Leibe
davon wehe thut/ mein Hertz wallet mir in meinem Leibe/ denn ich
bin hochbetrübet/ und der Todt hat mich abermal zur Wittben ge-
macht. Nicht minder beklaget diesen Todt der gegenwärtige Herr
Bruder/ Frauen Schwestern/ die Herren Schwäger/ Bluts-
und Gemüths-Freunde; ruffen Ihm nach aus dem 1. Reg. 13. Ach1. Reg. 13.
v.
30.

Bruder/ ach Bruder!

Jch/ der Wenigste bey dieser Versamlung/ bin nicht der
Wenigste an Kummer/ muß Ihn auch beklagen und bekennen wie
ich an Ihm gehabt in der Jugend einen gehorsamen Discipulum,
bey Seinen vollständigen J[a]hren einen lieben Freund/ unnd bey
meiner fast vierjährigen Unpäßligkeit einen getreuen und erfahr-
nen Medicum, dem nechst dem Höchsten ich die Ehr und denRuhm

geben
(b) 3

Abdanckungs Rede.
achten/ da gemeldet worden/ wie/ wo und was Weiſe Er ſeine Me-
dicin ſtudi
ret; ſondern hat ſich auch bey den wenigen Jahren/ die
Jhn GOtt in Praxi zubringen laſſen gnugſam erwieſen. Sein
Studium Medicum hat Er recht und wol angefangen; Tapffer
und ruͤhmlich fortgeſtellet; und unnachlaͤſſiger Weiſe zu Ende
bracht: Darauff denn eine beſcheidene und von GOtt geſegnete
Praxis bey Jhm auch erfolget/ daß Er in kurtzer Zeit einen guten
Beruff/ groſſes Lob/ vieler Gunſt/ auch nicht geringen Danck er-
langet/ daß nun dieſe Stadt und umbliegende Gegend eines wol-
erfahrnen und verſtaͤndigen Medici, durch den toͤdlichen Abgang/
bey ſo fruͤhen Jahren Seines Alters/ bey Erweiſung des beſten
Nutzes/ und ſonderlicher Frucht ſo ſie von Ihm empfinden koͤn-
nen/ beraubet ſich befindet. Solte das nicht zu beklagen/ nicht zu
bejammern ſeyn? Ach freylich. Dahero finde ich auch Thraͤnen
derer ſo ſich nicht wollen troͤſten laſſen. Am allermeiſten beklagt
ſolchen fruͤhzeitigen Hintritt die Hochbetruͤbte Frau Wittib. Sie
klagts freylich dem HERREN/ daß der Todt ſo uͤbel gehandelt
und die Helffte Jhres Hertzens/ die Wonne Jhrer Augen/ den
Schutz und Auffenthalt jhres Lebens hinweg geriſſen: Daher deñ
das halbirte Hertz nichts den bluten und weinen/ und zu den HErꝛnThr. 1.
v.
20.

ſchreyen kan: Ach HERR wie bang iſt mir/ daß mirs im Leibe
davon wehe thut/ mein Hertz wallet mir in meinem Leibe/ denn ich
bin hochbetruͤbet/ und der Todt hat mich abermal zur Wittben ge-
macht. Nicht minder beklaget dieſen Todt der gegenwaͤrtige Herꝛ
Bruder/ Frauen Schweſtern/ die Herren Schwaͤger/ Bluts-
und Gemuͤths-Freunde; ruffen Ihm nach aus dem 1. Reg. 13. Ach1. Reg. 13.
v.
30.

Bruder/ ach Bruder!

Jch/ der Wenigſte bey dieſer Verſamlung/ bin nicht der
Wenigſte an Kummer/ muß Ihn auch beklagen und bekennen wie
ich an Ihm gehabt in der Jugend einen gehorſamen Diſcipulum,
bey Seinen vollſtaͤndigen J[a]hren einen lieben Freund/ unnd bey
meiner faſt vierjaͤhrigen Unpaͤßligkeit einen getreuen und erfahr-
nen Medicum, dem nechſt dem Hoͤchſten ich die Ehr und denRuhm

geben
(b) 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0085" n="[13]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abdanckungs Rede.</hi></fw><lb/>
achten/ da gemeldet worden/ wie/ wo und was Wei&#x017F;e Er &#x017F;eine<hi rendition="#aq"> Me-<lb/>
dicin &#x017F;tudi</hi>ret; &#x017F;ondern hat &#x017F;ich auch bey den wenigen Jahren/ die<lb/>
Jhn GOtt in <hi rendition="#aq">Praxi</hi> zubringen la&#x017F;&#x017F;en gnug&#x017F;am erwie&#x017F;en. Sein<lb/><hi rendition="#aq">Studium Medicum</hi> hat Er recht und wol angefangen; Tapffer<lb/>
und ru&#x0364;hmlich fortge&#x017F;tellet; und unnachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger Wei&#x017F;e zu Ende<lb/>
bracht: Darauff denn eine be&#x017F;cheidene und von GOtt ge&#x017F;egnete<lb/><hi rendition="#aq">Praxis</hi> bey Jhm auch erfolget/ daß Er in kurtzer Zeit einen guten<lb/>
Beruff/ gro&#x017F;&#x017F;es Lob/ vieler Gun&#x017F;t/ auch nicht geringen Danck er-<lb/>
langet/ daß nun die&#x017F;e Stadt und umbliegende Gegend eines wol-<lb/>
erfahrnen und ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen <hi rendition="#aq">Medici,</hi> durch den to&#x0364;dlichen Abgang/<lb/>
bey &#x017F;o fru&#x0364;hen Jahren Seines Alters/ bey Erwei&#x017F;ung des be&#x017F;ten<lb/>
Nutzes/ und &#x017F;onderlicher Frucht &#x017F;o &#x017F;ie von Ihm empfinden ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ beraubet &#x017F;ich befindet. Solte das nicht zu beklagen/ nicht zu<lb/>
bejammern &#x017F;eyn? Ach freylich. Dahero finde ich auch Thra&#x0364;nen<lb/>
derer &#x017F;o &#x017F;ich nicht wollen tro&#x0364;&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en. Am allermei&#x017F;ten beklagt<lb/>
&#x017F;olchen fru&#x0364;hzeitigen Hintritt die Hochbetru&#x0364;bte Frau Wittib. Sie<lb/>
klagts freylich dem HERREN/ daß der Todt &#x017F;o u&#x0364;bel gehandelt<lb/>
und die Helffte Jhres Hertzens/ die Wonne Jhrer Augen/ den<lb/>
Schutz und Auffenthalt jhres Lebens hinweg geri&#x017F;&#x017F;en: Daher den&#x0303;<lb/>
das halbirte Hertz nichts den bluten und weinen/ und zu den HEr&#xA75B;n<note place="right"><hi rendition="#aq">Thr. 1.<lb/>
v.</hi> 20.</note><lb/>
&#x017F;chreyen kan: Ach HERR wie bang i&#x017F;t mir/ daß mirs im Leibe<lb/>
davon wehe thut/ mein Hertz wallet mir in meinem Leibe/ denn ich<lb/>
bin hochbetru&#x0364;bet/ und der Todt hat mich abermal zur Wittben ge-<lb/>
macht. Nicht minder beklaget die&#x017F;en Todt der gegenwa&#x0364;rtige Her&#xA75B;<lb/>
Bruder/ Frauen Schwe&#x017F;tern/ die Herren Schwa&#x0364;ger/ Bluts-<lb/>
und Gemu&#x0364;ths-Freunde; ruffen Ihm nach aus dem 1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 13. Ach<note place="right">1. <hi rendition="#aq">Reg. 13.<lb/>
v.</hi> 30.</note><lb/>
Bruder/ ach Bruder!</p><lb/>
        <p>Jch/ der Wenig&#x017F;te bey die&#x017F;er Ver&#x017F;amlung/ bin nicht der<lb/>
Wenig&#x017F;te an Kummer/ muß Ihn auch beklagen und bekennen wie<lb/>
ich an Ihm gehabt in der Jugend einen gehor&#x017F;amen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cipulum,</hi><lb/>
bey Seinen voll&#x017F;ta&#x0364;ndigen J<supplied>a</supplied>hren einen lieben Freund/ unnd bey<lb/>
meiner fa&#x017F;t vierja&#x0364;hrigen Unpa&#x0364;ßligkeit einen getreuen und erfahr-<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Medicum,</hi> dem nech&#x017F;t dem Ho&#x0364;ch&#x017F;ten ich die Ehr und denRuhm<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(b) 3</fw><fw place="bottom" type="catch">geben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[13]/0085] Abdanckungs Rede. achten/ da gemeldet worden/ wie/ wo und was Weiſe Er ſeine Me- dicin ſtudiret; ſondern hat ſich auch bey den wenigen Jahren/ die Jhn GOtt in Praxi zubringen laſſen gnugſam erwieſen. Sein Studium Medicum hat Er recht und wol angefangen; Tapffer und ruͤhmlich fortgeſtellet; und unnachlaͤſſiger Weiſe zu Ende bracht: Darauff denn eine beſcheidene und von GOtt geſegnete Praxis bey Jhm auch erfolget/ daß Er in kurtzer Zeit einen guten Beruff/ groſſes Lob/ vieler Gunſt/ auch nicht geringen Danck er- langet/ daß nun dieſe Stadt und umbliegende Gegend eines wol- erfahrnen und verſtaͤndigen Medici, durch den toͤdlichen Abgang/ bey ſo fruͤhen Jahren Seines Alters/ bey Erweiſung des beſten Nutzes/ und ſonderlicher Frucht ſo ſie von Ihm empfinden koͤn- nen/ beraubet ſich befindet. Solte das nicht zu beklagen/ nicht zu bejammern ſeyn? Ach freylich. Dahero finde ich auch Thraͤnen derer ſo ſich nicht wollen troͤſten laſſen. Am allermeiſten beklagt ſolchen fruͤhzeitigen Hintritt die Hochbetruͤbte Frau Wittib. Sie klagts freylich dem HERREN/ daß der Todt ſo uͤbel gehandelt und die Helffte Jhres Hertzens/ die Wonne Jhrer Augen/ den Schutz und Auffenthalt jhres Lebens hinweg geriſſen: Daher deñ das halbirte Hertz nichts den bluten und weinen/ und zu den HErꝛn ſchreyen kan: Ach HERR wie bang iſt mir/ daß mirs im Leibe davon wehe thut/ mein Hertz wallet mir in meinem Leibe/ denn ich bin hochbetruͤbet/ und der Todt hat mich abermal zur Wittben ge- macht. Nicht minder beklaget dieſen Todt der gegenwaͤrtige Herꝛ Bruder/ Frauen Schweſtern/ die Herren Schwaͤger/ Bluts- und Gemuͤths-Freunde; ruffen Ihm nach aus dem 1. Reg. 13. Ach Bruder/ ach Bruder! Thr. 1. v. 20. 1. Reg. 13. v. 30. Jch/ der Wenigſte bey dieſer Verſamlung/ bin nicht der Wenigſte an Kummer/ muß Ihn auch beklagen und bekennen wie ich an Ihm gehabt in der Jugend einen gehorſamen Diſcipulum, bey Seinen vollſtaͤndigen Jahren einen lieben Freund/ unnd bey meiner faſt vierjaͤhrigen Unpaͤßligkeit einen getreuen und erfahr- nen Medicum, dem nechſt dem Hoͤchſten ich die Ehr und denRuhm geben (b) 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/358773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/358773/85
Zitationshilfe: Vogelhaupt, Nicolaus: Coelicum profligandae mortis Alexipharmacum. Guben, 1673, S. [13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/358773/85>, abgerufen am 21.11.2024.