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Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].

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Den sich selbst und die ihn hören
ergriffen; Der Glaube hält/ und zwar feste/ denn die Glaubens-Hand
schleust sich zu und spricht: Jch laße dich nicht. Der Mann der mit Jacob
rang/ sprach: Laß mich gehen. Er aber antwortete: Jch laße dich nicht.
1. Buch Mose XXXII, 26. sequ. Also der Glaube:

Meinen JEsum laß ich nicht
Weil Er sich für mich gegeben/
So erfordert meine Pflicht
Kletten-weiß an ihm zu kleben/
Er ist meines Lebens Licht/
Meinen JEsum laß ich nicht.

Demnach wie der Glaube ergreiffet/ hat und hält den Mittler JE-
sum Christum/ also hat er auch in ihm die ewige Seeligkeit.

Wie nun wir Lehrer in der Kirchen zu solchem Glauben/ zu solchem
haben und halten/ insgemein alle unsere Zuhörer bereiten und anführen; also
müssen das Schul-Lehrer insonderheit an der ihr untergebenen Jugend thun.
Der Glaube zwar an ihm selber ist eine Gabe des Heiligen Geistes/ aber weil
er wie Paulus Rom. X. sagt/ aus der Predigt kommt/ so müssen Lehrer
in der Schulen/ denen Kindern und Untergebenen solch Wort des Evan-
gelii von Christo vorhalten/ daß dadurch der Glaube in ihnen entzündet wer-
de. Thun Lehrer in Kirchen und Schulen das Jhrige mit allem Fleiß und
redlicher Absicht/ so wird ihre Arbeit/ wie in andern/ also auch in diesem
Stücke/ nicht vergebens/ sondern geseegnet/ seyn.

Unser Seeliger Herr Rector, wie er für sich selbst hatte/ hatte JE-
sum Christum den Fürsprecher und Versöhner/ dessen Er sich in diesem sei-
nem auserwehlten Spruche hertzlich tröstete/ gläubig damit aufrichtete/ und
wieder alle Sünden-Aengsten/ ja wieder alle Anläuffe des Teuffels und der
Höllen stärckete und befestigte: Also hat Er auch seine Untergebene Jugend
dazu treulich angeführet/ ihnen deutlich CHristum JEsum nicht nur vorge-
tragen/ sondern auch/ wie sie denselben sich selbst zueignen/ und in wahren

Glauben

Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren
ergriffen; Der Glaube haͤlt/ und zwar feſte/ denn die Glaubens-Hand
ſchleuſt ſich zu und ſpricht: Jch laße dich nicht. Der Mann der mit Jacob
rang/ ſprach: Laß mich gehen. Er aber antwortete: Jch laße dich nicht.
1. Buch Moſe XXXII, 26. ſequ. Alſo der Glaube:

Meinen JEſum laß ich nicht
Weil Er ſich fuͤr mich gegeben/
So erfordert meine Pflicht
Kletten-weiß an ihm zu kleben/
Er iſt meines Lebens Licht/
Meinen JEſum laß ich nicht.

Demnach wie der Glaube ergreiffet/ hat und haͤlt den Mittler JE-
ſum Chriſtum/ alſo hat er auch in ihm die ewige Seeligkeit.

Wie nun wir Lehrer in der Kirchen zu ſolchem Glauben/ zu ſolchem
haben und halten/ insgemein alle unſere Zuhoͤrer bereiten und anfuͤhren; alſo
muͤſſen das Schul-Lehrer inſonderheit an der ihr untergebenen Jugend thun.
Der Glaube zwar an ihm ſelber iſt eine Gabe des Heiligen Geiſtes/ aber weil
er wie Paulus Rom. X. ſagt/ aus der Predigt kommt/ ſo muͤſſen Lehrer
in der Schulen/ denen Kindern und Untergebenen ſolch Wort des Evan-
gelii von Chriſto vorhalten/ daß dadurch der Glaube in ihnen entzuͤndet wer-
de. Thun Lehrer in Kirchen und Schulen das Jhrige mit allem Fleiß und
redlicher Abſicht/ ſo wird ihre Arbeit/ wie in andern/ alſo auch in dieſem
Stuͤcke/ nicht vergebens/ ſondern geſeegnet/ ſeyn.

Unſer Seeliger Herr Rector, wie er fuͤr ſich ſelbſt hatte/ hatte JE-
ſum Chriſtum den Fuͤrſprecher und Verſoͤhner/ deſſen Er ſich in dieſem ſei-
nem auserwehlten Spruche hertzlich troͤſtete/ glaͤubig damit aufrichtete/ und
wieder alle Suͤnden-Aengſten/ ja wieder alle Anlaͤuffe des Teuffels und der
Hoͤllen ſtaͤrckete und befeſtigte: Alſo hat Er auch ſeine Untergebene Jugend
dazu treulich angefuͤhret/ ihnen deutlich CHriſtum JEſum nicht nur vorge-
tragen/ ſondern auch/ wie ſie denſelben ſich ſelbſt zueignen/ und in wahren

Glauben
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[36/0038] Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren ergriffen; Der Glaube haͤlt/ und zwar feſte/ denn die Glaubens-Hand ſchleuſt ſich zu und ſpricht: Jch laße dich nicht. Der Mann der mit Jacob rang/ ſprach: Laß mich gehen. Er aber antwortete: Jch laße dich nicht. 1. Buch Moſe XXXII, 26. ſequ. Alſo der Glaube: Meinen JEſum laß ich nicht Weil Er ſich fuͤr mich gegeben/ So erfordert meine Pflicht Kletten-weiß an ihm zu kleben/ Er iſt meines Lebens Licht/ Meinen JEſum laß ich nicht. Demnach wie der Glaube ergreiffet/ hat und haͤlt den Mittler JE- ſum Chriſtum/ alſo hat er auch in ihm die ewige Seeligkeit. Wie nun wir Lehrer in der Kirchen zu ſolchem Glauben/ zu ſolchem haben und halten/ insgemein alle unſere Zuhoͤrer bereiten und anfuͤhren; alſo muͤſſen das Schul-Lehrer inſonderheit an der ihr untergebenen Jugend thun. Der Glaube zwar an ihm ſelber iſt eine Gabe des Heiligen Geiſtes/ aber weil er wie Paulus Rom. X. ſagt/ aus der Predigt kommt/ ſo muͤſſen Lehrer in der Schulen/ denen Kindern und Untergebenen ſolch Wort des Evan- gelii von Chriſto vorhalten/ daß dadurch der Glaube in ihnen entzuͤndet wer- de. Thun Lehrer in Kirchen und Schulen das Jhrige mit allem Fleiß und redlicher Abſicht/ ſo wird ihre Arbeit/ wie in andern/ alſo auch in dieſem Stuͤcke/ nicht vergebens/ ſondern geſeegnet/ ſeyn. Unſer Seeliger Herr Rector, wie er fuͤr ſich ſelbſt hatte/ hatte JE- ſum Chriſtum den Fuͤrſprecher und Verſoͤhner/ deſſen Er ſich in dieſem ſei- nem auserwehlten Spruche hertzlich troͤſtete/ glaͤubig damit aufrichtete/ und wieder alle Suͤnden-Aengſten/ ja wieder alle Anlaͤuffe des Teuffels und der Hoͤllen ſtaͤrckete und befeſtigte: Alſo hat Er auch ſeine Untergebene Jugend dazu treulich angefuͤhret/ ihnen deutlich CHriſtum JEſum nicht nur vorge- tragen/ ſondern auch/ wie ſie denſelben ſich ſelbſt zueignen/ und in wahren Glauben

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Zitationshilfe: Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712]. , S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360149/38>, abgerufen am 21.11.2024.