Posselt, August: I. N. J. Den sich selbst/ und die ihn hören/ seelig zu machen bemüheten Schul-Lehrer. Bautzen, [1712].Den sich selbst und die ihn hören lich liebenden Untergebenen/ die Jhres treuen Lehrers Tod mit häuffigenThränen beklagen/ ja uns allen/ die wir seinen so frühzeitigen Tod zu Hertzen nehmen geschweigen. Jndeßen Hochleidtragende Frau Rectorin/ wie auch Hr. Sohn und Jungfer Tochter/ muß ich Sie doch auf das Ha- ben/ welches Johannes treibet/ anweisen. Wir haben einen Fürsprecher bey dem Vater. Ach wie sich der unser im Geistlichen annimmt/ so ver- gisset er des leiblichen auch nicht. Jhre geängstete Seelen sehen doch auff Jhn und seine so kräfftige Fürbitte/ die für Sie zum himmli- schen Vater ergehet daß Er Mann und Vater seyn/ und das was Er genommen mit seiner Väterlichen Güte und Liebe ersetzen wolle. Welche Fürbitte ja so durchdringend ist/ daß sie der Vater erhöret/ denn der Vater hat den Sohn lieb. Wolte Jhr Hertz sich den Kummer machen/ ach wer weiß ob er nicht unserSünden halber so schwerlich zörnet/ so hält ja ihnen Johannes für/ ihr Fürbitter sey zugleich die Versöhnung für ihre Sünde/ also da GOtt derer ihre Sünde ausgesöhnet/ und sie sich dessen getrösten/ so sey nicht ein zorniger Richter/ sondern ein liebreicher Vater/ der zwar züchti- ge/ ja stäupe/ aber es dennoch damit hertzlich meyne und also auch mit Jhnen machen werde/ wie Paulus sagt: Denen die GOtt lieben/ müssen alle Dinge zum besten gereichen/ und das wird der liebreiche JEsus mit seiner hertzlichen Fürbitte auch zuwege bringen/ haben/ halten und behalten Sie nur denselben und lassen sich denselben nichts rauben. Gebrauch. WJr insgemein geliebte Zuhörer/ solten nunmehro auch uns des see- die
Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren lich liebenden Untergebenen/ die Jhres treuen Lehrers Tod mit haͤuffigenThraͤnen beklagen/ ja uns allen/ die wir ſeinen ſo fruͤhzeitigen Tod zu Hertzen nehmen geſchweigen. Jndeßen Hochleidtragende Frau Rectorin/ wie auch Hr. Sohn und Jungfer Tochter/ muß ich Sie doch auf das Ha- ben/ welches Johannes treibet/ anweiſen. Wir haben einen Fuͤrſprecher bey dem Vater. Ach wie ſich der unſer im Geiſtlichen annimmt/ ſo ver- giſſet er des leiblichen auch nicht. Jhre geaͤngſtete Seelen ſehen doch auff Jhn und ſeine ſo kraͤfftige Fuͤrbitte/ die fuͤr Sie zum himmli- ſchen Vater ergehet daß Er Mann und Vater ſeyn/ und das was Er genommen mit ſeiner Vaͤterlichen Guͤte und Liebe erſetzen wolle. Welche Fuͤrbitte ja ſo durchdringend iſt/ daß ſie der Vater erhoͤret/ denn der Vater hat den Sohn lieb. Wolte Jhr Hertz ſich den Kummer machen/ ach wer weiß ob er nicht unſerSuͤnden halber ſo ſchwerlich zoͤrnet/ ſo haͤlt ja ihnen Johannes fuͤr/ ihr Fuͤrbitter ſey zugleich die Verſoͤhnung fuͤr ihre Suͤnde/ alſo da GOtt derer ihre Suͤnde ausgeſoͤhnet/ und ſie ſich deſſen getroͤſten/ ſo ſey nicht ein zorniger Richter/ ſondern ein liebreicher Vater/ der zwar zuͤchti- ge/ ja ſtaͤupe/ aber es dennoch damit hertzlich meyne und alſo auch mit Jhnen machen werde/ wie Paulus ſagt: Denen die GOtt lieben/ muͤſſen alle Dinge zum beſten gereichen/ und das wird der liebreiche JEſus mit ſeiner hertzlichen Fuͤrbitte auch zuwege bringen/ haben/ halten und behalten Sie nur denſelben und laſſen ſich denſelben nichts rauben. Gebrauch. WJr insgemein geliebte Zuhoͤrer/ ſolten nunmehro auch uns des ſee- die
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Den ſich ſelbſt und die ihn hoͤren
lich liebenden Untergebenen/ die Jhres treuen Lehrers Tod mit haͤuffigen
Thraͤnen beklagen/ ja uns allen/ die wir ſeinen ſo fruͤhzeitigen Tod zu
Hertzen nehmen geſchweigen. Jndeßen Hochleidtragende Frau Rectorin/
wie auch Hr. Sohn und Jungfer Tochter/ muß ich Sie doch auf das Ha-
ben/ welches Johannes treibet/ anweiſen. Wir haben einen Fuͤrſprecher
bey dem Vater. Ach wie ſich der unſer im Geiſtlichen annimmt/ ſo ver-
giſſet er des leiblichen auch nicht. Jhre geaͤngſtete Seelen ſehen doch
auff Jhn und ſeine ſo kraͤfftige Fuͤrbitte/ die fuͤr Sie zum himmli-
ſchen Vater ergehet daß Er Mann und Vater ſeyn/ und das was
Er genommen mit ſeiner Vaͤterlichen Guͤte und Liebe erſetzen wolle.
Welche Fuͤrbitte ja ſo durchdringend iſt/ daß ſie der Vater erhoͤret/ denn der
Vater hat den Sohn lieb. Wolte Jhr Hertz ſich den Kummer machen/ ach
wer weiß ob er nicht unſerSuͤnden halber ſo ſchwerlich zoͤrnet/ ſo haͤlt ja ihnen
Johannes fuͤr/ ihr Fuͤrbitter ſey zugleich die Verſoͤhnung fuͤr ihre Suͤnde/
alſo da GOtt derer ihre Suͤnde ausgeſoͤhnet/ und ſie ſich deſſen getroͤſten/ ſo ſey
nicht ein zorniger Richter/ ſondern ein liebreicher Vater/ der zwar zuͤchti-
ge/ ja ſtaͤupe/ aber es dennoch damit hertzlich meyne und alſo auch mit Jhnen
machen werde/ wie Paulus ſagt: Denen die GOtt lieben/ muͤſſen alle
Dinge zum beſten gereichen/ und das wird der liebreiche JEſus mit ſeiner
hertzlichen Fuͤrbitte auch zuwege bringen/ haben/ halten und behalten Sie
nur denſelben und laſſen ſich denſelben nichts rauben.
Gebrauch.
WJr insgemein geliebte Zuhoͤrer/ ſolten nunmehro auch uns des ſee-
ligen Herrn Rectoris Leichen-Text zu Nutze machen/ und daraus
unſere Seeligkeit lernen. Einmahl ſind wir wohl allzumahl
Suͤnder/ und bedoͤrffen der Seeligkeit/ davon wohl keines Wortes noͤthig/
zumahlen bey meinen ſchon uͤberſchrittenen Raum und Schrancken. Dar-
nach ſo iſt die Lehre von Chriſto JEſu wohl uns unverſaget. Denn wie die
Evangeliſche Gnaden-Lehre und inſonderheit das Stuͤcke von Chriſto JE-
ſu/ allgemein iſt. Wie der Heyland allen gegeben: Alſo hat GOtt die
Welt geliebet/ daß er ſeinen eingebohrnen Sohn gab/ auf daß alle
die
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