Rollius, Johannes: Annulus Dei signatorius. Frankfurt (Oder), 1670.Christliche Leichpredigt. vulgatae & quotidianae, ut omnes iis copiose frui possint,saget der obenbeniemte Theophylactus. Auch die außerlesesten besten Sachen/ wo sie nicht seltzam sind/ sondern gemein/ daß sie Plato in Eu- thydemo. Juvenal. Sa- tyr. 11. v. 6.jederman kan haben/ werden geringschätzig gehalten to spanion timion, Quod rarum, carum, was seltzam ist/ das ist theuer. Magis illa juvant, quae pluris emuntur, sagt Juvenalis, Was man theuer muß kauffen/ gefället uns Menschen immer besser. Drumb ist das unsere Unart von Natur/ was wir gutes haben/ achten wir nicht/ weil es gegenwärtig ist. Also werden offte tapffere Leute/ in ihrem Vaterlande nicht geachtet/ oder geehret/ da sie hingegen von Frembden viel werther und höher gehalten werden. Unter andern Eitelkeiten erzehlet der weise König auch Eccl. 9, 14, 15, 16, 17,diese/ Eccles. 9. Es war eine kleine Stadt/ und wenig Leute drinnen/ und es kam ein grosser König/ und belagerte sie/ und bauet groß Bollwerck drumb. Vnd ward drinnen fun- den ein armer weiser Mann/ der dieselbe Stadt durch seine Weißheit konte erretten/ und kein Mensch gedacht desselben armen Mannes. Da sprach ich/ Weißheit ist ja besser denn Stärcke/ noch ward des Armen Weißheit veracht/ und seinen Worten nicht gehorchet. Das macht/ der Weisen Worte gelten mehr bey den Stillen/ denn der Her- ren Schreyen bey den Narren. Dabey sagt ein D. Geier Comm. in Eccl. 9. p. 350.vornehmer Theologus: Saepe Thesaurus pretiosissimus a ne- mine attenditur. Offt wird ein köstlicher Schatz von niemand wahrgenommen. Es sind Leute zur Kirch und Regiement tüch- tig/
Chriſtliche Leichpredigt. vulgatæ & quotidianæ, ut omnes iis copiosè frui posſint,ſaget der obenbeniemte Theophylactus. Auch die außerleſeſten beſten Sachen/ wo ſie nicht ſeltzam ſind/ ſondern gemein/ daß ſie Plato in Eu- thydemo. Juvenal. Sa- tyr. 11. v. 6.jederman kan haben/ werden geringſchaͤtzig gehalten τὸ σπάνιον τίμιον, Quod rarum, carum, was ſeltzam iſt/ das iſt theuer. Magis illa juvant, quæ pluris emuntur, ſagt Juvenalis, Was man theuer muß kauffen/ gefaͤllet uns Menſchen immer beſſer. Drumb iſt das unſere Unart von Natur/ was wir gutes haben/ achten wir nicht/ weil es gegenwaͤrtig iſt. Alſo werden offte tapffere Leute/ in ihrem Vaterlande nicht geachtet/ oder geehret/ da ſie hingegen von Frembden viel werther und hoͤher gehalten werden. Unter andern Eitelkeiten erzehlet der weiſe Koͤnig auch Eccl. 9, 14, 15, 16, 17,dieſe/ Eccleſ. 9. Es war eine kleine Stadt/ und wenig Leute drinnen/ und es kam ein groſſer Koͤnig/ und belagerte ſie/ und bauet groß Bollwerck drumb. Vnd ward drinnen fun- den ein armer weiſer Mann/ der dieſelbe Stadt durch ſeine Weißheit konte erretten/ und kein Menſch gedacht deſſelben armen Mannes. Da ſprach ich/ Weißheit iſt ja beſſer denn Staͤrcke/ noch ward des Armen Weißheit veracht/ und ſeinen Worten nicht gehorchet. Das macht/ der Weiſen Worte gelten mehr bey den Stillen/ denn der Her- ren Schreyen bey den Narren. Dabey ſagt ein D. Geier Comm. in Eccl. 9. p. 350.vornehmer Theologus: Sæpe Theſaurus pretioſisſimus à ne- mine attenditur. Offt wird ein koͤſtlicher Schatz von niemand wahrgenommen. Es ſind Leute zur Kirch und Regiement tuͤch- tig/
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Chriſtliche Leichpredigt.
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ſaget der obenbeniemte Theophylactus. Auch die außerleſeſten
beſten Sachen/ wo ſie nicht ſeltzam ſind/ ſondern gemein/ daß ſie
jederman kan haben/ werden geringſchaͤtzig gehalten τὸ σπάνιον
τίμιον, Quod rarum, carum, was ſeltzam iſt/ das iſt theuer.
Magis illa juvant, quæ pluris emuntur, ſagt Juvenalis, Was
man theuer muß kauffen/ gefaͤllet uns Menſchen immer beſſer.
Drumb iſt das unſere Unart von Natur/ was wir gutes haben/
achten wir nicht/ weil es gegenwaͤrtig iſt. Alſo werden offte
tapffere Leute/ in ihrem Vaterlande nicht geachtet/ oder geehret/
da ſie hingegen von Frembden viel werther und hoͤher gehalten
werden. Unter andern Eitelkeiten erzehlet der weiſe Koͤnig auch
dieſe/ Eccleſ. 9. Es war eine kleine Stadt/ und
wenig Leute drinnen/ und es kam ein groſſer
Koͤnig/ und belagerte ſie/ und bauet groß
Bollwerck drumb. Vnd ward drinnen fun-
den ein armer weiſer Mann/ der dieſelbe
Stadt durch ſeine Weißheit konte erretten/
und kein Menſch gedacht deſſelben armen
Mannes. Da ſprach ich/ Weißheit iſt ja
beſſer denn Staͤrcke/ noch ward des Armen
Weißheit veracht/ und ſeinen Worten nicht
gehorchet. Das macht/ der Weiſen Worte
gelten mehr bey den Stillen/ denn der Her-
ren Schreyen bey den Narren. Dabey ſagt ein
vornehmer Theologus: Sæpe Theſaurus pretioſisſimus à ne-
mine attenditur. Offt wird ein koͤſtlicher Schatz von niemand
wahrgenommen. Es ſind Leute zur Kirch und Regiement tuͤch-
tig/
Plato in Eu-
thydemo.
Juvenal. Sa-
tyr. 11. v. 6.
Eccl. 9, 14,
15, 16, 17,
D. Geier
Comm. in
Eccl. 9. p.
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