Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.nichts draus machte, weil ich vermeinte, er hätte nöthig befunden, §. 32. Weil sich aber die gedachten Zufälle vermehrten, so ward ge- daß
nichts draus machte, weil ich vermeinte, er haͤtte noͤthig befunden, §. 32. Weil ſich aber die gedachten Zufaͤlle vermehrten, ſo ward ge- daß
<TEI> <text> <body> <div type="fsOtherPublication" n="1"> <div type="fsPersonalia" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0026" n="26"/> nichts draus machte, weil ich vermeinte, er haͤtte noͤthig befunden,<lb/> etwas laͤnger, als ſonſt, auszuruhen. Allein als bald hernach der Bru-<lb/> der zu ihm kam, entdeckte er ihm ſeine Schwachheit, daß er Mattigkeit<lb/> in allen Gliedern und Druͤcken auf der Bruſt empfinde. Dem ohn-<lb/> geachtet ſtund er auf, wuſch Haͤnde und Geſicht, und wolte ſich noch<lb/> weiter ankleiden: als aber die Mattigkeit allzugroß ward, legte er ſich<lb/> wieder nieder. Der Bruder muſte ihm das Lied vorſingen: <hi rendition="#fr">Was<lb/> GOtt thut, das iſt wohl gethan;</hi> da er ſich denn ſonderlich die<lb/> Worte: <hi rendition="#fr">Er, als mein Artzt und Wundermann,</hi> ſehr wohl zu<lb/> appliciren wuſte. Hierauf folgten dieſe Lieder: <hi rendition="#fr">Hertzlich lieb<lb/> hab ich dich, o HErr! HErr JEſu Chriſt, ich weiß gar wohl;<lb/> Valet will ich dir geben.</hi> Da er bey den letzten Worten:<lb/><hi rendition="#fr">Schreib meinen Namen aufs beſte ins Buch des Lebens ein;</hi><lb/> ſich ſonderlichen Troſt und Vergnuͤgung ſchoͤpfte. Nachgehends gab<lb/> ihm der Bruder etwas von der bey ſich habenden Artzney an Tropfen<lb/> und Pulvern ein, um zu einem Schweiß zu gelangen, welcher ſich<lb/> nach einigem Verweilen eingefunden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 32.</head><lb/> <p>Weil ſich aber die gedachten Zufaͤlle vermehrten, ſo ward ge-<lb/> gen den Abend Herr <hi rendition="#aq">D.</hi> Ernſt Gottlob Bergmann, ein wohler-<lb/> fahrner hieſiger Medicus, zu Rathe gezogen, welcher auch nicht<lb/> ermangelt, das benoͤthigte zu verordnen, und den Patienten fleißig<lb/> zu beſuchen. Die drauf folgende Nacht hatte er nur wenigen und<lb/> matten Schlaff. Des folgenden Tags, den 26. April, ward er um<lb/> beſſerer Pflege willen in ein anderes Zimmer gebracht, dahin er<lb/> noch, wiewol gantz kraftlos, gehen konte. Auf Veranlaſſung des<lb/> gedachten Medici ward auch der Herr Hof-Rath Neide mit zu Rathe<lb/> gezogen, ſo daß man, was menſchlicher Rath und Huͤlfe zu thun<lb/> vermoͤgend, im geringſten nicht verabſaͤumet. Es ward zugleich<lb/> eine Ader zu oͤffnen beliebet, welches geſchach, aber keinen Effect zei-<lb/> gete. Denn er ſpuͤrte darnach mehr Stechen auf der rechten Bruſt,<lb/> ſo, daß er wenig reden konte. Er ließ ſich deswegen vorbeten, und<lb/> war dieſen Tag und folgende Nacht im Reden gantz ſtille, ohne daß<lb/> er ſich etliche mal das Lager veraͤndern ließ. Donnerſtags den<lb/> 27. fruͤh ward er etwas munterer im Geſicht, doch hielt das Stechen<lb/> und Druͤcken auf der Bruſt noch immer an, weswegen er begehrte,<lb/> <fw type="catch" place="bottom">daß</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0026]
nichts draus machte, weil ich vermeinte, er haͤtte noͤthig befunden,
etwas laͤnger, als ſonſt, auszuruhen. Allein als bald hernach der Bru-
der zu ihm kam, entdeckte er ihm ſeine Schwachheit, daß er Mattigkeit
in allen Gliedern und Druͤcken auf der Bruſt empfinde. Dem ohn-
geachtet ſtund er auf, wuſch Haͤnde und Geſicht, und wolte ſich noch
weiter ankleiden: als aber die Mattigkeit allzugroß ward, legte er ſich
wieder nieder. Der Bruder muſte ihm das Lied vorſingen: Was
GOtt thut, das iſt wohl gethan; da er ſich denn ſonderlich die
Worte: Er, als mein Artzt und Wundermann, ſehr wohl zu
appliciren wuſte. Hierauf folgten dieſe Lieder: Hertzlich lieb
hab ich dich, o HErr! HErr JEſu Chriſt, ich weiß gar wohl;
Valet will ich dir geben. Da er bey den letzten Worten:
Schreib meinen Namen aufs beſte ins Buch des Lebens ein;
ſich ſonderlichen Troſt und Vergnuͤgung ſchoͤpfte. Nachgehends gab
ihm der Bruder etwas von der bey ſich habenden Artzney an Tropfen
und Pulvern ein, um zu einem Schweiß zu gelangen, welcher ſich
nach einigem Verweilen eingefunden.
§. 32.
Weil ſich aber die gedachten Zufaͤlle vermehrten, ſo ward ge-
gen den Abend Herr D. Ernſt Gottlob Bergmann, ein wohler-
fahrner hieſiger Medicus, zu Rathe gezogen, welcher auch nicht
ermangelt, das benoͤthigte zu verordnen, und den Patienten fleißig
zu beſuchen. Die drauf folgende Nacht hatte er nur wenigen und
matten Schlaff. Des folgenden Tags, den 26. April, ward er um
beſſerer Pflege willen in ein anderes Zimmer gebracht, dahin er
noch, wiewol gantz kraftlos, gehen konte. Auf Veranlaſſung des
gedachten Medici ward auch der Herr Hof-Rath Neide mit zu Rathe
gezogen, ſo daß man, was menſchlicher Rath und Huͤlfe zu thun
vermoͤgend, im geringſten nicht verabſaͤumet. Es ward zugleich
eine Ader zu oͤffnen beliebet, welches geſchach, aber keinen Effect zei-
gete. Denn er ſpuͤrte darnach mehr Stechen auf der rechten Bruſt,
ſo, daß er wenig reden konte. Er ließ ſich deswegen vorbeten, und
war dieſen Tag und folgende Nacht im Reden gantz ſtille, ohne daß
er ſich etliche mal das Lager veraͤndern ließ. Donnerſtags den
27. fruͤh ward er etwas munterer im Geſicht, doch hielt das Stechen
und Druͤcken auf der Bruſt noch immer an, weswegen er begehrte,
daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |