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Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.

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Abdanckungs-Rede.
vor sonderlich grossen und groben Missethaten ziemlich bewah-
ret/ daß man den Seegen GOttes/ wie auch das Gebeth und
die Treue des Hirten immer gespüret: Und dannenhero halten
wir den wohlseeligen Herr Pfarr von Rechts wegen hoch und
werth. Er selbst zwar hielt sich vor gar geringe/ und sagte öff-
ters mit dem Apostel Paulo: O ich elender Mensch/ ich elende
Creatur! Allein solche Diener GOttes/ die von keiner eitlen
Prahlsucht wissen/ richten in ihrem Amte das meiste aus/ denn
sie sind voll innerlicher Geistes Krafft/ der Geist des von Her-
zen demüthigen HErrn JEsu wohnet in ihnen/ sie sind denen
jenigen kräfftigen Blümlein gleich/ welche ihre Blüthen untern
Blättern auff der Erden gar versteckt haben/ als Violen/ May-
en-Blümlein/ und doch eine grössere Krafft/ als viel andere an-
sehnlichere Blumen/ in sich haben. Also war der seelige Herr
Pfarr
bey allen seinen schönen Gaben/ welche GOtt in Jhn
geleget hatte an Gelehrsamkeit/ Theologischer Prudenz, an
treuer Sorgfalt vor seine Gemeinde/ andächtigen Bethen/ und
andern Tugenden sehr demüthig/ Er achtete sich vor den Ge-
ringsten mit Paulo. Aber andere fromme Seelen sahen wohl
das herrliche Guth/ das GOtt Jhm anvertrauet hatte. Seine
lieben Zuhörer erkanntens mehrentheils/ daß sie an ihrem Pfarr
einen treuen Haußhalter GOttes hatten/ danckten GOtt da-
für/ und gehorchten ihrem Lehrer. Sein hochwerthester Herr
Collator empfand es auch wohl/ wie ein groß Ding es sey um
einen treuen und klugen Haußhalter/ und hat desselben Treue
zur Zeit der Anfechtung gnugsam erfahren/ und mit gebühren-
den Danck erkennet.

Ja es haben noch Höhere in der Welt/ nehmlich Fürstliche
und Churfürstliche Gemüther/ des seeligen Herrn Pfarrs
Treue in seinem Amte und Leben erkannt/ und dahero sich öffters
seines Amts zu dero theuren Seelen-Erbauung bedienet. Und
jederman/ der Jhn nur sahe und reden hörte/ gewann ihn lieb/

und

Abdanckungs-Rede.
vor ſonderlich groſſen und groben Miſſethaten ziemlich bewah-
ret/ daß man den Seegen GOttes/ wie auch das Gebeth und
die Treue des Hirten immer geſpuͤret: Und dannenhero halten
wir den wohlſeeligen Herr Pfarr von Rechts wegen hoch und
werth. Er ſelbſt zwar hielt ſich vor gar geringe/ und ſagte oͤff-
ters mit dem Apoſtel Paulo: O ich elender Menſch/ ich elende
Creatur! Allein ſolche Diener GOttes/ die von keiner eitlen
Prahlſucht wiſſen/ richten in ihrem Amte das meiſte aus/ denn
ſie ſind voll innerlicher Geiſtes Krafft/ der Geiſt des von Her-
zen demuͤthigen HErrn JEſu wohnet in ihnen/ ſie ſind denen
jenigen kraͤfftigen Bluͤmlein gleich/ welche ihre Bluͤthen untern
Blaͤttern auff der Erden gar verſteckt haben/ als Violen/ May-
en-Bluͤmlein/ und doch eine groͤſſere Krafft/ als viel andere an-
ſehnlichere Blumen/ in ſich haben. Alſo war der ſeelige Herr
Pfarr
bey allen ſeinen ſchoͤnen Gaben/ welche GOtt in Jhn
geleget hatte an Gelehrſamkeit/ Theologiſcher Prudenz, an
treuer Sorgfalt vor ſeine Gemeinde/ andaͤchtigen Bethen/ und
andern Tugenden ſehr demuͤthig/ Er achtete ſich vor den Ge-
ringſten mit Paulo. Aber andere fromme Seelen ſahen wohl
das herrliche Guth/ das GOtt Jhm anvertrauet hatte. Seine
lieben Zuhoͤrer erkanntens mehrentheils/ daß ſie an ihrem Pfarr
einen treuen Haußhalter GOttes hatten/ danckten GOtt da-
fuͤr/ und gehorchten ihrem Lehrer. Sein hochwertheſter Herr
Collator empfand es auch wohl/ wie ein groß Ding es ſey um
einen treuen und klugen Haußhalter/ und hat deſſelben Treue
zur Zeit der Anfechtung gnugſam erfahren/ und mit gebuͤhren-
den Danck erkennet.

Ja es haben noch Hoͤhere in der Welt/ nehmlich Fuͤrſtliche
und Churfuͤrſtliche Gemuͤther/ des ſeeligen Herrn Pfarrs
Treue in ſeinem Amte und Leben erkannt/ und dahero ſich oͤffters
ſeines Amts zu dero theuren Seelen-Erbauung bedienet. Und
jederman/ der Jhn nur ſahe und reden hoͤrte/ gewann ihn lieb/

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[60/0060] Abdanckungs-Rede. vor ſonderlich groſſen und groben Miſſethaten ziemlich bewah- ret/ daß man den Seegen GOttes/ wie auch das Gebeth und die Treue des Hirten immer geſpuͤret: Und dannenhero halten wir den wohlſeeligen Herr Pfarr von Rechts wegen hoch und werth. Er ſelbſt zwar hielt ſich vor gar geringe/ und ſagte oͤff- ters mit dem Apoſtel Paulo: O ich elender Menſch/ ich elende Creatur! Allein ſolche Diener GOttes/ die von keiner eitlen Prahlſucht wiſſen/ richten in ihrem Amte das meiſte aus/ denn ſie ſind voll innerlicher Geiſtes Krafft/ der Geiſt des von Her- zen demuͤthigen HErrn JEſu wohnet in ihnen/ ſie ſind denen jenigen kraͤfftigen Bluͤmlein gleich/ welche ihre Bluͤthen untern Blaͤttern auff der Erden gar verſteckt haben/ als Violen/ May- en-Bluͤmlein/ und doch eine groͤſſere Krafft/ als viel andere an- ſehnlichere Blumen/ in ſich haben. Alſo war der ſeelige Herr Pfarr bey allen ſeinen ſchoͤnen Gaben/ welche GOtt in Jhn geleget hatte an Gelehrſamkeit/ Theologiſcher Prudenz, an treuer Sorgfalt vor ſeine Gemeinde/ andaͤchtigen Bethen/ und andern Tugenden ſehr demuͤthig/ Er achtete ſich vor den Ge- ringſten mit Paulo. Aber andere fromme Seelen ſahen wohl das herrliche Guth/ das GOtt Jhm anvertrauet hatte. Seine lieben Zuhoͤrer erkanntens mehrentheils/ daß ſie an ihrem Pfarr einen treuen Haußhalter GOttes hatten/ danckten GOtt da- fuͤr/ und gehorchten ihrem Lehrer. Sein hochwertheſter Herr Collator empfand es auch wohl/ wie ein groß Ding es ſey um einen treuen und klugen Haußhalter/ und hat deſſelben Treue zur Zeit der Anfechtung gnugſam erfahren/ und mit gebuͤhren- den Danck erkennet. Ja es haben noch Hoͤhere in der Welt/ nehmlich Fuͤrſtliche und Churfuͤrſtliche Gemuͤther/ des ſeeligen Herrn Pfarrs Treue in ſeinem Amte und Leben erkannt/ und dahero ſich oͤffters ſeines Amts zu dero theuren Seelen-Erbauung bedienet. Und jederman/ der Jhn nur ſahe und reden hoͤrte/ gewann ihn lieb/ und

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Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392437/60>, abgerufen am 21.11.2024.