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Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.

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Lebens-Lauff.
Priesterliche Einsegnung in der Kirche zur Lieben Frauen gewöhnlicher Wei-
se copuliren ließ/ auch mit ihr in die 17. Jahr eine friedliche und gesegnete
Ehe besessen/ und darinnen 9. Kinder/ als 4. Söhne und 5. Töchter gezeuget/
davon aber 2. Söhne und 3. Töchter frühzeitig hinweg gestorben/ die an-
dern 2. Söhne/ als Christian und Johann Balthasar/ und [2]. Töchter/
Anna Margaretha und Eva Rosina/ leben noch/ und geben zum Theil
mit ihrer höchst-betrübten Mutter ihrem sel. verstorbenen Vater unter viel-
fachen Kindlichen Thränen das Geleite zu seiner Ruhe.

Von seinem Christenthum und geführten Lebens-Wandel muß ihm wohl
jederman ein gutes Lob und Zeugniß geben/ und kan ihm mit Grund der
Wahrheit im Tode nachrühmen: jederman weiß/ daß er ein frommer Mann
gewesen ist. Denn er führete nicht nur allein zu seinem Wahl-Spruch:
Schlecht und gerecht das behüte mich; sondern hat es auch die Zeit seines
Lebens in der That auszuüben getrachtet. Denn seinen GOtt hatte er täg-
lich für Augen/ und im Hertzen/ und verehrete ihn mit wahrem Glauben an
Christum/ und heiligen Leben/ betete ihn inbrünstig an/ und lobete ihn für
seine Wohlthaten/ liebete sein Wort höher/ als alles Zeitliche/ und hörete
dasselbe in öffentlicher Versamlung mit grosser Begierde und Andacht an/
und versäumete niemahls mit Willen den öffentlichen GOttes-Dienst; wie
er denn noch den letzten Sonntage alle zweymahl zum Hause des HErrn
gekommen/ und das Wort des HErrn mit Freuden angenommen. Hat
sich auch sonst zu rechter Zeit in den Beicht-Stuhl und Heil. Abendmahl
eingefunden/ und als ein bußfertiges/ gläubiges Kind GOttes darbey be-
zeiget/ und sein gantzes Leben/ so viel möglich/ nach GOttes Wort anzu-
stellen bemühet.

Wie er nun seinen Wahl-Spruch gegen GOtt bezeigete/ also führte er
sich auch demselben gemäß gegen seinen Nächsten auf. So lange seine leib-
liche Eltern lebeten/ war er ihnen gehorsam/ und ehrete sie mit der That/ mit
Worten und mit Gedult; seine liebe Schwieger-Eltern liebete und bediene-
te er/ als seine eigene; mit seinen Weibern lebete er friedlich und verträg-
lich/ liebete und ehrete sie/ wie sich selbst; seine Kinder zog er in der Zucht
und Vermahnung zum HErrn auff/ und suchte ihnen von Jugend auff den
Wahl-Spruch Tobiä: Euer Lebelang habet GOTT für Augen und im
Hertzen/ und hütet euch/ daß ihr in keine Sünde williget/ und wider GOttes
Gebot thut/ nebst der Liebe zu GOttes Wort und dem Nächsten/ beyzubrin-
gen; Gegen seinen Geschwister/ Freunde/ Nächsten und Neben-Christen
bezeigte er sich willfährig/ aufrichtig und diensthafft/ so/ daß er leicht niemand

ohne

Lebens-Lauff.
Prieſterliche Einſegnung in der Kirche zur Lieben Frauen gewoͤhnlicher Wei-
ſe copuliren ließ/ auch mit ihr in die 17. Jahr eine friedliche und geſegnete
Ehe beſeſſen/ und darinnen 9. Kinder/ als 4. Soͤhne und 5. Toͤchter gezeuget/
davon aber 2. Soͤhne und 3. Toͤchter fruͤhzeitig hinweg geſtorben/ die an-
dern 2. Soͤhne/ als Chriſtian und Johann Balthaſar/ und [2]. Toͤchter/
Anna Margaretha und Eva Roſina/ leben noch/ und geben zum Theil
mit ihrer hoͤchſt-betruͤbten Mutter ihrem ſel. verſtorbenen Vater unter viel-
fachen Kindlichen Thraͤnen das Geleite zu ſeiner Ruhe.

Von ſeinem Chriſtenthum und gefuͤhrten Lebens-Wandel muß ihm wohl
jederman ein gutes Lob und Zeugniß geben/ und kan ihm mit Grund der
Wahrheit im Tode nachruͤhmen: jederman weiß/ daß er ein frommer Mann
geweſen iſt. Denn er fuͤhrete nicht nur allein zu ſeinem Wahl-Spruch:
Schlecht und gerecht das behuͤte mich; ſondern hat es auch die Zeit ſeines
Lebens in der That auszuuͤben getrachtet. Denn ſeinen GOtt hatte er taͤg-
lich fuͤr Augen/ und im Hertzen/ und verehrete ihn mit wahrem Glauben an
Chriſtum/ und heiligen Leben/ betete ihn inbruͤnſtig an/ und lobete ihn fuͤr
ſeine Wohlthaten/ liebete ſein Wort hoͤher/ als alles Zeitliche/ und hoͤrete
daſſelbe in oͤffentlicher Verſamlung mit groſſer Begierde und Andacht an/
und verſaͤumete niemahls mit Willen den oͤffentlichen GOttes-Dienſt; wie
er denn noch den letzten Sonntage alle zweymahl zum Hauſe des HErrn
gekommen/ und das Wort des HErrn mit Freuden angenommen. Hat
ſich auch ſonſt zu rechter Zeit in den Beicht-Stuhl und Heil. Abendmahl
eingefunden/ und als ein bußfertiges/ glaͤubiges Kind GOttes darbey be-
zeiget/ und ſein gantzes Leben/ ſo viel moͤglich/ nach GOttes Wort anzu-
ſtellen bemuͤhet.

Wie er nun ſeinen Wahl-Spruch gegen GOtt bezeigete/ alſo fuͤhrte er
ſich auch demſelben gemaͤß gegen ſeinen Naͤchſten auf. So lange ſeine leib-
liche Eltern lebeten/ war er ihnen gehorſam/ und ehrete ſie mit der That/ mit
Worten und mit Gedult; ſeine liebe Schwieger-Eltern liebete und bediene-
te er/ als ſeine eigene; mit ſeinen Weibern lebete er friedlich und vertraͤg-
lich/ liebete und ehrete ſie/ wie ſich ſelbſt; ſeine Kinder zog er in der Zucht
und Vermahnung zum HErrn auff/ und ſuchte ihnen von Jugend auff den
Wahl-Spruch Tobiaͤ: Euer Lebelang habet GOTT fuͤr Augen und im
Hertzen/ und huͤtet euch/ daß ihr in keine Suͤnde williget/ und wider GOttes
Gebot thut/ nebſt der Liebe zu GOttes Wort und dem Naͤchſten/ beyzubrin-
gen; Gegen ſeinen Geſchwiſter/ Freunde/ Naͤchſten und Neben-Chriſten
bezeigte er ſich willfaͤhrig/ aufrichtig und dienſthafft/ ſo/ daß er leicht niemand

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[47/0047] Lebens-Lauff. Prieſterliche Einſegnung in der Kirche zur Lieben Frauen gewoͤhnlicher Wei- ſe copuliren ließ/ auch mit ihr in die 17. Jahr eine friedliche und geſegnete Ehe beſeſſen/ und darinnen 9. Kinder/ als 4. Soͤhne und 5. Toͤchter gezeuget/ davon aber 2. Soͤhne und 3. Toͤchter fruͤhzeitig hinweg geſtorben/ die an- dern 2. Soͤhne/ als Chriſtian und Johann Balthaſar/ und 2. Toͤchter/ Anna Margaretha und Eva Roſina/ leben noch/ und geben zum Theil mit ihrer hoͤchſt-betruͤbten Mutter ihrem ſel. verſtorbenen Vater unter viel- fachen Kindlichen Thraͤnen das Geleite zu ſeiner Ruhe. Von ſeinem Chriſtenthum und gefuͤhrten Lebens-Wandel muß ihm wohl jederman ein gutes Lob und Zeugniß geben/ und kan ihm mit Grund der Wahrheit im Tode nachruͤhmen: jederman weiß/ daß er ein frommer Mann geweſen iſt. Denn er fuͤhrete nicht nur allein zu ſeinem Wahl-Spruch: Schlecht und gerecht das behuͤte mich; ſondern hat es auch die Zeit ſeines Lebens in der That auszuuͤben getrachtet. Denn ſeinen GOtt hatte er taͤg- lich fuͤr Augen/ und im Hertzen/ und verehrete ihn mit wahrem Glauben an Chriſtum/ und heiligen Leben/ betete ihn inbruͤnſtig an/ und lobete ihn fuͤr ſeine Wohlthaten/ liebete ſein Wort hoͤher/ als alles Zeitliche/ und hoͤrete daſſelbe in oͤffentlicher Verſamlung mit groſſer Begierde und Andacht an/ und verſaͤumete niemahls mit Willen den oͤffentlichen GOttes-Dienſt; wie er denn noch den letzten Sonntage alle zweymahl zum Hauſe des HErrn gekommen/ und das Wort des HErrn mit Freuden angenommen. Hat ſich auch ſonſt zu rechter Zeit in den Beicht-Stuhl und Heil. Abendmahl eingefunden/ und als ein bußfertiges/ glaͤubiges Kind GOttes darbey be- zeiget/ und ſein gantzes Leben/ ſo viel moͤglich/ nach GOttes Wort anzu- ſtellen bemuͤhet. Wie er nun ſeinen Wahl-Spruch gegen GOtt bezeigete/ alſo fuͤhrte er ſich auch demſelben gemaͤß gegen ſeinen Naͤchſten auf. So lange ſeine leib- liche Eltern lebeten/ war er ihnen gehorſam/ und ehrete ſie mit der That/ mit Worten und mit Gedult; ſeine liebe Schwieger-Eltern liebete und bediene- te er/ als ſeine eigene; mit ſeinen Weibern lebete er friedlich und vertraͤg- lich/ liebete und ehrete ſie/ wie ſich ſelbſt; ſeine Kinder zog er in der Zucht und Vermahnung zum HErrn auff/ und ſuchte ihnen von Jugend auff den Wahl-Spruch Tobiaͤ: Euer Lebelang habet GOTT fuͤr Augen und im Hertzen/ und huͤtet euch/ daß ihr in keine Suͤnde williget/ und wider GOttes Gebot thut/ nebſt der Liebe zu GOttes Wort und dem Naͤchſten/ beyzubrin- gen; Gegen ſeinen Geſchwiſter/ Freunde/ Naͤchſten und Neben-Chriſten bezeigte er ſich willfaͤhrig/ aufrichtig und dienſthafft/ ſo/ daß er leicht niemand ohne

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Zitationshilfe: Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392439/47>, abgerufen am 21.11.2024.