Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704].Abdanckungs-Rede. fes Hältnüß. Wo kein Ancker/ da bebet und wancket dasSchiff immerfort/ gehet auch wol gar zu Grunde. Die Hoff- nung erhält uns im Creutz/ daß wir nicht sincken. Nimm die Hoffnung weg/ so ist alles todt. Mit einem eisernen Ancker vertheidigte sich der Atheniensische Held bey Plateas, an statt des Schildes und Helms wieder die Schwerdter und Ge- schoß der Feinde. Mit dem Helm der Hoffnung zurSeelig- keit wehret sich auch ein Ritter Christi wider alle listige An- läuffe und feurige Pfeile des Satans. Der Ancker/ der un- terwerts gesencket wird/ fält gar leicht auf einen Trübsand/ da er schlecht hafftet: Wird er aber aufwerts in das liebrei- che Vater-Hertz GOttes geworffen/ so ist er gnugsam befe- stiget: Jch wil sagen/ die Hoffnung/ die sich auf Gott grün- det/ ist mit Platone zu reden/ kein Traum eines Wachen- den; oder nach den Worten der H. Schrifft/ kein zerbro- chener Rohrstab/ wie die Hoffnung der Gottlosen: Son- dern das sicherste und bewertheste Mittel der verlangten Er- lösung. Wer seine Hoffnung auf GOtt setzet/ der bauet sein Hauß auf einen Felsen: Er ist glücklich in Unglück: Reich in Armuth: Frölich in Trübsal: Starck in der Schwach- heit: Getrost und lebendig mitten im Tod. Denn er hat das höchste Gutt/ und ist schon seelig/ wiewohl in Hoffnung. Darum kan die Hoffnung nicht lassen zu Schanden werden. Muß Joseph ins Gefängnüs wandern/ siehe! die Hoffnung führet ihn wider herauß. Wird David verfolget/ und wie ein Rebhun auf den Bergen herum gejaget? Die Hoffnung schaffet ihme zur rechten Zeit Ruhe/ und setzet ih- me die Jstaelitische Reichs-Crone auf. Hat Hiob Rinder und Kinder/ Gesundheit/ und fast das Leben selbst verlohren? Die Hoffnung erstattet ihm alles/ auch das meiste doppelt wider.
Abdanckungs-Rede. fes Haͤltnuͤß. Wo kein Ancker/ da bebet und wancket dasSchiff im̃erfort/ gehet auch wol gar zu Grunde. Die Hoff- nung erhaͤlt uns im Creutz/ daß wir nicht ſincken. Nim̃ die Hoffnung weg/ ſo iſt alles todt. Mit einem eiſernen Ancker vertheidigte ſich der Athenienſiſche Held bey Plateas, an ſtatt des Schildes und Helms wieder die Schwerdter und Ge- ſchoß der Feinde. Mit dem Helm der Hoffnung zuꝛSeelig- keit wehret ſich auch ein Ritter Chriſti wider alle liſtige An- laͤuffe und feurige Pfeile des Satans. Der Ancker/ der un- terwerts geſencket wird/ faͤlt gar leicht auf einen Truͤbſand/ da er ſchlecht hafftet: Wird er aber aufwerts in das liebrei- che Vater-Hertz GOttes geworffen/ ſo iſt er gnugſam befe- ſtiget: Jch wil ſagen/ die Hoffnung/ die ſich auf Gott gruͤn- det/ iſt mit Platone zu reden/ kein Traum eines Wachen- den; oder nach den Worten der H. Schrifft/ kein zerbro- chener Rohrſtab/ wie die Hoffnung der Gottloſen: Son- dern das ſicherſte und bewertheſte Mittel deꝛ verlangten Er- loͤſung. Wer ſeine Hoffnung auf GOtt ſetzet/ der bauet ſein Hauß auf einen Felſen: Er iſt gluͤcklich in Ungluͤck: Reich in Armuth: Froͤlich in Truͤbſal: Starck in der Schwach- heit: Getroſt und lebendig mitten im Tod. Deñ er hat das hoͤchſte Gutt/ und iſt ſchon ſeelig/ wiewohl in Hoffnung. Darum kan die Hoffnung nicht laſſen zu Schanden werden. Muß Joſeph ins Gefaͤngnuͤs wandern/ ſiehe! die Hoffnung fuͤhret ihn wider herauß. Wird David verfolget/ und wie ein Rebhun auf den Bergen herum gejaget? Die Hoffnung ſchaffet ihme zur rechten Zeit Ruhe/ und ſetzet ih- me die Jſtaelitiſche Reichs-Crone auf. Hat Hiob Rinder und Kinder/ Geſundheit/ und faſt das Leben ſelbſt verlohren? Die Hoffnung erſtattet ihm alles/ auch das meiſte doppelt wider.
<TEI> <text> <body> <div type="fsThanks" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0015" n="15"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/> fes Haͤltnuͤß. Wo kein Ancker/ da bebet und wancket das<lb/> Schiff im̃erfort/ gehet auch wol gar zu Grunde. Die Hoff-<lb/> nung erhaͤlt uns im Creutz/ daß wir nicht ſincken. Nim̃ die<lb/> Hoffnung weg/ ſo iſt alles todt. Mit einem eiſernen Ancker<lb/> vertheidigte ſich der <hi rendition="#aq">Athenienſi</hi>ſche Held bey <hi rendition="#aq">Plateas,</hi> an ſtatt<lb/> des Schildes und Helms wieder die Schwerdter und Ge-<lb/> ſchoß der Feinde. Mit dem Helm der Hoffnung zuꝛSeelig-<lb/> keit wehret ſich auch ein Ritter Chriſti wider alle liſtige An-<lb/> laͤuffe und feurige Pfeile des Satans. Der Ancker/ der un-<lb/> terwerts geſencket wird/ faͤlt gar leicht auf einen Truͤbſand/<lb/> da er ſchlecht hafftet: Wird er aber aufwerts in das liebrei-<lb/> che Vater-Hertz GOttes geworffen/ ſo iſt er gnugſam befe-<lb/> ſtiget: Jch wil ſagen/ die Hoffnung/ die ſich auf Gott gruͤn-<lb/> det/ iſt mit <hi rendition="#aq">Platone</hi> zu reden/ <hi rendition="#fr">kein Traum eines Wachen-<lb/> den;</hi> oder nach den Worten der H. Schrifft/ <hi rendition="#fr">kein zerbro-<lb/> chener Rohrſtab/</hi> wie die Hoffnung der Gottloſen: Son-<lb/> dern das ſicherſte und bewertheſte Mittel deꝛ verlangten Er-<lb/> loͤſung. Wer ſeine Hoffnung auf GOtt ſetzet/ der bauet ſein<lb/> Hauß auf einen Felſen: Er iſt gluͤcklich in Ungluͤck: Reich<lb/> in Armuth: Froͤlich in Truͤbſal: Starck in der Schwach-<lb/> heit: Getroſt und lebendig mitten im Tod. Deñ er hat das<lb/> hoͤchſte Gutt/ und iſt ſchon ſeelig/ wiewohl in Hoffnung.<lb/> Darum <hi rendition="#fr">kan die Hoffnung nicht laſſen zu Schanden<lb/> werden.</hi> Muß <hi rendition="#aq">Joſeph</hi> ins Gefaͤngnuͤs wandern/ ſiehe! die<lb/> Hoffnung fuͤhret ihn wider herauß. Wird <hi rendition="#aq">David</hi> verfolget/<lb/> und wie ein Rebhun auf den Bergen herum gejaget? Die<lb/> Hoffnung ſchaffet ihme zur rechten Zeit Ruhe/ und ſetzet ih-<lb/> me die Jſtaelitiſche Reichs-Crone auf. Hat <hi rendition="#aq">Hiob</hi> Rinder<lb/> und Kinder/ Geſundheit/ und faſt das Leben ſelbſt verlohren?<lb/> Die Hoffnung erſtattet ihm alles/ auch das meiſte doppelt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wider.</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [15/0015]
Abdanckungs-Rede.
fes Haͤltnuͤß. Wo kein Ancker/ da bebet und wancket das
Schiff im̃erfort/ gehet auch wol gar zu Grunde. Die Hoff-
nung erhaͤlt uns im Creutz/ daß wir nicht ſincken. Nim̃ die
Hoffnung weg/ ſo iſt alles todt. Mit einem eiſernen Ancker
vertheidigte ſich der Athenienſiſche Held bey Plateas, an ſtatt
des Schildes und Helms wieder die Schwerdter und Ge-
ſchoß der Feinde. Mit dem Helm der Hoffnung zuꝛSeelig-
keit wehret ſich auch ein Ritter Chriſti wider alle liſtige An-
laͤuffe und feurige Pfeile des Satans. Der Ancker/ der un-
terwerts geſencket wird/ faͤlt gar leicht auf einen Truͤbſand/
da er ſchlecht hafftet: Wird er aber aufwerts in das liebrei-
che Vater-Hertz GOttes geworffen/ ſo iſt er gnugſam befe-
ſtiget: Jch wil ſagen/ die Hoffnung/ die ſich auf Gott gruͤn-
det/ iſt mit Platone zu reden/ kein Traum eines Wachen-
den; oder nach den Worten der H. Schrifft/ kein zerbro-
chener Rohrſtab/ wie die Hoffnung der Gottloſen: Son-
dern das ſicherſte und bewertheſte Mittel deꝛ verlangten Er-
loͤſung. Wer ſeine Hoffnung auf GOtt ſetzet/ der bauet ſein
Hauß auf einen Felſen: Er iſt gluͤcklich in Ungluͤck: Reich
in Armuth: Froͤlich in Truͤbſal: Starck in der Schwach-
heit: Getroſt und lebendig mitten im Tod. Deñ er hat das
hoͤchſte Gutt/ und iſt ſchon ſeelig/ wiewohl in Hoffnung.
Darum kan die Hoffnung nicht laſſen zu Schanden
werden. Muß Joſeph ins Gefaͤngnuͤs wandern/ ſiehe! die
Hoffnung fuͤhret ihn wider herauß. Wird David verfolget/
und wie ein Rebhun auf den Bergen herum gejaget? Die
Hoffnung ſchaffet ihme zur rechten Zeit Ruhe/ und ſetzet ih-
me die Jſtaelitiſche Reichs-Crone auf. Hat Hiob Rinder
und Kinder/ Geſundheit/ und faſt das Leben ſelbſt verlohren?
Die Hoffnung erſtattet ihm alles/ auch das meiſte doppelt
wider.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |