Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704].

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
wider. Unsre Wohlseelige Frau von Kreckwitz hat Jhr
Leben in Christo recht geführet/ in hoffen und harren. Ward
das Schifflein Jhres Lebens und Christenthums auf dem
schwartzen Meer dieser Welt/ die mehr Thränen/ als das
Meer Saltzwasser in sich begreifft/ von den erbosten Creutz-
und Trübsals-Wellen feindseelig bestürmet/ so lies sie ihren
Hoffnungs-Ancker in das hülffreiche Hertz GOttes fallen:
Sie hielt beständig auß/ und erwartete in Christlicher Ge-
lassenheit derBesserung/ und ergab sich dem gnädigsten Wil-
len ihres Schöpffers. Hoffnung/ läst nicht zu Schan-
den werden/
dachte Sie. Sie hat stets ein heiliges Ver-
langen nach GOtt getragen; weil Sie der Welt Eitelkeit
erkannt; der Welt Bitterkeit geschmecket; GOttes Gnade
und Süßigkeit empfunden/ und ein liebes Kind Gottes ge-
wesen. Sie seuffzete oft mit David: Nach dir/ Herr/ ver-
langet mich/ mein Gott/ ich hoffe auf dich.
Ach HErr/
in diesem meinem Jammer verlanget mich eintzig nach dir!
Numehr ist ihr Verlangen erfüllet! Da ihr schwaches Lei-
bes-Schiff zwar an denen unvermeidlichen Todes Klippen/
den verstrichenen 27. Febr. dieses Jahres/ des Morgends ge-
gen 3. Uhr/ untergangen ist/ so ist doch die edle Seele vermit-
telst der Hoffnung/ die nicht zu Schanden werden läst/ aus
aller Gefahr der stürmenden Winde/ und schlagenden Wel-
len/ an das höchst-verlangte Ufer des Himmlischen Vater-
lands getragen und außgesetzt. Es ist noch übrig

Das IV. Feld und Sinn-Bild unten zu den Füs-
sen unsers Kreckwitzischen Denck- und Grabmahls zu
beschauen/ und das praesentiret uns die Gedult auf einem
Felsen/
mit diesem Beywort: Gedult überwindet alles.

Die

Abdanckungs-Rede.
wider. Unſre Wohlſeelige Frau von Kreckwitz hat Jhr
Leben in Chriſto recht gefuͤhret/ in hoffen und harꝛen. Ward
das Schifflein Jhres Lebens und Chriſtenthums auf dem
ſchwartzen Meer dieſer Welt/ die mehr Thraͤnen/ als das
Meer Saltzwaſſer in ſich begreifft/ von den erboſten Creutz-
und Truͤbſals-Wellen feindſeelig beſtuͤrmet/ ſo lies ſie ihren
Hoffnungs-Ancker in das huͤlffreiche Hertz GOttes fallen:
Sie hielt beſtaͤndig auß/ und erwartete in Chriſtlicher Ge-
laſſenheit deꝛBeſſerung/ und ergab ſich dem gnaͤdigſten Wil-
len ihres Schoͤpffers. Hoffnung/ laͤſt nicht zu Schan-
den werden/
dachte Sie. Sie hat ſtets ein heiliges Ver-
langen nach GOtt getragen; weil Sie der Welt Eitelkeit
erkañt; der Welt Bitterkeit geſchmecket; GOttes Gnade
und Suͤßigkeit empfunden/ und ein liebes Kind Gottes ge-
weſen. Sie ſeuffzete oft mit David: Nach dir/ Herꝛ/ ver-
langet mich/ mein Gott/ ich hoffe auf dich.
Ach HErꝛ/
in dieſem meinem Jammer verlanget mich eintzig nach dir!
Numehr iſt ihr Verlangen erfuͤllet! Da ihr ſchwaches Lei-
bes-Schiff zwar an denen unvermeidlichen Todes Klippen/
den verſtrichenen 27. Febr. dieſes Jahres/ des Morgends ge-
gen 3. Uhr/ untergangen iſt/ ſo iſt doch die edle Seele vermit-
telſt der Hoffnung/ die nicht zu Schanden werden laͤſt/ aus
aller Gefahr der ſtuͤrmenden Winde/ und ſchlagenden Wel-
len/ an das hoͤchſt-verlangte Ufer des Him̃liſchen Vater-
lands getragen und außgeſetzt. Es iſt noch uͤbrig

Das IV. Feld und Sinn-Bild unten zu den Fuͤſ-
ſen unſers Kreckwitziſchen Denck- und Grabmahls zu
beſchauen/ und das præſentiret uns die Gedult auf einem
Felſen/
mit dieſem Beywort: Gedult uͤberwindet alles.

Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0016" n="16"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
wider. Un&#x017F;re <hi rendition="#fr">Wohl&#x017F;eelige Frau von Kreckwitz</hi> hat Jhr<lb/>
Leben in Chri&#x017F;to recht gefu&#x0364;hret/ in hoffen und har&#xA75B;en. Ward<lb/>
das Schifflein Jhres Lebens und Chri&#x017F;tenthums auf dem<lb/>
&#x017F;chwartzen Meer die&#x017F;er Welt/ die mehr Thra&#x0364;nen/ als das<lb/>
Meer Saltzwa&#x017F;&#x017F;er in &#x017F;ich begreifft/ von den erbo&#x017F;ten Creutz-<lb/>
und Tru&#x0364;b&#x017F;als-Wellen feind&#x017F;eelig be&#x017F;tu&#x0364;rmet/ &#x017F;o lies &#x017F;ie ihren<lb/>
Hoffnungs-Ancker in das hu&#x0364;lffreiche Hertz GOttes fallen:<lb/>
Sie hielt be&#x017F;ta&#x0364;ndig auß/ und erwartete in Chri&#x017F;tlicher Ge-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;enheit de&#xA75B;Be&#x017F;&#x017F;erung/ und ergab &#x017F;ich dem gna&#x0364;dig&#x017F;ten Wil-<lb/>
len ihres Scho&#x0364;pffers. <hi rendition="#fr">Hoffnung/ la&#x0364;&#x017F;t nicht zu Schan-<lb/>
den werden/</hi> dachte Sie. Sie hat &#x017F;tets ein heiliges Ver-<lb/>
langen nach GOtt getragen; weil Sie der Welt Eitelkeit<lb/>
erkan&#x0303;t; der Welt Bitterkeit ge&#x017F;chmecket; GOttes Gnade<lb/>
und Su&#x0364;ßigkeit empfunden/ und ein liebes Kind Gottes ge-<lb/>
we&#x017F;en. Sie &#x017F;euffzete oft mit <hi rendition="#aq">David:</hi> <hi rendition="#fr">Nach dir/ <hi rendition="#k">He</hi>r&#xA75B;/ ver-<lb/>
langet mich/ mein Gott/ ich hoffe auf dich.</hi> Ach HEr&#xA75B;/<lb/>
in die&#x017F;em meinem Jammer verlanget mich eintzig nach dir!<lb/>
Numehr i&#x017F;t ihr Verlangen erfu&#x0364;llet! Da ihr &#x017F;chwaches Lei-<lb/>
bes-Schiff zwar an denen unvermeidlichen Todes Klippen/<lb/>
den ver&#x017F;trichenen 27. <hi rendition="#aq">Febr.</hi> die&#x017F;es Jahres/ des Morgends ge-<lb/>
gen 3. Uhr/ untergangen i&#x017F;t/ &#x017F;o i&#x017F;t doch die edle Seele vermit-<lb/>
tel&#x017F;t der Hoffnung/ die nicht zu Schanden werden la&#x0364;&#x017F;t/ aus<lb/>
aller Gefahr der &#x017F;tu&#x0364;rmenden Winde/ und &#x017F;chlagenden Wel-<lb/>
len/ an das ho&#x0364;ch&#x017F;t-verlangte Ufer des Him&#x0303;li&#x017F;chen Vater-<lb/>
lands getragen und außge&#x017F;etzt. Es i&#x017F;t noch u&#x0364;brig</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head/>
            <p>Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#fr">Feld und Sinn-Bild</hi> unten zu den Fu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en un&#x017F;ers <hi rendition="#fr">Kreckwitzi&#x017F;chen Denck- und Grabmahls</hi> zu<lb/>
be&#x017F;chauen/ und das <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ret uns <hi rendition="#fr">die Gedult auf einem<lb/>
Fel&#x017F;en/</hi> mit die&#x017F;em Beywort: <hi rendition="#fr">Gedult u&#x0364;berwindet alles.</hi><lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0016] Abdanckungs-Rede. wider. Unſre Wohlſeelige Frau von Kreckwitz hat Jhr Leben in Chriſto recht gefuͤhret/ in hoffen und harꝛen. Ward das Schifflein Jhres Lebens und Chriſtenthums auf dem ſchwartzen Meer dieſer Welt/ die mehr Thraͤnen/ als das Meer Saltzwaſſer in ſich begreifft/ von den erboſten Creutz- und Truͤbſals-Wellen feindſeelig beſtuͤrmet/ ſo lies ſie ihren Hoffnungs-Ancker in das huͤlffreiche Hertz GOttes fallen: Sie hielt beſtaͤndig auß/ und erwartete in Chriſtlicher Ge- laſſenheit deꝛBeſſerung/ und ergab ſich dem gnaͤdigſten Wil- len ihres Schoͤpffers. Hoffnung/ laͤſt nicht zu Schan- den werden/ dachte Sie. Sie hat ſtets ein heiliges Ver- langen nach GOtt getragen; weil Sie der Welt Eitelkeit erkañt; der Welt Bitterkeit geſchmecket; GOttes Gnade und Suͤßigkeit empfunden/ und ein liebes Kind Gottes ge- weſen. Sie ſeuffzete oft mit David: Nach dir/ Herꝛ/ ver- langet mich/ mein Gott/ ich hoffe auf dich. Ach HErꝛ/ in dieſem meinem Jammer verlanget mich eintzig nach dir! Numehr iſt ihr Verlangen erfuͤllet! Da ihr ſchwaches Lei- bes-Schiff zwar an denen unvermeidlichen Todes Klippen/ den verſtrichenen 27. Febr. dieſes Jahres/ des Morgends ge- gen 3. Uhr/ untergangen iſt/ ſo iſt doch die edle Seele vermit- telſt der Hoffnung/ die nicht zu Schanden werden laͤſt/ aus aller Gefahr der ſtuͤrmenden Winde/ und ſchlagenden Wel- len/ an das hoͤchſt-verlangte Ufer des Him̃liſchen Vater- lands getragen und außgeſetzt. Es iſt noch uͤbrig Das IV. Feld und Sinn-Bild unten zu den Fuͤſ- ſen unſers Kreckwitziſchen Denck- und Grabmahls zu beſchauen/ und das præſentiret uns die Gedult auf einem Felſen/ mit dieſem Beywort: Gedult uͤberwindet alles. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/392456
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/392456/16
Zitationshilfe: Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392456/16>, abgerufen am 29.03.2024.