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Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704].

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Abdanckungs-Rede.
Die Gedult ist eine demüthige Unterwerffung unter den Wil-
len Gottes/ wodurch wir alles gutwillig ertragen/ was ihme be-
liebt uns aufzulegen. Die Gedult macht einen Christen unü-
berwindlich/ wie ein Amboß/ der alle Schläge außstehen kan.
Die Gedult siehet auf das Ende des Leydens/ und ist diß ihr
Denck-Spruch: Dabit Deus his qvoq; finem: GOtt wird des-
sen zu rechter Zeit ein gewünschtesEnde geben!
Wie derWäch-
ter den anbrechenden Tag erwartet/ so leidet und wartet ein ge-
duldiger Christ/ bis der Tag der Herrligkeit beginnet über ihn
anzubrechen. Es muß sich ein Christ leiden als ein gutter
Streiter JEsu Christi. GOtt hat einem jeden Christen den
Kampff verordnet. Und es ist zumahl ein wunderlicher. Krieg
und seltzame Art sich zu wehren: Da der meiste Sieg und Uber-
windung durch Gedult geschehen muß. Jm weltlichen Treffen
befihlet der Feld-Herr: Gib Feuer! stoß! wirff! hau! mache
nider!
Jn der geistlichen Seelen-Schlacht und Wahlstatt lau-
tets gantz anders: Leide dich! Sey gedultig! Rächet euch
nicht selbst! Uberwindet das Böse mit Guttem!
Das Creutz
Christi ist das Panier! Das Creutz Christi ist das Sieges-Zei-
chen! Das Creutz Christi ist das Leit-Exempel! Das Creutz
Christi ist der Port/ wornach sich das Seelen-Schiff richten
kan. Wie in Finn- und Lapland/ und der Orten/ auf den hohen
Vorgebürgen/ grosse Creutze auffgerichtet werden/ dabey die
Schiffer wissen/ wo man sicher anlenden möge: Also richtet sich
ein Christ nach dem Felß Christo/ auf welchem Er das Creutz
erblicket/ auf seine Gedult siehet/ und seinen Fußstapffen nach-
zufolgen sich bemühet. Denn wie man durch den Glauben seelig
wird; also muß man durch Gedult überwinden. Unsre Wol-
seelige Frau von Kreckwitzin/
war eine Nachfolgerin Christi
in der Gedult. Sie hatte gewiß das Creutz zur Gnüge die 65.
Jahr ihres Lebens empfunden: Jn vielerley Leibes-Beschwe-

rungen;
C

Abdanckungs-Rede.
Die Gedult iſt eine demuͤthige Unterwerffung unter den Wil-
len Gottes/ wodurch wiꝛ alles gutwillig ertragen/ was ihme be-
liebt uns aufzulegen. Die Gedult macht einen Chriſten unuͤ-
berwindlich/ wie ein Amboß/ der alle Schlaͤge außſtehen kan.
Die Gedult ſiehet auf das Ende des Leydens/ und iſt diß ihr
Denck-Spruch: Dabit Deus his qvoq́; finem: GOtt wird deſ-
ſen zu rechter Zeit ein gewuͤnſchtesEnde gebẽ!
Wie deꝛWaͤch-
ter den anbrechenden Tag erwartet/ ſo leidet und wartet ein ge-
duldiger Chriſt/ bis der Tag der Herꝛligkeit beginnet uͤber ihn
anzubrechen. Es muß ſich ein Chriſt leiden als ein gutter
Streiter JEſu Chriſti. GOtt hat einem jeden Chriſten den
Kampff verordnet. Und es iſt zumahl ein wunderlicheꝛ. Krieg
und ſeltzame Art ſich zu wehren: Da der meiſte Sieg und Uber-
windung durch Gedult geſchehen muß. Jm weltlichen Treffen
befihlet der Feld-Herꝛ: Gib Feuer! ſtoß! wirff! hau! mache
nider!
Jn der geiſtlichen Seelen-Schlacht und Wahlſtatt lau-
tets gantz anders: Leide dich! Sey gedultig! Raͤchet euch
nicht ſelbſt! Uberwindet das Boͤſe mit Guttem!
Das Creutz
Chriſti iſt das Panier! Das Creutz Chriſti iſt das Sieges-Zei-
chen! Das Creutz Chriſti iſt das Leit-Exempel! Das Creutz
Chriſti iſt der Port/ wornach ſich das Seelen-Schiff richten
kan. Wie in Fiñ- und Lapland/ und der Orten/ auf den hohen
Vorgebuͤrgen/ groſſe Creutze auffgerichtet werden/ dabey die
Schiffer wiſſen/ wo man ſicher anlenden moͤge: Alſo richtet ſich
ein Chriſt nach dem Felß Chriſto/ auf welchem Er das Creutz
erblicket/ auf ſeine Gedult ſiehet/ und ſeinen Fußſtapffen nach-
zufolgen ſich bemuͤhet. Deñ wie man durch den Glauben ſeelig
wird; alſo muß man durch Gedult uͤberwinden. Unſre Wol-
ſeelige Frau von Kreckwitzin/
war eine Nachfolgerin Chriſti
in der Gedult. Sie hatte gewiß das Creutz zur Gnuͤge die 65.
Jahr ihres Lebens empfunden: Jn vielerley Leibes-Beſchwe-

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[17/0017] Abdanckungs-Rede. Die Gedult iſt eine demuͤthige Unterwerffung unter den Wil- len Gottes/ wodurch wiꝛ alles gutwillig ertragen/ was ihme be- liebt uns aufzulegen. Die Gedult macht einen Chriſten unuͤ- berwindlich/ wie ein Amboß/ der alle Schlaͤge außſtehen kan. Die Gedult ſiehet auf das Ende des Leydens/ und iſt diß ihr Denck-Spruch: Dabit Deus his qvoq́; finem: GOtt wird deſ- ſen zu rechter Zeit ein gewuͤnſchtesEnde gebẽ! Wie deꝛWaͤch- ter den anbrechenden Tag erwartet/ ſo leidet und wartet ein ge- duldiger Chriſt/ bis der Tag der Herꝛligkeit beginnet uͤber ihn anzubrechen. Es muß ſich ein Chriſt leiden als ein gutter Streiter JEſu Chriſti. GOtt hat einem jeden Chriſten den Kampff verordnet. Und es iſt zumahl ein wunderlicheꝛ. Krieg und ſeltzame Art ſich zu wehren: Da der meiſte Sieg und Uber- windung durch Gedult geſchehen muß. Jm weltlichen Treffen befihlet der Feld-Herꝛ: Gib Feuer! ſtoß! wirff! hau! mache nider! Jn der geiſtlichen Seelen-Schlacht und Wahlſtatt lau- tets gantz anders: Leide dich! Sey gedultig! Raͤchet euch nicht ſelbſt! Uberwindet das Boͤſe mit Guttem! Das Creutz Chriſti iſt das Panier! Das Creutz Chriſti iſt das Sieges-Zei- chen! Das Creutz Chriſti iſt das Leit-Exempel! Das Creutz Chriſti iſt der Port/ wornach ſich das Seelen-Schiff richten kan. Wie in Fiñ- und Lapland/ und der Orten/ auf den hohen Vorgebuͤrgen/ groſſe Creutze auffgerichtet werden/ dabey die Schiffer wiſſen/ wo man ſicher anlenden moͤge: Alſo richtet ſich ein Chriſt nach dem Felß Chriſto/ auf welchem Er das Creutz erblicket/ auf ſeine Gedult ſiehet/ und ſeinen Fußſtapffen nach- zufolgen ſich bemuͤhet. Deñ wie man durch den Glauben ſeelig wird; alſo muß man durch Gedult uͤberwinden. Unſre Wol- ſeelige Frau von Kreckwitzin/ war eine Nachfolgerin Chriſti in der Gedult. Sie hatte gewiß das Creutz zur Gnuͤge die 65. Jahr ihres Lebens empfunden: Jn vielerley Leibes-Beſchwe- rungen; C

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Zitationshilfe: Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704], S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392456/17>, abgerufen am 09.11.2024.