Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675.Christliche Denn dein Schaden ist gros wie ein Meer/ wer kan dich heilen. Das Un- Es ist hier doch nichts als Klagen/ Nichts als lauter Hertzeleid/ Keiner kan es anders sagen: Unser gantze Lebens-Zeit Jst nur lauter Angst und Noth. Drumb komm nur du süsser Tod/ Fördre mich doch zu den Leben: Jch will gar nicht wieder streben! [Spaltenumbruch] Und: Wie viel Aengste soll ich noch Leiden in des Leibes Joch/ Eh mein Geist wird weggenommen Und ich könne zu dir kommen. Und so viel von dem Es wird aber eines Christen-Hertz/ nicht nur in der Angst- Wird unter andern von der Außführung/ der Kinder Jsrael aus Egypten- heraus
Chriſtliche Denn dein Schaden iſt gros wie ein Meer/ wer kan dich heilen. Das Un- Es iſt hier doch nichts als Klagen/ Nichts als lauter Hertzeleid/ Keiner kan es anders ſagen: Unſer gantze Lebens-Zeit Jſt nur lauter Angſt und Noth. Drumb komm nur du ſuͤſſer Tod/ Foͤrdre mich doch zu den Leben: Jch will gar nicht wieder ſtreben! [Spaltenumbruch] Und: Wie viel Aengſte ſoll ich noch Leiden in des Leibes Joch/ Eh mein Geiſt wird weggenom̃en Und ich koͤnne zu dir kommen. Und ſo viel von dem Es wird aber eines Chriſten-Hertz/ nicht nur in der Angſt- Wird unter andern von der Außfuͤhrung/ der Kinder Jſrael aus Egypten- heraus
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Chriſtliche
Denn dein Schaden iſt gros wie ein Meer/ wer kan dich heilen. Das Un-
gluͤck iſt mit Hauffen/ dir auff den Halß kommen/ Thren. 1/14. Und dieſes begeg-
net nicht nur den Gottloſen: Sondern weil auch der From̃e noch taͤglich Fehl-
Tritte thut/ ſo muß ihn GOtt hier druͤcken/ auff daß er durch das Feuer der An-
fechtung/ baͤwehret werde. Jſt es demnach gar nicht zu verwundern/ daß auch
der wohlſelige Herr Inſpector mit Truͤbſal gedruͤcket/ offtermahls wehmuͤtig
angeſtimmet: GOtt/ du laͤſſeſt mich erfahren viel und groſſe Angſt.
Es iſt hier doch nichts als Klagen/
Nichts als lauter Hertzeleid/
Keiner kan es anders ſagen:
Unſer gantze Lebens-Zeit
Jſt nur lauter Angſt und Noth.
Drumb komm nur du ſuͤſſer Tod/
Foͤrdre mich doch zu den Leben:
Jch will gar nicht wieder ſtreben!
Und: Wie viel Aengſte ſoll ich noch
Leiden in des Leibes Joch/
Eh mein Geiſt wird weggenom̃en
Und ich koͤnne zu dir kommen.
Und ſo viel von dem
Erſten.
Es wird aber eines Chriſten-Hertz/ nicht nur in der Angſt-
Grube mit Truͤbſal gedruͤcket/ ſondern auch wieder heraus ge-
ruͤckt und gezogen. So ſagt unſer Text weiter: Und holeſt mich
wieder aus der Tieffen der Erden herauff. Die Nuͤrnbergiſche Bibel
hats gegeben Gleichnuͤß weiſe: Du holeſt mich gleichſam aus etc. Man ſie-
hets doch wohl/ daß dieſe Art zu reden/ nicht propriè, ſondern figuratè zu verſte-
hen. Hier ein aus Aengſten geruͤcktes Hertz. יכלעת Aſcendere feciſti me.
It. Abſtuliſti, Extraxiſti etc. Du haſt mich heraus gezogen/ herausgeriſſen. So
ſtehet dort/ Apoc. 12/5. Das Kind ward entruͤckt zu GOtt und ſeinem Stuhl/
vor den Grim̃ des Drachens. Und ſo reiſſet/ und ruͤcket/ GOtt die Seinen he-
raus/ aus der Angſt und Gefahr/ wie einen Brand/ der aus dem Feuer errettet
iſt/ Zach. 3/2.
Wird unter andern von der Außfuͤhrung/ der Kinder Jſrael aus Egypten-
land gebraucht/ 1. Sam. 12/6. Exod. 33/1. Wie nun das ein recht maͤchtiges und
wunderbahres heraus holen war/ denn vor ſich hatten die armen Leute das
Rothe-Meer/ hinter ſich den Feind/ zu beyden Seiten hohe Berge/ alſo daß ſie
weder hinter noch vor ſich wuſien/ gleichwohl aber der Allmaͤchtige GOTT ſie
herrlich und ſtattlich heraus holete/ daß jederman ſagen muſte/ das hat GOtt ge-
than/ und mercken/ daß es ſein Werck ſey/ Pſ. 64/10. So wunderlich fuͤhret der
Herr/ und holet noch ſeine Heiligen. Weñ uns offt duͤncket/ wir waͤren gar da-
hin/ Thren. 3/54. Wir muͤſſen verſincken in tieffſten Schlam̃/ ſo gehet GOttes
heraus
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