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Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675.

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Abdanckungs-Rede.
bescheidentlich überlassen. Allein dem letzten Willen und Begehren
derer Verstorbenen pflegt und soll man billich nach Möglichkeit nach-
kommen.

Darumb sage ich nochmahls: Es ist ein Fürst und Grosser
gefallen in Jsrael. Der Fürst des Firmaments/ die Sonne wird in
ihrem natürlichen Lauff niemahln so eigentlich beschauet/ als wenn sie
einige Verfinsterung oder sonst was ungewöhnliches leidet; Haben
wir unsern sel. Herrn Inspectorem bey Lebzeiten nicht eigentlich be-
trachtet/ so wollen wir ihn in der Todes-Verfinsterung ansehen.

Jst er nicht ein Fürst und Grosser gewesen in Jsrael? Freylich
mit Warheit. Nicht zwar ein Weltlicher Krieges-Fürst/ nicht ein
Grosser bey Politischen Welt-Leuten; Er ist aber doch in der War-
heit gewesen

Ein Grosser Kirchen-Fürst/

wegen seines getragenen hohen Ampts; Ein Geistlicher Fürst bey
dem Kriegs-Heer der streitenden Kirchen in dieser Welt; Ein Bi-
schoff und scharffer Inspector aller seiner Untergebenen und Anvertrau-
ten Kirchen; Ein treuer Fürsteher der hiesigen ansehnlichen Gemein-
de/ die ihm zu lehren/ zu ermahnen und zu unterweisen anbefohlen gewe-
sen. Da ist er/ so lange er das Vermögen gehabt/ an der Spitze gestan-
den/ und hat manchen Kampff außgehalten.

Auff dieser Cantzel hat er bey gesunden Tagen in seinen Predigten
solche Worte geführet/ die nicht nur des andern Morgens/ wie man von
des Platonis Gastereyen saget/ sondern über viel Jahr so wohl den
Schmack behielten/ alß auch die Nahrung beförderten/ wie solches das
Christliche Waldheim/ so seiner lebendigen Stimme sonderlich sich zu er-
freuen gehabt/ wohl nachrühmet. Und da er wegen zugestossener Lei-
bes-Schwachheit eine geraume Zeit bißhero seine Gemeinde selbst nicht
weyden/ oder sich vom Predig-Stuhl hören lassen können/ kränckte sol-
ches ihn nicht weniger selbst/ als seine anvertraute Schäflein.

Denn es war bey diesen Großen Kirchen-Fürsten eine rechte
Treue/ die er in seinem anbefohlnen Kirchen-Ampte angewendet/ da er

seinen
F

Abdanckungs-Rede.
beſcheidentlich uͤberlaſſen. Allein dem letzten Willen und Begehren
derer Verſtorbenen pflegt und ſoll man billich nach Moͤglichkeit nach-
kommen.

Darumb ſage ich nochmahls: Es iſt ein Fuͤrſt und Groſſer
gefallen in Jſrael. Der Fuͤrſt des Firmaments/ die Sonne wird in
ihrem natuͤrlichen Lauff niemahln ſo eigentlich beſchauet/ als wenn ſie
einige Verfinſterung oder ſonſt was ungewoͤhnliches leidet; Haben
wir unſern ſel. Herrn Inſpectorem bey Lebzeiten nicht eigentlich be-
trachtet/ ſo wollen wir ihn in der Todes-Verfinſterung anſehen.

Jſt er nicht ein Fuͤrſt und Groſſer geweſen in Jſrael? Freylich
mit Warheit. Nicht zwar ein Weltlicher Krieges-Fuͤrſt/ nicht ein
Groſſer bey Politiſchen Welt-Leuten; Er iſt aber doch in der War-
heit geweſen

Ein Groſſer Kirchen-Fuͤrſt/

wegen ſeines getragenen hohen Ampts; Ein Geiſtlicher Fuͤrſt bey
dem Kriegs-Heer der ſtreitenden Kirchen in dieſer Welt; Ein Bi-
ſchoff und ſcharffer Inſpector aller ſeiner Untergebenen und Anvertrau-
ten Kirchen; Ein treuer Fuͤrſteher der hieſigen anſehnlichen Gemein-
de/ die ihm zu lehren/ zu ermahnen und zu unterweiſen anbefohlen gewe-
ſen. Da iſt er/ ſo lange er das Vermoͤgen gehabt/ an der Spitze geſtan-
den/ und hat manchen Kampff außgehalten.

Auff dieſer Cantzel hat er bey geſunden Tagen in ſeinen Predigten
ſolche Worte geführet/ die nicht nur des andern Morgens/ wie man von
des Platonis Gaſtereyen ſaget/ ſondern uͤber viel Jahr ſo wohl den
Schmack behielten/ alß auch die Nahrung befoͤrderten/ wie ſolches das
Chriſtliche Waldheim/ ſo ſeiner lebendigen Stimme ſonderlich ſich zu er-
freuen gehabt/ wohl nachrühmet. Und da er wegen zugeſtoſſener Lei-
bes-Schwachheit eine geraume Zeit bißhero ſeine Gemeinde ſelbſt nicht
weyden/ oder ſich vom Predig-Stuhl hoͤren laſſen koͤnnen/ kraͤnckte ſol-
ches ihn nicht weniger ſelbſt/ als ſeine anvertraute Schaͤflein.

Denn es war bey dieſen Großen Kirchen-Fuͤrſten eine rechte
Treue/ die er in ſeinem anbefohlnen Kirchen-Ampte angewendet/ da er

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[0041] Abdanckungs-Rede. beſcheidentlich uͤberlaſſen. Allein dem letzten Willen und Begehren derer Verſtorbenen pflegt und ſoll man billich nach Moͤglichkeit nach- kommen. Darumb ſage ich nochmahls: Es iſt ein Fuͤrſt und Groſſer gefallen in Jſrael. Der Fuͤrſt des Firmaments/ die Sonne wird in ihrem natuͤrlichen Lauff niemahln ſo eigentlich beſchauet/ als wenn ſie einige Verfinſterung oder ſonſt was ungewoͤhnliches leidet; Haben wir unſern ſel. Herrn Inſpectorem bey Lebzeiten nicht eigentlich be- trachtet/ ſo wollen wir ihn in der Todes-Verfinſterung anſehen. Jſt er nicht ein Fuͤrſt und Groſſer geweſen in Jſrael? Freylich mit Warheit. Nicht zwar ein Weltlicher Krieges-Fuͤrſt/ nicht ein Groſſer bey Politiſchen Welt-Leuten; Er iſt aber doch in der War- heit geweſen Ein Groſſer Kirchen-Fuͤrſt/ wegen ſeines getragenen hohen Ampts; Ein Geiſtlicher Fuͤrſt bey dem Kriegs-Heer der ſtreitenden Kirchen in dieſer Welt; Ein Bi- ſchoff und ſcharffer Inſpector aller ſeiner Untergebenen und Anvertrau- ten Kirchen; Ein treuer Fuͤrſteher der hieſigen anſehnlichen Gemein- de/ die ihm zu lehren/ zu ermahnen und zu unterweiſen anbefohlen gewe- ſen. Da iſt er/ ſo lange er das Vermoͤgen gehabt/ an der Spitze geſtan- den/ und hat manchen Kampff außgehalten. Auff dieſer Cantzel hat er bey geſunden Tagen in ſeinen Predigten ſolche Worte geführet/ die nicht nur des andern Morgens/ wie man von des Platonis Gaſtereyen ſaget/ ſondern uͤber viel Jahr ſo wohl den Schmack behielten/ alß auch die Nahrung befoͤrderten/ wie ſolches das Chriſtliche Waldheim/ ſo ſeiner lebendigen Stimme ſonderlich ſich zu er- freuen gehabt/ wohl nachrühmet. Und da er wegen zugeſtoſſener Lei- bes-Schwachheit eine geraume Zeit bißhero ſeine Gemeinde ſelbſt nicht weyden/ oder ſich vom Predig-Stuhl hoͤren laſſen koͤnnen/ kraͤnckte ſol- ches ihn nicht weniger ſelbſt/ als ſeine anvertraute Schaͤflein. Denn es war bey dieſen Großen Kirchen-Fuͤrſten eine rechte Treue/ die er in ſeinem anbefohlnen Kirchen-Ampte angewendet/ da er ſeinen F

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Zitationshilfe: Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508321/41>, abgerufen am 21.11.2024.