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Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675.

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Abdanckungs-Rede.
seinen Zuhörern nicht allein in gemein/ sondern auch einem ieden im
Nothfall willig und gern bey Tag und Nacht gedienet/ und mit Träh-
nen ihre Seligkeit gesuchet/ als ein rechter treuer Knecht des HErrn/
wie der Fürst des Volcks GOttes/ Moses/ auch vom HErrn diß
herrliche Zeugnüß hat.

Solche Treue diesen Grossen in Jsrael flosse her aus der wah-
ren Gottesfurcht/ als der von GOtt nicht allein mit donis admini-
strantibus;
Sondern auch sanctificantibus begabet war/ wie seine
Gottseligkeit aus seinen Gottseligen Ubungen satsam gesehen worden.
So nun der Groß genennet wird/ der Weise ist/ so ist gewiß/ der GOtt
fürchtet/ der Allergröste/ über den niemand ist/ nach Aussage des wei-
sen Hauß-Lehrers.

Diese Gottseligkeit aber unsers sel. Grossen Kirchen-Fürsten
sahe man aus seinem eiverigen Gebeth für die gantze streitende Kirche.
Mit grosser Andacht hat er gebetet/ sonderlich für diese Stadt/ die ge-
wiß was grosses an ihm verlohren. Eine grosse Stütze ist gefallen/
die das Gemeine Wesen hat helffen erhalten/ daß es nicht gar in ein-
ander gebrochen ist. Zumahln es ja wahr/ daß ein einiger eiveriger
Bether bey gemeiner Stadt mehr ausrichtet/ denn viel kluge Achi-
tophel und Gottlose Welt-Leute/ ja mehr als tausend Soldaten/ die
man in der Besatzung liegen hat. Ein solcher Mann tritt vor den
Riß; Ja er ist gleichsam eine wohlgeführte Mauer umb eine Stadt
herumb/ welche die Fortezzen und anversuchten Impressen der einbli-
tzenden Feinde auffhalten muß.

Und ob unser seliger Herr Inspector gleich ein so Grosser in Jsrael
war/ hatte er doch eine mitleidende Zuneigung gegen arme/ dürfftige und
bedrengte Leute. Ein Weltlicher Krieges-Fürst hat sein festes Schild
sich zu beschützen: Dieser Geistliche war selbsten ein ehrner Schild/
ein recht Ancile, nicht allein quod anothen okeilan, weil er gleichsam
von oben herab von GOtt gefallen und herkommen/ als ein Göttl.
Segen und selbst gesegneter/ nach seinem Mittel-Nahmen Benedi-
ctus
;
Sondern auch weil dessen hiebevor geschebene Einweihung den

anakos

Abdanckungs-Rede.
ſeinen Zuhoͤrern nicht allein in gemein/ ſondern auch einem ieden im
Nothfall willig und gern bey Tag und Nacht gedienet/ und mit Traͤh-
nen ihre Seligkeit geſuchet/ als ein rechter treuer Knecht des HErrn/
wie der Fürſt des Volcks GOttes/ Moſes/ auch vom HErrn diß
herrliche Zeugnuͤß hat.

Solche Treue dieſen Groſſen in Jſrael floſſe her aus der wah-
ren Gottesfurcht/ als der von GOtt nicht allein mit donis admini-
ſtrantibus;
Sondern auch ſanctificantibus begabet war/ wie ſeine
Gottſeligkeit aus ſeinen Gottſeligen Ubungen ſatſam geſehen worden.
So nun der Groß genennet wird/ der Weiſe iſt/ ſo iſt gewiß/ der GOtt
fuͤrchtet/ der Allergroͤſte/ über den niemand iſt/ nach Auſſage des wei-
ſen Hauß-Lehrers.

Dieſe Gottſeligkeit aber unſers ſel. Groſſen Kirchen-Fuͤrſten
ſahe man aus ſeinem eiverigen Gebeth fuͤr die gantze ſtreitende Kirche.
Mit groſſer Andacht hat er gebetet/ ſonderlich fuͤr dieſe Stadt/ die ge-
wiß was groſſes an ihm verlohren. Eine groſſe Stuͤtze iſt gefallen/
die das Gemeine Weſen hat helffen erhalten/ daß es nicht gar in ein-
ander gebrochen iſt. Zumahln es ja wahr/ daß ein einiger eiveriger
Bether bey gemeiner Stadt mehr ausrichtet/ denn viel kluge Achi-
tophel und Gottloſe Welt-Leute/ ja mehr als tauſend Soldaten/ die
man in der Beſatzung liegen hat. Ein ſolcher Mann tritt vor den
Riß; Ja er iſt gleichſam eine wohlgefuͤhrte Mauer umb eine Stadt
herumb/ welche die Fortezzen und anverſuchten Impreſſen der einbli-
tzenden Feinde auffhalten muß.

Und ob unſer ſeliger Herr Inſpector gleich ein ſo Groſſer in Jſrael
war/ hatte er doch eine mitleidende Zuneigung gegen arme/ duͤrfftige und
bedrengte Leute. Ein Weltlicher Krieges-Fuͤrſt hat ſein feſtes Schild
ſich zu beſchützen: Dieſer Geiſtliche war ſelbſten ein ehrner Schild/
ein recht Ancile, nicht allein quod ἄνωθεν ᾤκειλαν, weil er gleichſam
von oben herab von GOtt gefallen und herkommen/ als ein Goͤttl.
Segen und ſelbſt geſegneter/ nach ſeinem Mittel-Nahmen Benedi-
ctus
;
Sondern auch weil deſſen hiebevor geſchebene Einweihung den

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[0042] Abdanckungs-Rede. ſeinen Zuhoͤrern nicht allein in gemein/ ſondern auch einem ieden im Nothfall willig und gern bey Tag und Nacht gedienet/ und mit Traͤh- nen ihre Seligkeit geſuchet/ als ein rechter treuer Knecht des HErrn/ wie der Fürſt des Volcks GOttes/ Moſes/ auch vom HErrn diß herrliche Zeugnuͤß hat. Solche Treue dieſen Groſſen in Jſrael floſſe her aus der wah- ren Gottesfurcht/ als der von GOtt nicht allein mit donis admini- ſtrantibus; Sondern auch ſanctificantibus begabet war/ wie ſeine Gottſeligkeit aus ſeinen Gottſeligen Ubungen ſatſam geſehen worden. So nun der Groß genennet wird/ der Weiſe iſt/ ſo iſt gewiß/ der GOtt fuͤrchtet/ der Allergroͤſte/ über den niemand iſt/ nach Auſſage des wei- ſen Hauß-Lehrers. Dieſe Gottſeligkeit aber unſers ſel. Groſſen Kirchen-Fuͤrſten ſahe man aus ſeinem eiverigen Gebeth fuͤr die gantze ſtreitende Kirche. Mit groſſer Andacht hat er gebetet/ ſonderlich fuͤr dieſe Stadt/ die ge- wiß was groſſes an ihm verlohren. Eine groſſe Stuͤtze iſt gefallen/ die das Gemeine Weſen hat helffen erhalten/ daß es nicht gar in ein- ander gebrochen iſt. Zumahln es ja wahr/ daß ein einiger eiveriger Bether bey gemeiner Stadt mehr ausrichtet/ denn viel kluge Achi- tophel und Gottloſe Welt-Leute/ ja mehr als tauſend Soldaten/ die man in der Beſatzung liegen hat. Ein ſolcher Mann tritt vor den Riß; Ja er iſt gleichſam eine wohlgefuͤhrte Mauer umb eine Stadt herumb/ welche die Fortezzen und anverſuchten Impreſſen der einbli- tzenden Feinde auffhalten muß. Und ob unſer ſeliger Herr Inſpector gleich ein ſo Groſſer in Jſrael war/ hatte er doch eine mitleidende Zuneigung gegen arme/ duͤrfftige und bedrengte Leute. Ein Weltlicher Krieges-Fuͤrſt hat ſein feſtes Schild ſich zu beſchützen: Dieſer Geiſtliche war ſelbſten ein ehrner Schild/ ein recht Ancile, nicht allein quod ἄνωθεν ᾤκειλαν, weil er gleichſam von oben herab von GOtt gefallen und herkommen/ als ein Goͤttl. Segen und ſelbſt geſegneter/ nach ſeinem Mittel-Nahmen Benedi- ctus; Sondern auch weil deſſen hiebevor geſchebene Einweihung den ἀνακῶς

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Zitationshilfe: Mahler, Georg Ernst: Entwurff oder Merckbild Eines Gottergebenen Christen-Menschen. Freyberg, 1675, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508321/42>, abgerufen am 21.11.2024.