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Trescovius, Paulus: Syntheo [gr.]. Wittenberg, 1618.

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Leichpredigt
bet/ es sey Früe oder Spat gewesen/ verseumet/ ist gemei-
niglich neben etlichen andern der Erste in der Kirche vnnd
der letzte heraus gewesen. Auch zu Hause hat er gute
Kirchenzucht gehalten/ das liebe Gebet hat er allwege
hoch urgiret, seine Arbeiter vnd Taglöhner/ sein Gesind
hat niemals ohn Gebet zum Tisch noch darvon gehen
müssen/ Ja da er fast mit dem Tode gerungen/ hat er
vermahnet/ das seine Arbeiter vnd Gesinde das Gratias
nicht vergessen solten. Mit dem waren Leib vnnd Blut
vnsers Herrn Jesu Christi hat er sich zum öfftern im
waren Glauben mit bußfertigen Hertzen speisen vnd trän-
cken lassen/ wie er denn auch noch heut Acht Tage dieses
ephodiom Christiani, dieses thewren/ Christlichen Zehrpfenni-
ges fehig vnd theilhafftig worden.

Die Dritte Tugend/ so von vnserm Herrn Bürger-III.
Humilitas.

meister insonderheit herfür geleuchtet/ ist gewesen/ die Ed-
le Tugend/ die liebe Demuth/ Derer er sich von Hertzen
befliessen. Denn ob er wol reich von Haab vnd Gütern
gewesen/ vnd neben andern Herrn in dieser löblichen Kö-
niglichen Hauptstadt deß Margraffthumbs Niederlau-
sitz/ die oberste Stelle im Regiment jnne gehabt/ so hat er
sich doch dessen im geringsten nicht vberhaben/ sondern
sich fein herunter gelassen/ auch den einfeltigsten Bürger/
wenn er etwan fürvber gangen/ vngegrüsset vnd vnangere-
det nicht gelassen/ wie jm dessen fromme Leute Zeugnüß ge-
ben/ vnd seiner freundligkeit vnd Demut halber sehr vngern
verloren haben. Hat sich also vnser Herr Bürgermeister

fein
F ij

Leichpredigt
bet/ es ſey Fruͤe oder Spat geweſen/ verſeumet/ iſt gemei-
niglich neben etlichen andern der Erſte in der Kirche vnnd
der letzte heraus geweſen. Auch zu Hauſe hat er gute
Kirchenzucht gehalten/ das liebe Gebet hat er allwege
hoch urgiret, ſeine Arbeiter vnd Tagloͤhner/ ſein Geſind
hat niemals ohn Gebet zum Tiſch noch darvon gehen
muͤſſen/ Ja da er faſt mit dem Tode gerungen/ hat er
vermahnet/ das ſeine Arbeiter vnd Geſinde das Gratias
nicht vergeſſen ſolten. Mit dem waren Leib vnnd Blut
vnſers Herrn Jeſu Chriſti hat er ſich zum oͤfftern im
waren Glauben mit bußfertigen Hertzen ſpeiſen vnd traͤn-
cken laſſen/ wie er denn auch noch heut Acht Tage dieſes
ἐφοδίομ Chriſtiani, dieſes thewren/ Chriſtlichen Zehrpfenni-
ges fehig vnd theilhafftig worden.

Die Dritte Tugend/ ſo von vnſerm Herrn Buͤrger-III.
Humilitas.

meiſter inſonderheit herfuͤr geleuchtet/ iſt geweſen/ die Ed-
le Tugend/ die liebe Demuth/ Derer er ſich von Hertzen
beflieſſen. Denn ob er wol reich von Haab vnd Guͤtern
geweſen/ vnd neben andern Herrn in dieſer loͤblichen Koͤ-
niglichen Hauptſtadt deß Margraffthumbs Niederlau-
ſitz/ die oberſte Stelle im Regiment jnne gehabt/ ſo hat er
ſich doch deſſen im geringſten nicht vberhaben/ ſondern
ſich fein herunter gelaſſen/ auch den einfeltigſten Buͤrger/
wenn er etwan fuͤrvber gangen/ vngegruͤſſet vnd vnangere-
det nicht gelaſſen/ wie jm deſſen fromme Leute Zeugnuͤß ge-
ben/ vñ ſeiner freundligkeit vnd Demut halber ſehr vngern
verloren haben. Hat ſich alſo vnſer Herr Buͤrgermeiſter

fein
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[0043] Leichpredigt bet/ es ſey Fruͤe oder Spat geweſen/ verſeumet/ iſt gemei- niglich neben etlichen andern der Erſte in der Kirche vnnd der letzte heraus geweſen. Auch zu Hauſe hat er gute Kirchenzucht gehalten/ das liebe Gebet hat er allwege hoch urgiret, ſeine Arbeiter vnd Tagloͤhner/ ſein Geſind hat niemals ohn Gebet zum Tiſch noch darvon gehen muͤſſen/ Ja da er faſt mit dem Tode gerungen/ hat er vermahnet/ das ſeine Arbeiter vnd Geſinde das Gratias nicht vergeſſen ſolten. Mit dem waren Leib vnnd Blut vnſers Herrn Jeſu Chriſti hat er ſich zum oͤfftern im waren Glauben mit bußfertigen Hertzen ſpeiſen vnd traͤn- cken laſſen/ wie er denn auch noch heut Acht Tage dieſes ἐφοδίομ Chriſtiani, dieſes thewren/ Chriſtlichen Zehrpfenni- ges fehig vnd theilhafftig worden. Die Dritte Tugend/ ſo von vnſerm Herrn Buͤrger- meiſter inſonderheit herfuͤr geleuchtet/ iſt geweſen/ die Ed- le Tugend/ die liebe Demuth/ Derer er ſich von Hertzen beflieſſen. Denn ob er wol reich von Haab vnd Guͤtern geweſen/ vnd neben andern Herrn in dieſer loͤblichen Koͤ- niglichen Hauptſtadt deß Margraffthumbs Niederlau- ſitz/ die oberſte Stelle im Regiment jnne gehabt/ ſo hat er ſich doch deſſen im geringſten nicht vberhaben/ ſondern ſich fein herunter gelaſſen/ auch den einfeltigſten Buͤrger/ wenn er etwan fuͤrvber gangen/ vngegruͤſſet vnd vnangere- det nicht gelaſſen/ wie jm deſſen fromme Leute Zeugnuͤß ge- ben/ vñ ſeiner freundligkeit vnd Demut halber ſehr vngern verloren haben. Hat ſich alſo vnſer Herr Buͤrgermeiſter fein III. Humilitas. F ij

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Zitationshilfe: Trescovius, Paulus: Syntheo [gr.]. Wittenberg, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508439/43>, abgerufen am 21.11.2024.