Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Francisci, Martinus: Des Sterbens Gewißheit und Der hinterbliebenden Zufriedenheit. [Musckaw], [1675].

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
liche Hoffnung der Wiedergenesung/ nur immer dem Todes-Ziel näher
kam; Allein gegen die lieben Seinigen warens lauter Trost Zusprech-
ungen und Göttliche Beystands-Versicherungen/ da er zweyfels frey/
wo nicht gesaget/ doch gläubig wird gedacht haben: GOtt wirdmit den
Meinigen/ nach meinem Absterben seyn! Und so mir recht ist/ so deucht
mich/ als wenn der seelig verstorbene Herr Burgemeister/ gleichsam als
wolte er ietztgedachtes bekräfftigen/ sich nochmahls aus seiner Schlaff-
Kammer erheben/ und denen sämbtlich-alhier auf dem Trauer-Platz
versamleten zu guter letzte zuruffe: Siehe ich sterbe und Gott wird mit
euch seyn! GOTT wird mit euch seyn/ ihr schmertzlich-verwundete
Frau Wittib

Durch Göttliche Beschützung. Jst der leibliche Mannes-Schutz
hinweg/ hier ist GOttes Schutz/ der seine Augen der Allgegenwärtigkeit
auf die Elenden und Niedrigen Ps. 93. v. 6. und also auch auf die armen
betrübten Wittiben richtet. Jch nenne billig die Wittben niedrig und
elend/ alldieweil sie ja die elenden und Trostlosen sind/ über welche alle
Unglücks-Gewitter zusammen schlagen/ wie der Geist-begabte Prophet
Esaias. 54. v. 11. von den rechtgläubigen Kirchenhäuflein redet. Aber
getrost und unverzagt/ GOtt wird mit euch seyn! Jst GOtt mit euch/
was können euch Menschen thun? Jst GOtt mit euch/ so ist der Ver-
lust wieder ersetzet/ denn er ist euer Mann/ Herr Zebaoth ist sein Name.
Es. 54. v. 5. GOtt wird mit euch seyn/ ihr hinterbliebene bitterlich wei-
nende Vater- und Mutter-Waisen.

Durch reichlicheVersorgung. Der leibliche Versorger ist zwar
dahin/ dahero auch diese Klage/ absonderlich bey denen annoch unversor-
geten/ gehöret wird: Mein Vater und Mutter verlassen mich/ Ps 27.
v.
10. aber getrost ihr betrübten Kinder und Kindes-Kinder/ GOtt
wird mit euch seyn! Er wird euch aufnehmen Ps. 27. v. 10. und als ein
Richter der Wittben und Vater der Waisen Ps. 68. v. 6. Euch in seine
Hände zu gewisser Versorgung/ zeichnen Es. 49. v. 16. GOTT wird
mit euch seyn ihr betrübte Anverwandte und Leid-tragende.

Durch ernstliche Trost-Verbindung/ denn er ist ein GOtt alles
Trostes der uns tröstet in allen unsern Trubsal 2. Cor. 1. v. 3. Dieser
GOtt des Trostes sage ich/ wird mit euch seyn/ und über den schmertzli-
chen Verlust euers Schwieger-Vaters Bruders und Freundes euch trö-

sten

Abdanckungs-Rede.
liche Hoffnung der Wiedergeneſung/ nur immer dem Todes-Ziel naͤher
kam; Allein gegen die lieben Seinigen warens lauter Troſt Zuſprech-
ungen und Goͤttliche Beyſtands-Verſicherungen/ da er zweyfels frey/
wo nicht geſaget/ doch glaͤubig wird gedacht haben: GOtt wirdmit den
Meinigen/ nach meinem Abſterben ſeyn! Und ſo mir recht iſt/ ſo deucht
mich/ als wenn der ſeelig verſtorbene Herr Burgemeiſter/ gleichſam als
wolte er ietztgedachtes bekraͤfftigen/ ſich nochmahls aus ſeiner Schlaff-
Kammer erheben/ und denen ſaͤmbtlich-alhier auf dem Trauer-Platz
verſamleten zu guter letzte zuruffe: Siehe ich ſterbe und Gott wird mit
euch ſeyn! GOTT wird mit euch ſeyn/ ihr ſchmertzlich-verwundete
Frau Wittib

Durch Goͤttliche Beſchuͤtzung. Jſt der leibliche Mannes-Schutz
hinweg/ hier iſt GOttes Schutz/ der ſeine Augen der Allgegenwaͤrtigkeit
auf die Elenden und Niedrigen Pſ. 93. v. 6. und alſo auch auf die armen
betruͤbten Wittiben richtet. Jch nenne billig die Wittben niedrig und
elend/ alldieweil ſie ja die elenden und Troſtloſen ſind/ uͤber welche alle
Ungluͤcks-Gewitter zuſam̃en ſchlagen/ wie der Geiſt-begabte Prophet
Eſaias. 54. v. 11. von den rechtglaͤubigen Kirchenhaͤuflein redet. Aber
getroſt und unverzagt/ GOtt wird mit euch ſeyn! Jſt GOtt mit euch/
was koͤnnen euch Menſchen thun? Jſt GOtt mit euch/ ſo iſt der Ver-
luſt wieder erſetzet/ denn er iſt euer Mann/ Herr Zebaoth iſt ſein Name.
Eſ. 54. v. 5. GOtt wird mit euch ſeyn/ ihr hinterbliebene bitterlich wei-
nende Vater- und Mutter-Waiſen.

Durch reichlicheVerſorgung. Der leibliche Verſorger iſt zwar
dahin/ dahero auch dieſe Klage/ abſonderlich bey denen annoch unverſor-
geten/ gehoͤret wird: Mein Vater und Mutter verlaſſen mich/ Pſ 27.
v.
10. aber getroſt ihr betruͤbten Kinder und Kindes-Kinder/ GOtt
wird mit euch ſeyn! Er wird euch aufnehmen Pſ. 27. v. 10. und als ein
Richter der Wittben und Vater der Waiſen Pſ. 68. v. 6. Euch in ſeine
Haͤnde zu gewiſſer Verſorgung/ zeichnen Eſ. 49. v. 16. GOTT wird
mit euch ſeyn ihr betruͤbte Anverwandte und Leid-tragende.

Durch ernſtliche Troſt-Verbindung/ denn er iſt ein GOtt alles
Troſtes der uns troͤſtet in allen unſern Trubſal 2. Cor. 1. v. 3. Dieſer
GOtt des Troſtes ſage ich/ wird mit euch ſeyn/ und uͤber den ſchmertzli-
chen Verluſt euers Schwieger-Vaters Bruders und Freundes euch troͤ-

ſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p><pb facs="#f0010"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
liche Hoffnung der Wiedergene&#x017F;ung/ nur immer dem Todes-Ziel na&#x0364;her<lb/>
kam; Allein gegen die lieben Seinigen warens lauter Tro&#x017F;t Zu&#x017F;prech-<lb/>
ungen und Go&#x0364;ttliche Bey&#x017F;tands-Ver&#x017F;icherungen/ da er zweyfels frey/<lb/>
wo nicht ge&#x017F;aget/ doch gla&#x0364;ubig wird gedacht haben: GOtt wirdmit den<lb/>
Meinigen/ nach meinem Ab&#x017F;terben &#x017F;eyn! Und &#x017F;o mir recht i&#x017F;t/ &#x017F;o deucht<lb/>
mich/ als wenn der &#x017F;eelig ver&#x017F;torbene Herr Burgemei&#x017F;ter/ gleich&#x017F;am als<lb/>
wolte er ietztgedachtes bekra&#x0364;fftigen/ &#x017F;ich nochmahls aus &#x017F;einer Schlaff-<lb/>
Kammer erheben/ und denen &#x017F;a&#x0364;mbtlich-alhier auf dem Trauer-Platz<lb/>
ver&#x017F;amleten zu guter letzte zuruffe: Siehe ich &#x017F;terbe und Gott wird mit<lb/>
euch &#x017F;eyn! GOTT wird mit euch &#x017F;eyn/ ihr &#x017F;chmertzlich-verwundete<lb/>
Frau Wittib</p><lb/>
          <p>Durch Go&#x0364;ttliche Be&#x017F;chu&#x0364;tzung. J&#x017F;t der leibliche Mannes-Schutz<lb/>
hinweg/ hier i&#x017F;t GOttes Schutz/ der &#x017F;eine Augen der Allgegenwa&#x0364;rtigkeit<lb/>
auf die Elenden und Niedrigen <hi rendition="#aq">P&#x017F;. 93. v.</hi> 6. und al&#x017F;o auch auf die armen<lb/>
betru&#x0364;bten Wittiben richtet. Jch nenne billig die Wittben niedrig und<lb/>
elend/ alldieweil &#x017F;ie ja die elenden und Tro&#x017F;tlo&#x017F;en &#x017F;ind/ u&#x0364;ber welche alle<lb/>
Unglu&#x0364;cks-Gewitter zu&#x017F;am&#x0303;en &#x017F;chlagen/ wie der Gei&#x017F;t-begabte Prophet<lb/><hi rendition="#aq">E&#x017F;aias. 54. v.</hi> 11. von den rechtgla&#x0364;ubigen Kirchenha&#x0364;uflein redet. Aber<lb/>
getro&#x017F;t und unverzagt/ GOtt wird mit euch &#x017F;eyn! J&#x017F;t GOtt mit euch/<lb/>
was ko&#x0364;nnen euch Men&#x017F;chen thun? J&#x017F;t GOtt mit euch/ &#x017F;o i&#x017F;t der Ver-<lb/>
lu&#x017F;t wieder er&#x017F;etzet/ denn er i&#x017F;t euer Mann/ Herr Zebaoth i&#x017F;t &#x017F;ein Name.<lb/><hi rendition="#aq">E&#x017F;. 54. v.</hi> 5. GOtt wird mit euch &#x017F;eyn/ ihr hinterbliebene bitterlich wei-<lb/>
nende Vater- und Mutter-Wai&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Durch reichlicheVer&#x017F;orgung. Der leibliche Ver&#x017F;orger i&#x017F;t zwar<lb/>
dahin/ dahero auch die&#x017F;e Klage/ ab&#x017F;onderlich bey denen annoch unver&#x017F;or-<lb/>
geten/ geho&#x0364;ret wird: Mein Vater und Mutter verla&#x017F;&#x017F;en mich/ <hi rendition="#aq">P&#x017F; 27.<lb/>
v.</hi> 10. aber getro&#x017F;t ihr betru&#x0364;bten Kinder und Kindes-Kinder/ GOtt<lb/>
wird mit euch &#x017F;eyn! Er wird euch aufnehmen <hi rendition="#aq">P&#x017F;. 27. v.</hi> 10. und als ein<lb/>
Richter der Wittben und Vater der Wai&#x017F;en <hi rendition="#aq">P&#x017F;. 68. v.</hi> 6. Euch in &#x017F;eine<lb/>
Ha&#x0364;nde zu gewi&#x017F;&#x017F;er Ver&#x017F;orgung/ zeichnen <hi rendition="#aq">E&#x017F;. 49. v.</hi> 16. GOTT wird<lb/>
mit euch &#x017F;eyn ihr betru&#x0364;bte Anverwandte und Leid-tragende.</p><lb/>
          <p>Durch ern&#x017F;tliche Tro&#x017F;t-Verbindung/ denn er i&#x017F;t ein GOtt alles<lb/>
Tro&#x017F;tes der uns tro&#x0364;&#x017F;tet in allen un&#x017F;ern Trub&#x017F;al 2. <hi rendition="#aq">Cor. 1. v.</hi> 3. Die&#x017F;er<lb/>
GOtt des Tro&#x017F;tes &#x017F;age ich/ wird mit euch &#x017F;eyn/ und u&#x0364;ber den &#x017F;chmertzli-<lb/>
chen Verlu&#x017F;t euers Schwieger-Vaters Bruders und <choice><sic>Feundes</sic><corr>Freundes</corr></choice> euch tro&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0010] Abdanckungs-Rede. liche Hoffnung der Wiedergeneſung/ nur immer dem Todes-Ziel naͤher kam; Allein gegen die lieben Seinigen warens lauter Troſt Zuſprech- ungen und Goͤttliche Beyſtands-Verſicherungen/ da er zweyfels frey/ wo nicht geſaget/ doch glaͤubig wird gedacht haben: GOtt wirdmit den Meinigen/ nach meinem Abſterben ſeyn! Und ſo mir recht iſt/ ſo deucht mich/ als wenn der ſeelig verſtorbene Herr Burgemeiſter/ gleichſam als wolte er ietztgedachtes bekraͤfftigen/ ſich nochmahls aus ſeiner Schlaff- Kammer erheben/ und denen ſaͤmbtlich-alhier auf dem Trauer-Platz verſamleten zu guter letzte zuruffe: Siehe ich ſterbe und Gott wird mit euch ſeyn! GOTT wird mit euch ſeyn/ ihr ſchmertzlich-verwundete Frau Wittib Durch Goͤttliche Beſchuͤtzung. Jſt der leibliche Mannes-Schutz hinweg/ hier iſt GOttes Schutz/ der ſeine Augen der Allgegenwaͤrtigkeit auf die Elenden und Niedrigen Pſ. 93. v. 6. und alſo auch auf die armen betruͤbten Wittiben richtet. Jch nenne billig die Wittben niedrig und elend/ alldieweil ſie ja die elenden und Troſtloſen ſind/ uͤber welche alle Ungluͤcks-Gewitter zuſam̃en ſchlagen/ wie der Geiſt-begabte Prophet Eſaias. 54. v. 11. von den rechtglaͤubigen Kirchenhaͤuflein redet. Aber getroſt und unverzagt/ GOtt wird mit euch ſeyn! Jſt GOtt mit euch/ was koͤnnen euch Menſchen thun? Jſt GOtt mit euch/ ſo iſt der Ver- luſt wieder erſetzet/ denn er iſt euer Mann/ Herr Zebaoth iſt ſein Name. Eſ. 54. v. 5. GOtt wird mit euch ſeyn/ ihr hinterbliebene bitterlich wei- nende Vater- und Mutter-Waiſen. Durch reichlicheVerſorgung. Der leibliche Verſorger iſt zwar dahin/ dahero auch dieſe Klage/ abſonderlich bey denen annoch unverſor- geten/ gehoͤret wird: Mein Vater und Mutter verlaſſen mich/ Pſ 27. v. 10. aber getroſt ihr betruͤbten Kinder und Kindes-Kinder/ GOtt wird mit euch ſeyn! Er wird euch aufnehmen Pſ. 27. v. 10. und als ein Richter der Wittben und Vater der Waiſen Pſ. 68. v. 6. Euch in ſeine Haͤnde zu gewiſſer Verſorgung/ zeichnen Eſ. 49. v. 16. GOTT wird mit euch ſeyn ihr betruͤbte Anverwandte und Leid-tragende. Durch ernſtliche Troſt-Verbindung/ denn er iſt ein GOtt alles Troſtes der uns troͤſtet in allen unſern Trubſal 2. Cor. 1. v. 3. Dieſer GOtt des Troſtes ſage ich/ wird mit euch ſeyn/ und uͤber den ſchmertzli- chen Verluſt euers Schwieger-Vaters Bruders und Freundes euch troͤ- ſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508453
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508453/10
Zitationshilfe: Francisci, Martinus: Des Sterbens Gewißheit und Der hinterbliebenden Zufriedenheit. [Musckaw], [1675], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508453/10>, abgerufen am 02.05.2024.