Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.Reichthum Göttlicher Güte. nigung seiner vorigen Sünde. Darum/ lieben Brüder/thut desto mehr Fleiß/ euren Beruff und Erwehlung fest zu- machen: Denn wo ihr solches thut/ werdet ihr nicht strau- cheln/ und also wird euch reichlich dargereichet werden der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Hei- landes Jesu Christi. Jn solcher Arbeit haben wir/ wegen2. Pet. 1, 5. seqq. der schweren Anfechtung und Hindernis unser Geistlichen Feinde/ eine gute Ritterschafft zuüben/ und nur dahin zu- trachten/ daß wir den Glauben und gut Gewissen behalten/1. Tim. 1, v. 18. 19. und ja nicht daran Schiffbruch erleiden. Nebst diesen a- ber hat ein ieder auch seine sonderbahre leibliche Beruffs- Arbeit/ in und bey der er keine Sorge/ Mühe/ Fleiß undSir. 3, 22. Treue sparen sol. Was dir GOtt befohlen hat/ deß nimm dich stets an/ und alles/ was dir für handen kömmt zuthun/Cohel. 9, v. 0. 1 das thue frisch. Und also ists gewiß/ daß unser gantzes Le- ben/ wenns noch so köstlich/ doch nur Mühe und Arbeit ist.Psal. 90, v. 11. Dabey kans nun in dieser bösen Zeit an Unglück/ an Elend nicht fehlen. Wie aber sol man sich denn bey dessen Er- fahr- und Empfindung helffen? Am besten/ wenn man mit tröstlichen und andächtigen Seuffzen seine Hertzens-Au- gen in dem Reichthum Göttlicher Güte auch auf das mitleidige Auge des treuesten Gottes richtet/ und be- tet: Sihe an meinen Jammer und Elend. Quid est; Vide? fragt Augustinus, was ist das; Sihe an? undAugustin. tract. 49. in Joh. t. 9. col. 364. C. antwortet ihm selbst; Miserere: Videt enim Dominus, quando miseretur, Es ist so viel/ als/ Erbarme dich/ denn da sihet der Herr an/ wenn er sich erbarmet. Da- her auch Hugo dazu setzet: Respice me oculis misericordiae,Hugo. Sihe mich an mit den Augen der Barmhertzigkeit. Got- tes Ansehen ist nicht eine blosse und Krafftlose Erblickung und
Reichthum Goͤttlicher Guͤte. nigung ſeiner vorigen Suͤnde. Darum/ lieben Bruͤder/thut deſto mehr Fleiß/ euren Beruff und Erwehlung feſt zu- machen: Denn wo ihr ſolches thut/ werdet ihr nicht ſtrau- cheln/ und alſo wird euch reichlich dargereichet werden der Eingang zu dem ewigen Reich unſers Herrn und Hei- landes Jeſu Chriſti. Jn ſolcher Arbeit haben wir/ wegen2. Pet. 1, 5. ſeqq. der ſchweren Anfechtung und Hindernis unſer Geiſtlichen Feinde/ eine gute Ritterſchafft zuuͤben/ und nur dahin zu- trachten/ daß wir den Glauben und gut Gewiſſen behalten/1. Tim. 1, v. 18. 19. und ja nicht daran Schiffbruch erleiden. Nebſt dieſen a- ber hat ein ieder auch ſeine ſonderbahre leibliche Beruffs- Arbeit/ in und bey der er keine Sorge/ Muͤhe/ Fleiß undSir. 3, 22. Treue ſparen ſol. Was dir GOtt befohlen hat/ deß nim̃ dich ſtets an/ und alles/ was dir fuͤr handen koͤmmt zuthun/Cohel. 9, v. 0. 1 das thue friſch. Und alſo iſts gewiß/ daß unſer gantzes Le- ben/ wenns noch ſo koͤſtlich/ doch nur Muͤhe und Arbeit iſt.Pſal. 90, v. 11. Dabey kans nun in dieſer boͤſen Zeit an Ungluͤck/ an Elend nicht fehlen. Wie aber ſol man ſich denn bey deſſen Er- fahr- und Empfindung helffen? Am beſten/ wenn man mit troͤſtlichen und andaͤchtigen Seuffzen ſeine Hertzens-Au- gen in dem Reichthum Goͤttlicher Guͤte auch auf das mitleidige Auge des treueſten Gottes richtet/ und be- tet: Sihe an meinen Jammer und Elend. Quid eſt; Vide? fragt Auguſtinus, was iſt das; Sihe an? undAuguſtin. tract. 49. in Joh. t. 9. col. 364. C. antwortet ihm ſelbſt; Miſerere: Videt enim Dominus, quando miſeretur, Es iſt ſo viel/ als/ Erbarme dich/ denn da ſihet der Herr an/ wenn er ſich erbarmet. Da- her auch Hugo dazu ſetzet: Reſpice me oculis miſericordiæ,Hugo. Sihe mich an mit den Augen der Barmhertzigkeit. Got- tes Anſehen iſt nicht eine bloſſe und Krafftloſe Erblickung und
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Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
nigung ſeiner vorigen Suͤnde. Darum/ lieben Bruͤder/
thut deſto mehr Fleiß/ euren Beruff und Erwehlung feſt zu-
machen: Denn wo ihr ſolches thut/ werdet ihr nicht ſtrau-
cheln/ und alſo wird euch reichlich dargereichet werden der
Eingang zu dem ewigen Reich unſers Herrn und Hei-
landes Jeſu Chriſti. Jn ſolcher Arbeit haben wir/ wegen
der ſchweren Anfechtung und Hindernis unſer Geiſtlichen
Feinde/ eine gute Ritterſchafft zuuͤben/ und nur dahin zu-
trachten/ daß wir den Glauben und gut Gewiſſen behalten/
und ja nicht daran Schiffbruch erleiden. Nebſt dieſen a-
ber hat ein ieder auch ſeine ſonderbahre leibliche Beruffs-
Arbeit/ in und bey der er keine Sorge/ Muͤhe/ Fleiß und
Treue ſparen ſol. Was dir GOtt befohlen hat/ deß nim̃
dich ſtets an/ und alles/ was dir fuͤr handen koͤmmt zuthun/
das thue friſch. Und alſo iſts gewiß/ daß unſer gantzes Le-
ben/ wenns noch ſo koͤſtlich/ doch nur Muͤhe und Arbeit iſt.
Dabey kans nun in dieſer boͤſen Zeit an Ungluͤck/ an Elend
nicht fehlen. Wie aber ſol man ſich denn bey deſſen Er-
fahr- und Empfindung helffen? Am beſten/ wenn man mit
troͤſtlichen und andaͤchtigen Seuffzen ſeine Hertzens-Au-
gen in dem Reichthum Goͤttlicher Guͤte auch auf das
mitleidige Auge des treueſten Gottes richtet/ und be-
tet: Sihe an meinen Jammer und Elend. Quid
eſt; Vide? fragt Auguſtinus, was iſt das; Sihe an? und
antwortet ihm ſelbſt; Miſerere: Videt enim Dominus,
quando miſeretur, Es iſt ſo viel/ als/ Erbarme dich/
denn da ſihet der Herr an/ wenn er ſich erbarmet. Da-
her auch Hugo dazu ſetzet: Reſpice me oculis miſericordiæ,
Sihe mich an mit den Augen der Barmhertzigkeit. Got-
tes Anſehen iſt nicht eine bloſſe und Krafftloſe Erblickung
und
2. Pet. 1, 5.
ſeqq.
1. Tim. 1,
v. 18. 19.
Sir. 3, 22.
Cohel. 9,
v. 0. 1
Pſal. 90,
v. 11.
Auguſtin.
tract. 49.
in Joh. t. 9.
col. 364. C.
Hugo.
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