Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

Reichthum Göttlicher Güte.
und Betrachtung eines Dinges/ sondern wie die Sonne/
was sie bescheinet/ auch mit erleuchtet und erwärmet/ so
wirfft der Vater aller Güte aus seinen Augen lauter Gna-
den-Trosts- und Hülffsblicke auf unsern Jammer und
Elend. Mit solchen Augen sahe Er an die flüchtige Ha-
gar/ und sie hieß den Namen des Herrn/ der mit ihr re-
det; Du GOtt sihest mich/ denn sie sprach: Gewißlich ha-
Gen. 16,
v.
13.
be ich hie gesehen den/ der mich hernach angesehen hat. So
ward von ihm der so hochgekränckte Vater Abraham/ und
der in äusserster Lebens-Gefahr schwebende Sohn Jsaac
angesehen/ da jener diesem das Leben/ so er ihm gegeben/ oh-
ne Ursach wieder zunehmen befehliget ware von GOtt/ der
Gen. 22,
v. 14.
c. 31, 1 z.
es aber selbst hinderteund gnädig abwendete/ und Abraham
hieß die Stäte; Der Herr sihet. Daher man noch heutiges
Tages saget: Auf dem Berge/ da der Herr sihet. Eben der
HErr sagte dort zum Jacob: Jch habe alles gesehen/ was dir
Laban thut. Von den gepresseten Jsraeliten in Aegypten
Exod. 3, 9.sagt er zu Mose: Jch habe gesehen ihre Angst/ wie sie die
Aegypter ängsten. Davon auch Mose seinem Volck offt-
mahls predigte/ und sprach: Die Aegypter handelten uns
übel/ und zwungen uns/ und legten einen harten Dienst
auf uns. Da schrien wir zu dem Herrn/ dem GOTT
unser Väter/ und der Herr erhöret unser Schreien/ und
Deut. 26,
v.
6. 7.
sahe unser Elend/ Angst und Noth. Wann GOtt der
Niniviten Wercke sihet/ daß sie sich bekehren von ihrem bö-
Jon. 3, 10.sen Wege/ reuet ihn des Ubels/ das er geredt hatte/ ihnen
zuthun/ und thats nicht. GOtt läst Hißkiam trösten: Jch
habe dein Gebet gehöret/ und deine Thränen gesehen. Si-
Esa. 38, 5.he/ ich wil deinen Tagen noch funffzehen Jahr zulegen.
Wann der liebste Jesus die ängstlich-Leidklagende Witt-
we zu Nain ansihet/ jammert ihn derselbigen/ und spricht

zu

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
und Betrachtung eines Dinges/ ſondern wie die Sonne/
was ſie beſcheinet/ auch mit erleuchtet und erwaͤrmet/ ſo
wirfft der Vater aller Guͤte aus ſeinen Augen lauter Gna-
den-Troſts- und Huͤlffsblicke auf unſern Jammer und
Elend. Mit ſolchen Augen ſahe Er an die fluͤchtige Ha-
gar/ und ſie hieß den Namen des Herrn/ der mit ihr re-
det; Du GOtt ſiheſt mich/ denn ſie ſprach: Gewißlich ha-
Gen. 16,
v.
13.
be ich hie geſehen den/ der mich hernach angeſehen hat. So
ward von ihm der ſo hochgekraͤnckte Vater Abraham/ und
der in aͤuſſerſter Lebens-Gefahr ſchwebende Sohn Jſaac
angeſehen/ da jener dieſem das Leben/ ſo er ihm gegeben/ oh-
ne Urſach wieder zunehmen befehliget ware von GOtt/ der
Gen. 22,
v. 14.
c. 31, 1 z.
es aber ſelbſt hinderteund gnaͤdig abwendete/ und Abraham
hieß die Staͤte; Der Herr ſihet. Daher man noch heutiges
Tages ſaget: Auf dem Berge/ da der Herr ſihet. Eben der
HErr ſagte dort zum Jacob: Jch habe alles geſehen/ was dir
Laban thut. Von den gepreſſeten Jſraeliten in Aegypten
Exod. 3, 9.ſagt er zu Moſe: Jch habe geſehen ihre Angſt/ wie ſie die
Aegypter ängſten. Davon auch Moſe ſeinem Volck offt-
mahls predigte/ und ſprach: Die Aegypter handelten uns
uͤbel/ und zwungen uns/ und legten einen harten Dienſt
auf uns. Da ſchrien wir zu dem Herrn/ dem GOTT
unſer Vaͤter/ und der Herr erhoͤret unſer Schreien/ und
Deut. 26,
v.
6. 7.
ſahe unſer Elend/ Angſt und Noth. Wann GOtt der
Niniviten Wercke ſihet/ daß ſie ſich bekehren von ihrem boͤ-
Jon. 3, 10.ſen Wege/ reuet ihn des Ubels/ das er geredt hatte/ ihnen
zuthun/ und thats nicht. GOtt laͤſt Hißkiam troͤſten: Jch
habe dein Gebet gehoͤret/ und deine Thraͤnen geſehen. Si-
Eſa. 38, 5.he/ ich wil deinen Tagen noch funffzehen Jahr zulegen.
Wann der liebſte Jeſus die aͤngſtlich-Leidklagende Witt-
we zu Nain anſihet/ jammert ihn derſelbigen/ und ſpricht

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0048" n="48"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Reichthum Go&#x0364;ttlicher Gu&#x0364;te.</hi></fw><lb/>
und Betrachtung eines Dinges/ &#x017F;ondern wie die Sonne/<lb/>
was &#x017F;ie be&#x017F;cheinet/ auch mit erleuchtet und erwa&#x0364;rmet/ &#x017F;o<lb/>
wirfft der Vater aller Gu&#x0364;te aus &#x017F;einen Augen lauter Gna-<lb/>
den-Tro&#x017F;ts- und Hu&#x0364;lffsblicke auf un&#x017F;ern Jammer und<lb/>
Elend. Mit &#x017F;olchen Augen &#x017F;ahe Er an die flu&#x0364;chtige Ha-<lb/>
gar/ und &#x017F;ie hieß den Namen des <hi rendition="#k">Herrn/</hi> der mit ihr re-<lb/>
det; Du GOtt &#x017F;ihe&#x017F;t mich/ denn &#x017F;ie &#x017F;prach: Gewißlich ha-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gen.</hi> 16,<lb/><hi rendition="#i">v.</hi></hi> 13.</note>be ich hie ge&#x017F;ehen den/ der mich hernach ange&#x017F;ehen hat. So<lb/>
ward von ihm der &#x017F;o hochgekra&#x0364;nckte Vater Abraham/ und<lb/>
der in a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ter Lebens-Gefahr &#x017F;chwebende Sohn J&#x017F;aac<lb/>
ange&#x017F;ehen/ da jener die&#x017F;em das Leben/ &#x017F;o er ihm gegeben/ oh-<lb/>
ne Ur&#x017F;ach wieder zunehmen befehliget ware von GOtt/ der<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gen.</hi> 22,<lb/><hi rendition="#i">v.</hi> 14.<lb/><hi rendition="#i">c.</hi> 31, 1 <hi rendition="#i">z.</hi></hi></note>es aber &#x017F;elb&#x017F;t hinderteund gna&#x0364;dig abwendete/ und Abraham<lb/>
hieß die Sta&#x0364;te; Der <hi rendition="#k">Herr</hi> &#x017F;ihet. Daher man noch heutiges<lb/>
Tages &#x017F;aget: Auf dem Berge/ da der <hi rendition="#k">Herr</hi> &#x017F;ihet. Eben der<lb/>
HErr &#x017F;agte dort zum Jacob: Jch habe alles ge&#x017F;ehen/ was dir<lb/>
Laban thut. Von den gepre&#x017F;&#x017F;eten J&#x017F;raeliten in Aegypten<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Exod.</hi></hi> 3, 9.</note>&#x017F;agt er zu Mo&#x017F;e: Jch habe ge&#x017F;ehen ihre Ang&#x017F;t/ wie &#x017F;ie die<lb/>
Aegypter äng&#x017F;ten. Davon auch Mo&#x017F;e &#x017F;einem Volck offt-<lb/>
mahls predigte/ und &#x017F;prach: Die Aegypter handelten uns<lb/>
u&#x0364;bel/ und zwungen uns/ und legten einen harten Dien&#x017F;t<lb/>
auf uns. Da &#x017F;chrien wir zu dem <hi rendition="#k">Herrn/</hi> dem GOTT<lb/>
un&#x017F;er Va&#x0364;ter/ und der <hi rendition="#k">Herr</hi> erho&#x0364;ret un&#x017F;er Schreien/ und<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Deut.</hi> 26,<lb/><hi rendition="#i">v.</hi></hi> 6. 7.</note>&#x017F;ahe un&#x017F;er Elend/ Ang&#x017F;t und Noth. Wann GOtt der<lb/>
Niniviten Wercke &#x017F;ihet/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich bekehren von ihrem bo&#x0364;-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Jon.</hi></hi> 3, 10.</note>&#x017F;en Wege/ reuet ihn des Ubels/ das er geredt hatte/ ihnen<lb/>
zuthun/ und thats nicht. GOtt la&#x0364;&#x017F;t Hißkiam tro&#x0364;&#x017F;ten: Jch<lb/>
habe dein Gebet geho&#x0364;ret/ und deine Thra&#x0364;nen ge&#x017F;ehen. Si-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E&#x017F;a.</hi></hi> 38, 5.</note>he/ ich wil deinen Tagen noch funffzehen Jahr zulegen.<lb/>
Wann der lieb&#x017F;te <hi rendition="#k">Je</hi>&#x017F;us die a&#x0364;ng&#x017F;tlich-Leidklagende Witt-<lb/>
we zu Nain an&#x017F;ihet/ jammert ihn der&#x017F;elbigen/ und &#x017F;pricht<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">zu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0048] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. und Betrachtung eines Dinges/ ſondern wie die Sonne/ was ſie beſcheinet/ auch mit erleuchtet und erwaͤrmet/ ſo wirfft der Vater aller Guͤte aus ſeinen Augen lauter Gna- den-Troſts- und Huͤlffsblicke auf unſern Jammer und Elend. Mit ſolchen Augen ſahe Er an die fluͤchtige Ha- gar/ und ſie hieß den Namen des Herrn/ der mit ihr re- det; Du GOtt ſiheſt mich/ denn ſie ſprach: Gewißlich ha- be ich hie geſehen den/ der mich hernach angeſehen hat. So ward von ihm der ſo hochgekraͤnckte Vater Abraham/ und der in aͤuſſerſter Lebens-Gefahr ſchwebende Sohn Jſaac angeſehen/ da jener dieſem das Leben/ ſo er ihm gegeben/ oh- ne Urſach wieder zunehmen befehliget ware von GOtt/ der es aber ſelbſt hinderteund gnaͤdig abwendete/ und Abraham hieß die Staͤte; Der Herr ſihet. Daher man noch heutiges Tages ſaget: Auf dem Berge/ da der Herr ſihet. Eben der HErr ſagte dort zum Jacob: Jch habe alles geſehen/ was dir Laban thut. Von den gepreſſeten Jſraeliten in Aegypten ſagt er zu Moſe: Jch habe geſehen ihre Angſt/ wie ſie die Aegypter ängſten. Davon auch Moſe ſeinem Volck offt- mahls predigte/ und ſprach: Die Aegypter handelten uns uͤbel/ und zwungen uns/ und legten einen harten Dienſt auf uns. Da ſchrien wir zu dem Herrn/ dem GOTT unſer Vaͤter/ und der Herr erhoͤret unſer Schreien/ und ſahe unſer Elend/ Angſt und Noth. Wann GOtt der Niniviten Wercke ſihet/ daß ſie ſich bekehren von ihrem boͤ- ſen Wege/ reuet ihn des Ubels/ das er geredt hatte/ ihnen zuthun/ und thats nicht. GOtt laͤſt Hißkiam troͤſten: Jch habe dein Gebet gehoͤret/ und deine Thraͤnen geſehen. Si- he/ ich wil deinen Tagen noch funffzehen Jahr zulegen. Wann der liebſte Jeſus die aͤngſtlich-Leidklagende Witt- we zu Nain anſihet/ jammert ihn derſelbigen/ und ſpricht zu Gen. 16, v. 13. Gen. 22, v. 14. c. 31, 1 z. Exod. 3, 9. Deut. 26, v. 6. 7. Jon. 3, 10. Eſa. 38, 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508612
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508612/48
Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/48>, abgerufen am 12.12.2024.