Lindner, Abraham: Traur-und Trost Advent des HERREN JEsu/ Bey Christlichem Leichbegängnüs. Steinaw an der Oder, 1662.Traur- und Trost-Advent/ Rebeccam/ Jacob seine liebe Rahel/ wenn sie mit Tode ab-gegangen/ hertzlich betrauret/ und beweinet/ sondern auch (f.) Theatr. Zwing. p. 99viel andere. (f) Herodes Atticus ein benahmter Phi- losophus hat/ als ihm sein Ehegemahl gestorben/ sein gantzes Hauß mit schwartzem Tuch zu bezeugung seines Traurens umbkleidet. (f) Uladislaus ein König in Un- gern hat seine Königliche Gemahlin so inständig betrauret/ daß er sich lange Zeit von seinen Königlichen Räthen/ und endlich durch anders nichts/ als durch die Krönung seines Sohnes hat befriedigen lassen (f) Manuel ein Käyser in Orient über dem Absterben seiner Käyserl. Gemahlin so kläglich sich geberdet/ als wenn Jhm ein Glied vom Leibe abgelöset wäre. Daher ists kommen/ daß etlichen nach töd- lichem Hintrit ihres Ehegattens nicht länger zu leben belie- bet/ andere die noch übrige Zeit ihres Lebens in lauter Trau- rigkeit/ und trauriger Einsamkeit zubracht/ etliche Speiß und Tranck mit der Asche ihres Liebsten vermischet/ wie hin und wieder in profan Historien/ und bey den Poeten zu le- sen. Wer wolte es denn unserm Hochgeehrten Herren Pastori vor übel halten/ wenn Er gleichfals über seinem E- he-Hertzen/ so er hertzlich geliebet/ sich schmertzlich betrübet. Aber ist der Ehegatten betrübnis groß bey des andern tödli- chen Hintrit/ so ist traun der väterliche Schmertz nicht klei- ner oder geringer/ weil die liebe der Eltern gegen ihre Kin- der nicht kleiner/ sondern ja wohl so brünstig und hertzlich ist/ als die Eheliche/ und zwar bey unserm gegenwertigen Leidtragenden Herren Vater gegen seine Liebste/ numehr see- ligste Frau Tochter so hertzlich und inbrünstig jederjeit ver- spüret worden/ daß wir dem Barthio schwerlich werden beypflichten können/ sondern es lieber mit andern im zweifel lassen/
Traur- und Troſt-Advent/ Rebeccam/ Jacob ſeine liebe Rahel/ wenn ſie mit Tode ab-gegangen/ hertzlich betrauret/ und beweinet/ ſondern auch (f.) Theatr. Zwing. p. 99viel andere. (f) Herodes Atticus ein benahmter Phi- loſophus hat/ als ihm ſein Ehegemahl geſtorben/ ſein gantzes Hauß mit ſchwartzem Tuch zu bezeugung ſeines Traurens umbkleidet. (f) Uladislaus ein Koͤnig in Un- gern hat ſeine Koͤnigliche Gemahlin ſo inſtaͤndig betrauret/ daß er ſich lange Zeit von ſeinen Koͤniglichen Raͤthen/ und endlich durch anders nichts/ als durch die Kroͤnung ſeines Sohnes hat befriedigen laſſen (f) Manuel ein Kaͤyſer in Orient uͤber dem Abſterben ſeiner Kaͤyſerl. Gemahlin ſo klaͤglich ſich geberdet/ als wenn Jhm ein Glied vom Leibe abgeloͤſet waͤre. Daher iſts kommen/ daß etlichen nach toͤd- lichem Hintrit ihres Ehegattens nicht laͤnger zu leben belie- bet/ andere die noch uͤbrige Zeit ihres Lebens in lauter Trau- rigkeit/ und trauriger Einſamkeit zubracht/ etliche Speiß und Tranck mit der Aſche ihres Liebſten vermiſchet/ wie hin und wieder in profan Hiſtorien/ und bey den Poeten zu le- ſen. Wer wolte es denn unſerm Hochgeehrten Herren Paſtori vor uͤbel halten/ wenn Er gleichfals uͤber ſeinem E- he-Hertzen/ ſo er hertzlich geliebet/ ſich ſchmertzlich betruͤbet. Aber iſt der Ehegatten betruͤbnis groß bey des andern toͤdli- chen Hintrit/ ſo iſt traun der vaͤterliche Schmertz nicht klei- ner oder geringer/ weil die liebe der Eltern gegen ihre Kin- der nicht kleiner/ ſondern ja wohl ſo bruͤnſtig und hertzlich iſt/ als die Eheliche/ und zwar bey unſerm gegenwertigen Leidtragenden Herren Vater gegen ſeine Liebſte/ numehr ſee- ligſte Frau Tochter ſo hertzlich und inbruͤnſtig jederjeit ver- ſpuͤret worden/ daß wir dem Barthio ſchwerlich werden beypflichten koͤnnen/ ſondern es lieber mit andern im zweifel laſſen/
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Traur- und Troſt-Advent/
Rebeccam/ Jacob ſeine liebe Rahel/ wenn ſie mit Tode ab-
gegangen/ hertzlich betrauret/ und beweinet/ ſondern auch
viel andere. (f) Herodes Atticus ein benahmter Phi-
loſophus hat/ als ihm ſein Ehegemahl geſtorben/ ſein
gantzes Hauß mit ſchwartzem Tuch zu bezeugung ſeines
Traurens umbkleidet. (f) Uladislaus ein Koͤnig in Un-
gern hat ſeine Koͤnigliche Gemahlin ſo inſtaͤndig betrauret/
daß er ſich lange Zeit von ſeinen Koͤniglichen Raͤthen/ und
endlich durch anders nichts/ als durch die Kroͤnung ſeines
Sohnes hat befriedigen laſſen (f) Manuel ein Kaͤyſer in
Orient uͤber dem Abſterben ſeiner Kaͤyſerl. Gemahlin ſo
klaͤglich ſich geberdet/ als wenn Jhm ein Glied vom Leibe
abgeloͤſet waͤre. Daher iſts kommen/ daß etlichen nach toͤd-
lichem Hintrit ihres Ehegattens nicht laͤnger zu leben belie-
bet/ andere die noch uͤbrige Zeit ihres Lebens in lauter Trau-
rigkeit/ und trauriger Einſamkeit zubracht/ etliche Speiß
und Tranck mit der Aſche ihres Liebſten vermiſchet/ wie hin
und wieder in profan Hiſtorien/ und bey den Poeten zu le-
ſen. Wer wolte es denn unſerm Hochgeehrten Herren
Paſtori vor uͤbel halten/ wenn Er gleichfals uͤber ſeinem E-
he-Hertzen/ ſo er hertzlich geliebet/ ſich ſchmertzlich betruͤbet.
Aber iſt der Ehegatten betruͤbnis groß bey des andern toͤdli-
chen Hintrit/ ſo iſt traun der vaͤterliche Schmertz nicht klei-
ner oder geringer/ weil die liebe der Eltern gegen ihre Kin-
der nicht kleiner/ ſondern ja wohl ſo bruͤnſtig und hertzlich
iſt/ als die Eheliche/ und zwar bey unſerm gegenwertigen
Leidtragenden Herren Vater gegen ſeine Liebſte/ numehr ſee-
ligſte Frau Tochter ſo hertzlich und inbruͤnſtig jederjeit ver-
ſpuͤret worden/ daß wir dem Barthio ſchwerlich werden
beypflichten koͤnnen/ ſondern es lieber mit andern im zweifel
laſſen/
(f.) Theatr.
Zwing. p. 99
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