Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brombach, Nicolaus: Ein Christliche Leichpredig. Basel, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Welt wölle abforderen: vnd läugnet doch nicht/ daß die-
selbige nicht offenbar vnd gewiß seye/ oder alß wann es
ohngefähr geschehe/ daß der Mensch sterbe: dann solches
dem Herren vnserem Gott bekannt ist: vnd laßt sich nicht
schliessen: Dieses ist den Menschen vnd den Englen vn-
bekannt/ vnd ist jhnen nicht bewußt: derohalben so ist es
allerdingen vngewiß/ weil Gott jhme viel zu wissen vor-
behalten hat/ welches er den Menschen nicht offenbaret/
ja etwan nicht gut were/ wann sie es alles solten wissen.

Sprichst du aber: Lieber/ warumb hat doch Gott die
zeit des jüngsten tags vnd des absterbens der Menschen
jhnen nicht kundt gethan oder geoffenbaret. Könte nicht
hiedurch Gott (welches doch zu gedencken ferrn seye) eines
verbunsts gegen den Menschen beschuldiget werden: Dann
wann sie es wüßten/ so könten sie sich fein bey zeiten rüsten?
Antwort: Wer bist du/ o Mensch/ daß du mit Gott wol-
1. Cor. 1. 25.test haderen/ ist nicht die thorheit Gottes weiser dann die
Menschen. Darumb so bedenck fein in der forcht Gottes
die vrsachen/ warumm er solches dem Menschen verhälen
wöllen.

Hiedurch hat er dich sein güte wöllen erfahren lassen/
auff daß/ weil du die zeit deines abscheidens nicht weist/
du die buß nit von tag zu tag auffschiebest/ vnd also deine
sünden häufftest. Darnach hat ers auch darumb thun
wöllen/ daß wir auff alle gute achtung geben/ in dem ein
Psal. 2. 11.tag vns vnbekannt ist/ vnd daß wir in forcht vnd zitteren
Syr. 7. 38.vnser Heil würcken: auff daß wir auch nicht sündigen/
wann wir an vnser end gedencken. Dahin dienet auch die
gleichnuß von dem Haußvatter/ dessen der Herr Christus
hie meldung thut: welcher darumb seinen knechten sein
widerkunfft nicht offenbaren wöllen/ auff daß sie zu allen
zeiten jhrer arbeit außwarteten. Sonst wurden sie jhre

anbe-

Welt woͤlle abforderen: vnd laͤugnet doch nicht/ daß die-
ſelbige nicht offenbar vnd gewiß ſeye/ oder alß wann es
ohngefaͤhr geſchehe/ daß der Menſch ſterbe: dann ſolches
dem Herꝛen vnſerem Gott bekañt iſt: vnd laßt ſich nicht
ſchlieſſen: Dieſes iſt den Menſchen vnd den Englen vn-
bekannt/ vnd iſt jhnen nicht bewußt: derohalben ſo iſt es
allerdingen vngewiß/ weil Gott jhme viel zu wiſſen voꝛ-
behalten hat/ welches er den Menſchen nicht offenbaret/
ja etwan nicht gut were/ wann ſie es alles ſolten wiſſen.

Sprichſt du aber: Lieber/ warumb hat doch Gott die
zeit des juͤngſten tags vnd des abſterbens der Menſchen
jhnen nicht kundt gethan oder geoffenbaret. Koͤnte nicht
hiedurch Gott (welches doch zu gedenckẽ ferꝛn ſeye) eines
verbunſts gegen den Menſchen beſchuldiget werdẽ: Dañ
wañ ſie es wuͤßtẽ/ ſo koͤnten ſie ſich fein bey zeiten ruͤſten?
Antwoꝛt: Wer biſt du/ ô Menſch/ daß du mit Gott wol-
1. Cor. 1. 25.teſt haderen/ iſt nicht die thorheit Gottes weiſer dann die
Menſchen. Darumb ſo bedenck fein in der forcht Gottes
die vrſachen/ warum̃ er ſolches dem Menſchen verhaͤlen
woͤllen.

Hiedurch hat er dich ſein guͤte woͤllen erfahꝛen laſſen/
auff daß/ weil du die zeit deines abſcheidens nicht weiſt/
du die buß nit von tag zu tag auffſchiebeſt/ vnd alſo deine
ſuͤnden haͤuffteſt. Darnach hat ers auch darumb thun
woͤllen/ daß wir auff alle gute achtung geben/ in dem ein
Pſal. 2. 11.tag vns vnbekañt iſt/ vnd daß wir in forcht vnd zitteren
Syr. 7. 38.vnſer Heil wuͤrcken: auff daß wir auch nicht ſuͤndigen/
wañ wir an vnſer end gedencken. Dahin dienet auch die
gleichnuß võ dem Haußvatter/ deſſen der Herꝛ Chriſtus
hie meldung thut: welcher darumb ſeinen knechten ſein
widerkunfft nicht offenbaren woͤllen/ auff daß ſie zu allen
zeiten jhrer arbeit außwarteten. Sonſt wurden ſie jhꝛe

anbe-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <p><pb facs="#f0018" n="18"/>
Welt wo&#x0364;lle abforderen: vnd la&#x0364;ugnet doch nicht/ daß die-<lb/>
&#x017F;elbige nicht offenbar vnd gewiß &#x017F;eye/ oder alß wann es<lb/>
ohngefa&#x0364;hr ge&#x017F;chehe/ daß der Men&#x017F;ch &#x017F;terbe: dann &#x017F;olches<lb/>
dem Her&#xA75B;en vn&#x017F;erem Gott bekan&#x0303;t i&#x017F;t: vnd laßt &#x017F;ich nicht<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en: Die&#x017F;es i&#x017F;t den Men&#x017F;chen vnd den Englen vn-<lb/>
bekannt/ vnd i&#x017F;t jhnen nicht bewußt: derohalben &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
allerdingen vngewiß/ weil Gott jhme viel zu wi&#x017F;&#x017F;en vo&#xA75B;-<lb/>
behalten hat/ welches er den Men&#x017F;chen nicht offenbaret/<lb/>
ja etwan nicht gut were/ wann &#x017F;ie es alles &#x017F;olten wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Sprich&#x017F;t du aber: Lieber/ warumb hat doch Gott die<lb/>
zeit des ju&#x0364;ng&#x017F;ten tags vnd des ab&#x017F;terbens der Men&#x017F;chen<lb/>
jhnen nicht kundt gethan oder geoffenbaret. Ko&#x0364;nte nicht<lb/>
hiedurch Gott (welches doch zu gedencke&#x0303; fer&#xA75B;n &#x017F;eye) eines<lb/>
verbun&#x017F;ts gegen den Men&#x017F;chen be&#x017F;chuldiget werde&#x0303;: Dan&#x0303;<lb/>
wan&#x0303; &#x017F;ie es wu&#x0364;ßte&#x0303;/ &#x017F;o ko&#x0364;nten &#x017F;ie &#x017F;ich fein bey zeiten ru&#x0364;&#x017F;ten?<lb/>
Antwo&#xA75B;t: Wer bi&#x017F;t du/ <hi rendition="#aq">ô</hi> Men&#x017F;ch/ daß du mit Gott wol-<lb/><note place="left">1. <hi rendition="#aq">Cor.</hi> 1. 25.</note>te&#x017F;t haderen/ i&#x017F;t nicht die thorheit Gottes wei&#x017F;er dann die<lb/>
Men&#x017F;chen. Darumb &#x017F;o bedenck fein in der forcht Gottes<lb/>
die vr&#x017F;achen/ warum&#x0303; er &#x017F;olches dem Men&#x017F;chen verha&#x0364;len<lb/>
wo&#x0364;llen.</p><lb/>
          <p>Hiedurch hat er dich &#x017F;ein gu&#x0364;te wo&#x0364;llen erfah&#xA75B;en la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
auff daß/ weil du die zeit deines ab&#x017F;cheidens nicht wei&#x017F;t/<lb/>
du die buß nit von tag zu tag auff&#x017F;chiebe&#x017F;t/ vnd al&#x017F;o deine<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nden ha&#x0364;uffte&#x017F;t. Darnach hat ers auch darumb thun<lb/>
wo&#x0364;llen/ daß wir auff alle gute achtung geben/ in dem ein<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 2. 11.</note>tag vns vnbekan&#x0303;t i&#x017F;t/ vnd daß wir in forcht vnd zitteren<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Syr.</hi> 7. 38.</note>vn&#x017F;er Heil wu&#x0364;rcken: auff daß wir auch nicht &#x017F;u&#x0364;ndigen/<lb/>
wan&#x0303; wir an vn&#x017F;er end gedencken. Dahin dienet auch die<lb/>
gleichnuß vo&#x0303; dem Haußvatter/ de&#x017F;&#x017F;en der Her&#xA75B; Chri&#x017F;tus<lb/>
hie meldung thut: welcher darumb &#x017F;einen knechten &#x017F;ein<lb/>
widerkunfft nicht offenbaren wo&#x0364;llen/ auff daß &#x017F;ie zu allen<lb/>
zeiten jhrer arbeit außwarteten. Son&#x017F;t wurden &#x017F;ie jh&#xA75B;e<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">anbe-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0018] Welt woͤlle abforderen: vnd laͤugnet doch nicht/ daß die- ſelbige nicht offenbar vnd gewiß ſeye/ oder alß wann es ohngefaͤhr geſchehe/ daß der Menſch ſterbe: dann ſolches dem Herꝛen vnſerem Gott bekañt iſt: vnd laßt ſich nicht ſchlieſſen: Dieſes iſt den Menſchen vnd den Englen vn- bekannt/ vnd iſt jhnen nicht bewußt: derohalben ſo iſt es allerdingen vngewiß/ weil Gott jhme viel zu wiſſen voꝛ- behalten hat/ welches er den Menſchen nicht offenbaret/ ja etwan nicht gut were/ wann ſie es alles ſolten wiſſen. Sprichſt du aber: Lieber/ warumb hat doch Gott die zeit des juͤngſten tags vnd des abſterbens der Menſchen jhnen nicht kundt gethan oder geoffenbaret. Koͤnte nicht hiedurch Gott (welches doch zu gedenckẽ ferꝛn ſeye) eines verbunſts gegen den Menſchen beſchuldiget werdẽ: Dañ wañ ſie es wuͤßtẽ/ ſo koͤnten ſie ſich fein bey zeiten ruͤſten? Antwoꝛt: Wer biſt du/ ô Menſch/ daß du mit Gott wol- teſt haderen/ iſt nicht die thorheit Gottes weiſer dann die Menſchen. Darumb ſo bedenck fein in der forcht Gottes die vrſachen/ warum̃ er ſolches dem Menſchen verhaͤlen woͤllen. 1. Cor. 1. 25. Hiedurch hat er dich ſein guͤte woͤllen erfahꝛen laſſen/ auff daß/ weil du die zeit deines abſcheidens nicht weiſt/ du die buß nit von tag zu tag auffſchiebeſt/ vnd alſo deine ſuͤnden haͤuffteſt. Darnach hat ers auch darumb thun woͤllen/ daß wir auff alle gute achtung geben/ in dem ein tag vns vnbekañt iſt/ vnd daß wir in forcht vnd zitteren vnſer Heil wuͤrcken: auff daß wir auch nicht ſuͤndigen/ wañ wir an vnſer end gedencken. Dahin dienet auch die gleichnuß võ dem Haußvatter/ deſſen der Herꝛ Chriſtus hie meldung thut: welcher darumb ſeinen knechten ſein widerkunfft nicht offenbaren woͤllen/ auff daß ſie zu allen zeiten jhrer arbeit außwarteten. Sonſt wurden ſie jhꝛe anbe- Pſal. 2. 11. Syr. 7. 38.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/511318
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/511318/18
Zitationshilfe: Brombach, Nicolaus: Ein Christliche Leichpredig. Basel, 1610, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511318/18>, abgerufen am 03.12.2024.