Reichard, Andreas: Parentalia Tettoviana Augusti Reichardi. Wittenberg, 1624.Christliche Leichpredigt. Isidorus. Den Reichen hilfft doch nicht sein Gutt/ Den Jungen nicht sein Stoltzer Muth/ Den Glherten hilfft doch nicht sein Kunst Der Weltliche Pracht ist gar vmb sonst Wir müssen alle sterben. Solches geschicht: I. In aetate puerili Jn der Kindheit. Man sagt im ge- Einzu-
Chriſtliche Leichpredigt. Iſidorus. Den Reichen hilfft doch nicht ſein Gutt/ Den Jungen nicht ſein Stoltzer Muth/ Den Glherten hilfft doch nicht ſein Kunſt Der Weltliche Pracht iſt gar vmb ſonſt Wir muͤſſen alle ſterben. Solches geſchicht: I. In ætate puerili Jn der Kindheit. Man ſagt im ge- Einzu-
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Chriſtliche Leichpredigt.
Es ſhreibet ISidorus/ daß vor dieſer Zeit zu Conſtantinopel
der Brauch geweſen/ wenn man einen newen Koͤnig erwehlet
habe/ ſey ein Steinbrecher oder ein Bildhawer herfuͤr getreten/
vnd habe dem new erwehlten Koͤnige etliche Art vnd Geſtalt des
Marmelſteins gezeiget/ vnnd jhn in gegenwart vieler Men-
ſchen/ gefragt: von welcher Art vnd Farbe des Marmels er
jhm ein Grabmal oder Epitaphium wolle zugerichtet vnd geha-
wen haben/. Darinne man jhn hat erinnern wollen/ was Sy-
rach am 10. Capittel ſpricht: Heute Koͤnig morgen Todt/ l/ da-
her ſingen wir.
Iſidorus.
Beuſtius in
lib. de arte
moriendi p.
183.
l. Syr. 10. 12.
Den Reichen hilfft doch nicht ſein Gutt/
Den Jungen nicht ſein Stoltzer Muth/
Den Glherten hilfft doch nicht ſein Kunſt
Der Weltliche Pracht iſt gar vmb ſonſt
Wir muͤſſen alle ſterben. Solches geſchicht:
I. In ætate puerili Jn der Kindheit. Man ſagt im ge-
meinen Spruͤchwort: amor deſcendit non aſcendit Kinder
kommen von Hertzen vnd gehen zu Hertzen/ kan auch eine Mut-
ter jhres Kindleins vergeſſen/ daß ſie ſich nicht erbarme vber den
Sohn jhres Leibes/ m. Es iſt ja kein groͤſſer Hertzleid vnterm
Himmel/ denn in Vater vnd Mutter Hertz/ wenn ſie Jammer
an jhren Kindern ſehen oder erfahren/ Domeſtica mala ſunt
majora lachrymis der Schmertz iſt ſo groß/ daß man nicht da-
fuͤr weinen kan/ ſagt der Gefangene Koͤnig/ Pſammenitus. Je-
ner Doctor ſagt: Das Hertzleid leſt ſich nicht ſchreiben/ denn
ςοργαὶ laſſen ſich nicht ſchreiben/ einer fuͤhlet ſie mehr als der
ander in Naturis præſtantibus. Siehe doch wie Rachel jhre
Kinder beweinet/ vnd wolte ſich nicht troͤſten laſſen n. Vnd ob
der HErr CHriſtus gleich ſelber ſagt: Laſſet die Kinderlein zu
mir kommen vnd wehret jhnen nicht/ denn das Himmelreich iſt
jhr o. Vnnd wenn gleich dem HErrn CHriſto aus dem Mun-
de der Vnmuͤndigen vnd Seuglingen eine Macht zugerichtet
wird/ p. Vnd die Kinderlein hauffenweiſe dem HErrn in ſeinem
Einzu-
1. Ætas pue-
rilis
m. Eſa. 49. 15
Pſammeni-
tus.
Joach. à
Beuſt. D. v.
1. nob in
Planitz
con. fun.
n. Eſa. 31. 15
Mat. 2. 18.
o. Marc. 10.
p. Pſ. 8. 3.
q. Pſ. 118. 26
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