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Wild, Johann Daniel: Rosa generosa. Hanau, 1631.

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ROSA GENEROSA.
isch/ gravitätisch vnd eines gewaltigen Ansehens. Vnd da man sonsten
nach dem Sündenfall so manchen schönen Menschen in vtroq; sexau, bey
beyderley Geschlecht gefunden/ vnd noch findet/ darvber sich höchlich zu-
verwundern/ so ist leichtlich zu gedencken/ in was für einer wunderschö-
nen Blumengestalt der erste Mensch bey seiner Vnschuld im Garten E-
den
anzuschen gewesen/ freylich ist seine eusserliche Gestalt/ ein recht kunst-
wunder- vnd Meisterstück gewesen!

Wöllen wir nun auch ansehen die jnwendige Blätter an dieser schö-
nen Menschenblum/ das ist/ seine Seel vnd deroselben kräfften/ lieber
wer kan vnd mag solch schöne Gestalt der gebühr abmahlen vnd beschrei-
ben? Da fünckelte gewaltig herfür das lumen sapientiae, das liecht der
Weißheit/ sein Verstand war scharpff vnd hoch/ Er war weiser/ gelähr-
ter vnd verständiger/ als jetzt der gröste Doctor ist/ Dann er hatte GOtt
gleichsamb ins Hertz gesehen. Das lumen sanctitaris & iustitiae, das
Liecht der jnnerlichen Heiligkeit vnd Gerechtigkeit gläntzete auch gewal-
tig an jhm. Summa/ der gantze Mensch war zu GOttes EbenbildGen. [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]6.
erschaffen/ das ist/ Herrlich/ Gerecht/ Heilig vnd Weiße/ Er war der
Göttlichen Natur theilhafftig/ Dahero er auch im Geschlecht Re-2. Petr. 1. [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt].
gister Christi ein Sohn GOttes genent wirt. Luc. 3. Wer will dann nunLuc. 3. [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt] 8[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]
auß diesem allem nicht erkennen/ daß diese Blum eine vberauß schöne
herrliche Gestalt vnd Ansehen im Garten Eden gehabt habe?

Wir lesen bey jenem heydnischen Poeten ein feine Geschicht die
nicht vnfüglich hiehero gezogen werden kan/ von zwen Hirten/ die einan-
der mit geheimen Rätzel auffgeben vnd aufflösen gevbet vnd getrieben ha-
ben. Der eine fragt seinen Mitgesellen/ ob er auch errahten könte/ in wel-
chem Land vnd an welchem Ort solche Blumen wüchsen/ darauff der gros-
sen Potentaten Namen geschrieben stünden? Er meynte aber die metalla
in dem Bergwerck/ die gelbe vnd weise Müntze darauff Könige/ Fürsten
vnd Herren jhre Bilder vnd Namen schlagen lassen. Besser können wir
das sagen von dieser Menschenblum im Paradiß. Darauff steth ja derApoc. 19. 16
Name vnd das Bild deß grossen Königes aller Könige. Apocal. 19.
Bleibt also daß derMensch im Paradißgarten wie eine schöne Blum ge-
stalt gewesen/ so viel die eusserliche vnd jnnerliche Blätter/ das ist/ Leib vnd
Seel antrifft. Wegen dieser seiner schönen Gestalt/ möchte man jhn nun
wol nennen/ schön wie der Mond/ außerwehlt wie die Sonn.Cant 6. [verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]

Man
B ij

ROSA GENEROSA.
iſch/ gravitaͤtiſch vnd eines gewaltigen Anſehens. Vnd da man ſonſten
nach dem Suͤndenfall ſo manchen ſchoͤnen Menſchen in vtroq; ſexû, bey
beyderley Geſchlecht gefunden/ vnd noch findet/ darvber ſich hoͤchlich zu-
verwundern/ ſo iſt leichtlich zu gedencken/ in was fuͤr einer wunderſchoͤ-
nen Blumengeſtalt der erſte Menſch bey ſeiner Vnſchuld im Garten E-
den
anzuſchen geweſen/ freylich iſt ſeine euſſerliche Geſtalt/ ein recht kunſt-
wunder- vnd Meiſterſtuͤck geweſen!

Woͤllen wir nun auch anſehen die jnwendige Blaͤtter an dieſer ſchoͤ-
nen Menſchenblum/ das iſt/ ſeine Seel vnd deroſelben kraͤfften/ lieber
wer kan vnd mag ſolch ſchoͤne Geſtalt der gebuͤhr abmahlen vnd beſchrei-
ben? Da fuͤnckelte gewaltig herfuͤr das lumen ſapientiæ, das liecht der
Weißheit/ ſein Verſtand war ſcharpff vnd hoch/ Er war weiſer/ gelaͤhr-
ter vnd verſtaͤndiger/ als jetzt der groͤſte Doctor iſt/ Dann er hatte GOtt
gleichſamb ins Hertz geſehen. Das lumen ſanctitaris & iuſtitiæ, das
Liecht der jnnerlichen Heiligkeit vnd Gerechtigkeit glaͤntzete auch gewal-
tig an jhm. Summa/ der gantze Menſch war zu GOttes EbenbildGen. [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]6.
erſchaffen/ das iſt/ Herꝛlich/ Gerecht/ Heilig vnd Weiße/ Er war der
Goͤttlichen Natur theilhafftig/ Dahero er auch im Geſchlecht Re-2. Petr. 1. [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt].
giſter Chriſti ein Sohn GOttes genent wirt. Luc. 3. Wer will dañ nunLuc. 3. [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt] 8[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]
auß dieſem allem nicht erkennen/ daß dieſe Blum eine vberauß ſchoͤne
herꝛliche Geſtalt vnd Anſehen im Garten Eden gehabt habe?

Wir leſen bey jenem heydniſchen Poeten ein feine Geſchicht die
nicht vnfuͤglich hiehero gezogen werden kan/ von zwen Hirten/ die einan-
der mit geheimen Raͤtzel auffgeben vnd auffloͤſen gevbet vnd getrieben ha-
ben. Der eine fragt ſeinen Mitgeſellen/ ob er auch errahten koͤnte/ in wel-
chem Land vñ an welchem Ort ſolche Blumen wuͤchſen/ darauff der groſ-
ſen Potentaten Namen geſchrieben ſtuͤnden? Er meynte aber die metalla
in dem Bergwerck/ die gelbe vnd weiſe Muͤntze darauff Koͤnige/ Fuͤrſten
vnd Herꝛen jhre Bilder vnd Namen ſchlagen laſſen. Beſſer koͤnnen wir
das ſagen von dieſer Menſchenblum im Paradiß. Darauff ſteth ja derApoc. 19. 16
Name vnd das Bild deß groſſen Koͤniges aller Koͤnige. Apocal. 19.
Bleibt alſo daß derMenſch im Paradißgarten wie eine ſchoͤne Blum ge-
ſtalt geweſen/ ſo viel die euſſerliche vnd jnnerliche Blaͤtter/ das iſt/ Leib vnd
Seel antrifft. Wegen dieſer ſeiner ſchoͤnen Geſtalt/ moͤchte man jhn nun
wol nennen/ ſchoͤn wie der Mond/ außerwehlt wie die Sonn.Cant 6. [verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]

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[11/0011] ROSA GENEROSA. iſch/ gravitaͤtiſch vnd eines gewaltigen Anſehens. Vnd da man ſonſten nach dem Suͤndenfall ſo manchen ſchoͤnen Menſchen in vtroq; ſexû, bey beyderley Geſchlecht gefunden/ vnd noch findet/ darvber ſich hoͤchlich zu- verwundern/ ſo iſt leichtlich zu gedencken/ in was fuͤr einer wunderſchoͤ- nen Blumengeſtalt der erſte Menſch bey ſeiner Vnſchuld im Garten E- den anzuſchen geweſen/ freylich iſt ſeine euſſerliche Geſtalt/ ein recht kunſt- wunder- vnd Meiſterſtuͤck geweſen! Woͤllen wir nun auch anſehen die jnwendige Blaͤtter an dieſer ſchoͤ- nen Menſchenblum/ das iſt/ ſeine Seel vnd deroſelben kraͤfften/ lieber wer kan vnd mag ſolch ſchoͤne Geſtalt der gebuͤhr abmahlen vnd beſchrei- ben? Da fuͤnckelte gewaltig herfuͤr das lumen ſapientiæ, das liecht der Weißheit/ ſein Verſtand war ſcharpff vnd hoch/ Er war weiſer/ gelaͤhr- ter vnd verſtaͤndiger/ als jetzt der groͤſte Doctor iſt/ Dann er hatte GOtt gleichſamb ins Hertz geſehen. Das lumen ſanctitaris & iuſtitiæ, das Liecht der jnnerlichen Heiligkeit vnd Gerechtigkeit glaͤntzete auch gewal- tig an jhm. Summa/ der gantze Menſch war zu GOttes Ebenbild erſchaffen/ das iſt/ Herꝛlich/ Gerecht/ Heilig vnd Weiße/ Er war der Goͤttlichen Natur theilhafftig/ Dahero er auch im Geſchlecht Re- giſter Chriſti ein Sohn GOttes genent wirt. Luc. 3. Wer will dañ nun auß dieſem allem nicht erkennen/ daß dieſe Blum eine vberauß ſchoͤne herꝛliche Geſtalt vnd Anſehen im Garten Eden gehabt habe? Gen. _6. 2. Petr. 1. _. Luc. 3. _ 8_ Wir leſen bey jenem heydniſchen Poeten ein feine Geſchicht die nicht vnfuͤglich hiehero gezogen werden kan/ von zwen Hirten/ die einan- der mit geheimen Raͤtzel auffgeben vnd auffloͤſen gevbet vnd getrieben ha- ben. Der eine fragt ſeinen Mitgeſellen/ ob er auch errahten koͤnte/ in wel- chem Land vñ an welchem Ort ſolche Blumen wuͤchſen/ darauff der groſ- ſen Potentaten Namen geſchrieben ſtuͤnden? Er meynte aber die metalla in dem Bergwerck/ die gelbe vnd weiſe Muͤntze darauff Koͤnige/ Fuͤrſten vnd Herꝛen jhre Bilder vnd Namen ſchlagen laſſen. Beſſer koͤnnen wir das ſagen von dieſer Menſchenblum im Paradiß. Darauff ſteth ja der Name vnd das Bild deß groſſen Koͤniges aller Koͤnige. Apocal. 19. Bleibt alſo daß derMenſch im Paradißgarten wie eine ſchoͤne Blum ge- ſtalt geweſen/ ſo viel die euſſerliche vnd jnnerliche Blaͤtter/ das iſt/ Leib vnd Seel antrifft. Wegen dieſer ſeiner ſchoͤnen Geſtalt/ moͤchte man jhn nun wol nennen/ ſchoͤn wie der Mond/ außerwehlt wie die Sonn. Man Apoc. 19. 16 Cant 6. _ B ij

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Zitationshilfe: Wild, Johann Daniel: Rosa generosa. Hanau, 1631, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523570/11>, abgerufen am 21.11.2024.