Zwinger, Theodor: Christliche Leichpredigt/ Von Vnverhofften. Basel, 1633.Leichpredigt. fahren. Er reyset mit frieden von dem König hinweg:auff erforderung Joabs kommet er widerumb zu ruck/ versihet sich keines vnglücks. Ehe aber die Sonne vnder- gehet/ wirdt er jämerlich erschlagen. O wie weißlich spricht der aller-weiseste König! Rüme dich nicht desProv. 27. 1. morndrigen tags: denn du weissest nicht/ was heut sich begeben mag. Darumb sehe ein jeder zu/ auch der frisch/ gesund vnd starck ist/ daß er einen jeden tage lasse gleichsam den letsten seyn/ vnd schicke sich bey zei- ten zu einem seligen ende. Ein jeder bätte ohne vnderlaß mit David; HERR/ lehre mich doch meine tagePsal. 39. 6. zellen/ daß mein Leben ein ziel hat/ vnd ich da- von muß. Sihe meine tage sind einer hand breit bey dir/ (so viel als einer mit der hand erspannen kan) vnd mein Leben ist wie nichts für dir. Es sollen diß jnsonderheit die Kriegsleuthe jhnen las- christ- D 2
Leichpredigt. fahren. Er reyſet mit frieden von dem Koͤnig hinweg:auff erfoꝛderung Joabs kommet er widerumb zu ruck/ verſihet ſich keines vngluͤcks. Ehe aber die Sonne vnder- gehet/ wirdt er jaͤmerlich erſchlagen. O wie weißlich ſpꝛicht der aller-weiſeſte Koͤnig! Ruͤme dich nicht desProv. 27. 1. moꝛndrigen tags: denn du weiſſeſt nicht/ was heut ſich begeben mag. Darumb ſehe ein jeder zu/ auch der friſch/ geſund vnd ſtarck iſt/ daß er einen jeden tage laſſe gleichſam den letſtẽ ſeyn/ vnd ſchicke ſich bey zei- ten zu einem ſeligen ende. Ein jeder baͤtte ohne vnderlaß mit David; HERR/ lehꝛe mich doch meine tagePſal. 39. 6. zellen/ daß mein Leben ein ziel hat/ vnd ich da- von muß. Sihe meine tage ſind einer hand breit bey dir/ (ſo viel als einer mit der hand erſpannen kan) vnd mein Leben iſt wie nichts fuͤr dir. Es ſollen diß jnſonderheit die Kriegsleuthe jhnen laſ- chriſt- D 2
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0027" n="27"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Leichpredigt.</hi></fw><lb/> fahren. Er reyſet mit frieden von dem Koͤnig hinweg:<lb/> auff erfoꝛderung Joabs kommet er widerumb zu ruck/<lb/> verſihet ſich keines vngluͤcks. Ehe aber die Sonne vnder-<lb/> gehet/ wirdt er jaͤmerlich erſchlagen. O wie weißlich<lb/> ſpꝛicht der aller-weiſeſte Koͤnig! <hi rendition="#fr">Ruͤme dich nicht des</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Prov.</hi> 27. 1.</note><lb/><hi rendition="#fr">moꝛndrigen tags: denn du weiſſeſt nicht/ was<lb/> heut ſich begeben mag.</hi> Darumb ſehe ein jeder zu/<lb/> auch der friſch/ geſund vnd ſtarck iſt/ daß er einen jeden<lb/> tage laſſe gleichſam den letſtẽ ſeyn/ vnd ſchicke ſich bey zei-<lb/> ten zu einem ſeligen ende. Ein jeder baͤtte ohne vnderlaß<lb/> mit David; <hi rendition="#fr">HERR/ lehꝛe mich doch meine tage</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Pſal.</hi> 39. 6.</note><lb/><hi rendition="#fr">zellen/ daß mein Leben ein ziel hat/ vnd ich da-<lb/> von muß. Sihe meine tage ſind einer hand breit<lb/> bey dir/</hi> (ſo viel als einer mit der hand erſpannen kan)<lb/><hi rendition="#fr">vnd mein Leben iſt wie nichts fuͤr dir.</hi></p><lb/> <p>Es ſollen diß jnſonderheit die Kriegsleuthe jhnen laſ-<lb/> ſen geſagt ſeyn. Wie leicht-vnd jaͤmerlich etwan dieſelbi-<lb/> gen vmb das Leben kommen/ haben wir die augenſchein-<lb/> liche erfahrung. Moſes ſagt; <hi rendition="#fr">die Menſchen fahren</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Pſa.</hi> 90. 5. 6.</note><lb/><hi rendition="#fr">dahin/ wie ein ſtrom/ ſie ſeyen gleich wie ein<lb/> ſchlaff/ vnd wie das graß/ daß doch bald welck<lb/> wirdt; das fruͤhe bluͤhet/ vnd des abends abge-<lb/> hawen wirdt/ vnd verdoꝛet.</hi> Diß mag wol von<lb/> Soldaten vnd Kriegsleuthen geſagt werden. Heut ſind<lb/> ſie friſch/ geſund/ haben guten můt; moꝛgens werden ſie<lb/> wie das graß abgemaͤyet/ vnnd kompt mancher ellendig<lb/> vmb ſein Leben/ wann er ſich deſſen am minſten verſihet/<lb/> durch kugel/ ſchwerdt/ vnd auff andere weiß. Vnd wann<lb/> die zeit ſeines todes voꝛhanden/ da hilfft warlich die vn-<lb/> <fw type="sig" place="bottom">D 2</fw><fw type="catch" place="bottom">chriſt-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0027]
Leichpredigt.
fahren. Er reyſet mit frieden von dem Koͤnig hinweg:
auff erfoꝛderung Joabs kommet er widerumb zu ruck/
verſihet ſich keines vngluͤcks. Ehe aber die Sonne vnder-
gehet/ wirdt er jaͤmerlich erſchlagen. O wie weißlich
ſpꝛicht der aller-weiſeſte Koͤnig! Ruͤme dich nicht des
moꝛndrigen tags: denn du weiſſeſt nicht/ was
heut ſich begeben mag. Darumb ſehe ein jeder zu/
auch der friſch/ geſund vnd ſtarck iſt/ daß er einen jeden
tage laſſe gleichſam den letſtẽ ſeyn/ vnd ſchicke ſich bey zei-
ten zu einem ſeligen ende. Ein jeder baͤtte ohne vnderlaß
mit David; HERR/ lehꝛe mich doch meine tage
zellen/ daß mein Leben ein ziel hat/ vnd ich da-
von muß. Sihe meine tage ſind einer hand breit
bey dir/ (ſo viel als einer mit der hand erſpannen kan)
vnd mein Leben iſt wie nichts fuͤr dir.
Prov. 27. 1.
Pſal. 39. 6.
Es ſollen diß jnſonderheit die Kriegsleuthe jhnen laſ-
ſen geſagt ſeyn. Wie leicht-vnd jaͤmerlich etwan dieſelbi-
gen vmb das Leben kommen/ haben wir die augenſchein-
liche erfahrung. Moſes ſagt; die Menſchen fahren
dahin/ wie ein ſtrom/ ſie ſeyen gleich wie ein
ſchlaff/ vnd wie das graß/ daß doch bald welck
wirdt; das fruͤhe bluͤhet/ vnd des abends abge-
hawen wirdt/ vnd verdoꝛet. Diß mag wol von
Soldaten vnd Kriegsleuthen geſagt werden. Heut ſind
ſie friſch/ geſund/ haben guten můt; moꝛgens werden ſie
wie das graß abgemaͤyet/ vnnd kompt mancher ellendig
vmb ſein Leben/ wann er ſich deſſen am minſten verſihet/
durch kugel/ ſchwerdt/ vnd auff andere weiß. Vnd wann
die zeit ſeines todes voꝛhanden/ da hilfft warlich die vn-
chriſt-
Pſa. 90. 5. 6.
D 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |