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Leuchter, Heinrich: Ein Leichpredigt Bey der Christlichen Begräbnuß. Darmstadt, 1614.

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Christliche Leichpredigt/
kennet in diesen Worten der König/ Daß durch dieses Propheten
Raht/ Lehr/ Erinnerung vnd Vermahnung/ auch Gebett vnd Wun-
derthaten er der König/ sein Reich/ sein Land vnd Leuthe gegen allen
betrang der Feinde sey beschützet worden. Wie denn auch die Ge-
schichte in der Bibel solchsreichlich außweisen/ daß es geschehen sey.
Weil dann nun jetzt dieser thewrer Held vnd Mann Gottes gestor-
ben ist/ so heulet vnd weynet der König/ vnnd ist nit vnbillich betrübt.
Wir sollen aber nicht zweiffeln/ daß wie der König/ also auch seine
Vnterthanen sich vbel vnd kläglich werden vber dem tödlichen ab-
gang deß Propheten erzeiget haben. Sie haben aber noch in demsel-
bigen Jahr im Werck befunden/ daß sie gar vbel an diesem Mann
verloren gehabt. Dann wie der folgende Text vermeldet/ so seynd
noch in demselbigen Jahr die Moabiter mit feindlichem Gewalt ins
Land gefallen/ welches ohne grossen Schaden nicht wird abgan-
gen seyn.

Lehrstücke.

ERstlich lernen wir auß diesem Text/ wir sollen mitleydig seyn
gegen die Betrübte. Also weynet allhier der König Joas beyd
vber den krancken vnd vber den verstorbenen Propheten Elisa.
Rom. 12.Also lehret vns auch der Apostek Paulus da er sagt/ Seyd trawrig
mit den Trawrigen. Vnd diß erfordert das Gebott deß Herrn/
da er sagt/ Du solt deinen Nechsten lieben gleich wie dich selbst. Wie
nun ein jeder gern hat/ daß man jhm im Creutz tröstlich sey/ also ist es
billich/ daß mans auch einem andern sey. Jnsonderheit aber sollen die
Zuhörer mitleydens haben mit jhren lieben Seelsorgern/ vnnd an-
dächtig vor sie beten. Darnach so sollen wir beweynen die Todten:
wie allhier der König vnd seine Vnterthanen den frommen Prophe-
Syr. 38.ten Elisa beweynet haben. Wie Syrach spricht/ Mein Kind/ wann
dir jemands stirbt/ so beweyne jhn/ Du solt bitterlich weynen/ damit
man nicht vbel von dir rede. Es sollen auch die Zuhörer sich hertzlich
betrüben vber jhrer lieben Prediger absterben. Als Aaron gestorben

war/

Chriſtliche Leichpredigt/
kennet in dieſen Worten der Koͤnig/ Daß durch dieſes Propheten
Raht/ Lehr/ Erinnerung vnd Vermahnung/ auch Gebett vnd Wun-
derthaten er der Koͤnig/ ſein Reich/ ſein Land vnd Leuthe gegen allen
betrang der Feinde ſey beſchuͤtzet worden. Wie denn auch die Ge-
ſchichte in der Bibel ſolchsreichlich außweiſen/ daß es geſchehen ſey.
Weil dann nun jetzt dieſer thewrer Held vnd Mann Gottes geſtor-
ben iſt/ ſo heulet vnd weynet der Koͤnig/ vnnd iſt nit vnbillich betruͤbt.
Wir ſollen aber nicht zweiffeln/ daß wie der Koͤnig/ alſo auch ſeine
Vnterthanen ſich vbel vnd klaͤglich werden vber dem toͤdlichen ab-
gang deß Propheten erzeiget haben. Sie haben aber noch in demſel-
bigen Jahr im Werck befunden/ daß ſie gar vbel an dieſem Mann
verloren gehabt. Dann wie der folgende Text vermeldet/ ſo ſeynd
noch in demſelbigen Jahr die Moabiter mit feindlichem Gewalt ins
Land gefallen/ welches ohne groſſen Schaden nicht wird abgan-
gen ſeyn.

Lehrſtuͤcke.

ERſtlich lernen wir auß dieſem Text/ wir ſollen mitleydig ſeyn
gegen die Betruͤbte. Alſo weynet allhier der Koͤnig Joas beyd
vber den krancken vnd vber den verſtorbenen Propheten Eliſa.
Rom. 12.Alſo lehret vns auch der Apoſtek Paulus da er ſagt/ Seyd trawrig
mit den Trawrigen. Vnd diß erfordert das Gebott deß Herrn/
da er ſagt/ Du ſolt deinen Nechſten lieben gleich wie dich ſelbſt. Wie
nun ein jeder gern hat/ daß man jhm im Creutz troͤſtlich ſey/ alſo iſt es
billich/ daß mans auch einem andern ſey. Jnſonderheit aber ſollen die
Zuhoͤrer mitleydens haben mit jhren lieben Seelſorgern/ vnnd an-
daͤchtig vor ſie beten. Darnach ſo ſollen wir beweynen die Todten:
wie allhier der Koͤnig vnd ſeine Vnterthanen den frommen Prophe-
Syr. 38.ten Eliſa beweynet haben. Wie Syrach ſpricht/ Mein Kind/ wann
dir jemands ſtirbt/ ſo beweyne jhn/ Du ſolt bitterlich weynen/ damit
man nicht vbel von dir rede. Es ſollen auch die Zuhoͤrer ſich hertzlich
betruͤben vber jhrer lieben Prediger abſterben. Als Aaron geſtorben

war/
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[18/0018] Chriſtliche Leichpredigt/ kennet in dieſen Worten der Koͤnig/ Daß durch dieſes Propheten Raht/ Lehr/ Erinnerung vñ Vermahnung/ auch Gebett vñ Wun- derthaten er der Koͤnig/ ſein Reich/ ſein Land vnd Leuthe gegen allen betrang der Feinde ſey beſchuͤtzet worden. Wie denn auch die Ge- ſchichte in der Bibel ſolchsreichlich außweiſen/ daß es geſchehen ſey. Weil dann nun jetzt dieſer thewrer Held vnd Mann Gottes geſtor- ben iſt/ ſo heulet vnd weynet der Koͤnig/ vnnd iſt nit vnbillich betruͤbt. Wir ſollen aber nicht zweiffeln/ daß wie der Koͤnig/ alſo auch ſeine Vnterthanen ſich vbel vnd klaͤglich werden vber dem toͤdlichen ab- gang deß Propheten erzeiget haben. Sie haben aber noch in demſel- bigen Jahr im Werck befunden/ daß ſie gar vbel an dieſem Mann verloren gehabt. Dann wie der folgende Text vermeldet/ ſo ſeynd noch in demſelbigen Jahr die Moabiter mit feindlichem Gewalt ins Land gefallen/ welches ohne groſſen Schaden nicht wird abgan- gen ſeyn. Lehrſtuͤcke. ERſtlich lernen wir auß dieſem Text/ wir ſollen mitleydig ſeyn gegen die Betruͤbte. Alſo weynet allhier der Koͤnig Joas beyd vber den krancken vnd vber den verſtorbenen Propheten Eliſa. Alſo lehret vns auch der Apoſtek Paulus da er ſagt/ Seyd trawrig mit den Trawrigen. Vnd diß erfordert das Gebott deß Herrn/ da er ſagt/ Du ſolt deinen Nechſten lieben gleich wie dich ſelbſt. Wie nun ein jeder gern hat/ daß man jhm im Creutz troͤſtlich ſey/ alſo iſt es billich/ daß mans auch einem andern ſey. Jnſonderheit aber ſollen die Zuhoͤrer mitleydens haben mit jhren lieben Seelſorgern/ vnnd an- daͤchtig vor ſie beten. Darnach ſo ſollen wir beweynen die Todten: wie allhier der Koͤnig vnd ſeine Vnterthanen den frommen Prophe- ten Eliſa beweynet haben. Wie Syrach ſpricht/ Mein Kind/ wann dir jemands ſtirbt/ ſo beweyne jhn/ Du ſolt bitterlich weynen/ damit man nicht vbel von dir rede. Es ſollen auch die Zuhoͤrer ſich hertzlich betruͤben vber jhrer lieben Prediger abſterben. Als Aaron geſtorben war/ Rom. 12. Syr. 38.

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Zitationshilfe: Leuchter, Heinrich: Ein Leichpredigt Bey der Christlichen Begräbnuß. Darmstadt, 1614, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524569/18>, abgerufen am 21.11.2024.