Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.eine neue Kraft. -- O dieser Seckel! -- Und hätten gleich Gestalten der alten Zeit traten vor meine Seele. Ich eine neue Kraft. — O dieſer Seckel! — Und hätten gleich Geſtalten der alten Zeit traten vor meine Seele. Ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="64"/> eine neue Kraft. — O dieſer Seckel! — Und hätten gleich<lb/> die Motten Ihren Schatten ſchon aufgefreſſen, der würde noch<lb/> ein ſtarkes Band zwiſchen uns ſein. Genug, Sie haben mich<lb/> an meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne über Ihren<lb/> Knecht, Sie wiſſen, daß ich mich meinen Freunden dienſtfertig<lb/> genug erweiſen kann, und daß die Reichen beſonders gut mit<lb/> mir ſtehen; Sie haben es ſelbſt geſehen. — Nur Ihren Schat-<lb/> ten, mein Herr — das laſſen Sie ſich geſagt ſein — nie wie-<lb/> der, als unter einer einzigen Bedingung.«</p><lb/> <p>Geſtalten der alten Zeit traten vor meine Seele. Ich<lb/> frug ihn ſchnell: »Hatten Sie eine Unterſchrift von Herrn<lb/><hi rendition="#g">John</hi>?« — Er lächelte. — »Mit einem ſo guten Freund<lb/> hab’ ich es keineswegs nöthig gehabt.« — »Wo iſt er? bei<lb/> Gott, ich will es wiſſen!« Er ſteckte zögernd die Hand in die<lb/> Taſche, und daraus bei den Haaren hervorgezogen erſchien<lb/><hi rendition="#g">Thomas John’s</hi> bleiche, entſtellte Geſtalt, und die blauen<lb/> Leichenlippen bewegten ſich zu ſchweren Worten: »<hi rendition="#aq">Justo<lb/> judicio Dei judicatus ſum; Justo judicio Dei condemnatus<lb/> ſum.</hi>« Ich entſetzte mich, und ſchnell den klingenden Seckel<lb/> in den Abgrund werfend, ſprach ich zu ihm die letzten Worte:<lb/> »So beſchwör’ ich Dich im Namen Gottes, Entſetzlicher!<lb/> hebe Dich von dannen und laſſe Dich nie wieder vor meinen<lb/> Augen blicken!« Er erhub ſich finſter und verſchwand ſogleich<lb/> hinter den Felſenmaſſen, die den wild bewachſenen Ort be-<lb/> gränzten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [64/0082]
eine neue Kraft. — O dieſer Seckel! — Und hätten gleich
die Motten Ihren Schatten ſchon aufgefreſſen, der würde noch
ein ſtarkes Band zwiſchen uns ſein. Genug, Sie haben mich
an meinem Gold, befehlen Sie auch in der Ferne über Ihren
Knecht, Sie wiſſen, daß ich mich meinen Freunden dienſtfertig
genug erweiſen kann, und daß die Reichen beſonders gut mit
mir ſtehen; Sie haben es ſelbſt geſehen. — Nur Ihren Schat-
ten, mein Herr — das laſſen Sie ſich geſagt ſein — nie wie-
der, als unter einer einzigen Bedingung.«
Geſtalten der alten Zeit traten vor meine Seele. Ich
frug ihn ſchnell: »Hatten Sie eine Unterſchrift von Herrn
John?« — Er lächelte. — »Mit einem ſo guten Freund
hab’ ich es keineswegs nöthig gehabt.« — »Wo iſt er? bei
Gott, ich will es wiſſen!« Er ſteckte zögernd die Hand in die
Taſche, und daraus bei den Haaren hervorgezogen erſchien
Thomas John’s bleiche, entſtellte Geſtalt, und die blauen
Leichenlippen bewegten ſich zu ſchweren Worten: »Justo
judicio Dei judicatus ſum; Justo judicio Dei condemnatus
ſum.« Ich entſetzte mich, und ſchnell den klingenden Seckel
in den Abgrund werfend, ſprach ich zu ihm die letzten Worte:
»So beſchwör’ ich Dich im Namen Gottes, Entſetzlicher!
hebe Dich von dannen und laſſe Dich nie wieder vor meinen
Augen blicken!« Er erhub ſich finſter und verſchwand ſogleich
hinter den Felſenmaſſen, die den wild bewachſenen Ort be-
gränzten.
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