Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.IX. Ich saß da ohne Schatten und ohne Geld; aber ein schwe- Anmuthige Bilder verwoben sich mir im luftigen Tanze 5
IX. Ich ſaß da ohne Schatten und ohne Geld; aber ein ſchwe- Anmuthige Bilder verwoben ſich mir im luftigen Tanze 5
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IX.
Ich ſaß da ohne Schatten und ohne Geld; aber ein ſchwe-
res Gewicht war von meiner Bruſt genommen, ich war heiter.
Hätte ich nicht auch meine Liebe verloren, oder hätt’ ich mich
nur bei deren Verluſt vorwurfsfrei gefühlt, ich glaube, ich
hätte glücklich ſein können — ich wußte aber nicht, was ich
anfangen ſollte. Ich durchſuchte meine Taſchen und fand noch
einige Goldſtücke darin; ich zählte ſie und lachte. — Ich
hatte mein Pferd unten im Wirthshauſe, ich ſchämte mich,
dahin zurückzukehren, ich mußte wenigſtens den Untergang der
Sonne erwarten; ſie ſtand noch hoch am Himmel. Ich legte
mich in den Schatten der nächſten Bäume und ſchlief ruhig ein.
Anmuthige Bilder verwoben ſich mir im luftigen Tanze
zu einem gefälligen Traum. Mina, einen Blumenkranz in
den Haaren, ſchwebte an mir vorüber, und lächelte mich
freundlich an. Auch der ehrliche Bendel war mit Blumen
bekränzt, und eilte mit freundlichem Gruße vorüber. Viele
ſah ich noch, und wie mich dünkt, auch Dich, Chamiſſo,
im fernen Gewühl; ein helles Licht ſchien, es hatte aber Kei-
ner einen Schatten, und was ſeltſamer iſt, es ſah nicht übel
aus, — Blumen und Lieder, Liebe und Freude, unter Pal-
menhainen. — — Ich konnte die beweglichen, leicht verweh-
ten, lieblichen Geſtalten weder feſthalten noch deuten; aber
ich weiß, daß ich gerne ſolchen Traum träumte und mich vor
dem Erwachen in Acht nahm; ich wachte wirklich ſchon, und
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