Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.Rest deß Dänischen Volcks auß dem Stullhorn so ein Meilwegs von Hamburg abgelegen / getrieben: Dahero der König sich nach Glückstatt reteriret / vnnd hinder jhme viel Oerter abbrennen lassen. Auff solches sind die Keyserische weiter ins Hertzogthumb Holstein eingerücket / vnd vnder andern das Adeliche Hauß vnd Festung Casseldorff bey Crempe / blocquirt / vnd durch 2. Trompetter auffordern lassen. Weil nun die darinn liegende Soldaten bey solchem Zustand / weder durch Zwang noch durch Güte / sich zur Gegenwehr wolten bewegen lassen / ist der Obriste geznungen worden / die Festung mit Accord zuvbergeben / darbey aber doch die Soldaten nur mit jhren Seithenwehren fortgelassen worden. Hierauff hat der Graff von Tylli auch Jetzehoe vnd Ellenshorn / in seine Gewalt bekommen. Die Crabaten haben inmittels jhren Streiff in Ditmarsen genommen / vnnd daherumb vgel hauß gehalten / vnd ob wol die Deich durchstochen worden / hat doch wegen deß Ostwinds kein Wasser ins Landt kommen wollen / dahero die Keyserische zu weiterm Einbruch offenen Paß gehabt. Weil nun die Dänische Soldaten gesehen / daß das Spiel meistentheils verlohren / vnd daß sie solchem Gewalt zuwiderstehen zu schwach weren / haben sich viel bey den Keyserischen vndergestellet. Der Obriste Morgan / nach dem er die Schantz vor Bremen verlassen / hat sich mit seinem Volck in Stade reteriret. Als auch in dessen die Dennemärckische die Hauptschantz vor Bramen bey Achum / quittirt / vnd sich nach dem Fegesack begeben hat der Graff von Anhold 2. kleine Schantzen / welche noch mit Danischem Volck besetzt gewesen / mit Accord eyngenommen / vnd 8. Stück Geschütz daselbs bekommen: förters vor Ottersburg gerückt / vnnd solches auch / weil kein Succurs vorhanden gewesen / in seine Gewalt gebracht. Marggraf von Durlach von den Reyserischen geschlagen. Vnder solchem Verlauff ist zwischen dem Marggraffen von Durlach / vnd dem Graffen von Schlick / in Holstein ein hartes Treffen vorgangen / darbey der Marggraff den Kürtzern gezogen / auffs Haupt geschlagen / all sein Geschütz in 32. Stück / 43. Fahnen vnd sonsten stattliche Beuthen jhm abgenommen / vnd dardurch gantz Holstein in Keysers Gewalt gebracht worden. Der Marggraff hat sich mit etlich wenig Officirern zu Schiff begeben vnnd mit der Flucht salvirt: der Rest der Armee aber hat sich vnder die Keyserische vndergestelt. Vmb selbige Zeit hat auch die Friedländische Armada die Festung Bredenburg erobert / alle erwachsene Mannspersonen / weil sie etwas Widerstand darvor erlitten / nidergehawen / vnd sonst vbel darinn gehauset. Reyserlich Armada rückt in Judland. Nachdem der König in Dennemarck vorangeregter Gestalt zurück gewichen / ist darauff die Keyserische Armada ferrner in Schleßwig vnd Judland eingebrochen / die Wilstermarck / wie auch vnder andern Statt vnnd Schloß Renßburg / darauß die Dänische / weil sie die eine Seithen frey gehabt / durch die Flucht entwichen / eyngenommen. Wolffenbüttel vnd Nienburg werden blocquirt. Vnderdessen waren beyde Festungen Wolffenbüttel vnd Nienburg / belägert / jedoch theten sonderlich die Wolffenbütteler vnderschiedliche Außfäll / streifften biß auff Goßlar / so vier Meilen von dannen / vnnd brachten viel Frucht eyn. Dargegen die Keyserische von aussen ein grosse Schantz auffworffen / jhnen das Wasserzubenehmen / auch jhnen einen Paß nach dem andern abgeschnitten. Der Graff von Anhold aber hat die Nienburgische Besatzung inmittels zimblich eng eingeschlossen / vnnd sie dermassen blocquirt / daß kein Mensch weder auß noch eynkommen mögen: worauff er einen Theil seines Volcks daselbst gelassen: vnd mit dem vbrigen zu Roß vnd Fuß / auffgebrochen / vnnd sich jenseit der Weser nach den Dennemärckischen Schantzen vmb Bremen begeben / vmb zu sehen / was der Däntschen Intention were / weil damals der Ruff gangen / daß sie solchen Ort zu proviandiren vnd zuentsetzen / vorhabens weren. Zuvorhero aber 1000. Reutter gegen Ottersburg vnnd Staden marschiren lassen / welche 200. Dennemärckische Reutter / so jhnen auffgestossen / geschlagen / den Major Dalwig / ein Cornet / 2. Standarten vnd in 40. gefangene bekommen / die sie auff die Festung Rothenburg gebracht / die vbrige sind niedergehawen worden. Demnach nun die Dänische der Keyserischen Ankunfft vernommen / haben sie jhre vber die Weser gemachte Schiffbrücken abgenommen / vnd sich auff die Retirada geschickt: aber die Keyserische waren jhnen der gestalt in den Eisen / daß sie den mehrerntheil Schiff von solcher Brücken / sampt zwy Stücken Geschütz vnd vielen gefangenen / bekommen: vnd sind bey solchem Zustand in 200. Engelländer vber Bort geworffen vnnd ersänfft worden / das vbrige Volck / so in den Schantzen gewesen / hat sich verloffen / vnnd dardurch der Paß auff Bremen / den Keyserischen gantz eröffnet worden. Demnach nun die Keyserische Armada / biß hero erzehlter massen / eine Victorj vnd Vortheil nach dem andern in den Nider Sächsischen Landen wider die Dennemärckische erlangt / hat sich darauff diselbe durch gantz Holstein zerstrewet vnd außgebreitet / vnd fast alle Ort / ausserhalb Crempe vnd Glückstatt / darinnen noch starcke Danische Guarnisonen verblieben / eingenommen. Buxtehuder tractiren die Dänische Soldaten schimpflich. In Buxtehude ist zwar auch Dennemärckische Besatzung gelassen worden: als aber selbige Inwohner der Keyserischen Progreß gesehen / vnd darüber mit den Dänischen in Zwispalt gerahten / haben sie dieselbe disarmirt / auß der Statt gejagt vnd jhnen die Gewehr schimpfflich nachgeschickt. Die Schotten vnd Engelländer vnder dem Obristen Morgan / lagen der Zeit vnder Bremen / mit welchen die Keyserische täglich scharmutzierten: darüber in der Statt Bremen ein merckliche Thewrling vnd ein grosses Ster- Rest deß Dänischen Volcks auß dem Stullhorn so ein Meilwegs von Hamburg abgelegen / getrieben: Dahero der König sich nach Glückstatt reteriret / vnnd hinder jhme viel Oerter abbrennen lassen. Auff solches sind die Keyserische weiter ins Hertzogthumb Holstein eingerücket / vnd vnder andern das Adeliche Hauß vnd Festung Casseldorff bey Crempe / blocquirt / vnd durch 2. Trompetter auffordern lassen. Weil nun die darinn liegende Soldaten bey solchem Zustand / weder durch Zwang noch durch Güte / sich zur Gegenwehr wolten bewegen lassen / ist der Obriste geznungen worden / die Festung mit Accord zuvbergeben / darbey aber doch die Soldaten nur mit jhren Seithenwehren fortgelassen worden. Hierauff hat der Graff von Tylli auch Jetzehoe vnd Ellenshorn / in seine Gewalt bekommen. Die Crabaten haben inmittels jhren Streiff in Ditmarsen genommen / vnnd daherumb vgel hauß gehalten / vnd ob wol die Deich durchstochen worden / hat doch wegen deß Ostwinds kein Wasser ins Landt kommen wollen / dahero die Keyserische zu weiterm Einbruch offenen Paß gehabt. Weil nun die Dänische Soldaten gesehen / daß das Spiel meistentheils verlohren / vnd daß sie solchem Gewalt zuwiderstehen zu schwach weren / haben sich viel bey den Keyserischen vndergestellet. Der Obriste Morgan / nach dem er die Schantz vor Bremen verlassen / hat sich mit seinem Volck in Stade reteriret. Als auch in dessen die Dennemärckische die Hauptschantz vor Bramen bey Achum / quittirt / vnd sich nach dem Fegesack begeben hat der Graff von Anhold 2. kleine Schantzen / welche noch mit Danischem Volck besetzt gewesen / mit Accord eyngenommen / vnd 8. Stück Geschütz daselbs bekommen: förters vor Ottersburg gerückt / vnnd solches auch / weil kein Succurs vorhanden gewesen / in seine Gewalt gebracht. Marggraf von Durlach von den Reyserischen geschlagen. Vnder solchem Verlauff ist zwischen dem Marggraffen von Durlach / vnd dem Graffen von Schlick / in Holstein ein hartes Treffen vorgangen / darbey der Marggraff den Kürtzern gezogen / auffs Haupt geschlagen / all sein Geschütz in 32. Stück / 43. Fahnen vnd sonsten stattliche Beuthen jhm abgenommen / vnd dardurch gantz Holstein in Keysers Gewalt gebracht worden. Der Marggraff hat sich mit etlich wenig Officirern zu Schiff begeben vnnd mit der Flucht salvirt: der Rest der Armee aber hat sich vnder die Keyserische vndergestelt. Vmb selbige Zeit hat auch die Friedländische Armada die Festung Bredenburg erobert / alle erwachsene Mannspersonen / weil sie etwas Widerstand darvor erlitten / nidergehawen / vnd sonst vbel darinn gehauset. Reyserlich Armada rückt in Judland. Nachdem der König in Dennemarck vorangeregter Gestalt zurück gewichen / ist darauff die Keyserische Armada ferrner in Schleßwig vnd Judland eingebrochen / die Wilstermarck / wie auch vnder andern Statt vnnd Schloß Renßburg / darauß die Dänische / weil sie die eine Seithen frey gehabt / durch die Flucht entwichen / eyngenommen. Wolffenbüttel vnd Nienburg werden blocquirt. Vnderdessen waren beyde Festungen Wolffenbüttel vnd Nienburg / belägert / jedoch theten sonderlich die Wolffenbütteler vnderschiedliche Außfäll / streifften biß auff Goßlar / so vier Meilen von dannen / vnnd brachten viel Frucht eyn. Dargegen die Keyserische von aussen ein grosse Schantz auffworffen / jhnen das Wasserzubenehmen / auch jhnen einen Paß nach dem andern abgeschnitten. Der Graff von Anhold aber hat die Nienburgische Besatzung inmittels zimblich eng eingeschlossen / vnnd sie dermassen blocquirt / daß kein Mensch weder auß noch eynkommen mögen: worauff er einen Theil seines Volcks daselbst gelassen: vnd mit dem vbrigen zu Roß vnd Fuß / auffgebrochen / vnnd sich jenseit der Weser nach den Dennemärckischen Schantzen vmb Bremen begeben / vmb zu sehen / was der Däntschen Intention were / weil damals der Ruff gangen / daß sie solchen Ort zu proviandiren vnd zuentsetzen / vorhabens weren. Zuvorhero aber 1000. Reutter gegen Ottersburg vnnd Staden marschiren lassen / welche 200. Dennemärckische Reutter / so jhnen auffgestossen / geschlagen / den Major Dalwig / ein Cornet / 2. Standarten vnd in 40. gefangene bekommen / die sie auff die Festung Rothenburg gebracht / die vbrige sind niedergehawen worden. Demnach nun die Dänische der Keyserischen Ankunfft vernommen / haben sie jhre vber die Weser gemachte Schiffbrücken abgenommen / vnd sich auff die Retirada geschickt: aber die Keyserische waren jhnen der gestalt in den Eisen / daß sie den mehrerntheil Schiff von solcher Brücken / sampt zwy Stücken Geschütz vnd vielen gefangenen / bekommen: vnd sind bey solchem Zustand in 200. Engelländer vber Bort geworffen vnnd ersänfft worden / das vbrige Volck / so in den Schantzen gewesen / hat sich verloffen / vnnd dardurch der Paß auff Bremen / den Keyserischen gantz eröffnet worden. Demnach nun die Keyserische Armada / biß hero erzehlter massen / eine Victorj vnd Vortheil nach dem andern in den Nider Sächsischen Landen wider die Dennemärckische erlangt / hat sich darauff diselbe durch gantz Holstein zerstrewet vnd außgebreitet / vnd fast alle Ort / ausserhalb Crempe vnd Glückstatt / darinnen noch starcke Danische Guarnisonen verblieben / eingenommen. Buxtehuder tractiren die Dänische Soldaten schimpflich. In Buxtehude ist zwar auch Dennemärckische Besatzung gelassen worden: als aber selbige Inwohner der Keyserischen Progreß gesehen / vnd darüber mit den Dänischen in Zwispalt gerahten / haben sie dieselbe disarmirt / auß der Statt gejagt vnd jhnen die Gewehr schimpfflich nachgeschickt. Die Schotten vnd Engelländer vnder dem Obristen Morgan / lagen der Zeit vnder Bremen / mit welchen die Keyserische täglich scharmutzierten: darüber in der Statt Bremen ein merckliche Thewrling vnd ein grosses Ster- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f1244" n="1105"/> Rest deß Dänischen Volcks auß dem Stullhorn so ein Meilwegs von Hamburg abgelegen / getrieben: Dahero der König sich nach Glückstatt reteriret / vnnd hinder jhme viel Oerter abbrennen lassen.</p> <p>Auff solches sind die Keyserische weiter ins Hertzogthumb Holstein eingerücket / vnd vnder andern das Adeliche Hauß vnd Festung Casseldorff bey Crempe / blocquirt / vnd durch 2. Trompetter auffordern lassen. Weil nun die darinn liegende Soldaten bey solchem Zustand / weder durch Zwang noch durch Güte / sich zur Gegenwehr wolten bewegen lassen / ist der Obriste geznungen worden / die Festung mit Accord zuvbergeben / darbey aber doch die Soldaten nur mit jhren Seithenwehren fortgelassen worden. Hierauff hat der Graff von Tylli auch Jetzehoe vnd Ellenshorn / in seine Gewalt bekommen.</p> <p>Die Crabaten haben inmittels jhren Streiff in Ditmarsen genommen / vnnd daherumb vgel hauß gehalten / vnd ob wol die Deich durchstochen worden / hat doch wegen deß Ostwinds kein Wasser ins Landt kommen wollen / dahero die Keyserische zu weiterm Einbruch offenen Paß gehabt. Weil nun die Dänische Soldaten gesehen / daß das Spiel meistentheils verlohren / vnd daß sie solchem Gewalt zuwiderstehen zu schwach weren / haben sich viel bey den Keyserischen vndergestellet. Der Obriste Morgan / nach dem er die Schantz vor Bremen verlassen / hat sich mit seinem Volck in Stade reteriret. Als auch in dessen die Dennemärckische die Hauptschantz vor Bramen bey Achum / quittirt / vnd sich nach dem Fegesack begeben hat der Graff von Anhold 2. kleine Schantzen / welche noch mit Danischem Volck besetzt gewesen / mit Accord eyngenommen / vnd 8. Stück Geschütz daselbs bekommen: förters vor Ottersburg gerückt / vnnd solches auch / weil kein Succurs vorhanden gewesen / in seine Gewalt gebracht.</p> <p><note place="left"> Marggraf von Durlach von den Reyserischen geschlagen.</note> Vnder solchem Verlauff ist zwischen dem Marggraffen von Durlach / vnd dem Graffen von Schlick / in Holstein ein hartes Treffen vorgangen / darbey der Marggraff den Kürtzern gezogen / auffs Haupt geschlagen / all sein Geschütz in 32. Stück / 43. Fahnen vnd sonsten stattliche Beuthen jhm abgenommen / vnd dardurch gantz Holstein in Keysers Gewalt gebracht worden. Der Marggraff hat sich mit etlich wenig Officirern zu Schiff begeben vnnd mit der Flucht salvirt: der Rest der Armee aber hat sich vnder die Keyserische vndergestelt. Vmb selbige Zeit hat auch die Friedländische Armada die Festung Bredenburg erobert / alle erwachsene Mannspersonen / weil sie etwas Widerstand darvor erlitten / nidergehawen / vnd sonst vbel darinn gehauset.</p> <p><note place="left"> Reyserlich Armada rückt in Judland.</note> Nachdem der König in Dennemarck vorangeregter Gestalt zurück gewichen / ist darauff die Keyserische Armada ferrner in Schleßwig vnd Judland eingebrochen / die Wilstermarck / wie auch vnder andern Statt vnnd Schloß Renßburg / darauß die Dänische / weil sie die eine Seithen frey gehabt / durch die Flucht entwichen / eyngenommen.</p> <p><note place="right"> Wolffenbüttel vnd Nienburg werden blocquirt.</note> Vnderdessen waren beyde Festungen Wolffenbüttel vnd Nienburg / belägert / jedoch theten sonderlich die Wolffenbütteler vnderschiedliche Außfäll / streifften biß auff Goßlar / so vier Meilen von dannen / vnnd brachten viel Frucht eyn. Dargegen die Keyserische von aussen ein grosse Schantz auffworffen / jhnen das Wasserzubenehmen / auch jhnen einen Paß nach dem andern abgeschnitten.</p> <p>Der Graff von Anhold aber hat die Nienburgische Besatzung inmittels zimblich eng eingeschlossen / vnnd sie dermassen blocquirt / daß kein Mensch weder auß noch eynkommen mögen: worauff er einen Theil seines Volcks daselbst gelassen: vnd mit dem vbrigen zu Roß vnd Fuß / auffgebrochen / vnnd sich jenseit der Weser nach den Dennemärckischen Schantzen vmb Bremen begeben / vmb zu sehen / was der Däntschen Intention were / weil damals der Ruff gangen / daß sie solchen Ort zu proviandiren vnd zuentsetzen / vorhabens weren. Zuvorhero aber 1000. Reutter gegen Ottersburg vnnd Staden marschiren lassen / welche 200. Dennemärckische Reutter / so jhnen auffgestossen / geschlagen / den Major Dalwig / ein Cornet / 2. Standarten vnd in 40. gefangene bekommen / die sie auff die Festung Rothenburg gebracht / die vbrige sind niedergehawen worden. Demnach nun die Dänische der Keyserischen Ankunfft vernommen / haben sie jhre vber die Weser gemachte Schiffbrücken abgenommen / vnd sich auff die Retirada geschickt: aber die Keyserische waren jhnen der gestalt in den Eisen / daß sie den mehrerntheil Schiff von solcher Brücken / sampt zwy Stücken Geschütz vnd vielen gefangenen / bekommen: vnd sind bey solchem Zustand in 200. Engelländer vber Bort geworffen vnnd ersänfft worden / das vbrige Volck / so in den Schantzen gewesen / hat sich verloffen / vnnd dardurch der Paß auff Bremen / den Keyserischen gantz eröffnet worden.</p> <p>Demnach nun die Keyserische Armada / biß hero erzehlter massen / eine Victorj vnd Vortheil nach dem andern in den Nider Sächsischen Landen wider die Dennemärckische erlangt / hat sich darauff diselbe durch gantz Holstein zerstrewet vnd außgebreitet / vnd fast alle Ort / ausserhalb Crempe vnd Glückstatt / darinnen noch starcke Danische Guarnisonen verblieben / eingenommen.</p> <p><note place="right"> Buxtehuder tractiren die Dänische Soldaten schimpflich.</note> In Buxtehude ist zwar auch Dennemärckische Besatzung gelassen worden: als aber selbige Inwohner der Keyserischen Progreß gesehen / vnd darüber mit den Dänischen in Zwispalt gerahten / haben sie dieselbe disarmirt / auß der Statt gejagt vnd jhnen die Gewehr schimpfflich nachgeschickt. Die Schotten vnd Engelländer vnder dem Obristen Morgan / lagen der Zeit vnder Bremen / mit welchen die Keyserische täglich scharmutzierten: darüber in der Statt Bremen ein merckliche Thewrling vnd ein grosses Ster- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1105/1244]
Rest deß Dänischen Volcks auß dem Stullhorn so ein Meilwegs von Hamburg abgelegen / getrieben: Dahero der König sich nach Glückstatt reteriret / vnnd hinder jhme viel Oerter abbrennen lassen.
Auff solches sind die Keyserische weiter ins Hertzogthumb Holstein eingerücket / vnd vnder andern das Adeliche Hauß vnd Festung Casseldorff bey Crempe / blocquirt / vnd durch 2. Trompetter auffordern lassen. Weil nun die darinn liegende Soldaten bey solchem Zustand / weder durch Zwang noch durch Güte / sich zur Gegenwehr wolten bewegen lassen / ist der Obriste geznungen worden / die Festung mit Accord zuvbergeben / darbey aber doch die Soldaten nur mit jhren Seithenwehren fortgelassen worden. Hierauff hat der Graff von Tylli auch Jetzehoe vnd Ellenshorn / in seine Gewalt bekommen.
Die Crabaten haben inmittels jhren Streiff in Ditmarsen genommen / vnnd daherumb vgel hauß gehalten / vnd ob wol die Deich durchstochen worden / hat doch wegen deß Ostwinds kein Wasser ins Landt kommen wollen / dahero die Keyserische zu weiterm Einbruch offenen Paß gehabt. Weil nun die Dänische Soldaten gesehen / daß das Spiel meistentheils verlohren / vnd daß sie solchem Gewalt zuwiderstehen zu schwach weren / haben sich viel bey den Keyserischen vndergestellet. Der Obriste Morgan / nach dem er die Schantz vor Bremen verlassen / hat sich mit seinem Volck in Stade reteriret. Als auch in dessen die Dennemärckische die Hauptschantz vor Bramen bey Achum / quittirt / vnd sich nach dem Fegesack begeben hat der Graff von Anhold 2. kleine Schantzen / welche noch mit Danischem Volck besetzt gewesen / mit Accord eyngenommen / vnd 8. Stück Geschütz daselbs bekommen: förters vor Ottersburg gerückt / vnnd solches auch / weil kein Succurs vorhanden gewesen / in seine Gewalt gebracht.
Vnder solchem Verlauff ist zwischen dem Marggraffen von Durlach / vnd dem Graffen von Schlick / in Holstein ein hartes Treffen vorgangen / darbey der Marggraff den Kürtzern gezogen / auffs Haupt geschlagen / all sein Geschütz in 32. Stück / 43. Fahnen vnd sonsten stattliche Beuthen jhm abgenommen / vnd dardurch gantz Holstein in Keysers Gewalt gebracht worden. Der Marggraff hat sich mit etlich wenig Officirern zu Schiff begeben vnnd mit der Flucht salvirt: der Rest der Armee aber hat sich vnder die Keyserische vndergestelt. Vmb selbige Zeit hat auch die Friedländische Armada die Festung Bredenburg erobert / alle erwachsene Mannspersonen / weil sie etwas Widerstand darvor erlitten / nidergehawen / vnd sonst vbel darinn gehauset.
Marggraf von Durlach von den Reyserischen geschlagen. Nachdem der König in Dennemarck vorangeregter Gestalt zurück gewichen / ist darauff die Keyserische Armada ferrner in Schleßwig vnd Judland eingebrochen / die Wilstermarck / wie auch vnder andern Statt vnnd Schloß Renßburg / darauß die Dänische / weil sie die eine Seithen frey gehabt / durch die Flucht entwichen / eyngenommen.
Reyserlich Armada rückt in Judland. Vnderdessen waren beyde Festungen Wolffenbüttel vnd Nienburg / belägert / jedoch theten sonderlich die Wolffenbütteler vnderschiedliche Außfäll / streifften biß auff Goßlar / so vier Meilen von dannen / vnnd brachten viel Frucht eyn. Dargegen die Keyserische von aussen ein grosse Schantz auffworffen / jhnen das Wasserzubenehmen / auch jhnen einen Paß nach dem andern abgeschnitten.
Wolffenbüttel vnd Nienburg werden blocquirt. Der Graff von Anhold aber hat die Nienburgische Besatzung inmittels zimblich eng eingeschlossen / vnnd sie dermassen blocquirt / daß kein Mensch weder auß noch eynkommen mögen: worauff er einen Theil seines Volcks daselbst gelassen: vnd mit dem vbrigen zu Roß vnd Fuß / auffgebrochen / vnnd sich jenseit der Weser nach den Dennemärckischen Schantzen vmb Bremen begeben / vmb zu sehen / was der Däntschen Intention were / weil damals der Ruff gangen / daß sie solchen Ort zu proviandiren vnd zuentsetzen / vorhabens weren. Zuvorhero aber 1000. Reutter gegen Ottersburg vnnd Staden marschiren lassen / welche 200. Dennemärckische Reutter / so jhnen auffgestossen / geschlagen / den Major Dalwig / ein Cornet / 2. Standarten vnd in 40. gefangene bekommen / die sie auff die Festung Rothenburg gebracht / die vbrige sind niedergehawen worden. Demnach nun die Dänische der Keyserischen Ankunfft vernommen / haben sie jhre vber die Weser gemachte Schiffbrücken abgenommen / vnd sich auff die Retirada geschickt: aber die Keyserische waren jhnen der gestalt in den Eisen / daß sie den mehrerntheil Schiff von solcher Brücken / sampt zwy Stücken Geschütz vnd vielen gefangenen / bekommen: vnd sind bey solchem Zustand in 200. Engelländer vber Bort geworffen vnnd ersänfft worden / das vbrige Volck / so in den Schantzen gewesen / hat sich verloffen / vnnd dardurch der Paß auff Bremen / den Keyserischen gantz eröffnet worden.
Demnach nun die Keyserische Armada / biß hero erzehlter massen / eine Victorj vnd Vortheil nach dem andern in den Nider Sächsischen Landen wider die Dennemärckische erlangt / hat sich darauff diselbe durch gantz Holstein zerstrewet vnd außgebreitet / vnd fast alle Ort / ausserhalb Crempe vnd Glückstatt / darinnen noch starcke Danische Guarnisonen verblieben / eingenommen.
In Buxtehude ist zwar auch Dennemärckische Besatzung gelassen worden: als aber selbige Inwohner der Keyserischen Progreß gesehen / vnd darüber mit den Dänischen in Zwispalt gerahten / haben sie dieselbe disarmirt / auß der Statt gejagt vnd jhnen die Gewehr schimpfflich nachgeschickt. Die Schotten vnd Engelländer vnder dem Obristen Morgan / lagen der Zeit vnder Bremen / mit welchen die Keyserische täglich scharmutzierten: darüber in der Statt Bremen ein merckliche Thewrling vnd ein grosses Ster-
Buxtehuder tractiren die Dänische Soldaten schimpflich.
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1244>, abgerufen am 27.07.2024. |