Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.allda bey jhme angeben / vnd endliche Resolution erwarten / schicket auch einen Obristen Wachtmeister in die Stadt / welcher die 30000. Rl. abfordern / vnd die Legatos in Rügen begleiten solte / interim occupirt er heimlich durch Anordnung deß Hertzogen von Friedland den Denholm / besetzet jhn mit 2. Compagnien Mußquetirern / vnd bevestiget denselbigen allenthalben mit Schantzen. Wie nun die Tractaten darüber sich etwas gestossen / vnd das Gelt nicht folgen wollen / ist es endlich dahin außgeschlagen / daß die Stralsundische verwilliget / daß die Keyserische den Denholm behalten möchten / jedoch mit dieser außtrücklichen Condition / daß sie nicht mehr Schantzen darauff machen / auch kein grob Geschütze darauff bringen solten / alles mehrern Inhalts darüber auffgerichteten sonderbaren Reversses / darauff sie auch die 30000. Reichsthaler angenommen vnd empfangen: deme aber gestracks zu wider / haben sie eine grosse Schantze gerade gegen die Stadt vber auffgeworffen / kurtz hernach grob Geschütz hinauff bringen wollen / vnd darzu auff den alten Wehren praeparatoria machen lassen / vnd die Stücke schon in den Fehrböthen gehabt: darbey sie es nicht bewenden lassen / besondern also fort / auch da sie die 30000. Reichsthaler im Seckel gehabt / zugleich angefangen durch die Pernsteinische Reuterey zu plocquiren / vnd die Landpässe nach der Stadt zu sperren. Wie nun die Stralsundischen dieses gesehen / haben sie sich deß Denholms / jedoch solcher gestalt bemächtiget / daß deßwegen kein einig Mensch vmbkommen / sondern haben das Keyserische Volck mit jhren eigenen Schiffen vnbeschädiget zu Lande gesetzt. Vmb fernere Vrsache wider die Stadt zu bekommen / haben die Keyserische zwey Stücklein Geschütz / so in der Stadt gelegen / vnd einem von Adel zuständig gewesen / an sich gekaufft / wie sie nun dieselbe hinauß holen wollen / soll ein Brieff mit in die Stadt kommen seyn (vermuthlich durch jhr eigen anstifften) deß Inhalts / daß die Stücke ehester tage / wider die Stadt würden gebraucht werden / derentwegen man sie nicht außlassen solte / vnd wie diß vnter dem gemeinen Pöbel erschollen / hat derselbige beym Thor die Stücke angehalten / jedoch ist endlich der Tumult gestillet / die Stück am dritten Tag außgefolget / vnd sind die Anfänger gebürlich gestrafft worden: das mutzten die Keyserische auff / als were es Mejestatis laesae crimen, da doch sie einigen Schaden / welcher jhnen wegen so geringen Vorzugs verursacht seyn solte / praetendiren könten. Die letzte Beschuldigung war diese: wie der König zu Dennemarck etliche Schiff vor Wolgast anzünden lassen / solten die Stralsunder mit jhren Schiffen darzu geholffen haben. Worauff sie sich erkläret / zum Fall solches von jhren Anklägern bewiesen würde / wolten sie allen Schaden erstatten / vnnd darzu die Thäter ernstlich straffen. Hertzog von Friedland Dieses waren nun Vrsachen genug für den Hertzogen von Friedland / welcher jhm darauff wil Stralsund mit gewalt belägern. vornahmb die Stadt mit Gewalt zu bezwingen: derhalben er zu Anfang deß Mayen viel Volck darfür anziehen vnnd alle Päß vnd Zufuhr sperren ließ. Stralsunder rüsten sich zur Gegenwehr. Wie nun die Stralsunder gemercket / daß es ernst werden wolte / haben sie sich zur Gegenwehr auffs beste sie konten / gefast gemacht / die Stücke auff die Wäll gezogen / von etlichen hohen Häusern die Dächer abgebrochen / dieselben obenher mit Wasen vnd Erden / damit jhnen nicht leichtlich die Fewerkugeln vnnd Granaten schaden möchten / beschüttet / vnnd Geschütz darauff gestellet. Als auch jhnen Bericht zukommen / daß der von Arnheim allerley Notturfft zur Belägerung von dem Hertzogen in Pommern begehrte / haben sie Jhre Fürsil. Gnaden durch schreiben gebetten / hierzu dem Keyser keinen Vorschub zu thun / im widrigen wolten sie jhm den Schutz auffsagen / vnd sich dem König in Schweden ergeben. Nach dem auch die von Stralsund drey Schiff / welche sie in Spanien gehabt / vnder diesem verlauff bekommen / ist ein grosses frolocken darüber in der Stadt entstanden. Von denselben haben sie zwey Schiff / jedes mit achtzehen Stücken für Grypswald gelegt / den Keyserischen Schiffen die Außfahrt daselbsten zu sperren. Vnd damit nicht zu viel an Proviant in der Stadt verzehret / noch einige Zagheit vnder jhnen verursachet werden möchte / haben etliche jhre Weib vnd Kinder / sampt jhrem besten Schatz / an Gold / Silber / vnd andern Mobilien / zur vorsorge beseits geschaffet / vnd auff Schiffen nach Lübeck / Hamburg / vnd andern Orten abführen lassen / vnd nur die Notturfft / vnnd alte Weibspersoren zum kochen vnd waschen / heiß Wasser / Pech vnnd andere sachen zum Sturm zu bereiten / bey sich behalten. Sie bekommen Pulver vom König in Schweden. Fürters haben sie bey solchem Zustand etlich Kriegsvolck / damit sie sich wider die Keyserische desto besser defendiren möchten / angenommen: vnd weil sie befunden / daß sie ein lange Belägerung außzuhalten nicht nach Nottufft versehen / haben sie bey den An See Städten vmb Hülff angesucht / vnd darneben protestiret: daferne sie von jhnen solten verlassen werden / müsten sie frembde Potentaten zum Succurß anruffen. Sie haben auch an die Stadt Dantzig ein Schreiben abgehen lassen / darinnen sie etlich Pulver vnnd Geschütz begehret / welches Schreiben auß dem Dantziger Port dem König in Schweden zugeschickt worden / der jhnen hierauff ein Last Pulver / beneben nachfolgendem Schreiben vbersendet: Vnsere Gnade vnd Gunst zuvor / Fürsichtige / Hochgelehrte / liebe Getrewe / Wir haben auß dem Original ewers Schreibens an die Dantziger / welches vns dieser Tagen auß dem Dantziger Port vberschickt worden / vernommen / daß jhr in dieser gefährlichen Zeit zwar euch bemühet / euch vnd die ewrigen ritterlich zu defendiren / aber an Geschütz vnnd Pulver mangel leydet. allda bey jhme angeben / vnd endliche Resolution erwarten / schicket auch einen Obristen Wachtmeister in die Stadt / welcher die 30000. Rl. abfordern / vnd die Legatos in Rügen begleiten solte / interim occupirt er heimlich durch Anordnung deß Hertzogen von Friedland den Denholm / besetzet jhn mit 2. Compagnien Mußquetirern / vnd bevestiget denselbigen allenthalben mit Schantzen. Wie nun die Tractaten darüber sich etwas gestossen / vnd das Gelt nicht folgen wollen / ist es endlich dahin außgeschlagen / daß die Stralsundische verwilliget / daß die Keyserische den Denholm behalten möchtẽ / jedoch mit dieser außtrücklichen Condition / daß sie nicht mehr Schantzen darauff machen / auch kein grob Geschütze darauff bringen solten / alles mehrern Inhalts darüber auffgerichteten sonderbaren Reversses / darauff sie auch die 30000. Reichsthaler angenommen vnd empfangen: deme aber gestracks zu wider / haben sie eine grosse Schantze gerade gegen die Stadt vber auffgeworffen / kurtz hernach grob Geschütz hinauff bringen wollen / vnd darzu auff den alten Wehren praeparatoria machen lassen / vnd die Stücke schon in den Fehrböthen gehabt: darbey sie es nicht bewenden lassen / besondern also fort / auch da sie die 30000. Reichsthaler im Seckel gehabt / zugleich angefangen durch die Pernsteinische Reuterey zu plocquiren / vnd die Landpässe nach der Stadt zu sperren. Wie nun die Stralsundischen dieses gesehen / haben sie sich deß Denholms / jedoch solcher gestalt bemächtiget / daß deßwegen kein einig Mensch vmbkommen / sondern haben das Keyserische Volck mit jhren eigenen Schiffen vnbeschädiget zu Lande gesetzt. Vmb fernere Vrsache wider die Stadt zu bekommen / haben die Keyserische zwey Stücklein Geschütz / so in der Stadt gelegen / vnd einem von Adel zuständig gewesen / an sich gekaufft / wie sie nun dieselbe hinauß holen wollen / soll ein Brieff mit in die Stadt kom̃en seyn (vermuthlich durch jhr eigen anstifften) deß Inhalts / daß die Stücke ehester tage / wider die Stadt würden gebraucht werden / derentwegen man sie nicht außlassen solte / vnd wie diß vnter dem gemeinen Pöbel erschollen / hat derselbige beym Thor die Stücke angehalten / jedoch ist endlich der Tumult gestillet / die Stück am dritten Tag außgefolget / vnd sind die Anfänger gebürlich gestrafft worden: das mutzten die Keyserische auff / als were es Mejestatis laesae crimen, da doch sie einigen Schaden / welcher jhnen wegen so geringen Vorzugs verursacht seyn solte / praetendiren könten. Die letzte Beschuldigung war diese: wie der König zu Dennemarck etliche Schiff vor Wolgast anzünden lassen / solten die Stralsunder mit jhren Schiffen darzu geholffen haben. Worauff sie sich erkläret / zum Fall solches von jhren Anklägern bewiesen würde / wolten sie allen Schaden erstatten / vnnd darzu die Thäter ernstlich straffen. Hertzog võ Friedland Dieses waren nun Vrsachen genug für den Hertzogen von Friedland / welcher jhm darauff wil Stralsund mit gewalt belägern. vornahmb die Stadt mit Gewalt zu bezwingen: derhalben er zu Anfang deß Mayen viel Volck darfür anziehen vnnd alle Päß vnd Zufuhr sperren ließ. Stralsunder rüsten sich zur Gegenwehr. Wie nun die Stralsunder gemercket / daß es ernst werden wolte / haben sie sich zur Gegenwehr auffs beste sie konten / gefast gemacht / die Stücke auff die Wäll gezogen / von etlichen hohen Häusern die Dächer abgebrochen / dieselben obenher mit Wasen vnd Erden / damit jhnen nicht leichtlich die Fewerkugeln vnnd Granaten schaden möchten / beschüttet / vnnd Geschütz darauff gestellet. Als auch jhnen Bericht zukommen / daß der von Arnheim allerley Notturfft zur Belägerung von dem Hertzogen in Pommern begehrte / haben sie Jhre Fürsil. Gnaden durch schreiben gebetten / hierzu dem Keyser keinen Vorschub zu thun / im widrigen wolten sie jhm den Schutz auffsagen / vnd sich dem König in Schweden ergeben. Nach dem auch die von Stralsund drey Schiff / welche sie in Spanien gehabt / vnder diesem verlauff bekommen / ist ein grosses frolocken darüber in der Stadt entstanden. Von denselben haben sie zwey Schiff / jedes mit achtzehen Stücken für Grypswald gelegt / den Keyserischen Schiffen die Außfahrt daselbsten zu sperren. Vnd damit nicht zu viel an Proviant in der Stadt verzehret / noch einige Zagheit vnder jhnen verursachet werden möchte / haben etliche jhre Weib vnd Kinder / sampt jhrem besten Schatz / an Gold / Silber / vnd andern Mobilien / zur vorsorge beseits geschaffet / vnd auff Schiffen nach Lübeck / Hamburg / vnd andern Orten abführen lassen / vnd nur die Notturfft / vnnd alte Weibspersoren zum kochen vnd waschen / heiß Wasser / Pech vnnd andere sachen zum Sturm zu bereiten / bey sich behalten. Sie bekommen Pulver vom König in Schweden. Fürters haben sie bey solchem Zustand etlich Kriegsvolck / damit sie sich wider die Keyserische desto besser defendiren möchten / angenommen: vnd weil sie befunden / daß sie ein lange Belägerung außzuhalten nicht nach Nottufft versehen / haben sie bey den An See Städten vmb Hülff angesucht / vnd darneben protestiret: daferne sie von jhnen solten verlassen werden / müsten sie frembde Potentaten zum Succurß anruffen. Sie haben auch an die Stadt Dantzig ein Schreiben abgehen lassen / darinnen sie etlich Pulver vnnd Geschütz begehret / welches Schreiben auß dem Dantziger Port dem König in Schweden zugeschickt worden / der jhnen hierauff ein Last Pulver / beneben nachfolgendem Schreiben vbersendet: Vnsere Gnade vnd Gunst zuvor / Fürsichtige / Hochgelehrte / liebe Getrewe / Wir haben auß dem Original ewers Schreibens an die Dantziger / welches vns dieser Tagen auß dem Dantziger Port vberschickt worden / vernommen / daß jhr in dieser gefährlichen Zeit zwar euch bemühet / euch vnd die ewrigen ritterlich zu defendiren / aber an Geschütz vnnd Pulver mangel leydet. <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f1360" n="1213"/> allda bey jhme angeben / vnd endliche Resolution erwarten / schicket auch einen Obristen Wachtmeister in die Stadt / welcher die 30000. Rl. abfordern / vnd die Legatos in Rügen begleiten solte / interim occupirt er heimlich durch Anordnung deß Hertzogen von Friedland den Denholm / besetzet jhn mit 2. Compagnien Mußquetirern / vnd bevestiget denselbigen allenthalben mit Schantzen.</p> <p>Wie nun die Tractaten darüber sich etwas gestossen / vnd das Gelt nicht folgen wollen / ist es endlich dahin außgeschlagen / daß die Stralsundische verwilliget / daß die Keyserische den Denholm behalten möchtẽ / jedoch mit dieser außtrücklichen Condition / daß sie nicht mehr Schantzen darauff machen / auch kein grob Geschütze darauff bringen solten / alles mehrern Inhalts darüber auffgerichteten sonderbaren Reversses / darauff sie auch die 30000. Reichsthaler angenommen vnd empfangen: deme aber gestracks zu wider / haben sie eine grosse Schantze gerade gegen die Stadt vber auffgeworffen / kurtz hernach grob Geschütz hinauff bringen wollen / vnd darzu auff den alten Wehren praeparatoria machen lassen / vnd die Stücke schon in den Fehrböthen gehabt: darbey sie es nicht bewenden lassen / besondern also fort / auch da sie die 30000. Reichsthaler im Seckel gehabt / zugleich angefangen durch die Pernsteinische Reuterey zu plocquiren / vnd die Landpässe nach der Stadt zu sperren.</p> <p>Wie nun die Stralsundischen dieses gesehen / haben sie sich deß Denholms / jedoch solcher gestalt bemächtiget / daß deßwegen kein einig Mensch vmbkommen / sondern haben das Keyserische Volck mit jhren eigenen Schiffen vnbeschädiget zu Lande gesetzt.</p> <p>Vmb fernere Vrsache wider die Stadt zu bekommen / haben die Keyserische zwey Stücklein Geschütz / so in der Stadt gelegen / vnd einem von Adel zuständig gewesen / an sich gekaufft / wie sie nun dieselbe hinauß holen wollen / soll ein Brieff mit in die Stadt kom̃en seyn (vermuthlich durch jhr eigen anstifften) deß Inhalts / daß die Stücke ehester tage / wider die Stadt würden gebraucht werden / derentwegen man sie nicht außlassen solte / vnd wie diß vnter dem gemeinen Pöbel erschollen / hat derselbige beym Thor die Stücke angehalten / jedoch ist endlich der Tumult gestillet / die Stück am dritten Tag außgefolget / vnd sind die Anfänger gebürlich gestrafft worden: das mutzten die Keyserische auff / als were es Mejestatis laesae crimen, da doch sie einigen Schaden / welcher jhnen wegen so geringen Vorzugs verursacht seyn solte / praetendiren könten.</p> <p>Die letzte Beschuldigung war diese: wie der König zu Dennemarck etliche Schiff vor Wolgast anzünden lassen / solten die Stralsunder mit jhren Schiffen darzu geholffen haben. Worauff sie sich erkläret / zum Fall solches von jhren Anklägern bewiesen würde / wolten sie allen Schaden erstatten / vnnd darzu die Thäter ernstlich straffen.</p> <p><note place="left">Hertzog võ Friedland</note> Dieses waren nun Vrsachen genug für den Hertzogen von Friedland / welcher jhm darauff <note place="right">wil Stralsund mit gewalt belägern.</note> vornahmb die Stadt mit Gewalt zu bezwingen: derhalben er zu Anfang deß Mayen viel Volck darfür anziehen vnnd alle Päß vnd Zufuhr sperren ließ.</p> <p><note place="right">Stralsunder rüsten sich zur Gegenwehr.</note> Wie nun die Stralsunder gemercket / daß es ernst werden wolte / haben sie sich zur Gegenwehr auffs beste sie konten / gefast gemacht / die Stücke auff die Wäll gezogen / von etlichen hohen Häusern die Dächer abgebrochen / dieselben obenher mit Wasen vnd Erden / damit jhnen nicht leichtlich die Fewerkugeln vnnd Granaten schaden möchten / beschüttet / vnnd Geschütz darauff gestellet. Als auch jhnen Bericht zukommen / daß der von Arnheim allerley Notturfft zur Belägerung von dem Hertzogen in Pommern begehrte / haben sie Jhre Fürsil. Gnaden durch schreiben gebetten / hierzu dem Keyser keinen Vorschub zu thun / im widrigen wolten sie jhm den Schutz auffsagen / vnd sich dem König in Schweden ergeben. Nach dem auch die von Stralsund drey Schiff / welche sie in Spanien gehabt / vnder diesem verlauff bekommen / ist ein grosses frolocken darüber in der Stadt entstanden. Von denselben haben sie zwey Schiff / jedes mit achtzehen Stücken für Grypswald gelegt / den Keyserischen Schiffen die Außfahrt daselbsten zu sperren.</p> <p>Vnd damit nicht zu viel an Proviant in der Stadt verzehret / noch einige Zagheit vnder jhnen verursachet werden möchte / haben etliche jhre Weib vnd Kinder / sampt jhrem besten Schatz / an Gold / Silber / vnd andern Mobilien / zur vorsorge beseits geschaffet / vnd auff Schiffen nach Lübeck / Hamburg / vnd andern Orten abführen lassen / vnd nur die Notturfft / vnnd alte Weibspersoren zum kochen vnd waschen / heiß Wasser / Pech vnnd andere sachen zum Sturm zu bereiten / bey sich behalten.</p> <p><note place="right">Sie bekommen Pulver vom König in Schweden.</note> Fürters haben sie bey solchem Zustand etlich Kriegsvolck / damit sie sich wider die Keyserische desto besser defendiren möchten / angenommen: vnd weil sie befunden / daß sie ein lange Belägerung außzuhalten nicht nach Nottufft versehen / haben sie bey den An See Städten vmb Hülff angesucht / vnd darneben protestiret: daferne sie von jhnen solten verlassen werden / müsten sie frembde Potentaten zum Succurß anruffen. Sie haben auch an die Stadt Dantzig ein Schreiben abgehen lassen / darinnen sie etlich Pulver vnnd Geschütz begehret / welches Schreiben auß dem Dantziger Port dem König in Schweden zugeschickt worden / der jhnen hierauff ein Last Pulver / beneben nachfolgendem Schreiben vbersendet:</p> <p>Vnsere Gnade vnd Gunst zuvor / Fürsichtige / Hochgelehrte / liebe Getrewe / Wir haben auß dem Original ewers Schreibens an die Dantziger / welches vns dieser Tagen auß dem Dantziger Port vberschickt worden / vernommen / daß jhr in dieser gefährlichen Zeit zwar euch bemühet / euch vnd die ewrigen ritterlich zu defendiren / aber an Geschütz vnnd Pulver mangel leydet.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1213/1360]
allda bey jhme angeben / vnd endliche Resolution erwarten / schicket auch einen Obristen Wachtmeister in die Stadt / welcher die 30000. Rl. abfordern / vnd die Legatos in Rügen begleiten solte / interim occupirt er heimlich durch Anordnung deß Hertzogen von Friedland den Denholm / besetzet jhn mit 2. Compagnien Mußquetirern / vnd bevestiget denselbigen allenthalben mit Schantzen.
Wie nun die Tractaten darüber sich etwas gestossen / vnd das Gelt nicht folgen wollen / ist es endlich dahin außgeschlagen / daß die Stralsundische verwilliget / daß die Keyserische den Denholm behalten möchtẽ / jedoch mit dieser außtrücklichen Condition / daß sie nicht mehr Schantzen darauff machen / auch kein grob Geschütze darauff bringen solten / alles mehrern Inhalts darüber auffgerichteten sonderbaren Reversses / darauff sie auch die 30000. Reichsthaler angenommen vnd empfangen: deme aber gestracks zu wider / haben sie eine grosse Schantze gerade gegen die Stadt vber auffgeworffen / kurtz hernach grob Geschütz hinauff bringen wollen / vnd darzu auff den alten Wehren praeparatoria machen lassen / vnd die Stücke schon in den Fehrböthen gehabt: darbey sie es nicht bewenden lassen / besondern also fort / auch da sie die 30000. Reichsthaler im Seckel gehabt / zugleich angefangen durch die Pernsteinische Reuterey zu plocquiren / vnd die Landpässe nach der Stadt zu sperren.
Wie nun die Stralsundischen dieses gesehen / haben sie sich deß Denholms / jedoch solcher gestalt bemächtiget / daß deßwegen kein einig Mensch vmbkommen / sondern haben das Keyserische Volck mit jhren eigenen Schiffen vnbeschädiget zu Lande gesetzt.
Vmb fernere Vrsache wider die Stadt zu bekommen / haben die Keyserische zwey Stücklein Geschütz / so in der Stadt gelegen / vnd einem von Adel zuständig gewesen / an sich gekaufft / wie sie nun dieselbe hinauß holen wollen / soll ein Brieff mit in die Stadt kom̃en seyn (vermuthlich durch jhr eigen anstifften) deß Inhalts / daß die Stücke ehester tage / wider die Stadt würden gebraucht werden / derentwegen man sie nicht außlassen solte / vnd wie diß vnter dem gemeinen Pöbel erschollen / hat derselbige beym Thor die Stücke angehalten / jedoch ist endlich der Tumult gestillet / die Stück am dritten Tag außgefolget / vnd sind die Anfänger gebürlich gestrafft worden: das mutzten die Keyserische auff / als were es Mejestatis laesae crimen, da doch sie einigen Schaden / welcher jhnen wegen so geringen Vorzugs verursacht seyn solte / praetendiren könten.
Die letzte Beschuldigung war diese: wie der König zu Dennemarck etliche Schiff vor Wolgast anzünden lassen / solten die Stralsunder mit jhren Schiffen darzu geholffen haben. Worauff sie sich erkläret / zum Fall solches von jhren Anklägern bewiesen würde / wolten sie allen Schaden erstatten / vnnd darzu die Thäter ernstlich straffen.
Dieses waren nun Vrsachen genug für den Hertzogen von Friedland / welcher jhm darauff vornahmb die Stadt mit Gewalt zu bezwingen: derhalben er zu Anfang deß Mayen viel Volck darfür anziehen vnnd alle Päß vnd Zufuhr sperren ließ.
Hertzog võ Friedland
wil Stralsund mit gewalt belägern. Wie nun die Stralsunder gemercket / daß es ernst werden wolte / haben sie sich zur Gegenwehr auffs beste sie konten / gefast gemacht / die Stücke auff die Wäll gezogen / von etlichen hohen Häusern die Dächer abgebrochen / dieselben obenher mit Wasen vnd Erden / damit jhnen nicht leichtlich die Fewerkugeln vnnd Granaten schaden möchten / beschüttet / vnnd Geschütz darauff gestellet. Als auch jhnen Bericht zukommen / daß der von Arnheim allerley Notturfft zur Belägerung von dem Hertzogen in Pommern begehrte / haben sie Jhre Fürsil. Gnaden durch schreiben gebetten / hierzu dem Keyser keinen Vorschub zu thun / im widrigen wolten sie jhm den Schutz auffsagen / vnd sich dem König in Schweden ergeben. Nach dem auch die von Stralsund drey Schiff / welche sie in Spanien gehabt / vnder diesem verlauff bekommen / ist ein grosses frolocken darüber in der Stadt entstanden. Von denselben haben sie zwey Schiff / jedes mit achtzehen Stücken für Grypswald gelegt / den Keyserischen Schiffen die Außfahrt daselbsten zu sperren.
Stralsunder rüsten sich zur Gegenwehr. Vnd damit nicht zu viel an Proviant in der Stadt verzehret / noch einige Zagheit vnder jhnen verursachet werden möchte / haben etliche jhre Weib vnd Kinder / sampt jhrem besten Schatz / an Gold / Silber / vnd andern Mobilien / zur vorsorge beseits geschaffet / vnd auff Schiffen nach Lübeck / Hamburg / vnd andern Orten abführen lassen / vnd nur die Notturfft / vnnd alte Weibspersoren zum kochen vnd waschen / heiß Wasser / Pech vnnd andere sachen zum Sturm zu bereiten / bey sich behalten.
Fürters haben sie bey solchem Zustand etlich Kriegsvolck / damit sie sich wider die Keyserische desto besser defendiren möchten / angenommen: vnd weil sie befunden / daß sie ein lange Belägerung außzuhalten nicht nach Nottufft versehen / haben sie bey den An See Städten vmb Hülff angesucht / vnd darneben protestiret: daferne sie von jhnen solten verlassen werden / müsten sie frembde Potentaten zum Succurß anruffen. Sie haben auch an die Stadt Dantzig ein Schreiben abgehen lassen / darinnen sie etlich Pulver vnnd Geschütz begehret / welches Schreiben auß dem Dantziger Port dem König in Schweden zugeschickt worden / der jhnen hierauff ein Last Pulver / beneben nachfolgendem Schreiben vbersendet:
Sie bekommen Pulver vom König in Schweden. Vnsere Gnade vnd Gunst zuvor / Fürsichtige / Hochgelehrte / liebe Getrewe / Wir haben auß dem Original ewers Schreibens an die Dantziger / welches vns dieser Tagen auß dem Dantziger Port vberschickt worden / vernommen / daß jhr in dieser gefährlichen Zeit zwar euch bemühet / euch vnd die ewrigen ritterlich zu defendiren / aber an Geschütz vnnd Pulver mangel leydet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1360 |
Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 1213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/1360>, abgerufen am 27.07.2024. |