Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

Alle an dem Meer gelegene Oerter sindt voll Mörder vnd Seerauber / die nichts anders thun / dann daß sie das Meer vnsicher machen / vnnd alles / was sie bekommen können / hinweg rauben. Vnnd ist sonderlich die Statt Algier das rechte Haupt Nest aller Räuber in Barbarien / ist auch von den Türcken also befestiget / daß sie gantz vnvberwindlich scheinet.

Morat Raia der Seerauber Obrister. " Der Seerauber Obrister war dieser Zeit einer Nahmens Morat Raja / ein sehr alter vnnd weitbekandter Räuber / als welcher die Rauberey nunmehr vber die 50. Jahr / vnnd zwar mit solchem Glück getrieben / daß es das Ansehen hatte / als hette er den Windt vnnd das Meer in seiner Gewalt / dann er sich mit Warheit rühmen kundte / daß kein Christlicher Potentat oder Fürst / der Schiff im Meer gehen hette / zufinden sey / dem er nicht etliche Galleen entwendet / da hergegen er für sich von einigem Christen Schiff den geringsten Schaden nicht empfangen. Er war nun einer kurtzen Statur / heßlichen porpelichten Angesichts / voller List vnnd Tück / vnnd vngeachtet seines hohen Alters eines frischen kecken Gemühts. Er hatte zwo eygene Galleen / auffs allerbeste mit Volck vnd anderer Zugehör außgerüstet / dergleichen in gantz Africa nicht gefunden wurden. Er war einer vnglaublichen Geschwindigkeit / der Gelegenheit nach / den Feindt zu fliehen oder zu verfolgen.

Keyser Matthias schlägt den Hungarischen Ständen König Ferdinandum zu seinem Nachfolger für. " Droben ist etwas Meldung gethan worden / wie König Ferdinandt von Keyser Matthia zum König in Vngarn ernennet worden / vnd solche Kron anzunemen / sich nach Preßburg / zu dem vmb dieser Vrsach willen angestelten Vngarischen Landtag begeben habe. Mit solcher Wahl vnd Crönung hat es sich also verhalten:

Erstlich ist den Vngarischen Ständeit nach einer zuvorhero von König Ferdinando gehaltener Latinischen Oration / die Keyserliche Proposition den 23. Martij dieses Inhalts vorgebracht worden; Es were nemlich genugsam bekant / mit was Mühe / Vnkosten vnd Gefahr Jhre Maiestät nunmehr viel Jahr lang sich dahin bearbeitet / damit dieses Königreich dem Erbfeindt auß dem Rachen gerissen / von allerley innerlichen Empörungen befreyet / vnd vor dem Vndergang errettet / vnd in seinen vorigen Standt gebracht werden möchte. Welche Vorsorg Jhr. Majestät nach dem nunmehr mit dem Feindt ein Frieden getroffen / vnd durch Göttliche Verleyhung Jhre Majestät dessen Kron vnd Verwaltung glücklich angetretten / auch wie hoch dieselbe solchs jhr jederzeit angelegen seyn lassen / seye vnnöthig allhie weitläufftiger zu vermelden / weil solches alles noch in frischem Eindencken bey männiglichen seyn werde. Zu dem auch der Verlauff vor kurtzer Zeit hiervon genugsam Anzeigung thete / in dem nach Hinlegung deß Türckischen Kriegs die innerliche Vnruhe / gleich als ein Wassersflut auch in die benachbarte Lande sich ergossen.

Da dann Jh. Majest. keine Müh noch Vnkosten / ja auch nicht die Brüderliche Verbitterung selbst sich abwenden lassen / daß sie nicht viel mehr

Gut vnnd Blut auch das Leben selbst dem Glück vertrawet vnd Jhrer Erblanden auch frembder Fürsten Hülff solcher Orten zum Besten gerichtet / zu geschweigen daß Jhrer Majestät selbsten dem gemeine Nutzen zum Besten von Jhrer höchsten Authorität eine zeitlang nicht ein geringes fallen lassen / damit solche Vnruhe gedämpffet / vnd also der längst begerte Frieden widergebracht / bestättiget vnd Jh. Majest. sich ein wahren Vatter deß Vatterlandes / vnd einen Beschützer deß Vngarischen Reichs Nutzen erweisen möchte. Dieses Vornemens Frucht hetten sich Jh. M. hoch zu erfrewen / als welche auch hinfüro sich dahin bemühen / daß alles allenthalben in guten Frieden gesetzet werde / auch auff die Verbündnussen / vnnd was sonsten den Frieden zerstören / vnd dem Feind dienlich sein möchte ein wachendes Aug haben wolte.

Dem nach aber J. Maj. die allgemeine Sterblichkeit vnd das vnvermögliche Alter Jhro zu Gemüth gefuhret / vnd darbey erwogen / wie hochbeschwerlich es diesem Königreich fallen würde / wann Jhrer Maj. etwas Vnfalls zu Handen gehen möchte / ehe vnd zuvor wegen eines Nachfolgers am Reich gewisse Verordnung geschlossen were. Dann was für Gefahr vnd Zerrüttungen durch solch Interregnum allenthalben / insonderheit aber diesem Königreich / so ohne das den Benachbarten verhasset / vnd mit einem nahgesessenen mächtigen Feindt beschweret / zu entstchen pflegen / wolte Jh. Maj. lieber / daß die Stände solches reifflich zu Gemüth ziehen / dann daß sie solches mit eygenem Schaden erfahren.

Dannenhero dann Jh. Maj. den Fußstapffen Jhrer Vorfahren nachsetzen / dem künftigen Vnglück zeitlich zuvor kommen / vnnd einen gewissen Nachfolger in diesem Königreich / da sie ohne Mannliche Leibs Erben abgienge / verordnen wollen. Ob auch wol dieses Orts Herrn Maximil. vnd Herrn Alberti beyder Ertzhertzogen in Oesterreich Personen als Jh. Maj. Brüder / nach dieses Königreichs altem Gebrauch / billich in acht zu nemen gewesen / doch aber nach reiffer Berathschlagung wegen gemeines vnd deß Königreichs Hungarn Nutzen / weil sie sich aller Ansprach in sonderlichen Schrifften gäntzlich begeben / auch wegen Jhres erlebten Alters / vnd daß sie ohn Mannliche Leibs Erben weren anderwertliche Vorsehung hierin zu erzeigen angelanget / hette J. M. für gut angesehen / daß der Durchleuchtigste Fürst vnnd Herr / Herr Ferdinandus / König in Böhmen vnd Ertzhertzog zu Oesterreich / welchen wegen seiner sonderlichen hohen Heroischen Tugenden / J. M. zu einem Sohn ausfgenommen / der in seinem rechten Aller vnd Kräfften / auch ohne Zweiffel neben seinen Erblanden noch grössere Digniteten gewärtig were von den Ständen dieses Königreichs zu jhrem König auffgenommen vnd gekrönet würde. Wie dann derowegen J. M. die Stände ersuchen / daß sie was obgemelt behertzigen / vnd diesem seinem Begeren / ein Gnügen thun vnd deßwegen bey diesem Landtag sich vergleichen wolten

Solches erforderte die schuldige Danckbar-

Alle an dem Meer gelegene Oerter sindt voll Mörder vnd Seerauber / die nichts anders thun / dann daß sie das Meer vnsicher machen / vnnd alles / was sie bekommen können / hinweg rauben. Vnnd ist sonderlich die Statt Algier das rechte Haupt Nest aller Räuber in Barbarien / ist auch von den Türcken also befestiget / daß sie gantz vnvberwindlich scheinet.

Morat Raia der Seerauber Obrister. " Der Seerauber Obrister war dieser Zeit einer Nahmens Morat Raja / ein sehr alter vnnd weitbekandter Räuber / als welcher die Rauberey nunmehr vber die 50. Jahr / vnnd zwar mit solchem Glück getrieben / daß es das Ansehen hatte / als hette er den Windt vnnd das Meer in seiner Gewalt / dann er sich mit Warheit rühmen kundte / daß kein Christlicher Potentat oder Fürst / der Schiff im Meer gehen hette / zufinden sey / dem er nicht etliche Galleen entwendet / da hergegen er für sich von einigem Christen Schiff den geringsten Schaden nicht empfangen. Er war nun einer kurtzen Statur / heßlichen porpelichten Angesichts / voller List vnnd Tück / vnnd vngeachtet seines hohen Alters eines frischen kecken Gemühts. Er hatte zwo eygene Galleen / auffs allerbeste mit Volck vnd anderer Zugehör außgerüstet / dergleichen in gantz Africa nicht gefunden wurden. Er war einer vnglaublichen Geschwindigkeit / der Gelegenheit nach / den Feindt zu fliehen oder zu verfolgen.

Keyser Matthias schlägt den Hungarischẽ Ständen König Ferdinandum zu seinem Nachfolger für. " Droben ist etwas Meldung gethan worden / wie König Ferdinandt von Keyser Matthia zum König in Vngarn ernennet worden / vnd solche Kron anzunemen / sich nach Preßburg / zu dem vmb dieser Vrsach willen angestelten Vngarischen Landtag begeben habe. Mit solcher Wahl vnd Crönung hat es sich also verhalten:

Erstlich ist den Vngarischen Ständeit nach einer zuvorhero von König Ferdinando gehaltener Latinischen Oration / die Keyserliche Proposition den 23. Martij dieses Inhalts vorgebracht worden; Es were nemlich genugsam bekant / mit was Mühe / Vnkosten vnd Gefahr Jhre Maiestät nunmehr viel Jahr lang sich dahin bearbeitet / damit dieses Königreich dem Erbfeindt auß dem Rachen gerissen / von allerley innerlichen Empörungen befreyet / vnd vor dem Vndergang errettet / vnd in seinen vorigen Standt gebracht werden möchte. Welche Vorsorg Jhr. Majestät nach dem nunmehr mit dem Feindt ein Frieden getroffen / vnd durch Göttliche Verleyhung Jhre Majestät dessen Kron vnd Verwaltung glücklich angetretten / auch wie hoch dieselbe solchs jhr jederzeit angelegen seyn lassen / seye vnnöthig allhie weitläufftiger zu vermelden / weil solches alles noch in frischem Eindencken bey männiglichen seyn werde. Zu dem auch der Verlauff vor kurtzer Zeit hiervon genugsam Anzeigung thete / in dem nach Hinlegung deß Türckischen Kriegs die innerliche Vnruhe / gleich als ein Wassersflut auch in die benachbarte Lande sich ergossen.

Da dann Jh. Majest. keine Müh noch Vnkosten / ja auch nicht die Brüderliche Verbitterung selbst sich abwenden lassen / daß sie nicht viel mehr

Gut vnnd Blut auch das Leben selbst dem Glück vertrawet vnd Jhrer Erblanden auch frembder Fürsten Hülff solcher Orten zum Besten gerichtet / zu geschweigen daß Jhrer Majestät selbsten dem gemeine Nutzen zum Besten von Jhrer höchsten Authorität eine zeitlang nicht ein geringes fallen lassen / damit solche Vnruhe gedämpffet / vnd also der längst begerte Frieden widergebracht / bestättiget vnd Jh. Majest. sich ein wahren Vatter deß Vatterlandes / vnd einen Beschützer deß Vngarischen Reichs Nutzen erweisen möchte. Dieses Vornemens Frucht hetten sich Jh. M. hoch zu erfrewen / als welche auch hinfüro sich dahin bemühen / daß alles allenthalben in guten Frieden gesetzet werde / auch auff die Verbündnussen / vnnd was sonsten den Frieden zerstören / vnd dem Feind dienlich sein möchte ein wachendes Aug haben wolte.

Dem nach aber J. Maj. die allgemeine Sterblichkeit vnd das vnvermögliche Alter Jhro zu Gemüth gefuhret / vnd darbey erwogen / wie hochbeschwerlich es diesem Königreich fallen würde / wann Jhrer Maj. etwas Vnfalls zu Handen gehen möchte / ehe vnd zuvor wegen eines Nachfolgers am Reich gewisse Verordnung geschlossen were. Dann was für Gefahr vnd Zerrüttungen durch solch Interregnum allenthalben / insonderheit aber diesem Königreich / so ohne das den Benachbarten verhasset / vnd mit einem nahgesessenen mächtigen Feindt beschweret / zu entstchen pflegen / wolte Jh. Maj. lieber / daß die Stände solches reifflich zu Gemüth ziehen / dann daß sie solches mit eygenem Schaden erfahren.

Dannenhero dann Jh. Maj. den Fußstapffen Jhrer Vorfahren nachsetzen / dem künftigen Vnglück zeitlich zuvor kommen / vnnd einen gewissen Nachfolger in diesem Königreich / da sie ohne Mannliche Leibs Erben abgienge / verordnen wollẽ. Ob auch wol dieses Orts Herrn Maximil. vnd Herrn Alberti beyder Ertzhertzogen in Oesterreich Personen als Jh. Maj. Brüder / nach dieses Königreichs altem Gebrauch / billich in acht zu nemen gewesen / doch aber nach reiffer Berathschlagung wegen gemeines vnd deß Königreichs Hungarn Nutzen / weil sie sich aller Ansprach in sonderlichen Schrifften gäntzlich begeben / auch wegen Jhres erlebten Alters / vnd daß sie ohn Mannliche Leibs Erben weren anderwertliche Vorsehung hierin zu erzeigen angelanget / hette J. M. für gut angesehen / daß der Durchleuchtigste Fürst vnnd Herr / Herr Ferdinandus / König in Böhmen vnd Ertzhertzog zu Oesterreich / welchen wegen seiner sonderlichen hohen Heroischen Tugenden / J. M. zu einem Sohn ausfgenommen / der in seinem rechten Aller vnd Kräfften / auch ohne Zweiffel neben seinen Erblanden noch grössere Digniteten gewärtig were von den Ständen dieses Königreichs zu jhrem König auffgenom̃en vnd gekrönet würde. Wie dann derowegen J. M. die Stände ersuchen / daß sie was obgemelt behertzigen / vñ diesem seinem Begeren / ein Gnügen thun vnd deßwegen bey diesem Landtag sich vergleichen wolten

Solches erforderte die schuldige Danckbar-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f0077" n="44"/>
          <p>Alle an dem Meer gelegene Oerter sindt voll Mörder vnd Seerauber / die nichts                      anders thun / dann daß sie das Meer vnsicher machen / vnnd alles / was sie                      bekommen können / hinweg rauben. Vnnd ist sonderlich die Statt Algier das rechte                      Haupt Nest aller Räuber in Barbarien / ist auch von den Türcken also befestiget                      / daß sie gantz vnvberwindlich scheinet.</p>
          <p><note place="left">Morat Raia der Seerauber Obrister. "</note> Der                      Seerauber Obrister war dieser Zeit einer Nahmens Morat Raja / ein sehr alter                      vnnd weitbekandter Räuber / als welcher die Rauberey nunmehr vber die 50. Jahr /                      vnnd zwar mit solchem Glück getrieben / daß es das Ansehen hatte / als hette er                      den Windt vnnd das Meer in seiner Gewalt / dann er sich mit Warheit rühmen                      kundte / daß kein Christlicher Potentat oder Fürst / der Schiff im Meer gehen                      hette / zufinden sey / dem er nicht etliche Galleen entwendet / da hergegen er                      für sich von einigem Christen Schiff den geringsten Schaden nicht empfangen. Er                      war nun einer kurtzen Statur / heßlichen porpelichten Angesichts / voller List                      vnnd Tück / vnnd vngeachtet seines hohen Alters eines frischen kecken Gemühts.                      Er hatte zwo eygene Galleen / auffs allerbeste mit Volck vnd anderer Zugehör                      außgerüstet / dergleichen in gantz Africa nicht gefunden wurden. Er war einer                      vnglaublichen Geschwindigkeit / der Gelegenheit nach / den Feindt zu fliehen                      oder zu verfolgen.</p>
          <p><note place="left">Keyser Matthias schlägt den Hungarische&#x0303; Ständen König                          Ferdinandum zu seinem Nachfolger für. "</note> Droben ist etwas Meldung                      gethan worden / wie König Ferdinandt von Keyser Matthia zum König in Vngarn                      ernennet worden / vnd solche Kron anzunemen / sich nach Preßburg / zu dem vmb                      dieser Vrsach willen angestelten Vngarischen Landtag begeben habe. Mit solcher                      Wahl vnd Crönung hat es sich also verhalten:</p>
          <p>Erstlich ist den Vngarischen Ständeit nach einer zuvorhero von König Ferdinando                      gehaltener Latinischen Oration / die Keyserliche Proposition den 23. Martij                      dieses Inhalts vorgebracht worden; Es were nemlich genugsam bekant / mit was                      Mühe / Vnkosten vnd Gefahr Jhre Maiestät nunmehr viel Jahr lang sich dahin                      bearbeitet / damit dieses Königreich dem Erbfeindt auß dem Rachen gerissen / von                      allerley innerlichen Empörungen befreyet / vnd vor dem Vndergang errettet / vnd                      in seinen vorigen Standt gebracht werden möchte. Welche Vorsorg Jhr. Majestät                      nach dem nunmehr mit dem Feindt ein Frieden getroffen / vnd durch Göttliche                      Verleyhung Jhre Majestät dessen Kron vnd Verwaltung glücklich angetretten / auch                      wie hoch dieselbe solchs jhr jederzeit angelegen seyn lassen / seye vnnöthig                      allhie weitläufftiger zu vermelden / weil solches alles noch in frischem                      Eindencken bey männiglichen seyn werde. Zu dem auch der Verlauff vor kurtzer                      Zeit hiervon genugsam Anzeigung thete / in dem nach Hinlegung deß Türckischen                      Kriegs die innerliche Vnruhe / gleich als ein Wassersflut auch in die                      benachbarte Lande sich ergossen.</p>
          <p>Da dann Jh. Majest. keine Müh noch Vnkosten / ja auch nicht die Brüderliche                      Verbitterung selbst sich abwenden lassen / daß sie nicht viel mehr</p>
          <p>Gut vnnd Blut auch das Leben selbst dem Glück vertrawet vnd Jhrer Erblanden auch                      frembder Fürsten Hülff solcher Orten zum Besten gerichtet / zu geschweigen daß                      Jhrer Majestät selbsten dem gemeine Nutzen zum Besten von Jhrer höchsten                      Authorität eine zeitlang nicht ein geringes fallen lassen / damit solche Vnruhe                      gedämpffet / vnd also der längst begerte Frieden widergebracht / bestättiget vnd                      Jh. Majest. sich ein wahren Vatter deß Vatterlandes / vnd einen Beschützer deß                      Vngarischen Reichs Nutzen erweisen möchte. Dieses Vornemens Frucht hetten sich                      Jh. M. hoch zu erfrewen / als welche auch hinfüro sich dahin bemühen / daß alles                      allenthalben in guten Frieden gesetzet werde / auch auff die Verbündnussen /                      vnnd was sonsten den Frieden zerstören / vnd dem Feind dienlich sein möchte ein                      wachendes Aug haben wolte.</p>
          <p>Dem nach aber J. Maj. die allgemeine Sterblichkeit vnd das vnvermögliche Alter                      Jhro zu Gemüth gefuhret / vnd darbey erwogen / wie hochbeschwerlich es diesem                      Königreich fallen würde / wann Jhrer Maj. etwas Vnfalls zu Handen gehen möchte /                      ehe vnd zuvor wegen eines Nachfolgers am Reich gewisse Verordnung geschlossen                      were. Dann was für Gefahr vnd Zerrüttungen durch solch Interregnum allenthalben                      / insonderheit aber diesem Königreich / so ohne das den Benachbarten verhasset /                      vnd mit einem nahgesessenen mächtigen Feindt beschweret / zu entstchen pflegen /                      wolte Jh. Maj. lieber / daß die Stände solches reifflich zu Gemüth ziehen / dann                      daß sie solches mit eygenem Schaden erfahren.</p>
          <p>Dannenhero dann Jh. Maj. den Fußstapffen Jhrer Vorfahren nachsetzen / dem                      künftigen Vnglück zeitlich zuvor kommen / vnnd einen gewissen Nachfolger in                      diesem Königreich / da sie ohne Mannliche Leibs Erben abgienge / verordnen                      wolle&#x0303;. Ob auch wol dieses Orts Herrn Maximil. vnd Herrn Alberti beyder                      Ertzhertzogen in Oesterreich Personen als Jh. Maj. Brüder / nach dieses                      Königreichs altem Gebrauch / billich in acht zu nemen gewesen / doch aber nach                      reiffer Berathschlagung wegen gemeines vnd deß Königreichs Hungarn Nutzen / weil                      sie sich aller Ansprach in sonderlichen Schrifften gäntzlich begeben / auch                      wegen Jhres erlebten Alters / vnd daß sie ohn Mannliche Leibs Erben weren                      anderwertliche Vorsehung hierin zu erzeigen angelanget / hette J. M. für gut                      angesehen / daß der Durchleuchtigste Fürst vnnd Herr / Herr Ferdinandus / König                      in Böhmen vnd Ertzhertzog zu Oesterreich / welchen wegen seiner sonderlichen                      hohen Heroischen Tugenden / J. M. zu einem Sohn ausfgenommen / der in seinem                      rechten Aller vnd Kräfften / auch ohne Zweiffel neben seinen Erblanden noch                      grössere Digniteten gewärtig were von den Ständen dieses Königreichs zu jhrem                      König auffgenom&#x0303;en vnd gekrönet würde. Wie dann derowegen J. M.                      die Stände ersuchen / daß sie was obgemelt behertzigen / vn&#x0303;                      diesem seinem Begeren / ein Gnügen thun vnd deßwegen bey diesem Landtag sich                      vergleichen wolten</p>
          <p>Solches erforderte die schuldige Danckbar-
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0077] Alle an dem Meer gelegene Oerter sindt voll Mörder vnd Seerauber / die nichts anders thun / dann daß sie das Meer vnsicher machen / vnnd alles / was sie bekommen können / hinweg rauben. Vnnd ist sonderlich die Statt Algier das rechte Haupt Nest aller Räuber in Barbarien / ist auch von den Türcken also befestiget / daß sie gantz vnvberwindlich scheinet. Der Seerauber Obrister war dieser Zeit einer Nahmens Morat Raja / ein sehr alter vnnd weitbekandter Räuber / als welcher die Rauberey nunmehr vber die 50. Jahr / vnnd zwar mit solchem Glück getrieben / daß es das Ansehen hatte / als hette er den Windt vnnd das Meer in seiner Gewalt / dann er sich mit Warheit rühmen kundte / daß kein Christlicher Potentat oder Fürst / der Schiff im Meer gehen hette / zufinden sey / dem er nicht etliche Galleen entwendet / da hergegen er für sich von einigem Christen Schiff den geringsten Schaden nicht empfangen. Er war nun einer kurtzen Statur / heßlichen porpelichten Angesichts / voller List vnnd Tück / vnnd vngeachtet seines hohen Alters eines frischen kecken Gemühts. Er hatte zwo eygene Galleen / auffs allerbeste mit Volck vnd anderer Zugehör außgerüstet / dergleichen in gantz Africa nicht gefunden wurden. Er war einer vnglaublichen Geschwindigkeit / der Gelegenheit nach / den Feindt zu fliehen oder zu verfolgen. Morat Raia der Seerauber Obrister. " Droben ist etwas Meldung gethan worden / wie König Ferdinandt von Keyser Matthia zum König in Vngarn ernennet worden / vnd solche Kron anzunemen / sich nach Preßburg / zu dem vmb dieser Vrsach willen angestelten Vngarischen Landtag begeben habe. Mit solcher Wahl vnd Crönung hat es sich also verhalten: Keyser Matthias schlägt den Hungarischẽ Ständen König Ferdinandum zu seinem Nachfolger für. " Erstlich ist den Vngarischen Ständeit nach einer zuvorhero von König Ferdinando gehaltener Latinischen Oration / die Keyserliche Proposition den 23. Martij dieses Inhalts vorgebracht worden; Es were nemlich genugsam bekant / mit was Mühe / Vnkosten vnd Gefahr Jhre Maiestät nunmehr viel Jahr lang sich dahin bearbeitet / damit dieses Königreich dem Erbfeindt auß dem Rachen gerissen / von allerley innerlichen Empörungen befreyet / vnd vor dem Vndergang errettet / vnd in seinen vorigen Standt gebracht werden möchte. Welche Vorsorg Jhr. Majestät nach dem nunmehr mit dem Feindt ein Frieden getroffen / vnd durch Göttliche Verleyhung Jhre Majestät dessen Kron vnd Verwaltung glücklich angetretten / auch wie hoch dieselbe solchs jhr jederzeit angelegen seyn lassen / seye vnnöthig allhie weitläufftiger zu vermelden / weil solches alles noch in frischem Eindencken bey männiglichen seyn werde. Zu dem auch der Verlauff vor kurtzer Zeit hiervon genugsam Anzeigung thete / in dem nach Hinlegung deß Türckischen Kriegs die innerliche Vnruhe / gleich als ein Wassersflut auch in die benachbarte Lande sich ergossen. Da dann Jh. Majest. keine Müh noch Vnkosten / ja auch nicht die Brüderliche Verbitterung selbst sich abwenden lassen / daß sie nicht viel mehr Gut vnnd Blut auch das Leben selbst dem Glück vertrawet vnd Jhrer Erblanden auch frembder Fürsten Hülff solcher Orten zum Besten gerichtet / zu geschweigen daß Jhrer Majestät selbsten dem gemeine Nutzen zum Besten von Jhrer höchsten Authorität eine zeitlang nicht ein geringes fallen lassen / damit solche Vnruhe gedämpffet / vnd also der längst begerte Frieden widergebracht / bestättiget vnd Jh. Majest. sich ein wahren Vatter deß Vatterlandes / vnd einen Beschützer deß Vngarischen Reichs Nutzen erweisen möchte. Dieses Vornemens Frucht hetten sich Jh. M. hoch zu erfrewen / als welche auch hinfüro sich dahin bemühen / daß alles allenthalben in guten Frieden gesetzet werde / auch auff die Verbündnussen / vnnd was sonsten den Frieden zerstören / vnd dem Feind dienlich sein möchte ein wachendes Aug haben wolte. Dem nach aber J. Maj. die allgemeine Sterblichkeit vnd das vnvermögliche Alter Jhro zu Gemüth gefuhret / vnd darbey erwogen / wie hochbeschwerlich es diesem Königreich fallen würde / wann Jhrer Maj. etwas Vnfalls zu Handen gehen möchte / ehe vnd zuvor wegen eines Nachfolgers am Reich gewisse Verordnung geschlossen were. Dann was für Gefahr vnd Zerrüttungen durch solch Interregnum allenthalben / insonderheit aber diesem Königreich / so ohne das den Benachbarten verhasset / vnd mit einem nahgesessenen mächtigen Feindt beschweret / zu entstchen pflegen / wolte Jh. Maj. lieber / daß die Stände solches reifflich zu Gemüth ziehen / dann daß sie solches mit eygenem Schaden erfahren. Dannenhero dann Jh. Maj. den Fußstapffen Jhrer Vorfahren nachsetzen / dem künftigen Vnglück zeitlich zuvor kommen / vnnd einen gewissen Nachfolger in diesem Königreich / da sie ohne Mannliche Leibs Erben abgienge / verordnen wollẽ. Ob auch wol dieses Orts Herrn Maximil. vnd Herrn Alberti beyder Ertzhertzogen in Oesterreich Personen als Jh. Maj. Brüder / nach dieses Königreichs altem Gebrauch / billich in acht zu nemen gewesen / doch aber nach reiffer Berathschlagung wegen gemeines vnd deß Königreichs Hungarn Nutzen / weil sie sich aller Ansprach in sonderlichen Schrifften gäntzlich begeben / auch wegen Jhres erlebten Alters / vnd daß sie ohn Mannliche Leibs Erben weren anderwertliche Vorsehung hierin zu erzeigen angelanget / hette J. M. für gut angesehen / daß der Durchleuchtigste Fürst vnnd Herr / Herr Ferdinandus / König in Böhmen vnd Ertzhertzog zu Oesterreich / welchen wegen seiner sonderlichen hohen Heroischen Tugenden / J. M. zu einem Sohn ausfgenommen / der in seinem rechten Aller vnd Kräfften / auch ohne Zweiffel neben seinen Erblanden noch grössere Digniteten gewärtig were von den Ständen dieses Königreichs zu jhrem König auffgenom̃en vnd gekrönet würde. Wie dann derowegen J. M. die Stände ersuchen / daß sie was obgemelt behertzigen / vñ diesem seinem Begeren / ein Gnügen thun vnd deßwegen bey diesem Landtag sich vergleichen wolten Solches erforderte die schuldige Danckbar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/77
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/77>, abgerufen am 15.05.2024.