Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

genbogen / jedoch nicht so deutlich / als andere mit zweyen Widerscheinen abwerts / gegen dem Occident vnd Mitternacht in einem duncklen schwartzen Gewölck erschienen. Von diesem grossen Wunderwerck hat M. Oseas Schadaeus einen außführlichen Tractat im Truck außgehen lassen / in welchen er davon Physice, historice vnd Theologice discurriret / darinn sich der Leser weitern Berichts erholen kan.

Wundergesicht zu Heydelberg. Hierauff den 5. Februar. A. C. ist von 8. biß 10. Vhren deß Nachts gegenwärtig Wundergesicht zu Heydelberg / als der Himmel hell vnd klar gewesen / gesehen worden. Ingleichem sind auch den 10. gemeltes Monats zu Prag zwischen 8. vnd 9. Vhren 3. Sonnen vnd 3. Regenbogen gesehen worden

Grosser Schaden wegen Außlauffung deß Rheins. In diesem Monat hat auch der Rhein mit Abgang deß Eyses / sonderlich abwerts Rheinberg dermassen sich ergossen / daß er viel Meilen Wegs das Land vberschwemmet / viel Volck vnd Viehe erträncket / vnd viel Tonnen Golts Schaden gethan / die Bürger zu Mörs haben sich mit Weib vnd Kind auff die Wäll salviren müssen.

Blätter an Buchbäumen werden mit Blutstropffen besprengt gesehen. In dem April hat man in der Darmbstattischen Refier Buchbäum gefunden / deren Blätter mit Blutstropffen besprengt zu sehen gewesen; was solches bedeutet ist auß den folgenden Geschichten / so sich dieses Jahr vber verloffen / leichtlich abzunemen.

Der von Mannßfeldt nimpt Hagenaw eyn vnd thut ein Einfall ins Elsaß. Demnach der von Mannßfeld Bericht eingenommen / daß der Spanische Vice General Ferdinand von Corduba mit seinem Kriegsvolck sich auß dem Feld ins Winterläger nach Stein / Altzen / Oppenheim / Creutzenach vnd deren Orten begeben / hat er darauff Dideßheim wider eyngenommen / vnd mit 300. Mann besetzet; darauff den 16. dieses mit etlich 1000. Mann zu Roß vnd Fuß von Germerßheim auffgebrochen; vnd die Statt vnd Landvogtey Hagenaw / vnd sonderlich die Catholische vnnd Judenschafft darinn / vmb mehr / als 100000. Reichsthaler gebrandschätzt / hierzu dann das Landvolck willig contribuiret / vnd die vornemsten Obristen vnd Officirer ansehenlich beschencket / der Hoffnung / sie würden mit Raub vnd Einlägerung verschonet bleiben. Aber der von Mannßfeld ist in 14. Tagen mit einer grössern Macht vnd etlich Stücken grob Geschütz widerkommen / vnd an gedachte Statt Hagenaw Quartier begehret / welche / weil sie sich zum Widerstandt nicht gefast befunden / in solch sein Begehren verwilliget; darauff er mit 1000. Pferden vnd einem Regiment zu Fuß das Hauptquartier darinn genommen.

Hagenaw. Hagenaw ist ein Reichs Statt in dem Elsaß gelegen. Keyser Friedericus Barbarossa hat sie Anno 1164. mit einer Ringmawren vmbgeben / dann vorhin war sie ein Dorff / darbey ein Burg stund / darinn sich die Landherrn hielten / wann sie in dem Forst jagen wolten / der Boden vmb diese Statt ist an der Nähe fast sandecht / weiter davon aber ist er sehr fruchtbar.

Der von Mannßfeld belägert Zabern. Als nun diese vorneme Statt ohn einigen Verlust so liederlich eingenommen / ist dardurch bey den andern Stätten im Elsaß nit geringer Schrecken vervrsacht worden / also daß man vermeynt / weil sie mehrentheils vnbesetzt waren / sie würden auch mit leichter Mühe zur Vbergebung gleichfalls gebracht werden / wie dann der von Mannßfeld selbst in solchen Gedancken war / vnd deßwegen auch Elsaß-Zabern durch einen Tamturin aufffordern liesse: aber er bekam von selbiger Statt ein schlechte Antwort. Darauff er auß den Zeughauß zu Hagenaw Munition / Kraut vnd Lot genommen / vorgedachte Statt gerucket / vnd sie mit grosser Fury Tag vnd Nacht beschossen / daß er verhoffet / er würde sie den ersten oder andern Tag einbekommen: aber er ward in seinen Gedancken betrogen / dann der Statthalter vnd Obriste darinn / ein Graff von Salm / jhme nichts zu Willen seyn wollen / dahero er solch Schiesen / bey 12. Tagen continuirte / aber die Belägerte wehreten sich tapffer / vnd erlegten von dem Mannßfeldischen Volck / welchs die Vorstatt eingenommen hatte in 300. darunder viel vornehme Officirer / der Obriste Wacht-vnd Quartiermeister auch viel vom Adel gewesen. Sie theten auch einsmals auß einer Schantz / so hiebevor nahend der Statt an der Steyg gegen Lothringen auffgeworffen worden / einen Außfall / vnd fiengen etliche Mannßfeldische / darunder ein Cornet vom Adel den sie hernach vber die Schantz hinauß hencketen.

Mannßfelder ziehet vor Zabern ab. Als nun selbiger Zeit die Kälte sehr anhielte / woldem von Mannßfeld mit solcher Belägerung die Zeit zu lang werden / sonderlich weil er darbey viel tapffere Leut eingebüsset / vnd das Kraut vnd Lot verschossen / deßwegen er auff Vnderhandlung deß Hertzogen von Lothringen ein Stillstand auff 10. Tag gemacht / vnd den Zaberischen den Vorschlag thun lassen / daß sie sich interim bedencken solten / ob sie jme 100000. Philippinen geben / oder im widrigen alles niderhawen vnd preyß machen lassen wolten. Solchen Stillstand haben die Zaberer zwar angenommen / aber nach dem sie vnder dessen einen Entsatz von 2000. Mußquetirern bekommen / dem von Mannßfeldt / der nach gemachtem Zaberische bieten dem Mannßfelder die Spitz. Stillstand wider ab vnd nach Hagenaw gezogen / anzeigen lassen / sie hetten für die 100000. Philippinen Kraut vnd Lot gekaufft / wann er nun solchs riechen vnd geniessen wolte / solte er widerkommen: worauff sie dann auch die Vorstatt selbs weggebrand / jhre Weib vnnd Kinder in Lothringen geschickt / die Thor biß auff eines verbollwerckt / vnd sich also auff allen Fall zur Gegenwehr auffs Beste gefast gemacht.

Zabern. Zabern ist eine Statt im Elsaß an den Lothringischen Grentzen gelegen / ist vor Zeiten eine Schutz-Statt der Römer gewesen / wider die Teutschen / dieselbe von Franckreich abzuhalten; Heutiges Tags aber ist sie die Residentz deß Bischoffs von Straßburg. Es wollen etliche sie seye von Iulio Caesare erstmals erbawen worden / welcher das Jar in 52. Wochen vnd in 365. Tag getheilet / vnd gleicherweiß an die Mawren 52. Thurn gemacht / vnd die Mawren vnderscheiden mit 365. Zinnen / also daß je zwischen zweyen Thürnen siben Zinnen zusehen.

Elsaß. Well wir allhie mit deß Mannßfelders Zug in das Elsaß kommen / wollen wir dem Leser zur Nachricht dasselbe Ländlein mit kurtzem beschreiben / ehe wir weiter in der Histori fortfahren. Es wird solch

genbogen / jedoch nicht so deutlich / als andere mit zweyen Widerscheinen abwerts / gegen dem Occident vnd Mitternacht in einem duncklen schwartzen Gewölck erschienẽ. Võ diesem grossen Wunderwerck hat M. Oseas Schadaeus einen außführlichen Tractat im Truck außgehen lassen / in welchen er davon Physice, historice vnd Theologicè discurriret / darinn sich der Leser weitern Berichts erholen kan.

Wundergesicht zu Heydelberg. Hierauff den 5. Februar. A. C. ist von 8. biß 10. Vhren deß Nachts gegenwärtig Wundergesicht zu Heydelberg / als der Himmel hell vnd klar gewesen / gesehẽ worden. Ingleichem sind auch den 10. gemeltes Monats zu Prag zwischẽ 8. vnd 9. Vhrẽ 3. Sonnen vnd 3. Regenbogen gesehen worden

Grosser Schaden wegen Außlauffung deß Rheins. In diesem Monat hat auch der Rhein mit Abgang deß Eyses / sonderlich abwerts Rheinberg dermassen sich ergossen / daß er viel Meilen Wegs das Land vberschwemmet / viel Volck vnd Viehe erträncket / vnd viel Tonnen Golts Schaden gethan / die Bürger zu Mörs haben sich mit Weib vnd Kind auff die Wäll salviren müssen.

Blätter an Buchbäumen werden mit Blutstropffen besprengt gesehen. In dem April hat man in der Darmbstattischen Refier Buchbäum gefunden / deren Blätter mit Blutstropffen besprengt zu sehen gewesen; was solches bedeutet ist auß dẽ folgendẽ Geschichten / so sich dieses Jahr vber verloffen / leichtlich abzunemen.

Der von Mannßfeldt nimpt Hagenaw eyn vnd thut ein Einfall ins Elsaß. Demnach der von Mannßfeld Bericht eingenommen / daß der Spanische Vice General Ferdinand von Corduba mit seinem Kriegsvolck sich auß dem Feld ins Winterläger nach Stein / Altzen / Oppenheim / Creutzenach vnd deren Orten begebẽ / hat er darauff Dideßheim wider eyngenommen / vnd mit 300. Mann besetzet; darauff den 16. dieses mit etlich 1000. Mañ zu Roß vnd Fuß von Germerßheim auffgebrochen; vnd die Statt vnd Landvogtey Hagenaw / vnd sonderlich die Catholische vnnd Judenschafft darinn / vmb mehr / als 100000. Reichsthaler gebrandschätzt / hierzu dañ das Landvolck willig contribuiret / vñ die vornemsten Obristen vnd Officirer ansehenlich beschencket / der Hoffnung / sie würden mit Raub vñ Einlägerung verschonet bleiben. Aber der von Mañßfeld ist in 14. Tagen mit einer grössern Macht vnd etlich Stücken grob Geschütz widerkommen / vnd an gedachte Statt Hagenaw Quartier begehret / welche / weil sie sich zum Widerstandt nicht gefast befunden / in solch sein Begehren verwilliget; darauff er mit 1000. Pferden vnd einem Regiment zu Fuß das Hauptquartier darinn genommen.

Hagenaw. Hagenaw ist ein Reichs Statt in dem Elsaß gelegen. Keyser Friedericus Barbarossa hat sie Anno 1164. mit einer Ringmawren vmbgeben / dann vorhin war sie ein Dorff / darbey ein Burg stund / darinn sich die Landherrn hielten / wann sie in dem Forst jagen wolten / der Boden vmb diese Statt ist an der Nähe fast sandecht / weiter davon aber ist er sehr fruchtbar.

Der von Mañßfeld belägert Zabern. Als nun diese vorneme Statt ohn einigẽ Verlust so liederlich eingenom̃en / ist dardurch bey den andern Stätten im Elsaß nit geringer Schrecken vervrsacht worden / also daß man vermeynt / weil sie mehrentheils vnbesetzt waren / sie würden auch mit leichter Mühe zur Vbergebung gleichfalls gebracht werden / wie dann der von Mannßfeld selbst in solchẽ Gedanckẽ war / vnd deßwegẽ auch Elsaß-Zabern durch einen Tamturin aufffordern liesse: aber er bekam võ selbiger Statt ein schlechte Antwort. Darauff er auß dẽ Zeughauß zu Hagenaw Munition / Kraut vnd Lot genom̃en / vorgedachte Statt gerucket / vnd sie mit grosser Fury Tag vnd Nacht beschossen / daß er verhoffet / er würde sie den ersten oder andern Tag einbekom̃en: aber er ward in seinen Gedancken betrogen / dann der Statthalter vnd Obriste darinn / ein Graff von Salm / jhme nichts zu Willen seyn wollen / dahero er solch Schiesen / bey 12. Tagen continuirte / aber die Belägerte wehreten sich tapffer / vñ erlegten von dem Mannßfeldischen Volck / welchs die Vorstatt eingenommen hatte in 300. darunder viel vornehme Officirer / der Obriste Wacht-vñ Quartiermeister auch viel vom Adel gewesen. Sie theten auch einsmals auß einer Schantz / so hiebevor nahend der Statt an der Steyg gegen Lothringen auffgeworffen worden / einen Außfall / vnd fiengen etliche Mannßfeldische / darunder ein Cornet vom Adel den sie hernach vber die Schantz hinauß hencketẽ.

Mannßfelder ziehet vor Zabern ab. Als nũ selbiger Zeit die Kälte sehr anhielte / woldem von Mannßfeld mit solcher Belägerung die Zeit zu lang werden / sonderlich weil er darbey viel tapffere Leut eingebüsset / vnd das Kraut vnd Lot verschossen / deßwegen er auff Vnderhandlung deß Hertzogen von Lothringen ein Stillstand auff 10. Tag gemacht / vnd den Zaberischen den Vorschlag thun lassen / daß sie sich interim bedencken solten / ob sie jme 100000. Philippinen geben / oder im widrigen alles niderhawen vnd preyß machen lassen wolten. Solchen Stillstand haben die Zaberer zwar angenom̃en / aber nach dem sie vnder dessen einẽ Entsatz von 2000. Mußquetirern bekommen / dem von Mannßfeldt / der nach gemachtem Zaberische bieten dem Mannßfelder die Spitz. Stillstand wider ab vnd nach Hagenaw gezogen / anzeigen lassen / sie hetten für die 100000. Philippinen Kraut vnd Lot gekaufft / wann er nun solchs riechen vñ geniessen wolte / solte er widerkommen: worauff sie dann auch die Vorstatt selbs weggebrand / jhre Weib vnnd Kinder in Lothringen geschickt / die Thor biß auff eines verbollwerckt / vnd sich also auff allen Fall zur Gegenwehr auffs Beste gefast gemacht.

Zabern. Zabern ist eine Statt im Elsaß an den Lothringischẽ Grentzen gelegen / ist vor Zeiten eine Schutz-Statt der Römer gewesen / wider die Teutschen / dieselbe von Franckreich abzuhalten; Heutiges Tags aber ist sie die Residentz deß Bischoffs von Straßburg. Es wollen etliche sie seye von Iulio Caesare erstmals erbawen worden / welcher das Jar in 52. Wochen vnd in 365. Tag getheilet / vnd gleicherweiß an die Mawrẽ 52. Thurn gemacht / vñ die Mawrẽ vnderscheidẽ mit 365. Zinnen / also daß je zwischen zweyen Thürnẽ siben Zinnen zusehen.

Elsaß. Well wir allhie mit deß Mañßfelders Zug in das Elsaß kom̃en / wollen wir dem Leser zur Nachricht dasselbe Ländlein mit kurtzem beschreiben / ehe wir weiter in der Histori fortfahren. Es wird solch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0795" n="712"/>
genbogen / jedoch                      nicht so deutlich / als andere mit zweyen Widerscheinen abwerts / gegen dem                      Occident vnd Mitternacht in einem duncklen schwartzen Gewölck erschiene&#x0303;. Vo&#x0303; diesem grossen Wunderwerck hat M. Oseas Schadaeus einen                      außführlichen Tractat im Truck außgehen lassen / in welchen er davon Physice,                      historice vnd Theologicè discurriret / darinn sich der Leser weitern Berichts                      erholen kan.</p>
          <p><note place="left">Wundergesicht zu Heydelberg.</note> Hierauff den 5.                      Februar. A. C. ist von 8. biß 10. Vhren deß Nachts gegenwärtig Wundergesicht zu                      Heydelberg / als der Himmel hell vnd klar gewesen / gesehe&#x0303; worden. Ingleichem                      sind auch den 10. gemeltes Monats zu Prag zwische&#x0303; 8. vnd 9. Vhre&#x0303; 3. Sonnen vnd                      3. Regenbogen gesehen worden</p>
          <p><note place="left">Grosser Schaden wegen Außlauffung deß Rheins.</note> In                      diesem Monat hat auch der Rhein mit Abgang deß Eyses / sonderlich abwerts                      Rheinberg dermassen sich ergossen / daß er viel Meilen Wegs das Land                      vberschwemmet / viel Volck vnd Viehe erträncket / vnd viel Tonnen Golts Schaden                      gethan / die Bürger zu Mörs haben sich mit Weib vnd Kind auff die Wäll salviren                      müssen.</p>
          <p><note place="left">Blätter an Buchbäumen werden mit Blutstropffen                          besprengt gesehen.</note> In dem April hat man in der Darmbstattischen                      Refier Buchbäum gefunden / deren Blätter mit Blutstropffen besprengt zu sehen                      gewesen; was solches bedeutet ist auß de&#x0303; folgende&#x0303; Geschichten / so sich dieses                      Jahr vber verloffen / leichtlich abzunemen.</p>
          <p><note place="left">Der von Mannßfeldt nimpt Hagenaw eyn vnd thut ein                          Einfall ins Elsaß.</note> Demnach der von Mannßfeld Bericht eingenommen /                      daß der Spanische Vice General Ferdinand von Corduba mit seinem Kriegsvolck sich                      auß dem Feld ins Winterläger nach Stein / Altzen / Oppenheim / Creutzenach vnd                      deren Orten begebe&#x0303; / hat er darauff Dideßheim wider eyngenommen / vnd mit 300.                      Mann besetzet; darauff den 16. dieses mit etlich 1000. Man&#x0303; zu Roß                      vnd Fuß von Germerßheim auffgebrochen; vnd die Statt vnd Landvogtey Hagenaw /                      vnd sonderlich die Catholische vnnd Judenschafft darinn / vmb mehr / als 100000.                      Reichsthaler gebrandschätzt / hierzu dan&#x0303; das Landvolck willig                      contribuiret / vn&#x0303; die vornemsten Obristen vnd Officirer                      ansehenlich beschencket / der Hoffnung / sie würden mit Raub vn&#x0303;                      Einlägerung verschonet bleiben. Aber der von Man&#x0303;ßfeld ist in 14.                      Tagen mit einer grössern Macht vnd etlich Stücken grob Geschütz widerkommen /                      vnd an gedachte Statt Hagenaw Quartier begehret / welche / weil sie sich zum                      Widerstandt nicht gefast befunden / in solch sein Begehren verwilliget; darauff                      er mit 1000. Pferden vnd einem Regiment zu Fuß das Hauptquartier darinn                      genommen.</p>
          <p><note place="left">Hagenaw.</note> Hagenaw ist ein Reichs Statt in dem                      Elsaß gelegen. Keyser Friedericus Barbarossa hat sie Anno 1164. mit einer                      Ringmawren vmbgeben / dann vorhin war sie ein Dorff / darbey ein Burg stund /                      darinn sich die Landherrn hielten / wann sie in dem Forst jagen wolten / der                      Boden vmb diese Statt ist an der Nähe fast sandecht / weiter davon aber ist er                      sehr fruchtbar.</p>
          <p><note place="left">Der von Man&#x0303;ßfeld belägert Zabern.</note>                      Als nun diese vorneme Statt ohn einige&#x0303; Verlust so liederlich eingenom&#x0303;en / ist dardurch bey den andern Stätten im Elsaß nit geringer                      Schrecken vervrsacht worden / also daß man vermeynt / weil sie mehrentheils                      vnbesetzt waren / sie würden auch mit leichter Mühe zur Vbergebung gleichfalls                      gebracht werden / wie dann der von Mannßfeld selbst in solche&#x0303; Gedancke&#x0303; war / vnd                      deßwege&#x0303; auch Elsaß-Zabern durch einen Tamturin aufffordern liesse: aber er bekam                          vo&#x0303; selbiger Statt ein schlechte Antwort. Darauff er auß de&#x0303;                      Zeughauß zu Hagenaw Munition / Kraut vnd Lot genom&#x0303;en /                      vorgedachte Statt gerucket / vnd sie mit grosser Fury Tag vnd Nacht beschossen /                      daß er verhoffet / er würde sie den ersten oder andern Tag einbekom&#x0303;en: aber er ward in seinen Gedancken betrogen / dann der Statthalter vnd                      Obriste darinn / ein Graff von Salm / jhme nichts zu Willen seyn wollen / dahero                      er solch Schiesen / bey 12. Tagen continuirte / aber die Belägerte wehreten sich                      tapffer / vn&#x0303; erlegten von dem Mannßfeldischen Volck / welchs die                      Vorstatt eingenommen hatte in 300. darunder viel vornehme Officirer / der                      Obriste Wacht-vn&#x0303; Quartiermeister auch viel vom Adel gewesen. Sie                      theten auch einsmals auß einer Schantz / so hiebevor nahend der Statt an der                      Steyg gegen Lothringen auffgeworffen worden / einen Außfall / vnd fiengen                      etliche Mannßfeldische / darunder ein Cornet vom Adel den sie hernach vber die                      Schantz hinauß henckete&#x0303;.</p>
          <p><note place="right">Mannßfelder ziehet vor Zabern ab.</note> Als nu&#x0303; selbiger Zeit die Kälte sehr anhielte / woldem von Mannßfeld mit                      solcher Belägerung die Zeit zu lang werden / sonderlich weil er darbey viel                      tapffere Leut eingebüsset / vnd das Kraut vnd Lot verschossen / deßwegen er auff                      Vnderhandlung deß Hertzogen von Lothringen ein Stillstand auff 10. Tag gemacht /                      vnd den Zaberischen den Vorschlag thun lassen / daß sie sich interim bedencken                      solten / ob sie jme 100000. Philippinen geben / oder im widrigen alles                      niderhawen vnd preyß machen lassen wolten. Solchen Stillstand haben die Zaberer                      zwar angenom&#x0303;en / aber nach dem sie vnder dessen eine&#x0303; Entsatz von                      2000. Mußquetirern bekommen / dem von Mannßfeldt / der nach gemachtem <note place="right">Zaberische bieten dem Mannßfelder die Spitz.</note>                      Stillstand wider ab vnd nach Hagenaw gezogen / anzeigen lassen / sie hetten für                      die 100000. Philippinen Kraut vnd Lot gekaufft / wann er nun solchs riechen                          vn&#x0303; geniessen wolte / solte er widerkommen: worauff sie dann                      auch die Vorstatt selbs weggebrand / jhre Weib vnnd Kinder in Lothringen                      geschickt / die Thor biß auff eines verbollwerckt / vnd sich also auff allen                      Fall zur Gegenwehr auffs Beste gefast gemacht.</p>
          <p><note place="right">Zabern.</note> Zabern ist eine Statt im Elsaß an den                      Lothringische&#x0303; Grentzen gelegen / ist vor Zeiten eine Schutz-Statt der Römer                      gewesen / wider die Teutschen / dieselbe von Franckreich abzuhalten; Heutiges                      Tags aber ist sie die Residentz deß Bischoffs von Straßburg. Es wollen etliche                      sie seye von Iulio Caesare erstmals erbawen worden / welcher das Jar in 52.                      Wochen vnd in 365. Tag getheilet / vnd gleicherweiß an die Mawre&#x0303; 52. Thurn                      gemacht / vn&#x0303; die Mawre&#x0303; vnderscheide&#x0303; mit 365. Zinnen / also daß je                      zwischen zweyen Thürne&#x0303; siben Zinnen zusehen.</p>
          <p><note place="right">Elsaß.</note> Well wir allhie mit deß Man&#x0303;ßfelders Zug in das Elsaß kom&#x0303;en / wollen wir dem Leser zur                      Nachricht dasselbe Ländlein mit kurtzem beschreiben / ehe wir weiter in der                      Histori fortfahren. Es wird solch
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[712/0795] genbogen / jedoch nicht so deutlich / als andere mit zweyen Widerscheinen abwerts / gegen dem Occident vnd Mitternacht in einem duncklen schwartzen Gewölck erschienẽ. Võ diesem grossen Wunderwerck hat M. Oseas Schadaeus einen außführlichen Tractat im Truck außgehen lassen / in welchen er davon Physice, historice vnd Theologicè discurriret / darinn sich der Leser weitern Berichts erholen kan. Hierauff den 5. Februar. A. C. ist von 8. biß 10. Vhren deß Nachts gegenwärtig Wundergesicht zu Heydelberg / als der Himmel hell vnd klar gewesen / gesehẽ worden. Ingleichem sind auch den 10. gemeltes Monats zu Prag zwischẽ 8. vnd 9. Vhrẽ 3. Sonnen vnd 3. Regenbogen gesehen worden Wundergesicht zu Heydelberg. In diesem Monat hat auch der Rhein mit Abgang deß Eyses / sonderlich abwerts Rheinberg dermassen sich ergossen / daß er viel Meilen Wegs das Land vberschwemmet / viel Volck vnd Viehe erträncket / vnd viel Tonnen Golts Schaden gethan / die Bürger zu Mörs haben sich mit Weib vnd Kind auff die Wäll salviren müssen. Grosser Schaden wegen Außlauffung deß Rheins. In dem April hat man in der Darmbstattischen Refier Buchbäum gefunden / deren Blätter mit Blutstropffen besprengt zu sehen gewesen; was solches bedeutet ist auß dẽ folgendẽ Geschichten / so sich dieses Jahr vber verloffen / leichtlich abzunemen. Blätter an Buchbäumen werden mit Blutstropffen besprengt gesehen. Demnach der von Mannßfeld Bericht eingenommen / daß der Spanische Vice General Ferdinand von Corduba mit seinem Kriegsvolck sich auß dem Feld ins Winterläger nach Stein / Altzen / Oppenheim / Creutzenach vnd deren Orten begebẽ / hat er darauff Dideßheim wider eyngenommen / vnd mit 300. Mann besetzet; darauff den 16. dieses mit etlich 1000. Mañ zu Roß vnd Fuß von Germerßheim auffgebrochen; vnd die Statt vnd Landvogtey Hagenaw / vnd sonderlich die Catholische vnnd Judenschafft darinn / vmb mehr / als 100000. Reichsthaler gebrandschätzt / hierzu dañ das Landvolck willig contribuiret / vñ die vornemsten Obristen vnd Officirer ansehenlich beschencket / der Hoffnung / sie würden mit Raub vñ Einlägerung verschonet bleiben. Aber der von Mañßfeld ist in 14. Tagen mit einer grössern Macht vnd etlich Stücken grob Geschütz widerkommen / vnd an gedachte Statt Hagenaw Quartier begehret / welche / weil sie sich zum Widerstandt nicht gefast befunden / in solch sein Begehren verwilliget; darauff er mit 1000. Pferden vnd einem Regiment zu Fuß das Hauptquartier darinn genommen. Der von Mannßfeldt nimpt Hagenaw eyn vnd thut ein Einfall ins Elsaß. Hagenaw ist ein Reichs Statt in dem Elsaß gelegen. Keyser Friedericus Barbarossa hat sie Anno 1164. mit einer Ringmawren vmbgeben / dann vorhin war sie ein Dorff / darbey ein Burg stund / darinn sich die Landherrn hielten / wann sie in dem Forst jagen wolten / der Boden vmb diese Statt ist an der Nähe fast sandecht / weiter davon aber ist er sehr fruchtbar. Hagenaw. Als nun diese vorneme Statt ohn einigẽ Verlust so liederlich eingenom̃en / ist dardurch bey den andern Stätten im Elsaß nit geringer Schrecken vervrsacht worden / also daß man vermeynt / weil sie mehrentheils vnbesetzt waren / sie würden auch mit leichter Mühe zur Vbergebung gleichfalls gebracht werden / wie dann der von Mannßfeld selbst in solchẽ Gedanckẽ war / vnd deßwegẽ auch Elsaß-Zabern durch einen Tamturin aufffordern liesse: aber er bekam võ selbiger Statt ein schlechte Antwort. Darauff er auß dẽ Zeughauß zu Hagenaw Munition / Kraut vnd Lot genom̃en / vorgedachte Statt gerucket / vnd sie mit grosser Fury Tag vnd Nacht beschossen / daß er verhoffet / er würde sie den ersten oder andern Tag einbekom̃en: aber er ward in seinen Gedancken betrogen / dann der Statthalter vnd Obriste darinn / ein Graff von Salm / jhme nichts zu Willen seyn wollen / dahero er solch Schiesen / bey 12. Tagen continuirte / aber die Belägerte wehreten sich tapffer / vñ erlegten von dem Mannßfeldischen Volck / welchs die Vorstatt eingenommen hatte in 300. darunder viel vornehme Officirer / der Obriste Wacht-vñ Quartiermeister auch viel vom Adel gewesen. Sie theten auch einsmals auß einer Schantz / so hiebevor nahend der Statt an der Steyg gegen Lothringen auffgeworffen worden / einen Außfall / vnd fiengen etliche Mannßfeldische / darunder ein Cornet vom Adel den sie hernach vber die Schantz hinauß hencketẽ. Der von Mañßfeld belägert Zabern. Als nũ selbiger Zeit die Kälte sehr anhielte / woldem von Mannßfeld mit solcher Belägerung die Zeit zu lang werden / sonderlich weil er darbey viel tapffere Leut eingebüsset / vnd das Kraut vnd Lot verschossen / deßwegen er auff Vnderhandlung deß Hertzogen von Lothringen ein Stillstand auff 10. Tag gemacht / vnd den Zaberischen den Vorschlag thun lassen / daß sie sich interim bedencken solten / ob sie jme 100000. Philippinen geben / oder im widrigen alles niderhawen vnd preyß machen lassen wolten. Solchen Stillstand haben die Zaberer zwar angenom̃en / aber nach dem sie vnder dessen einẽ Entsatz von 2000. Mußquetirern bekommen / dem von Mannßfeldt / der nach gemachtem Stillstand wider ab vnd nach Hagenaw gezogen / anzeigen lassen / sie hetten für die 100000. Philippinen Kraut vnd Lot gekaufft / wann er nun solchs riechen vñ geniessen wolte / solte er widerkommen: worauff sie dann auch die Vorstatt selbs weggebrand / jhre Weib vnnd Kinder in Lothringen geschickt / die Thor biß auff eines verbollwerckt / vnd sich also auff allen Fall zur Gegenwehr auffs Beste gefast gemacht. Mannßfelder ziehet vor Zabern ab. Zaberische bieten dem Mannßfelder die Spitz. Zabern ist eine Statt im Elsaß an den Lothringischẽ Grentzen gelegen / ist vor Zeiten eine Schutz-Statt der Römer gewesen / wider die Teutschen / dieselbe von Franckreich abzuhalten; Heutiges Tags aber ist sie die Residentz deß Bischoffs von Straßburg. Es wollen etliche sie seye von Iulio Caesare erstmals erbawen worden / welcher das Jar in 52. Wochen vnd in 365. Tag getheilet / vnd gleicherweiß an die Mawrẽ 52. Thurn gemacht / vñ die Mawrẽ vnderscheidẽ mit 365. Zinnen / also daß je zwischen zweyen Thürnẽ siben Zinnen zusehen. Zabern. Well wir allhie mit deß Mañßfelders Zug in das Elsaß kom̃en / wollen wir dem Leser zur Nachricht dasselbe Ländlein mit kurtzem beschreiben / ehe wir weiter in der Histori fortfahren. Es wird solch Elsaß.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/795
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 712. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/795>, abgerufen am 28.07.2024.