Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

Sinn gehabt / mit dero gantzen Kriegsarmada / adeoque auch mit den vnbändigen Polacken vnd Cossaggen / als Key, Commissarien zu Speyer einzuziehen / vnd dieselbe Statt in Keyserlichen würcklichen Schutz vnnd Schirm / wie es nunmehr genannt / vnd bemahlet werden will / einzunehmen. Auff hohe Vorbitt aber ist es etlicher massen gelindert / vnd dannoch Ertzhertzogischen Theils also mit den Sachen vmbgangen worden / daß es ohn vnglaublichen Schrecken nicht abgeloffen / vnd jederman grossen zweiffel getragen / ob solche Ertzhertzogische Ankunfft zu Gnaden oder Vngnaden angesehen.

Gedachter Statt Speyer hat höchstgedachter Ertzhertzog Leopold ein starcke vnd nach Gelegenheit der armen Speyerischen Bürgerschafft / vnerschwingliche Besatzung auff geladen: Als sich diese Statt auff jhr vhralte / auch von jetziger Key. May. allernewlichst confirmirte / vnd in specie wider solche Besatzung dienende Privilegia referirt / so dann den Aschaffenburgischen von Key. May. auch vielen Churfürsten / Ertzhertzogen / Fürsten vnnd Herrn corroborirten Abschied angezogen / hat man Ertzhertzog. Leopoldisch- vnd Bischofflichen Theils dem Rach geantwortet: Die Privilegia hetten jhren Orth / vnnd geschehe denselben durch die Keyserliche Verordnung kein Abbruch / die Aschaffenburgische Vergleichung aber sey nach den Zeiten vnnd Läufften gerichtet / da dieselbe in Wandel vnnd Veränderung gerathen / hab es anjetzo darmit ein andere Bewandnuß: Item die Römische Keyser hetten mit den Gnaden / Freyheiten vnd Privilegien jhnen selbst in zutragenden Fällen die Händ nicht gebunden: Andere (nemblich die Aschaffenburgische) Handlung / so nach der Zeit abgemessen / hetten auch mit den Läufften der Zeit / Wandel vnd Enderung / vnd liessen sich Key. Mayest. Anschlägen nicht in Weg stellen: Ja es hetten die Ertzhertzogischen Räthe Bedenckens / Jhrer F. Durchl. darvon zusagen / oder etwas vorzubringen.

Darauff hatte man auch die Guarnison der Statt Speyer jmmerfort auffgesattelt / die Bürger disarmirr / dem Rath Vertröstung gethan / daß auff beschehene Bürgerliche Disarmirung / die Guardy geringert werden / auch die Entwehrung so wol die Geistliche als Camerales betreffen solte.

Nach vollbrachter Entwehrung aber hat man die Besatzung doch nicht enger eingezogen / die Herrn Camerales auch nicht disarmirt / der Cameralium Privilegia in den Weg gelegt / mit Vorwendung / daß jhre Immuniteten nicht köndten vberschritten werden / vnnd hat man doch hingegen der guten Statt Speyer auß jhren Privilegii, Freyheiten vnnd Verträgen nichts wollen werden lassen: zugeschweigen / daß man der guten Statt Speyer die Vnion vorgeworffen / auch zugemuthet / alle frembde von Hauß vnnd Hof gewichene vnnd in der Statt Speyer Zuflucht nehmende vnschuldige Leuth vnbarmhertzig hinauß zustossen: Darumb man auch von Hauß zu Hauß herumb gegangen / durch Schlosser vnnd Kieffer alle Kisten vnnd Fässer geöffnet / alle vom Land in die Statt geflehnte Güter herauß begert / Haabhaffter Leuth Häuser geplündert / die Bürger vber Vermögen gepresset / honoratas personas durch eingejagte Forcht vnnd grausamen Schrecken getödtet / mit einer Plünderung der gantzen Statt getrohet: dem Rath selbst viel tausendt Gülden außgepresset / alle der Statt geworbene Soldaten abgedanckt / die ordentliche Stattwachten abgestellet / dieselbe mit frembden Soldaten besetzt / vnnd in summa solche Sachen vorgenommen / die fast kein erzörnter vnd höchster Vngnad bewogener Landsfürst / gegen seinen Erbvnderthanen härter vben möchte.

Was nun die lausfende Zeitungen etwa ferrner mit sich bringen / daß man nemblich der Cammergerichts Personen (die doch vigore ordinationis Camerae in deß H. Reichs sonderbarem Schutz vnd Schirm sind) auch nicht allerdings verschonet / den Lutherischen Statt Pfarrherrn an statt der Salva Guardien / Galgen an die Häuser gemahlet: sie auff den Cantzlen stehend / in Verrichtung der offentlichen Predigten schimpflich verhönet / verspottet / verachtet / etwa nach jhnen geschossen / vnd was der vngeraumbten Händel mehr seyn mögen / zu deren genugsamer Erzehlung non hora, non dies, sed integrae septimanae erfordert würden / lässet man noch in seinem Orth / biß daß die ehrlich betrangte Leuth mehrern Lufft / bessere Sicherheit vnnd keine Forcht weitern Trangs mehr haben werden / verschoben seyn. Einmal ist es gewiß / daß die Keyserische oder Ertzhertzogische Guarnison auch etwa nicht geschehen lassen will / daß ein ehrlicher Mann in seine Gärten oder Güter gehe / nicht anderst noch weniger / als ob sie zu gefangener Leuthen Hütern vnnd Wächtern geordnet weren.

Bey der guten Statt Speyer hat sich dieser Proceß noch nicht beschlossen oder geendigt / sondern die F. Durchl. Ertzhertzog Leopold / als ein Keyserlicher Commissarius / seynd auch gen Wormbs gereyset / vnnd haben mit sich in die Statt gebracht beyläufftig 450. Reuter / vnd etwa drey Fähnlein Fußvolck / welchen Einzug ein Rach zu Wormbs / ohne Erweckung grosser Vngnad / Despectierung deß Röm. Keysers vnnd Preißgebung aller seiner vnnd seiner Bürger Wolfahrt / nit hat wehren können / sondern müssen geschehen lassen.

Bemelter Statt Wormbs hat man auch die Schlüssel zu den Stattthoren abgefordert / jedoch aber endlich / wie bey den andern Stätten auch / die Soldatesca mit dem Magistrat gemein gemacht / also bald auch 1200. Soldaten eingeführet / zu deren Vnderhaltung erwehnte Statt Monatlich 16000. Gülden hergeben / vnd doch noch stündlich Augenscheinlicher Gefahr / mehrern gravirens / betriegens / molestierens / ja auch wol gar in Sorge deß Plünderns schweben mußte.

Weder zu Speyer noch zu Wormbs haben Jhre F. Durchl. die berühmbte Keyserliche Commission / weder in copia noch originaliter zum

Sinn gehabt / mit dero gantzen Kriegsarmada / adeoque auch mit den vnbändigen Polacken vnd Cossaggen / als Key, Commissarien zu Speyer einzuziehen / vnd dieselbe Statt in Keyserlichen würcklichen Schutz vnnd Schirm / wie es nunmehr genannt / vnd bemahlet werden will / einzunehmen. Auff hohe Vorbitt aber ist es etlicher massen gelindert / vnd dannoch Ertzhertzogischen Theils also mit den Sachen vmbgangen worden / daß es ohn vnglaublichen Schrecken nicht abgeloffen / vnd jederman grossen zweiffel getragen / ob solche Ertzhertzogische Ankunfft zu Gnaden oder Vngnaden angesehen.

Gedachter Statt Speyer hat höchstgedachter Ertzhertzog Leopold ein starcke vnd nach Gelegenheit der armen Speyerischen Bürgerschafft / vnerschwingliche Besatzung auff geladen: Als sich diese Statt auff jhr vhralte / auch von jetziger Key. May. allernewlichst confirmirte / vnd in specie wider solche Besatzung dienende Privilegia referirt / so dann den Aschaffenburgischen von Key. May. auch vielen Churfürsten / Ertzhertzogen / Fürsten vnnd Herrn corroborirten Abschied angezogen / hat man Ertzhertzog. Leopoldisch- vnd Bischofflichen Theils dem Rach geantwortet: Die Privilegia hetten jhren Orth / vnnd geschehe denselben durch die Keyserliche Verordnung kein Abbruch / die Aschaffenburgische Vergleichung aber sey nach den Zeiten vnnd Läufften gerichtet / da dieselbe in Wandel vnnd Veränderung gerathen / hab es anjetzo darmit ein andere Bewandnuß: Item die Römische Keyser hetten mit den Gnaden / Freyheiten vnd Privilegien jhnen selbst in zutragenden Fällen die Händ nicht gebunden: Andere (nemblich die Aschaffenburgische) Handlung / so nach der Zeit abgemessen / hetten auch mit den Läufften der Zeit / Wandel vnd Enderung / vnd liessen sich Key. Mayest. Anschlägen nicht in Weg stellen: Ja es hetten die Ertzhertzogischen Räthe Bedenckens / Jhrer F. Durchl. darvon zusagen / oder etwas vorzubringen.

Darauff hatte man auch die Guarnison der Statt Speyer jmmerfort auffgesattelt / die Bürger disarmirr / dem Rath Vertröstung gethan / daß auff beschehene Bürgerliche Disarmirung / die Guardy geringert werden / auch die Entwehrung so wol die Geistliche als Camerales betreffen solte.

Nach vollbrachter Entwehrung aber hat man die Besatzung doch nicht enger eingezogen / die Herrn Camerales auch nicht disarmirt / der Cameralium Privilegia in dẽ Weg gelegt / mit Vorwendung / daß jhre Immuniteten nicht köndten vberschritten werden / vnnd hat man doch hingegen der guten Statt Speyer auß jhren Privilegii, Freyheiten vnnd Verträgen nichts wollen werden lassen: zugeschweigen / daß man der guten Statt Speyer die Vnion vorgeworffen / auch zugemuthet / alle frembde von Hauß vnnd Hof gewichene vnnd in der Statt Speyer Zuflucht nehmende vnschuldige Leuth vnbarmhertzig hinauß zustossen: Darumb man auch von Hauß zu Hauß herumb gegangen / durch Schlosser vnnd Kieffer alle Kisten vnnd Fässer geöffnet / alle vom Land in die Statt geflehnte Güter herauß begert / Haabhaffter Leuth Häuser geplündert / die Bürger vber Vermögen gepresset / honoratas personas durch eingejagte Forcht vnnd grausamen Schrecken getödtet / mit einer Plünderung der gantzen Statt getrohet: dem Rath selbst viel tausendt Gülden außgepresset / alle der Statt geworbene Soldaten abgedanckt / die ordentliche Stattwachten abgestellet / dieselbe mit frembden Soldaten besetzt / vnnd in summa solche Sachen vorgenommen / die fast kein erzörnter vnd höchster Vngnad bewogener Landsfürst / gegen seinen Erbvnderthanen härter vben möchte.

Was nun die lausfende Zeitungen etwa ferrner mit sich bringen / daß man nemblich der Cammergerichts Personen (die doch vigore ordinationis Camerae in deß H. Reichs sonderbarem Schutz vnd Schirm sind) auch nicht allerdings verschonet / den Lutherischen Statt Pfarrherrn an statt der Salva Guardien / Galgen an die Häuser gemahlet: sie auff den Cantzlen stehend / in Verrichtung der offentlichen Predigten schimpflich verhönet / verspottet / verachtet / etwa nach jhnen geschossen / vnd was der vngeraumbten Händel mehr seyn mögen / zu deren genugsamer Erzehlung non hora, non dies, sed integrae septimanae erfordert würden / lässet man noch in seinem Orth / biß daß die ehrlich betrangte Leuth mehrern Lufft / bessere Sicherheit vnnd keine Forcht weitern Trangs mehr haben werden / verschoben seyn. Einmal ist es gewiß / daß die Keyserische oder Ertzhertzogische Guarnison auch etwa nicht geschehen lassen will / daß ein ehrlicher Mann in seine Gärten oder Güter gehe / nicht anderst noch weniger / als ob sie zu gefangener Leuthen Hütern vnnd Wächtern geordnet weren.

Bey der guten Statt Speyer hat sich dieser Proceß noch nicht beschlossen oder geendigt / sondern die F. Durchl. Ertzhertzog Leopold / als ein Keyserlicher Commissarius / seynd auch gen Wormbs gereyset / vnnd haben mit sich in die Statt gebracht beyläufftig 450. Reuter / vnd etwa drey Fähnlein Fußvolck / welchen Einzug ein Rach zu Wormbs / ohne Erweckung grosser Vngnad / Despectierung deß Röm. Keysers vnnd Preißgebung aller seiner vnnd seiner Bürger Wolfahrt / nit hat wehren können / sondern müssen geschehen lassen.

Bemelter Statt Wormbs hat man auch die Schlüssel zu den Stattthoren abgefordert / jedoch aber endlich / wie bey den andern Stätten auch / die Soldatesca mit dem Magistrat gemein gemacht / also bald auch 1200. Soldaten eingeführet / zu deren Vnderhaltung erwehnte Statt Monatlich 16000. Gülden hergeben / vnd doch noch stündlich Augenscheinlicher Gefahr / mehrern gravirens / betriegens / molestierens / ja auch wol gar in Sorge deß Plünderns schweben mußte.

Weder zu Speyer noch zu Wormbs haben Jhre F. Durchl. die berühmbte Keyserliche Commission / weder in copia noch originaliter zum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0840" n="745"/>
Sinn gehabt / mit dero gantzen Kriegsarmada / adeoque auch mit den                      vnbändigen Polacken vnd Cossaggen / als Key, Commissarien zu Speyer                      einzuziehen / vnd dieselbe Statt in Keyserlichen würcklichen Schutz vnnd Schirm                      / wie es nunmehr genannt / vnd bemahlet werden will / einzunehmen. Auff hohe                      Vorbitt aber ist es etlicher massen gelindert / vnd dannoch Ertzhertzogischen                      Theils also mit den Sachen vmbgangen worden / daß es ohn vnglaublichen Schrecken                      nicht abgeloffen / vnd jederman grossen zweiffel getragen / ob solche                      Ertzhertzogische Ankunfft zu Gnaden oder Vngnaden angesehen.</p>
          <p>Gedachter Statt Speyer hat höchstgedachter Ertzhertzog Leopold ein starcke vnd                      nach Gelegenheit der armen Speyerischen Bürgerschafft / vnerschwingliche                      Besatzung auff geladen: Als sich diese Statt auff jhr vhralte / auch von                      jetziger Key. May. allernewlichst confirmirte / vnd in specie wider solche                      Besatzung dienende Privilegia referirt / so dann den Aschaffenburgischen von                      Key. May. auch vielen Churfürsten / Ertzhertzogen / Fürsten vnnd Herrn                      corroborirten Abschied angezogen / hat man Ertzhertzog. Leopoldisch- vnd                      Bischofflichen Theils dem Rach geantwortet: Die Privilegia hetten jhren Orth /                      vnnd geschehe denselben durch die Keyserliche Verordnung kein Abbruch / die                      Aschaffenburgische Vergleichung aber sey nach den Zeiten vnnd Läufften gerichtet                      / da dieselbe in Wandel vnnd Veränderung gerathen / hab es anjetzo darmit ein                      andere Bewandnuß: Item die Römische Keyser hetten mit den Gnaden / Freyheiten                      vnd Privilegien jhnen selbst in zutragenden Fällen die Händ nicht gebunden:                      Andere (nemblich die Aschaffenburgische) Handlung / so nach der Zeit abgemessen                      / hetten auch mit den Läufften der Zeit / Wandel vnd Enderung / vnd liessen sich                      Key. Mayest. Anschlägen nicht in Weg stellen: Ja es hetten die Ertzhertzogischen                      Räthe Bedenckens / Jhrer F. Durchl. darvon zusagen / oder etwas vorzubringen.</p>
          <p>Darauff hatte man auch die Guarnison der Statt Speyer jmmerfort auffgesattelt /                      die Bürger disarmirr / dem Rath Vertröstung gethan / daß auff beschehene                      Bürgerliche Disarmirung / die Guardy geringert werden / auch die Entwehrung so                      wol die Geistliche als Camerales betreffen solte.</p>
          <p>Nach vollbrachter Entwehrung aber hat man die Besatzung doch nicht enger                      eingezogen / die Herrn Camerales auch nicht disarmirt / der Cameralium                      Privilegia in de&#x0303; Weg gelegt / mit Vorwendung / daß jhre Immuniteten nicht                      köndten vberschritten werden / vnnd hat man doch hingegen der guten Statt Speyer                      auß jhren Privilegii, Freyheiten vnnd Verträgen nichts wollen werden lassen:                      zugeschweigen / daß man der guten Statt Speyer die Vnion vorgeworffen / auch                      zugemuthet / alle frembde von Hauß vnnd Hof gewichene vnnd in der Statt Speyer                      Zuflucht nehmende vnschuldige Leuth vnbarmhertzig hinauß zustossen: Darumb man                      auch von Hauß zu Hauß herumb gegangen / durch Schlosser vnnd Kieffer alle Kisten                      vnnd Fässer geöffnet / alle vom Land in die Statt geflehnte Güter herauß begert                      / Haabhaffter Leuth Häuser geplündert / die Bürger vber Vermögen gepresset /                      honoratas personas durch eingejagte Forcht vnnd grausamen Schrecken getödtet /                      mit einer Plünderung der gantzen Statt getrohet: dem Rath selbst viel tausendt                      Gülden außgepresset / alle der Statt geworbene Soldaten abgedanckt / die                      ordentliche Stattwachten abgestellet / dieselbe mit frembden Soldaten besetzt /                      vnnd in summa solche Sachen vorgenommen / die fast kein erzörnter vnd höchster                      Vngnad bewogener Landsfürst / gegen seinen Erbvnderthanen härter vben möchte.</p>
          <p>Was nun die lausfende Zeitungen etwa ferrner mit sich bringen / daß man nemblich                      der Cammergerichts Personen (die doch vigore ordinationis Camerae in deß H.                      Reichs sonderbarem Schutz vnd Schirm sind) auch nicht allerdings verschonet /                      den Lutherischen Statt Pfarrherrn an statt der Salva Guardien / Galgen an die                      Häuser gemahlet: sie auff den Cantzlen stehend / in Verrichtung der offentlichen                      Predigten schimpflich verhönet / verspottet / verachtet / etwa nach jhnen                      geschossen / vnd was der vngeraumbten Händel mehr seyn mögen / zu deren                      genugsamer Erzehlung non hora, non dies, sed integrae septimanae erfordert                      würden / lässet man noch in seinem Orth / biß daß die ehrlich betrangte Leuth                      mehrern Lufft / bessere Sicherheit vnnd keine Forcht weitern Trangs mehr haben                      werden / verschoben seyn. Einmal ist es gewiß / daß die Keyserische oder                      Ertzhertzogische Guarnison auch etwa nicht geschehen lassen will / daß ein                      ehrlicher Mann in seine Gärten oder Güter gehe / nicht anderst noch weniger /                      als ob sie zu gefangener Leuthen Hütern vnnd Wächtern geordnet weren.</p>
          <p>Bey der guten Statt Speyer hat sich dieser Proceß noch nicht beschlossen oder                      geendigt / sondern die F. Durchl. Ertzhertzog Leopold / als ein Keyserlicher                      Commissarius / seynd auch gen Wormbs gereyset / vnnd haben mit sich in die Statt                      gebracht beyläufftig 450. Reuter / vnd etwa drey Fähnlein Fußvolck / welchen                      Einzug ein Rach zu Wormbs / ohne Erweckung grosser Vngnad / Despectierung deß                      Röm. Keysers vnnd Preißgebung aller seiner vnnd seiner Bürger Wolfahrt / nit hat                      wehren können / sondern müssen geschehen lassen.</p>
          <p>Bemelter Statt Wormbs hat man auch die Schlüssel zu den Stattthoren abgefordert /                      jedoch aber endlich / wie bey den andern Stätten auch / die Soldatesca mit dem                      Magistrat gemein gemacht / also bald auch 1200. Soldaten eingeführet / zu deren                      Vnderhaltung erwehnte Statt Monatlich 16000. Gülden hergeben / vnd doch noch                      stündlich Augenscheinlicher Gefahr / mehrern gravirens / betriegens /                      molestierens / ja auch wol gar in Sorge deß Plünderns schweben mußte.</p>
          <p>Weder zu Speyer noch zu Wormbs haben Jhre F. Durchl. die berühmbte Keyserliche                      Commission / weder in copia noch originaliter zum
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[745/0840] Sinn gehabt / mit dero gantzen Kriegsarmada / adeoque auch mit den vnbändigen Polacken vnd Cossaggen / als Key, Commissarien zu Speyer einzuziehen / vnd dieselbe Statt in Keyserlichen würcklichen Schutz vnnd Schirm / wie es nunmehr genannt / vnd bemahlet werden will / einzunehmen. Auff hohe Vorbitt aber ist es etlicher massen gelindert / vnd dannoch Ertzhertzogischen Theils also mit den Sachen vmbgangen worden / daß es ohn vnglaublichen Schrecken nicht abgeloffen / vnd jederman grossen zweiffel getragen / ob solche Ertzhertzogische Ankunfft zu Gnaden oder Vngnaden angesehen. Gedachter Statt Speyer hat höchstgedachter Ertzhertzog Leopold ein starcke vnd nach Gelegenheit der armen Speyerischen Bürgerschafft / vnerschwingliche Besatzung auff geladen: Als sich diese Statt auff jhr vhralte / auch von jetziger Key. May. allernewlichst confirmirte / vnd in specie wider solche Besatzung dienende Privilegia referirt / so dann den Aschaffenburgischen von Key. May. auch vielen Churfürsten / Ertzhertzogen / Fürsten vnnd Herrn corroborirten Abschied angezogen / hat man Ertzhertzog. Leopoldisch- vnd Bischofflichen Theils dem Rach geantwortet: Die Privilegia hetten jhren Orth / vnnd geschehe denselben durch die Keyserliche Verordnung kein Abbruch / die Aschaffenburgische Vergleichung aber sey nach den Zeiten vnnd Läufften gerichtet / da dieselbe in Wandel vnnd Veränderung gerathen / hab es anjetzo darmit ein andere Bewandnuß: Item die Römische Keyser hetten mit den Gnaden / Freyheiten vnd Privilegien jhnen selbst in zutragenden Fällen die Händ nicht gebunden: Andere (nemblich die Aschaffenburgische) Handlung / so nach der Zeit abgemessen / hetten auch mit den Läufften der Zeit / Wandel vnd Enderung / vnd liessen sich Key. Mayest. Anschlägen nicht in Weg stellen: Ja es hetten die Ertzhertzogischen Räthe Bedenckens / Jhrer F. Durchl. darvon zusagen / oder etwas vorzubringen. Darauff hatte man auch die Guarnison der Statt Speyer jmmerfort auffgesattelt / die Bürger disarmirr / dem Rath Vertröstung gethan / daß auff beschehene Bürgerliche Disarmirung / die Guardy geringert werden / auch die Entwehrung so wol die Geistliche als Camerales betreffen solte. Nach vollbrachter Entwehrung aber hat man die Besatzung doch nicht enger eingezogen / die Herrn Camerales auch nicht disarmirt / der Cameralium Privilegia in dẽ Weg gelegt / mit Vorwendung / daß jhre Immuniteten nicht köndten vberschritten werden / vnnd hat man doch hingegen der guten Statt Speyer auß jhren Privilegii, Freyheiten vnnd Verträgen nichts wollen werden lassen: zugeschweigen / daß man der guten Statt Speyer die Vnion vorgeworffen / auch zugemuthet / alle frembde von Hauß vnnd Hof gewichene vnnd in der Statt Speyer Zuflucht nehmende vnschuldige Leuth vnbarmhertzig hinauß zustossen: Darumb man auch von Hauß zu Hauß herumb gegangen / durch Schlosser vnnd Kieffer alle Kisten vnnd Fässer geöffnet / alle vom Land in die Statt geflehnte Güter herauß begert / Haabhaffter Leuth Häuser geplündert / die Bürger vber Vermögen gepresset / honoratas personas durch eingejagte Forcht vnnd grausamen Schrecken getödtet / mit einer Plünderung der gantzen Statt getrohet: dem Rath selbst viel tausendt Gülden außgepresset / alle der Statt geworbene Soldaten abgedanckt / die ordentliche Stattwachten abgestellet / dieselbe mit frembden Soldaten besetzt / vnnd in summa solche Sachen vorgenommen / die fast kein erzörnter vnd höchster Vngnad bewogener Landsfürst / gegen seinen Erbvnderthanen härter vben möchte. Was nun die lausfende Zeitungen etwa ferrner mit sich bringen / daß man nemblich der Cammergerichts Personen (die doch vigore ordinationis Camerae in deß H. Reichs sonderbarem Schutz vnd Schirm sind) auch nicht allerdings verschonet / den Lutherischen Statt Pfarrherrn an statt der Salva Guardien / Galgen an die Häuser gemahlet: sie auff den Cantzlen stehend / in Verrichtung der offentlichen Predigten schimpflich verhönet / verspottet / verachtet / etwa nach jhnen geschossen / vnd was der vngeraumbten Händel mehr seyn mögen / zu deren genugsamer Erzehlung non hora, non dies, sed integrae septimanae erfordert würden / lässet man noch in seinem Orth / biß daß die ehrlich betrangte Leuth mehrern Lufft / bessere Sicherheit vnnd keine Forcht weitern Trangs mehr haben werden / verschoben seyn. Einmal ist es gewiß / daß die Keyserische oder Ertzhertzogische Guarnison auch etwa nicht geschehen lassen will / daß ein ehrlicher Mann in seine Gärten oder Güter gehe / nicht anderst noch weniger / als ob sie zu gefangener Leuthen Hütern vnnd Wächtern geordnet weren. Bey der guten Statt Speyer hat sich dieser Proceß noch nicht beschlossen oder geendigt / sondern die F. Durchl. Ertzhertzog Leopold / als ein Keyserlicher Commissarius / seynd auch gen Wormbs gereyset / vnnd haben mit sich in die Statt gebracht beyläufftig 450. Reuter / vnd etwa drey Fähnlein Fußvolck / welchen Einzug ein Rach zu Wormbs / ohne Erweckung grosser Vngnad / Despectierung deß Röm. Keysers vnnd Preißgebung aller seiner vnnd seiner Bürger Wolfahrt / nit hat wehren können / sondern müssen geschehen lassen. Bemelter Statt Wormbs hat man auch die Schlüssel zu den Stattthoren abgefordert / jedoch aber endlich / wie bey den andern Stätten auch / die Soldatesca mit dem Magistrat gemein gemacht / also bald auch 1200. Soldaten eingeführet / zu deren Vnderhaltung erwehnte Statt Monatlich 16000. Gülden hergeben / vnd doch noch stündlich Augenscheinlicher Gefahr / mehrern gravirens / betriegens / molestierens / ja auch wol gar in Sorge deß Plünderns schweben mußte. Weder zu Speyer noch zu Wormbs haben Jhre F. Durchl. die berühmbte Keyserliche Commission / weder in copia noch originaliter zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/840
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/840>, abgerufen am 22.11.2024.