Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.verderben in selbiger Gegne verblieben. Nach dem Lothringen verheeret / hat diese trübe Wolcke das Stifft Metz vnd Verdun vberzogen / da dann diß Volck gleichfals mit Rauben vnd Brennen grassiret / dahero sich die zu Metz vnd Verdun nit wenig einer Belägerung beförchteten / zu deren sie der Zeit wenig versehen waren / weil kurtz zuvor der Hertzog von Bullion allda alle Früchten auff gekaufft hatte. Bey diesem Zustandt war der König von Pariß in 200. Frantzösische Meilen / wegen deß Kriegs wider die Hugenotten abwesend. Vnder deß gab es mancherley Meynungen / etliche riethen / man solte alle Dörffer auff deß Königreichs Gräntzen auff zwölff Meil in die Breite mit Fewer verbrennen / die den heran ziehenden Teutschen nutzlich seyn könten / weil es besser were / daß ein theil deß Königreichs verderbet würde / damit das vbrige erhalten werden möchte. Dieser Rath aber gefiel dem Hertzog von Nivers nicht / der sagte / er köndte nicht zugeben / daß ein solcher Jammer vber die jenige ergehen solte / welche der König jhm in seinen Schutz anvertrawet hette: dann er könte auch nicht spüren / was solches diesem allerley Vngelegenheiten / Hunger vnnd Kummer gewohnten Kriegsheer / welches leichtlich in einem Tag durch solch verderbt Land durchmarchiren vnd sich in das jenige / welches man zuerhalten vermeynt / außbreiten könte / für Schaden zufügen möchte. Andere hielten darfür / man solte das Spanische Kriegsvolck herzu beruffen / welches vnder Consalvi Cordubae Commando were. Andere vermeynten / man solte die Tillische Armada herbey bringen / welches dann beydes für rathsamb / den von Manßfeld zu dempffen gehalten wurde / aber wol dem Frantzösischen Wesen nit ersprießlich / sintemal auff solche weiß zwey Kriegsheer / welche zusammen wol auff 60000. Mann bestunden / ins Land gezogen würden / welches was es für ein Jammer im Königreich verursachen würde / leichtlich zuerachten were; Zu dem würde es den Frantzosen gar schimpfflich seyn / wann sie nicht ein geringe Zeit / ohn frembde Hülff / dem Feind zuwiderstehen vermöchten. Hierauff wurde durch das gantze Königreich Kriegsvolck versamblet vnd gemustert / vnd solches in so geschwinder Eyl / als es jmmer seyn konte. Der erste so allhie seine Dienst angebotten / war der Hertzog von Angolesme / so sich zu einem Obristen vber die leichte Reuterey gebrauchen lassen. Es nahmen auch viel Herrn auff jhren eygenen Vnkosten Kriegsvolck an / vnder denen die vornembsten gewesen der Mombassonius, Graff von S. Paul vnd Fronsack / vnd hat sich ein jeder beflissen / für andern das beste bey dieser Sachen zuthun / vnd am dapffersten das Vatterland helffen beschützen. Als aber in solcher Eyl das Kriegsvolck nicht kondte zusammen gebracht werden / sind sie alle von dem von Manßfeld vbereylet worden / der damals / wie gesagt in Lothringen war / vnnd hat jhm vnnd seinen Officirern selbiger Hertzog Geschenck gegeben vnnd instendig bey jhm angehalten / daß er fort in Schampanien rucken solte / zu dem End / daß Lothringen solcher Beschwerlichkeiten bald möchte entlediget werden. Die Hispanier waren deß Manßfelders wegen damals nicht in geringer Forcht / dann sie befahret / diese Armada möchte leichtlich durch das Ertzbischthumb Trier vnd Cölln / da sie keinen Feind hette / durchbrechen / vnd mit den Holländern / ob schon der Weg etwas weit were / sich conjungiren. Es erscheinet auch darauß / in was Sorgen die Spanische Infantin gestanden / daß sie nach vielen / so sie an den von Manßfeld geschicket / zuletzt den Hertzogen von Bornovill auch zu jhm abgesendet habe / welcher als er jhn in Lothringen angetroffen / hat er jhm stattliche Conditionen vorgeschlagen / welche hernach der Manßfelder selbst etlichen gewiesen / nemblich 200000. Cronen / so er sich in Spanische Dienst einlassen wolte / welches er aber abgeschlagen / vnd lieber den Holländern zuziehen wollen. Wie nun der von Manßfeld herbey gerucket / hat der Hertzog von Bullion bey denen / so seiner Part waren hefftig sollicitirt / daß sie sich rüsten solten / mit vermelden / diß were nunmehr die erwünschte Zeit den König zuverhindein / der jetzt jhre Religionsverwandre durch gantz Bearnien fast vndertrucket hette / vnder dem Schein / daß die Waffen wider die Rebellen ergriffen weren: Der König in Böhmen were zu Person zu Sedan / der Hertzog von Braunschweig hette sich mit dem Graffen von Manßfeld conjungiret / vnnd köndte ein solche zweiffelhaffte Sach entweders jetzt / oder nimmermehr zu einem guten End gebracht vnnd beschlossen werden / entweder mit einem glücklichen Krieg / oder mit einem guten sichern Frieden. Darauff dann etliche seiner Religionsverwandten / die am nechsten gesessen waren / sich vnderstanden etliche feste Orth in jhren Gewalt zubringen / aber mit schlechtem Effect: vnd ist besagtem Hertzogen der jenige Anschlag / welchen er Gelt zusammen zubringen gehabt / besser von statten gangen. Dann er etliche Personen / denen er am besten vnnd sicherlichsten vertrawen dörffen / an den benachbarten Adel vnd Herren geschickt / vnd jhnen andeuten lassen / daß / da sie vor der Gewalt vnd Einfall der Teutschen wolten gesichert seyn / sie Gelt hergeben solten / so wolte er verschaffen / daß jhnen kein Leyd widerfahren solte: darauf der meiste theil von dem Adel vnd Stätten jhnen solches belieben lassen / vnnd Gelt gegeben / der Hoffnung sie würden alsdann ausser aller Gefahr seyn. Die gröste Gefahr / so zubesorgen war fiel auff den Statthaltern der Statt Muson / der hatte nicht mehr / als etwan 50. Reuter vnd 200. zu Fuß auß dem Vabacurtischen Regiment bey sich / vnd war in gantz Schampanien kein Kriegsvolck mehr / dessen Hülff er sich zugetröften hette; so ware auch die Statt nicht befestiget / noch sonsten nach Notturfft versehen. Zu dem so war zwischen jhm vnnd dem von Bullion ein alte Feindschafft / vnd merckete der Gubernator wol / daß eine Correspondentz zwischen jhm vnnd den Teut- verderben in selbiger Gegne verblieben. Nach dem Lothringen verheeret / hat diese trübe Wolcke das Stifft Metz vnd Verdun vberzogen / da dann diß Volck gleichfals mit Rauben vnd Brennen grassiret / dahero sich die zu Metz vnd Verdun nit wenig einer Belägerung beförchteten / zu deren sie der Zeit wenig versehen waren / weil kurtz zuvor der Hertzog von Bullion allda alle Früchten auff gekaufft hatte. Bey diesem Zustandt war der König von Pariß in 200. Frantzösische Meilen / wegen deß Kriegs wider die Hugenotten abwesend. Vnder deß gab es mancherley Meynungen / etliche riethen / man solte alle Dörffer auff deß Königreichs Gräntzen auff zwölff Meil in die Breite mit Fewer verbrennen / die den heran ziehenden Teutschen nutzlich seyn könten / weil es besser were / daß ein theil deß Königreichs verderbet würde / damit das vbrige erhalten werden möchte. Dieser Rath aber gefiel dem Hertzog von Nivers nicht / der sagte / er köndte nicht zugeben / daß ein solcher Jammer vber die jenige ergehen solte / welche der König jhm in seinen Schutz anvertrawet hette: dann er könte auch nicht spüren / was solches diesem allerley Vngelegenheiten / Hunger vnnd Kummer gewohnten Kriegsheer / welches leichtlich in einem Tag durch solch verderbt Land durchmarchiren vnd sich in das jenige / welches man zuerhalten vermeynt / außbreiten könte / für Schaden zufügen möchte. Andere hielten darfür / man solte das Spanische Kriegsvolck herzu beruffen / welches vnder Consalvi Cordubae Commando were. Andere vermeynten / man solte die Tillische Armada herbey bringen / welches dann beydes für rathsamb / den von Manßfeld zu dempffen gehalten wurde / aber wol dem Frantzösischen Wesen nit ersprießlich / sintemal auff solche weiß zwey Kriegsheer / welche zusammen wol auff 60000. Mann bestunden / ins Land gezogen würden / welches was es für ein Jammer im Königreich verursachen würde / leichtlich zuerachten were; Zu dem würde es den Frantzosen gar schimpfflich seyn / wann sie nicht ein geringe Zeit / ohn frembde Hülff / dem Feind zuwiderstehen vermöchten. Hierauff wurde durch das gantze Königreich Kriegsvolck versamblet vnd gemustert / vnd solches in so geschwinder Eyl / als es jmmer seyn konte. Der erste so allhie seine Dienst angebotten / war der Hertzog von Angolesme / so sich zu einem Obristen vber die leichte Reuterey gebrauchen lassen. Es nahmen auch viel Herrn auff jhren eygenen Vnkosten Kriegsvolck an / vnder denen die vornembsten gewesen der Mombassonius, Graff von S. Paul vnd Fronsack / vnd hat sich ein jeder beflissen / für andern das beste bey dieser Sachen zuthun / vnd am dapffersten das Vatterland helffen beschützen. Als aber in solcher Eyl das Kriegsvolck nicht kondte zusammen gebracht werden / sind sie alle von dem von Manßfeld vbereylet worden / der damals / wie gesagt in Lothringen war / vnnd hat jhm vnnd seinen Officirern selbiger Hertzog Geschenck gegeben vnnd instendig bey jhm angehalten / daß er fort in Schampanien rucken solte / zu dem End / daß Lothringen solcher Beschwerlichkeiten bald möchte entlediget werden. Die Hispanier waren deß Manßfelders wegen damals nicht in geringer Forcht / dann sie befahret / diese Armada möchte leichtlich durch das Ertzbischthumb Trier vnd Cölln / da sie keinen Feind hette / durchbrechen / vnd mit den Holländern / ob schon der Weg etwas weit were / sich conjungiren. Es erscheinet auch darauß / in was Sorgen die Spanische Infantin gestanden / daß sie nach vielen / so sie an den von Manßfeld geschicket / zuletzt den Hertzogen von Bornovill auch zu jhm abgesendet habe / welcher als er jhn in Lothringen angetroffen / hat er jhm stattliche Conditionen vorgeschlagen / welche hernach der Manßfelder selbst etlichen gewiesen / nemblich 200000. Cronen / so er sich in Spanische Dienst einlassen wolte / welches er aber abgeschlagen / vnd lieber den Holländern zuziehen wollen. Wie nun der von Manßfeld herbey gerucket / hat der Hertzog von Bullion bey denen / so seiner Part waren hefftig sollicitirt / daß sie sich rüsten solten / mit vermelden / diß were nunmehr die erwünschte Zeit den König zuverhindein / der jetzt jhre Religionsverwandre durch gantz Bearnien fast vndertrucket hette / vnder dem Schein / daß die Waffen wider die Rebellen ergriffen weren: Der König in Böhmen were zu Person zu Sedan / der Hertzog von Braunschweig hette sich mit dem Graffen von Manßfeld conjungiret / vnnd köndte ein solche zweiffelhaffte Sach entweders jetzt / oder nimmermehr zu einem guten End gebracht vnnd beschlossen werden / entweder mit einem glücklichen Krieg / oder mit einem guten sichern Frieden. Darauff dann etliche seiner Religionsverwandten / die am nechsten gesessen waren / sich vnderstanden etliche feste Orth in jhren Gewalt zubringen / aber mit schlechtem Effect: vnd ist besagtem Hertzogen der jenige Anschlag / welchen er Gelt zusammen zubringen gehabt / besser von statten gangen. Dann er etliche Personen / denen er am besten vnnd sicherlichsten vertrawen dörffen / an den benachbarten Adel vnd Herren geschickt / vnd jhnen andeuten lassen / daß / da sie vor der Gewalt vnd Einfall der Teutschen wolten gesichert seyn / sie Gelt hergeben solten / so wolte er verschaffen / daß jhnen kein Leyd widerfahren solte: darauf der meiste theil von dem Adel vnd Stätten jhnen solches belieben lassen / vnnd Gelt gegeben / der Hoffnung sie würden alsdann ausser aller Gefahr seyn. Die gröste Gefahr / so zubesorgen war fiel auff den Statthaltern der Statt Muson / der hatte nicht mehr / als etwan 50. Reuter vnd 200. zu Fuß auß dem Vabacurtischen Regiment bey sich / vnd war in gantz Schampaniẽ kein Kriegsvolck mehr / dessen Hülff er sich zugetröften hette; so ware auch die Statt nicht befestiget / noch sonsten nach Notturfft versehen. Zu dem so war zwischen jhm vnnd dem von Bullion ein alte Feindschafft / vnd merckete der Gubernator wol / daß eine Correspondentz zwischen jhm vnnd den Teut- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0851" n="756"/> verderben in selbiger Gegne verblieben. Nach dem Lothringen verheeret / hat diese trübe Wolcke das Stifft Metz vnd Verdun vberzogen / da dann diß Volck gleichfals mit Rauben vnd Brennen grassiret / dahero sich die zu Metz vnd Verdun nit wenig einer Belägerung beförchteten / zu deren sie der Zeit wenig versehen waren / weil kurtz zuvor der Hertzog von Bullion allda alle Früchten auff gekaufft hatte. Bey diesem Zustandt war der König von Pariß in 200. Frantzösische Meilen / wegen deß Kriegs wider die Hugenotten abwesend. Vnder deß gab es mancherley Meynungen / etliche riethen / man solte alle Dörffer auff deß Königreichs Gräntzen auff zwölff Meil in die Breite mit Fewer verbrennen / die den heran ziehenden Teutschen nutzlich seyn könten / weil es besser were / daß ein theil deß Königreichs verderbet würde / damit das vbrige erhalten werden möchte. Dieser Rath aber gefiel dem Hertzog von Nivers nicht / der sagte / er köndte nicht zugeben / daß ein solcher Jammer vber die jenige ergehen solte / welche der König jhm in seinen Schutz anvertrawet hette: dann er könte auch nicht spüren / was solches diesem allerley Vngelegenheiten / Hunger vnnd Kummer gewohnten Kriegsheer / welches leichtlich in einem Tag durch solch verderbt Land durchmarchiren vnd sich in das jenige / welches man zuerhalten vermeynt / außbreiten könte / für Schaden zufügen möchte.</p> <p>Andere hielten darfür / man solte das Spanische Kriegsvolck herzu beruffen / welches vnder Consalvi Cordubae Commando were. Andere vermeynten / man solte die Tillische Armada herbey bringen / welches dann beydes für rathsamb / den von Manßfeld zu dempffen gehalten wurde / aber wol dem Frantzösischen Wesen nit ersprießlich / sintemal auff solche weiß zwey Kriegsheer / welche zusammen wol auff 60000. Mann bestunden / ins Land gezogen würden / welches was es für ein Jammer im Königreich verursachen würde / leichtlich zuerachten were; Zu dem würde es den Frantzosen gar schimpfflich seyn / wann sie nicht ein geringe Zeit / ohn frembde Hülff / dem Feind zuwiderstehen vermöchten.</p> <p>Hierauff wurde durch das gantze Königreich Kriegsvolck versamblet vnd gemustert / vnd solches in so geschwinder Eyl / als es jmmer seyn konte. Der erste so allhie seine Dienst angebotten / war der Hertzog von Angolesme / so sich zu einem Obristen vber die leichte Reuterey gebrauchen lassen. Es nahmen auch viel Herrn auff jhren eygenen Vnkosten Kriegsvolck an / vnder denen die vornembsten gewesen der Mombassonius, Graff von S. Paul vnd Fronsack / vnd hat sich ein jeder beflissen / für andern das beste bey dieser Sachen zuthun / vnd am dapffersten das Vatterland helffen beschützen.</p> <p>Als aber in solcher Eyl das Kriegsvolck nicht kondte zusammen gebracht werden / sind sie alle von dem von Manßfeld vbereylet worden / der damals / wie gesagt in Lothringen war / vnnd hat jhm vnnd seinen Officirern selbiger Hertzog Geschenck gegeben vnnd instendig bey jhm angehalten / daß er fort in Schampanien rucken solte / zu dem End / daß Lothringen solcher Beschwerlichkeiten bald möchte entlediget werden. Die Hispanier waren deß Manßfelders wegen damals nicht in geringer Forcht / dann sie befahret / diese Armada möchte leichtlich durch das Ertzbischthumb Trier vnd Cölln / da sie keinen Feind hette / durchbrechen / vnd mit den Holländern / ob schon der Weg etwas weit were / sich conjungiren. Es erscheinet auch darauß / in was Sorgen die Spanische Infantin gestanden / daß sie nach vielen / so sie an den von Manßfeld geschicket / zuletzt den Hertzogen von Bornovill auch zu jhm abgesendet habe / welcher als er jhn in Lothringen angetroffen / hat er jhm stattliche Conditionen vorgeschlagen / welche hernach der Manßfelder selbst etlichen gewiesen / nemblich 200000. Cronen / so er sich in Spanische Dienst einlassen wolte / welches er aber abgeschlagen / vnd lieber den Holländern zuziehen wollen.</p> <p>Wie nun der von Manßfeld herbey gerucket / hat der Hertzog von Bullion bey denen / so seiner Part waren hefftig sollicitirt / daß sie sich rüsten solten / mit vermelden / diß were nunmehr die erwünschte Zeit den König zuverhindein / der jetzt jhre Religionsverwandre durch gantz Bearnien fast vndertrucket hette / vnder dem Schein / daß die Waffen wider die Rebellen ergriffen weren: Der König in Böhmen were zu Person zu Sedan / der Hertzog von Braunschweig hette sich mit dem Graffen von Manßfeld conjungiret / vnnd köndte ein solche zweiffelhaffte Sach entweders jetzt / oder nimmermehr zu einem guten End gebracht vnnd beschlossen werden / entweder mit einem glücklichen Krieg / oder mit einem guten sichern Frieden.</p> <p>Darauff dann etliche seiner Religionsverwandten / die am nechsten gesessen waren / sich vnderstanden etliche feste Orth in jhren Gewalt zubringen / aber mit schlechtem Effect: vnd ist besagtem Hertzogen der jenige Anschlag / welchen er Gelt zusammen zubringen gehabt / besser von statten gangen. Dann er etliche Personen / denen er am besten vnnd sicherlichsten vertrawen dörffen / an den benachbarten Adel vnd Herren geschickt / vnd jhnen andeuten lassen / daß / da sie vor der Gewalt vnd Einfall der Teutschen wolten gesichert seyn / sie Gelt hergeben solten / so wolte er verschaffen / daß jhnen kein Leyd widerfahren solte: darauf der meiste theil von dem Adel vnd Stätten jhnen solches belieben lassen / vnnd Gelt gegeben / der Hoffnung sie würden alsdann ausser aller Gefahr seyn. Die gröste Gefahr / so zubesorgen war fiel auff den Statthaltern der Statt Muson / der hatte nicht mehr / als etwan 50. Reuter vnd 200. zu Fuß auß dem Vabacurtischen Regiment bey sich / vnd war in gantz Schampaniẽ kein Kriegsvolck mehr / dessen Hülff er sich zugetröften hette; so ware auch die Statt nicht befestiget / noch sonsten nach Notturfft versehen. Zu dem so war zwischen jhm vnnd dem von Bullion ein alte Feindschafft / vnd merckete der Gubernator wol / daß eine Correspondentz zwischen jhm vnnd den Teut- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [756/0851]
verderben in selbiger Gegne verblieben. Nach dem Lothringen verheeret / hat diese trübe Wolcke das Stifft Metz vnd Verdun vberzogen / da dann diß Volck gleichfals mit Rauben vnd Brennen grassiret / dahero sich die zu Metz vnd Verdun nit wenig einer Belägerung beförchteten / zu deren sie der Zeit wenig versehen waren / weil kurtz zuvor der Hertzog von Bullion allda alle Früchten auff gekaufft hatte. Bey diesem Zustandt war der König von Pariß in 200. Frantzösische Meilen / wegen deß Kriegs wider die Hugenotten abwesend. Vnder deß gab es mancherley Meynungen / etliche riethen / man solte alle Dörffer auff deß Königreichs Gräntzen auff zwölff Meil in die Breite mit Fewer verbrennen / die den heran ziehenden Teutschen nutzlich seyn könten / weil es besser were / daß ein theil deß Königreichs verderbet würde / damit das vbrige erhalten werden möchte. Dieser Rath aber gefiel dem Hertzog von Nivers nicht / der sagte / er köndte nicht zugeben / daß ein solcher Jammer vber die jenige ergehen solte / welche der König jhm in seinen Schutz anvertrawet hette: dann er könte auch nicht spüren / was solches diesem allerley Vngelegenheiten / Hunger vnnd Kummer gewohnten Kriegsheer / welches leichtlich in einem Tag durch solch verderbt Land durchmarchiren vnd sich in das jenige / welches man zuerhalten vermeynt / außbreiten könte / für Schaden zufügen möchte.
Andere hielten darfür / man solte das Spanische Kriegsvolck herzu beruffen / welches vnder Consalvi Cordubae Commando were. Andere vermeynten / man solte die Tillische Armada herbey bringen / welches dann beydes für rathsamb / den von Manßfeld zu dempffen gehalten wurde / aber wol dem Frantzösischen Wesen nit ersprießlich / sintemal auff solche weiß zwey Kriegsheer / welche zusammen wol auff 60000. Mann bestunden / ins Land gezogen würden / welches was es für ein Jammer im Königreich verursachen würde / leichtlich zuerachten were; Zu dem würde es den Frantzosen gar schimpfflich seyn / wann sie nicht ein geringe Zeit / ohn frembde Hülff / dem Feind zuwiderstehen vermöchten.
Hierauff wurde durch das gantze Königreich Kriegsvolck versamblet vnd gemustert / vnd solches in so geschwinder Eyl / als es jmmer seyn konte. Der erste so allhie seine Dienst angebotten / war der Hertzog von Angolesme / so sich zu einem Obristen vber die leichte Reuterey gebrauchen lassen. Es nahmen auch viel Herrn auff jhren eygenen Vnkosten Kriegsvolck an / vnder denen die vornembsten gewesen der Mombassonius, Graff von S. Paul vnd Fronsack / vnd hat sich ein jeder beflissen / für andern das beste bey dieser Sachen zuthun / vnd am dapffersten das Vatterland helffen beschützen.
Als aber in solcher Eyl das Kriegsvolck nicht kondte zusammen gebracht werden / sind sie alle von dem von Manßfeld vbereylet worden / der damals / wie gesagt in Lothringen war / vnnd hat jhm vnnd seinen Officirern selbiger Hertzog Geschenck gegeben vnnd instendig bey jhm angehalten / daß er fort in Schampanien rucken solte / zu dem End / daß Lothringen solcher Beschwerlichkeiten bald möchte entlediget werden. Die Hispanier waren deß Manßfelders wegen damals nicht in geringer Forcht / dann sie befahret / diese Armada möchte leichtlich durch das Ertzbischthumb Trier vnd Cölln / da sie keinen Feind hette / durchbrechen / vnd mit den Holländern / ob schon der Weg etwas weit were / sich conjungiren. Es erscheinet auch darauß / in was Sorgen die Spanische Infantin gestanden / daß sie nach vielen / so sie an den von Manßfeld geschicket / zuletzt den Hertzogen von Bornovill auch zu jhm abgesendet habe / welcher als er jhn in Lothringen angetroffen / hat er jhm stattliche Conditionen vorgeschlagen / welche hernach der Manßfelder selbst etlichen gewiesen / nemblich 200000. Cronen / so er sich in Spanische Dienst einlassen wolte / welches er aber abgeschlagen / vnd lieber den Holländern zuziehen wollen.
Wie nun der von Manßfeld herbey gerucket / hat der Hertzog von Bullion bey denen / so seiner Part waren hefftig sollicitirt / daß sie sich rüsten solten / mit vermelden / diß were nunmehr die erwünschte Zeit den König zuverhindein / der jetzt jhre Religionsverwandre durch gantz Bearnien fast vndertrucket hette / vnder dem Schein / daß die Waffen wider die Rebellen ergriffen weren: Der König in Böhmen were zu Person zu Sedan / der Hertzog von Braunschweig hette sich mit dem Graffen von Manßfeld conjungiret / vnnd köndte ein solche zweiffelhaffte Sach entweders jetzt / oder nimmermehr zu einem guten End gebracht vnnd beschlossen werden / entweder mit einem glücklichen Krieg / oder mit einem guten sichern Frieden.
Darauff dann etliche seiner Religionsverwandten / die am nechsten gesessen waren / sich vnderstanden etliche feste Orth in jhren Gewalt zubringen / aber mit schlechtem Effect: vnd ist besagtem Hertzogen der jenige Anschlag / welchen er Gelt zusammen zubringen gehabt / besser von statten gangen. Dann er etliche Personen / denen er am besten vnnd sicherlichsten vertrawen dörffen / an den benachbarten Adel vnd Herren geschickt / vnd jhnen andeuten lassen / daß / da sie vor der Gewalt vnd Einfall der Teutschen wolten gesichert seyn / sie Gelt hergeben solten / so wolte er verschaffen / daß jhnen kein Leyd widerfahren solte: darauf der meiste theil von dem Adel vnd Stätten jhnen solches belieben lassen / vnnd Gelt gegeben / der Hoffnung sie würden alsdann ausser aller Gefahr seyn. Die gröste Gefahr / so zubesorgen war fiel auff den Statthaltern der Statt Muson / der hatte nicht mehr / als etwan 50. Reuter vnd 200. zu Fuß auß dem Vabacurtischen Regiment bey sich / vnd war in gantz Schampaniẽ kein Kriegsvolck mehr / dessen Hülff er sich zugetröften hette; so ware auch die Statt nicht befestiget / noch sonsten nach Notturfft versehen. Zu dem so war zwischen jhm vnnd dem von Bullion ein alte Feindschafft / vnd merckete der Gubernator wol / daß eine Correspondentz zwischen jhm vnnd den Teut-
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/851>, abgerufen am 28.07.2024. |