Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Freyherrlich-Abschatzisches men zu gleicher Glaubens-Folge sich versahe. Um was wares ihnen allen sonst zu thun/ als um die Aufferstehung und das Leben? Weßwegen sie in Canaan durchaus ver- langten begraben zu werden. Nachdem aber hiervon ein mehrers soll geredet werden/ Was hier zu sehen ist/ und wir zu lesen haben/ Hoch-geschäzte Anwesende. Ihre vornehme Beglei- Wer mitleidig ist/ der wolle zu seiner Consolation an die- Was Rares sehen und was Rechtes lesen. Zwey Särge auff einmahl sehen und in selbigen zwey ver- gesche-
Freyherrlich-Abſchatziſches men zu gleicher Glaubens-Folge ſich verſahe. Um was wares ihnen allen ſonſt zu thun/ als um die Aufferſtehung und das Leben? Weßwegen ſie in Canaan durchaus ver- langten begraben zu werden. Nachdem aber hiervon ein mehrers ſoll geredet werden/ Was hier zu ſehen iſt/ und wir zu leſen haben/ Hoch-geſchaͤzte Anweſende. Ihre vornehme Beglei- Wer mitleidig iſt/ der wolle zu ſeiner Conſolation an die- Was Rares ſehen und was Rechtes leſen. Zwey Saͤrge auff einmahl ſehen und in ſelbigen zwey ver- geſche-
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Freyherrlich-Abſchatziſches
men zu gleicher Glaubens-Folge ſich verſahe. Um was war
es ihnen allen ſonſt zu thun/ als um die Aufferſtehung
und das Leben? Weßwegen ſie in Canaan durchaus ver-
langten begraben zu werden.
Nachdem aber hiervon ein mehrers ſoll geredet werden/
ſo ſey es indeſſen genug/ wenn wir wiſſen/ daß/
Was hier zu ſehen iſt/ und wir zu leſen haben/
Heiſt: Joſeph wird zugleich mit Aſſenath begra-
ben.
Hoch-geſchaͤzte Anweſende. Ihre vornehme Beglei-
tung und Hoch-anſehnliche Gegenwart machet dißmahl die-
ſen Raum unſers GOttes-Hauſes zu einem Caſtro Doloris.
Dieſe Solennien locken nicht nur die Hoch-leidtragende
Trauer-Verſammlung/ ſondern auch unſere geſammte Stadt
und das loͤbliche Fuͤrſtenthum herzu/ mit Thraͤnen zu erfah-
ren/ was fuͤr einen Riß der HErr unter uns gethan. Unſer
Iſrael wird furchtſam/ was nun nach Joſephs Tode erfol-
gen werde. Und ſo beweinen wir dieſen Fall durch die an
hieſiger Staͤtte angeſtimmten Klage-Lieder. Unſere Stadt
und Vaterland erzehlet gar wenig ſolche Begebenheiten/
darum iſt auch gegenwaͤrtig ſchmertzliches Vorhaben ein um
ſo vielmehr extra-ordinäires Leid-Weſen.
Wer mitleidig iſt/ der wolle zu ſeiner Conſolation an die-
ſem Trauer-Geruͤſte
Was Rares ſehen und was Rechtes leſen.
Zwey Saͤrge auff einmahl ſehen und in ſelbigen zwey ver-
ehlichte im Tode unzertrennte Hertzen/ iſt was Rares/
welches wohl viel tauſend Ehe-Hertzen wuͤnſchen/ aber ſo
gluͤckſelig nicht erlangen koͤnnen. Die Eheliche/ oder auch
ſonſt vertraute Freundſchafft/ qualmet zwar insgemein mit
Salomo: Wo mein Schatz iſt/ da ſey auch mein Hertze! A-
ber es muͤſſen nur Abſchatziſche Hertzen ſeyn/ an denen ſolches
erfuͤllet wird. Und ob ein dem David in getreuer Liebe/ als
wie angetreueter Ithai/ ſich verſchweren wolte/ ſo wahr der
HErr lebe/ und ſein Herr Koͤnig/ an welchem Orte ſein Herr
Koͤnig ſeyn werde/ es gerathe zum Tode oder zum Leben/ da
wolle er/ deſſen Knecht/ auch ſeyn/ ſo muß es doch darum nicht
geſche-
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