Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

ANEMONS und
Verbotnen Raub darvon zu tragen
Mit tausend Lüsten lebt bedacht.
Wer sich der Treue will befleissen/
Muß alber oder einsam heissen.

Was aber fragt nach solchem Schmähen
Der Harnisch tugendvoller Brust.
Der Ausgang wird uns lassen sehen/
Auff wen noch wart die beste Lust.
Wenn Stein und Gicht die Glieder brechen
Wird sie an ihm der Nachbar rächen.


Was wilt du/ stiller Celadon/
Bey Leuten eitler Sinnen machen/
Wo Trug und List/ ein herber Lohn/
Auff treuer Unschuld Schaden wachen?
Der Kittel alter Redligkeit
Ist für die Mode-Welt ein viel zu schlechtes Kleid.
Wer anders sagt und anders denckt/
Bey Höll und Himmel sich verschweret/
Sein Hertze dar und hier verschenckt/
Und doch an keinem Ort gewehret/
Verstehet seine Sachen wohl/
Und weiß/ wie er sich recht bey Leuten halten soll.
Ich habe zwar vom Amadiß
Die meisten Theile durchstudiret/
Ich weiß/ was zu der Argenis
Für Wort' ihr Poliarchus führet/
Der Schäffereyen schönes Land
Und Zipriens Parnaß ist mir nicht unbekandt.
Papier und Feder schämt sich nicht/
Läst wohl ein eitles Wort entfliegen/
Hat eh ein Liedchen eingericht/
Der

ANEMONS und
Verbotnen Raub darvon zu tragen
Mit tauſend Luͤſten lebt bedacht.
Wer ſich der Treue will befleiſſen/
Muß alber oder einſam heiſſen.

Was aber fragt nach ſolchem Schmaͤhen
Der Harniſch tugendvoller Bruſt.
Der Ausgang wird uns laſſen ſehen/
Auff wen noch wart die beſte Luſt.
Wenn Stein und Gicht die Glieder brechen
Wird ſie an ihm der Nachbar raͤchen.


Was wilt du/ ſtiller Celadon/
Bey Leuten eitler Sinnen machen/
Wo Trug und Liſt/ ein herber Lohn/
Auff treuer Unſchuld Schaden wachen?
Der Kittel alter Redligkeit
Iſt fuͤr die Mode-Welt ein viel zu ſchlechtes Kleid.
Wer anders ſagt und anders denckt/
Bey Hoͤll und Himmel ſich verſchweret/
Sein Hertze dar und hier verſchenckt/
Und doch an keinem Ort gewehret/
Verſtehet ſeine Sachen wohl/
Und weiß/ wie er ſich recht bey Leuten halten ſoll.
Ich habe zwar vom Amadiß
Die meiſten Theile durchſtudiret/
Ich weiß/ was zu der Argenis
Fuͤr Wort’ ihr Poliarchus fuͤhret/
Der Schaͤffereyen ſchoͤnes Land
Und Zipriens Parnaß iſt mir nicht unbekandt.
Papier und Feder ſchaͤmt ſich nicht/
Laͤſt wohl ein eitles Wort entfliegen/
Hat eh ein Liedchen eingericht/
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="4">
              <pb facs="#f0400" n="300"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">ANEMONS</hi></hi> und</fw><lb/>
              <l>Verbotnen Raub darvon zu tragen</l><lb/>
              <l>Mit tau&#x017F;end Lu&#x0364;&#x017F;ten lebt bedacht.</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;ich der Treue will beflei&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Muß alber oder ein&#x017F;am hei&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Was aber fragt nach &#x017F;olchem Schma&#x0364;hen</l><lb/>
              <l>Der Harni&#x017F;ch tugendvoller Bru&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Der Ausgang wird uns la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehen/</l><lb/>
              <l>Auff wen noch wart die be&#x017F;te Lu&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>Wenn Stein und Gicht die Glieder brechen</l><lb/>
              <l>Wird &#x017F;ie an ihm der Nachbar ra&#x0364;chen.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>as wilt du/ &#x017F;tiller Celadon/</l><lb/>
              <l>Bey Leuten eitler Sinnen machen/</l><lb/>
              <l>Wo Trug und Li&#x017F;t/ ein herber Lohn/</l><lb/>
              <l>Auff treuer Un&#x017F;chuld Schaden wachen?</l><lb/>
              <l>Der Kittel alter Redligkeit</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t fu&#x0364;r die Mode-Welt ein viel zu &#x017F;chlechtes Kleid.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wer anders &#x017F;agt und anders denckt/</l><lb/>
              <l>Bey Ho&#x0364;ll und Himmel &#x017F;ich ver&#x017F;chweret/</l><lb/>
              <l>Sein Hertze dar und hier ver&#x017F;chenckt/</l><lb/>
              <l>Und doch an keinem Ort gewehret/</l><lb/>
              <l>Ver&#x017F;tehet &#x017F;eine Sachen wohl/</l><lb/>
              <l>Und weiß/ wie er &#x017F;ich recht bey Leuten halten &#x017F;oll.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Ich habe zwar vom Amadiß</l><lb/>
              <l>Die mei&#x017F;ten Theile durch&#x017F;tudiret/</l><lb/>
              <l>Ich weiß/ was zu der Argenis</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r Wort&#x2019; ihr Poliarchus fu&#x0364;hret/</l><lb/>
              <l>Der Scha&#x0364;ffereyen &#x017F;cho&#x0364;nes Land</l><lb/>
              <l>Und Zipriens Parnaß i&#x017F;t mir nicht unbekandt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Papier und Feder &#x017F;cha&#x0364;mt &#x017F;ich nicht/</l><lb/>
              <l>La&#x0364;&#x017F;t wohl ein eitles Wort entfliegen/</l><lb/>
              <l>Hat eh ein Liedchen eingericht/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0400] ANEMONS und Verbotnen Raub darvon zu tragen Mit tauſend Luͤſten lebt bedacht. Wer ſich der Treue will befleiſſen/ Muß alber oder einſam heiſſen. Was aber fragt nach ſolchem Schmaͤhen Der Harniſch tugendvoller Bruſt. Der Ausgang wird uns laſſen ſehen/ Auff wen noch wart die beſte Luſt. Wenn Stein und Gicht die Glieder brechen Wird ſie an ihm der Nachbar raͤchen. Was wilt du/ ſtiller Celadon/ Bey Leuten eitler Sinnen machen/ Wo Trug und Liſt/ ein herber Lohn/ Auff treuer Unſchuld Schaden wachen? Der Kittel alter Redligkeit Iſt fuͤr die Mode-Welt ein viel zu ſchlechtes Kleid. Wer anders ſagt und anders denckt/ Bey Hoͤll und Himmel ſich verſchweret/ Sein Hertze dar und hier verſchenckt/ Und doch an keinem Ort gewehret/ Verſtehet ſeine Sachen wohl/ Und weiß/ wie er ſich recht bey Leuten halten ſoll. Ich habe zwar vom Amadiß Die meiſten Theile durchſtudiret/ Ich weiß/ was zu der Argenis Fuͤr Wort’ ihr Poliarchus fuͤhret/ Der Schaͤffereyen ſchoͤnes Land Und Zipriens Parnaß iſt mir nicht unbekandt. Papier und Feder ſchaͤmt ſich nicht/ Laͤſt wohl ein eitles Wort entfliegen/ Hat eh ein Liedchen eingericht/ Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/400
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/400>, abgerufen am 22.11.2024.