Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.gerettet habe?" antwortete die bewunderungswürdige Frau: "Ist das Glück, Unglückliche zu trösten nicht genug gross, um gegen Gefahren gleichgültig zu machen, die ihre Folgen sein können? Und ist der Tod nicht das süsseste, um das man beneidet werden kann, wenn man alles Gute, das möglich war, getan hat?" Selten fanden die Gefangenen einen Augenblick, um aus ihrem Gefängnis herauszutreten, in dem sich die Atmosphäre durch den geringen Zutritt frischer Luft so rasch verschlechterte. Sie blieben dort von anfang Oktober bis zum 12. November 1794. Der Zeitpunkt, wo Gerüchte von Verfolgung und drohender Haussuchung sie zwangen, ihr Versteck zu verlassen. Schon am 6. Oktober wurde das Haus auf Befehl Talliens von oben nach unten gekehrt und sechs Tage nach ihrer Flucht hetzte man Spürhunde in den Brunnen, auf dessen Existenz ein Verräter aufmerksam gemacht hatte. Die sieben Flüchtlinge waren nun wieder neuen Gefahren ausgesetzt, aber Madame Bouquey verliess diese Opfer der Schreckensherrschaft nicht, die sie mit Gefahr ihres Lebens retten wollte. Sie trennten sich, denn sieben hätten nirgends zusammen Unterkunft gefunden. Valady floh gegen Periguaux, wo er bald gefangen und guillotiniert wurde. Louvet gelang es bis nach Paris zu kommen, wo er sich bis nach dem 9. Termidor verbarg, um dann wieder in den Konvent zu kommen, wo er Mitglied des Rates der Fünf wurde. Für drei von ihnen gelang es Madame Bouquey, einen neuen Zufluchtsort in einer Mansarde des Perückenmachers Froquart zu finden. Unter diesem unverdächtigen Dache lebten seit den ersten Tagen des Januar bis zum 18. Juni 1791 der schöne, beredte Barbaroux, diese feurige, mutige Seele, dann der ehemalige Bürgermeister von Paris, Petion und der Abgeordnete von Evreux, Buzot, der am 6. August die Güter des Klerus von Frankreich als Nationaleigentum erklärt hatte. gerettet habe?“ antwortete die bewunderungswürdige Frau: „Ist das Glück, Unglückliche zu trösten nicht genug gross, um gegen Gefahren gleichgültig zu machen, die ihre Folgen sein können? Und ist der Tod nicht das süsseste, um das man beneidet werden kann, wenn man alles Gute, das möglich war, getan hat?“ Selten fanden die Gefangenen einen Augenblick, um aus ihrem Gefängnis herauszutreten, in dem sich die Atmosphäre durch den geringen Zutritt frischer Luft so rasch verschlechterte. Sie blieben dort von anfang Oktober bis zum 12. November 1794. Der Zeitpunkt, wo Gerüchte von Verfolgung und drohender Haussuchung sie zwangen, ihr Versteck zu verlassen. Schon am 6. Oktober wurde das Haus auf Befehl Talliens von oben nach unten gekehrt und sechs Tage nach ihrer Flucht hetzte man Spürhunde in den Brunnen, auf dessen Existenz ein Verräter aufmerksam gemacht hatte. Die sieben Flüchtlinge waren nun wieder neuen Gefahren ausgesetzt, aber Madame Bouquey verliess diese Opfer der Schreckensherrschaft nicht, die sie mit Gefahr ihres Lebens retten wollte. Sie trennten sich, denn sieben hätten nirgends zusammen Unterkunft gefunden. Valady floh gegen Periguaux, wo er bald gefangen und guillotiniert wurde. Louvet gelang es bis nach Paris zu kommen, wo er sich bis nach dem 9. Termidor verbarg, um dann wieder in den Konvent zu kommen, wo er Mitglied des Rates der Fünf wurde. Für drei von ihnen gelang es Madame Bouquey, einen neuen Zufluchtsort in einer Mansarde des Perückenmachers Froquart zu finden. Unter diesem unverdächtigen Dache lebten seit den ersten Tagen des Januar bis zum 18. Juni 1791 der schöne, beredte Barbaroux, diese feurige, mutige Seele, dann der ehemalige Bürgermeister von Paris, Pétion und der Abgeordnete von Evreux, Buzot, der am 6. August die Güter des Klerus von Frankreich als Nationaleigentum erklärt hatte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="208"/> gerettet habe?“ antwortete die bewunderungswürdige Frau: „Ist das Glück, Unglückliche zu trösten nicht genug gross, um gegen Gefahren gleichgültig zu machen, die ihre Folgen sein können? Und ist der Tod nicht das süsseste, um das man beneidet werden kann, wenn man alles Gute, das möglich war, getan hat?“</p> <p>Selten fanden die Gefangenen einen Augenblick, um aus ihrem Gefängnis herauszutreten, in dem sich die Atmosphäre durch den geringen Zutritt frischer Luft so rasch verschlechterte. Sie blieben dort von anfang Oktober bis zum 12. November 1794. Der Zeitpunkt, wo Gerüchte von Verfolgung und drohender Haussuchung sie zwangen, ihr Versteck zu verlassen. Schon am 6. Oktober wurde das Haus auf Befehl Talliens von oben nach unten gekehrt und sechs Tage nach ihrer Flucht hetzte man Spürhunde in den Brunnen, auf dessen Existenz ein Verräter aufmerksam gemacht hatte.</p> <p>Die sieben Flüchtlinge waren nun wieder neuen Gefahren ausgesetzt, aber Madame Bouquey verliess diese Opfer der Schreckensherrschaft nicht, die sie mit Gefahr ihres Lebens retten wollte. Sie trennten sich, denn sieben hätten nirgends zusammen Unterkunft gefunden. Valady floh gegen Periguaux, wo er bald gefangen und guillotiniert wurde. Louvet gelang es bis nach Paris zu kommen, wo er sich bis nach dem 9. Termidor verbarg, um dann wieder in den Konvent zu kommen, wo er Mitglied des Rates der Fünf wurde. Für drei von ihnen gelang es Madame Bouquey, einen neuen Zufluchtsort in einer Mansarde des Perückenmachers Froquart zu finden.</p> <p>Unter diesem unverdächtigen Dache lebten seit den ersten Tagen des Januar bis zum 18. Juni 1791 der schöne, beredte Barbaroux, diese feurige, mutige Seele, dann der ehemalige Bürgermeister von Paris, Pétion und der Abgeordnete von Evreux, Buzot, der am 6. August die Güter des Klerus von Frankreich als Nationaleigentum erklärt hatte.</p> </div> </body> </text> </TEI> [208/0230]
gerettet habe?“ antwortete die bewunderungswürdige Frau: „Ist das Glück, Unglückliche zu trösten nicht genug gross, um gegen Gefahren gleichgültig zu machen, die ihre Folgen sein können? Und ist der Tod nicht das süsseste, um das man beneidet werden kann, wenn man alles Gute, das möglich war, getan hat?“
Selten fanden die Gefangenen einen Augenblick, um aus ihrem Gefängnis herauszutreten, in dem sich die Atmosphäre durch den geringen Zutritt frischer Luft so rasch verschlechterte. Sie blieben dort von anfang Oktober bis zum 12. November 1794. Der Zeitpunkt, wo Gerüchte von Verfolgung und drohender Haussuchung sie zwangen, ihr Versteck zu verlassen. Schon am 6. Oktober wurde das Haus auf Befehl Talliens von oben nach unten gekehrt und sechs Tage nach ihrer Flucht hetzte man Spürhunde in den Brunnen, auf dessen Existenz ein Verräter aufmerksam gemacht hatte.
Die sieben Flüchtlinge waren nun wieder neuen Gefahren ausgesetzt, aber Madame Bouquey verliess diese Opfer der Schreckensherrschaft nicht, die sie mit Gefahr ihres Lebens retten wollte. Sie trennten sich, denn sieben hätten nirgends zusammen Unterkunft gefunden. Valady floh gegen Periguaux, wo er bald gefangen und guillotiniert wurde. Louvet gelang es bis nach Paris zu kommen, wo er sich bis nach dem 9. Termidor verbarg, um dann wieder in den Konvent zu kommen, wo er Mitglied des Rates der Fünf wurde. Für drei von ihnen gelang es Madame Bouquey, einen neuen Zufluchtsort in einer Mansarde des Perückenmachers Froquart zu finden.
Unter diesem unverdächtigen Dache lebten seit den ersten Tagen des Januar bis zum 18. Juni 1791 der schöne, beredte Barbaroux, diese feurige, mutige Seele, dann der ehemalige Bürgermeister von Paris, Pétion und der Abgeordnete von Evreux, Buzot, der am 6. August die Güter des Klerus von Frankreich als Nationaleigentum erklärt hatte.
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