Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.

Bild:
<< vorherige Seite

schnitt über und unter den Knospen/ so lange biß der Zweck halb dick ist / dann thut man von dem Ober-biß zum Unter-Schnitt auf beyden Seiten auch einen Schnitt/ daß es wie ein viereckicht Schildlein komme/ solches Schildlein wird mit dem Finger und Daumen vom Holtz behend abgezogen/ wie bey B. das Zweiglein mit dem außgeschnittenen Schildlein eigendlich abgebildet ist; Wann solches geschehen/ so nimmt man ein beinern oder hart höltzern Messerlein/ und hebet damit die Rinde/ die durchs schneiden deß Lateinischen T. sich leichtlich abgibt/ auf/ und flieget das Schildlein mit den Knospen zwischen die Rinde und das Holtz ein wenig aufwarts hinein/ daß der Rand deß Schildleins dichte an den Zwerg-Schnitt deß Lateinischen T komme/ wie es bey dem C. da es noch ungebunden gesehen wird; Darnach nimmt man ein Band von Hanff oder Flachs/ und bindet den Schnitt oben und unter den Knospen vest zu/ wie beym D eigentlich zu observiren. Wann nun dieses also zwey Monaten gestanden/ so wird de Band abgenommen/ und so der Knospe noch frisch und grün ist/ wird er auf folgenden Frühling zu sprösseln anfangen/ alsdann wird der Zweig eine Hand breit über der oculation zu erst abgeschnitten/ und in darauff folgendem Jahr nahe an der oculation, auf daß sie desto besser nach einander wachsen.

Gleicher gestalt ist es mit den Rosen auch zu practiciren. Auch kan man das oculiren bey den Nägelein-Stöcken versuchen/ wenn man einen alten Stock hat / der junge Augen an seinen Schossen treibt/ so gemeiniglich gegen Bartholomaei geschicht/ solche Augen mit einem scharpffen Messerlein dergestalt außschneidet / daß die Seele oder das Höltzlein darinn bleibt/ und solche Aeuglein hernach in einen andern Schoß einschneidet/ und damit weiter verfährt/ wie gleich vorher gelehrt.

Von Ablactiren.

Hiezu erwehle man einen geschickten beliebigen Baum/ setzet gegen den Herbst unter selbigen so nahe junge Stämmlein/ daß mit den Aesten vom alten Baum die eingesetzte junge Stämmlein zu erreichen sind; Wann nun solche junge Stämme den Winter durch also gestanden/ schneidet man solche im Martio, oder so lange die Knospen am Baum/ der abgeseeget wer-

schnitt über und unter den Knospen/ so lange biß der Zweck halb dick ist / dann thut man von dem Ober-biß zum Unter-Schnitt auf beyden Seiten auch einen Schnitt/ daß es wie ein viereckicht Schildlein komme/ solches Schildlein wird mit dem Finger und Daumen vom Holtz behend abgezogen/ wie bey B. das Zweiglein mit dem außgeschnittenen Schildlein eigendlich abgebildet ist; Wann solches geschehen/ so nim̃t man ein beinern oder hart höltzern Messerlein/ und hebet damit die Rinde/ die durchs schneiden deß Lateinischen T. sich leichtlich abgibt/ auf/ und flieget das Schildlein mit den Knospen zwischen die Rinde und das Holtz ein wenig aufwarts hinein/ daß der Rand deß Schildleins dichte an den Zwerg-Schnitt deß Lateinischen T komme/ wie es bey dem C. da es noch ungebunden gesehen wird; Darnach nim̃t man ein Band von Hanff oder Flachs/ und bindet den Schnitt oben und unter den Knospen vest zu/ wie beym D eigentlich zu observiren. Wann nun dieses also zwey Monaten gestanden/ so wird de Band abgenommen/ und so der Knospe noch frisch und grün ist/ wird er auf folgenden Frühling zu sprösseln anfangen/ alsdann wird der Zweig eine Hand breit über der oculation zu erst abgeschnitten/ und in darauff folgendem Jahr nahe an der oculation, auf daß sie desto besser nach einander wachsen.

Gleicher gestalt ist es mit den Rosen auch zu practiciren. Auch kan man das oculiren bey den Nägelein-Stöcken versuchen/ wenn man einen alten Stock hat / der junge Augen an seinen Schossen treibt/ so gemeiniglich gegen Bartholomaei geschicht/ solche Augen mit einem scharpffen Messerlein dergestalt außschneidet / daß die Seele oder das Höltzlein dariñ bleibt/ und solche Aeuglein hernach in einen andern Schoß einschneidet/ und damit weiter verfährt/ wie gleich vorher gelehrt.

Von Ablactiren.

Hiezu erwehle man einen geschickten beliebigen Baum/ setzet gegen den Herbst unter selbigen so nahe junge Stämmlein/ daß mit den Aesten vom alten Baum die eingesetzte junge Stämmlein zu erreichen sind; Wann nun solche junge Stämme den Winter durch also gestanden/ schneidet man solche im Martio, oder so lange die Knospen am Baum/ der abgeseeget wer-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0054" n="20"/>
schnitt über und unter den Knospen/ so lange biß der Zweck halb dick ist / dann thut man von dem Ober-biß zum Unter-Schnitt auf beyden Seiten auch einen Schnitt/ daß es wie ein viereckicht Schildlein komme/ solches Schildlein wird mit dem Finger und Daumen vom Holtz behend abgezogen/ wie bey B. das Zweiglein mit dem außgeschnittenen Schildlein eigendlich abgebildet ist; Wann solches geschehen/ so nim&#x0303;t man ein beinern oder hart höltzern Messerlein/ und hebet damit die Rinde/ die durchs schneiden deß Lateinischen T. sich leichtlich abgibt/ auf/ und flieget das Schildlein mit den Knospen zwischen die Rinde und das Holtz ein wenig aufwarts hinein/ daß der Rand deß Schildleins dichte an den Zwerg-Schnitt deß Lateinischen T komme/ wie es bey dem C. da es noch ungebunden gesehen wird; Darnach nim&#x0303;t man ein Band von Hanff oder Flachs/ und bindet den Schnitt oben und unter den Knospen vest zu/ wie beym D eigentlich zu observiren. Wann nun dieses also zwey Monaten gestanden/ so wird de Band abgenommen/ und so der Knospe noch frisch und grün ist/ wird er auf folgenden Frühling zu sprösseln anfangen/ alsdann wird der Zweig eine Hand breit über der oculation zu erst abgeschnitten/ und in darauff folgendem Jahr nahe an der oculation, auf daß sie desto besser nach einander wachsen.</p>
        <p>Gleicher gestalt ist es mit den Rosen auch zu practiciren. Auch kan man das                      oculiren bey den Nägelein-Stöcken versuchen/ wenn man einen alten Stock hat /                      der junge Augen an seinen Schossen treibt/ so gemeiniglich gegen Bartholomaei                      geschicht/ solche Augen mit einem scharpffen Messerlein dergestalt außschneidet                     / daß die Seele oder das Höltzlein darin&#x0303; bleibt/ und solche Aeuglein                      hernach in einen andern Schoß einschneidet/ und damit weiter verfährt/ wie                      gleich vorher gelehrt.</p>
        <p>Von Ablactiren.</p>
        <p>Hiezu erwehle man einen geschickten beliebigen Baum/ setzet gegen den Herbst                      unter selbigen so nahe junge Stämmlein/ daß mit den Aesten vom alten Baum die                      eingesetzte junge Stämmlein zu erreichen sind; Wann nun solche junge Stämme den                      Winter durch also gestanden/ schneidet man solche im Martio, oder so lange die                      Knospen am Baum/ der abgeseeget wer-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0054] schnitt über und unter den Knospen/ so lange biß der Zweck halb dick ist / dann thut man von dem Ober-biß zum Unter-Schnitt auf beyden Seiten auch einen Schnitt/ daß es wie ein viereckicht Schildlein komme/ solches Schildlein wird mit dem Finger und Daumen vom Holtz behend abgezogen/ wie bey B. das Zweiglein mit dem außgeschnittenen Schildlein eigendlich abgebildet ist; Wann solches geschehen/ so nim̃t man ein beinern oder hart höltzern Messerlein/ und hebet damit die Rinde/ die durchs schneiden deß Lateinischen T. sich leichtlich abgibt/ auf/ und flieget das Schildlein mit den Knospen zwischen die Rinde und das Holtz ein wenig aufwarts hinein/ daß der Rand deß Schildleins dichte an den Zwerg-Schnitt deß Lateinischen T komme/ wie es bey dem C. da es noch ungebunden gesehen wird; Darnach nim̃t man ein Band von Hanff oder Flachs/ und bindet den Schnitt oben und unter den Knospen vest zu/ wie beym D eigentlich zu observiren. Wann nun dieses also zwey Monaten gestanden/ so wird de Band abgenommen/ und so der Knospe noch frisch und grün ist/ wird er auf folgenden Frühling zu sprösseln anfangen/ alsdann wird der Zweig eine Hand breit über der oculation zu erst abgeschnitten/ und in darauff folgendem Jahr nahe an der oculation, auf daß sie desto besser nach einander wachsen. Gleicher gestalt ist es mit den Rosen auch zu practiciren. Auch kan man das oculiren bey den Nägelein-Stöcken versuchen/ wenn man einen alten Stock hat / der junge Augen an seinen Schossen treibt/ so gemeiniglich gegen Bartholomaei geschicht/ solche Augen mit einem scharpffen Messerlein dergestalt außschneidet / daß die Seele oder das Höltzlein dariñ bleibt/ und solche Aeuglein hernach in einen andern Schoß einschneidet/ und damit weiter verfährt/ wie gleich vorher gelehrt. Von Ablactiren. Hiezu erwehle man einen geschickten beliebigen Baum/ setzet gegen den Herbst unter selbigen so nahe junge Stämmlein/ daß mit den Aesten vom alten Baum die eingesetzte junge Stämmlein zu erreichen sind; Wann nun solche junge Stämme den Winter durch also gestanden/ schneidet man solche im Martio, oder so lange die Knospen am Baum/ der abgeseeget wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/54
Zitationshilfe: Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/agricola_schauplatz01_1677/54>, abgerufen am 22.11.2024.