Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.den soll/ noch geschlossen sind/ in solcher Höhe oder Tieffe/ jedoch etwas schieff oder ungleich/ daß es am obern Ort etwas höher als am untern bleibet/ ab/ so daß man vermeynt/ daß das Reyß den jungen Stamm erreichen mag/ spaltet solchen / wie gebräuchlich/ dann ziehet man einen bequemen Zweig nider waris / beschneidet dessen Gipffel überzwerch an beyden Seiten/ wie beym pfropffen / (ausser daß er am Ast und die Rinde deß Zweiges mit der äussersten deß Enckens vereiniget bleibe) fügt es in den gespaltenen Stamm ein/ daß die Rinden außwarts gleich schliessen/ wie in der Figur pag. 5. zu sehen/ bindet solchen eingefügten Zweig an dem Stamm vest/ überschmieret ihn wohl mit dem Baum-Wachs / daß keine Feuchtigkeit hindurch dringen kan. Damit nun solcher Säugling durch Wind und Bewegung deß alten Baums keinen Schaden leyde/ wird der eingesaugte Stamm an einen Pfal gebunden. Wann also solcher Säugling biß auf den Herbst gestanden/ und man mercken kan / daß er gewachsen/ kan er von der Mutter unten neben der Fuge abgeschnitten / auß gehoben/ und an beliebigen Ort versetzet werden. Auf solche Weise kan man Aepffel auf Quitten/ Duitten auf Aepffel und Birn / Pfirsing/ Mandeln/ Apricosen auf gemeine Pflaumen/ und auch Pfirsing auf Kirschen-Stämme/ absaugen. Mit der Pfeiffen oder Röhrlein. Man nimmt etwan vierzehen Tag nach Johannis Baptistae ein Reiß von einem zahmen Baum/ schneidet die obere Spitze davon/ macht hernach mit dem Messer einen Ring umb das Holtz durch die Schale/ ziehet solche mit ein oder zwey Aeuglein herab als eine Pfeiffe/ darnach sucht man ein funges wildes Stämmlein / streifft nach proportion deß gemelten Pfeiffleins die Schale behutsam hinunterwarts/ damit das abgezogene Pfeifflein fein gedrang an das abgeschelte wilde Reiß gestecket werde/ dann ziehet man die am wilden Stämmlein herab hangende Rinde außwendig am Pfeifflein wider in die Höhe/ und umwickeles mit Hanff oder Flachs/ wie beym oculiren. Wenn es nun 5. oder 6. Wochen also gestanden/ löset man es wider auf/ so sind die Aeuglein allbereit ein- und angewachsen. Manmuß den soll/ noch geschlossen sind/ in solcher Höhe oder Tieffe/ jedoch etwas schieff oder ungleich/ daß es am obern Ort etwas höher als am untern bleibet/ ab/ so daß man vermeynt/ daß das Reyß den jungen Stamm erreichen mag/ spaltet solchen / wie gebräuchlich/ dann ziehet man einen bequemen Zweig nider waris / beschneidet dessen Gipffel überzwerch an beyden Seiten/ wie beym pfropffen / (ausser daß er am Ast und die Rinde deß Zweiges mit der äussersten deß Enckens vereiniget bleibe) fügt es in den gespaltenen Stamm ein/ daß die Rinden außwarts gleich schliessen/ wie in der Figur pag. 5. zu sehen/ bindet solchen eingefügten Zweig an dem Stamm vest/ überschmieret ihn wohl mit dem Baum-Wachs / daß keine Feuchtigkeit hindurch dringen kan. Damit nun solcher Säugling durch Wind und Bewegung deß alten Baums keinen Schaden leyde/ wird der eingesaugte Stamm an einen Pfal gebunden. Wann also solcher Säugling biß auf den Herbst gestanden/ und man mercken kan / daß er gewachsen/ kan er von der Mutter unten neben der Fuge abgeschnitten / auß gehoben/ und an beliebigen Ort versetzet werden. Auf solche Weise kan man Aepffel auf Quitten/ Duitten auf Aepffel und Birn / Pfirsing/ Mandeln/ Apricosen auf gemeine Pflaumen/ und auch Pfirsing auf Kirschen-Stämme/ absaugen. Mit der Pfeiffen oder Röhrlein. Man nim̃t etwan vierzehen Tag nach Johannis Baptistae ein Reiß von einem zahmen Baum/ schneidet die obere Spitze davon/ macht hernach mit dem Messer einen Ring umb das Holtz durch die Schale/ ziehet solche mit ein oder zwey Aeuglein herab als eine Pfeiffe/ darnach sucht man ein funges wildes Stämmlein / streifft nach proportion deß gemelten Pfeiffleins die Schale behutsam hinunterwarts/ damit das abgezogene Pfeifflein fein gedrang an das abgeschelte wilde Reiß gestecket werde/ dann ziehet man die am wilden Stämmlein herab hangende Rinde außwendig am Pfeifflein wider in die Höhe/ und umwickeles mit Hanff oder Flachs/ wie beym oculiren. Wenn es nun 5. oder 6. Wochen also gestanden/ löset man es wider auf/ so sind die Aeuglein allbereit ein- und angewachsen. 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Damit nun solcher Säugling durch Wind und Bewegung deß alten Baums keinen Schaden leyde/ wird der eingesaugte Stamm an einen Pfal gebunden.</p> <p>Wann also solcher Säugling biß auf den Herbst gestanden/ und man mercken kan / daß er gewachsen/ kan er von der Mutter unten neben der Fuge abgeschnitten / auß gehoben/ und an beliebigen Ort versetzet werden.</p> <p>Auf solche Weise kan man Aepffel auf Quitten/ Duitten auf Aepffel und Birn / Pfirsing/ Mandeln/ Apricosen auf gemeine Pflaumen/ und auch Pfirsing auf Kirschen-Stämme/ absaugen.</p> <p>Mit der Pfeiffen oder Röhrlein.</p> <p>Man nim̃t etwan vierzehen Tag nach Johannis Baptistae ein Reiß von einem zahmen Baum/ schneidet die obere Spitze davon/ macht hernach mit dem Messer einen Ring umb das Holtz durch die Schale/ ziehet solche mit ein oder zwey Aeuglein herab als eine Pfeiffe/ darnach sucht man ein funges wildes Stämmlein / streifft nach proportion deß gemelten Pfeiffleins die Schale behutsam hinunterwarts/ damit das abgezogene Pfeifflein fein gedrang an das abgeschelte wilde Reiß gestecket werde/ dann ziehet man die am wilden Stämmlein herab hangende Rinde außwendig am Pfeifflein wider in die Höhe/ und umwickeles mit Hanff oder Flachs/ wie beym oculiren. 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den soll/ noch geschlossen sind/ in solcher Höhe oder Tieffe/ jedoch etwas schieff oder ungleich/ daß es am obern Ort etwas höher als am untern bleibet/ ab/ so daß man vermeynt/ daß das Reyß den jungen Stamm erreichen mag/ spaltet solchen / wie gebräuchlich/ dann ziehet man einen bequemen Zweig nider waris / beschneidet dessen Gipffel überzwerch an beyden Seiten/ wie beym pfropffen / (ausser daß er am Ast und die Rinde deß Zweiges mit der äussersten deß Enckens vereiniget bleibe) fügt es in den gespaltenen Stamm ein/ daß die Rinden außwarts gleich schliessen/ wie in der Figur pag. 5. zu sehen/ bindet solchen eingefügten Zweig an dem Stamm vest/ überschmieret ihn wohl mit dem Baum-Wachs / daß keine Feuchtigkeit hindurch dringen kan. Damit nun solcher Säugling durch Wind und Bewegung deß alten Baums keinen Schaden leyde/ wird der eingesaugte Stamm an einen Pfal gebunden.
Wann also solcher Säugling biß auf den Herbst gestanden/ und man mercken kan / daß er gewachsen/ kan er von der Mutter unten neben der Fuge abgeschnitten / auß gehoben/ und an beliebigen Ort versetzet werden.
Auf solche Weise kan man Aepffel auf Quitten/ Duitten auf Aepffel und Birn / Pfirsing/ Mandeln/ Apricosen auf gemeine Pflaumen/ und auch Pfirsing auf Kirschen-Stämme/ absaugen.
Mit der Pfeiffen oder Röhrlein.
Man nim̃t etwan vierzehen Tag nach Johannis Baptistae ein Reiß von einem zahmen Baum/ schneidet die obere Spitze davon/ macht hernach mit dem Messer einen Ring umb das Holtz durch die Schale/ ziehet solche mit ein oder zwey Aeuglein herab als eine Pfeiffe/ darnach sucht man ein funges wildes Stämmlein / streifft nach proportion deß gemelten Pfeiffleins die Schale behutsam hinunterwarts/ damit das abgezogene Pfeifflein fein gedrang an das abgeschelte wilde Reiß gestecket werde/ dann ziehet man die am wilden Stämmlein herab hangende Rinde außwendig am Pfeifflein wider in die Höhe/ und umwickeles mit Hanff oder Flachs/ wie beym oculiren. Wenn es nun 5. oder 6. Wochen also gestanden/ löset man es wider auf/ so sind die Aeuglein allbereit ein- und angewachsen. Manmuß
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