Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.trug und sich Freiwilliger nannte, hier war er mir Schon zwei Stunden hatte der Mensch fortge- trug und ſich Freiwilliger nannte, hier war er mir Schon zwei Stunden hatte der Menſch fortge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0024"/> trug und ſich Freiwilliger nannte, hier war er mir<lb/> ein willkommener Freund.</p><lb/> <p>Schon zwei Stunden hatte der Menſch fortge-<lb/> ſchwatzt, um ſo beredter, je weniger er von der Sache<lb/> verſtand. Auch hier in den öden Felsſchluchten der<lb/> Maas war das Theater ein unerſchöpflicher Gegenſtand,<lb/> und dieſer Marqueur war nicht der einzige Freiwillige,<lb/> der Mitglied eines Liebhabertheaters geweſen, „weil das<lb/> am leichteſten Bildung verſchafft.“ Er hoffte beſtimmt<lb/> auf eine Anſtellung bei’m Nationaltheater, wie Jffland<lb/> ihm ſchon verſprochen. Ein kleiner Dienſt für’s Va-<lb/> terland mußte ihm die noch fehlende Künſtlerqualifica-<lb/> tion geben, und nach ſeinen Militairzeugniſſen hoffte<lb/> er als Carl Moor auftreten zu dürfen. Jch weiß<lb/> nicht, ob es ihm gelungen iſt. Er war aber auch ein<lb/> großer Reformator. Jn die Räuber wollte er durch-<lb/> aus ein glückliches Ende bringen. Carl ſollte nach ihm<lb/> mit gebundenen Augen zum Rade geſchleift werden.<lb/> Dann wurde die Binde abgeriſſen und ein Pardon des<lb/> Kaiſers verſetzte ihn vom Galgen zu einem Gränzre-<lb/> giment, und zwar als Gouverneur. Er hegte die ge-<lb/> wiſſe Zuverſicht, daß man einem gedienten Soldaten<lb/> einen ſo billigen Wunſch nicht verſagen dürfe. Waren<lb/> doch die Anſprüche vieler Cameraden auf Berückſichti-<lb/> gung ihrer freiwilligen Verdienſte nicht geringer, wenn<lb/> auch das Lächerliche weniger in’s Auge fiel. Wie Viele<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
trug und ſich Freiwilliger nannte, hier war er mir
ein willkommener Freund.
Schon zwei Stunden hatte der Menſch fortge-
ſchwatzt, um ſo beredter, je weniger er von der Sache
verſtand. Auch hier in den öden Felsſchluchten der
Maas war das Theater ein unerſchöpflicher Gegenſtand,
und dieſer Marqueur war nicht der einzige Freiwillige,
der Mitglied eines Liebhabertheaters geweſen, „weil das
am leichteſten Bildung verſchafft.“ Er hoffte beſtimmt
auf eine Anſtellung bei’m Nationaltheater, wie Jffland
ihm ſchon verſprochen. Ein kleiner Dienſt für’s Va-
terland mußte ihm die noch fehlende Künſtlerqualifica-
tion geben, und nach ſeinen Militairzeugniſſen hoffte
er als Carl Moor auftreten zu dürfen. Jch weiß
nicht, ob es ihm gelungen iſt. Er war aber auch ein
großer Reformator. Jn die Räuber wollte er durch-
aus ein glückliches Ende bringen. Carl ſollte nach ihm
mit gebundenen Augen zum Rade geſchleift werden.
Dann wurde die Binde abgeriſſen und ein Pardon des
Kaiſers verſetzte ihn vom Galgen zu einem Gränzre-
giment, und zwar als Gouverneur. Er hegte die ge-
wiſſe Zuverſicht, daß man einem gedienten Soldaten
einen ſo billigen Wunſch nicht verſagen dürfe. Waren
doch die Anſprüche vieler Cameraden auf Berückſichti-
gung ihrer freiwilligen Verdienſte nicht geringer, wenn
auch das Lächerliche weniger in’s Auge fiel. Wie Viele
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(2020-07-16T12:57:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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