Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.Kriegsgerichtes wurde der Jäger in eine entfernte Fe- Mein Posten war diesen Abend derselbe, auf wel- Kriegsgerichtes wurde der Jäger in eine entfernte Fe- Mein Poſten war dieſen Abend derſelbe, auf wel- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0039"/> Kriegsgerichtes wurde der Jäger in eine entfernte Fe-<lb/> ſtung zu langwierigem Arreſt abgeliefert. Jch habe<lb/> Storchmeier ſeitdem nicht mehr geſehen, glaube aber,<lb/> daß ein Gerücht nicht ungegründet iſt, demzufolge er<lb/> bei’m Verſuch zu entſpringen, oder einem noch gefähr-<lb/> lichern Attentate das Leben verloren hat. Er war ein<lb/> Menſch, der auf der Gränze zwiſchen Leichtſinn und<lb/> Schlechtigkeit ſtand. Bei mehr Bildung hätte er ge-<lb/> fährlich werden können. Aus manchen Umſtänden ging<lb/> hervor, daß man ihn gern ſchonen wollen, weil man<lb/> ihn vielleicht ſelbſt bei früheren Gelegenheiten gebraucht.<lb/> Diesmal lag ſeinen Schlichen wol kein Verrath zum<lb/> Grunde, indem, wozu er ſich brauchen ließ, moraliſch<lb/> grade nicht als ſtrafbare Dienſtleiſtung erſcheint. Er<lb/> erntete nur den Lohn für einen ganzen verkehrten Le-<lb/> benswandel.</p><lb/> <p>Mein Poſten war dieſen Abend derſelbe, auf wel-<lb/> chem ich vor einigen Wochen zum erſten Mal den ge-<lb/> heimnißvollen Franzoſen geſehen. Aber diesmal ſchien<lb/> er mir weit anders als in jener Nacht. Am heiter-<lb/> ſten Herbſttage ging eben die Sonne unter, und pur-<lb/> purn lagen zu meiner Rechten jenſeits der Maas die<lb/> reichen Felder; die von den Spaniern kühn auf nack-<lb/> ten Felſen gebauten Mauern von Charlemont glühten<lb/> in derſelben Farbe, und die Thurmſpitzen der Stadt<lb/> ſchimmerten golden aus dem zart gefärbten Herbſtnebel<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0039]
Kriegsgerichtes wurde der Jäger in eine entfernte Fe-
ſtung zu langwierigem Arreſt abgeliefert. Jch habe
Storchmeier ſeitdem nicht mehr geſehen, glaube aber,
daß ein Gerücht nicht ungegründet iſt, demzufolge er
bei’m Verſuch zu entſpringen, oder einem noch gefähr-
lichern Attentate das Leben verloren hat. Er war ein
Menſch, der auf der Gränze zwiſchen Leichtſinn und
Schlechtigkeit ſtand. Bei mehr Bildung hätte er ge-
fährlich werden können. Aus manchen Umſtänden ging
hervor, daß man ihn gern ſchonen wollen, weil man
ihn vielleicht ſelbſt bei früheren Gelegenheiten gebraucht.
Diesmal lag ſeinen Schlichen wol kein Verrath zum
Grunde, indem, wozu er ſich brauchen ließ, moraliſch
grade nicht als ſtrafbare Dienſtleiſtung erſcheint. Er
erntete nur den Lohn für einen ganzen verkehrten Le-
benswandel.
Mein Poſten war dieſen Abend derſelbe, auf wel-
chem ich vor einigen Wochen zum erſten Mal den ge-
heimnißvollen Franzoſen geſehen. Aber diesmal ſchien
er mir weit anders als in jener Nacht. Am heiter-
ſten Herbſttage ging eben die Sonne unter, und pur-
purn lagen zu meiner Rechten jenſeits der Maas die
reichen Felder; die von den Spaniern kühn auf nack-
ten Felſen gebauten Mauern von Charlemont glühten
in derſelben Farbe, und die Thurmſpitzen der Stadt
ſchimmerten golden aus dem zart gefärbten Herbſtnebel
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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