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Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.

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vor. Auch meine Gedanken nahmen eine jener melan-
cholischen ganz entgegengesetzte Richtung. Jch träumte
und monologisirte von Glück, Friede und Freiheit, und
nicht die sanftesten Wünsche begleiteten den Heros, wel-
chen in diesem Augenblicke der Northumberland über
den Ocean trug.

Der Posten war eigentlich auf der Landstraße,
welche sich rechts um einen Hügel bog, und zum Fe-
stungsthore führte. Jn meinem Entzücken, welches ich
gern der ganzen Welt mitgetheilt hätte, war ich unbe-
merkt bis an den Vorbug vorgeschritten, und sah jetzt
zu meinem Schrecken kaum zehn Schritte von mir
entfernt zwei Franzosen aus der Festung stehen; der
eine war der Vorposten, der andre ein in einen Man-
tel gehüllter Officier. Es war eine starke Gestalt.
Sein braunrothes Gesicht wurde durch den dunkeln
Backenbart und die hohe Bärenmütze noch wilder als
es von Natur seyn mochte. Bei der Begegnung war
eigentlich nichts Ausserordentliches. Oft stoßen Vorpo-
sten zusammen, ohne immer verpflichtet zu seyn, in per-
sönlichen Feindseligkeiten, die ihrer Heere auszumachen.
Hier, wo beide Theile des Krieges müde waren, dessen
Grund längst weggefallen, kam es nicht selten, daß die
Vorposten sich freundschaftlich unterhielten. Die Fran-
zosen, meist junge Rekruten, gestanden ihr Herzensver-
langen, bald nach Hause zu kommen. Man trieb so-

vor. Auch meine Gedanken nahmen eine jener melan-
choliſchen ganz entgegengeſetzte Richtung. Jch träumte
und monologiſirte von Glück, Friede und Freiheit, und
nicht die ſanfteſten Wünſche begleiteten den Heros, wel-
chen in dieſem Augenblicke der Northumberland über
den Ocean trug.

Der Poſten war eigentlich auf der Landſtraße,
welche ſich rechts um einen Hügel bog, und zum Fe-
ſtungsthore führte. Jn meinem Entzücken, welches ich
gern der ganzen Welt mitgetheilt hätte, war ich unbe-
merkt bis an den Vorbug vorgeſchritten, und ſah jetzt
zu meinem Schrecken kaum zehn Schritte von mir
entfernt zwei Franzoſen aus der Feſtung ſtehen; der
eine war der Vorpoſten, der andre ein in einen Man-
tel gehüllter Officier. Es war eine ſtarke Geſtalt.
Sein braunrothes Geſicht wurde durch den dunkeln
Backenbart und die hohe Bärenmütze noch wilder als
es von Natur ſeyn mochte. Bei der Begegnung war
eigentlich nichts Auſſerordentliches. Oft ſtoßen Vorpo-
ſten zuſammen, ohne immer verpflichtet zu ſeyn, in per-
ſönlichen Feindſeligkeiten, die ihrer Heere auszumachen.
Hier, wo beide Theile des Krieges müde waren, deſſen
Grund längſt weggefallen, kam es nicht ſelten, daß die
Vorpoſten ſich freundſchaftlich unterhielten. Die Fran-
zoſen, meiſt junge Rekruten, geſtanden ihr Herzensver-
langen, bald nach Hauſe zu kommen. Man trieb ſo-

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[0040] vor. Auch meine Gedanken nahmen eine jener melan- choliſchen ganz entgegengeſetzte Richtung. Jch träumte und monologiſirte von Glück, Friede und Freiheit, und nicht die ſanfteſten Wünſche begleiteten den Heros, wel- chen in dieſem Augenblicke der Northumberland über den Ocean trug. Der Poſten war eigentlich auf der Landſtraße, welche ſich rechts um einen Hügel bog, und zum Fe- ſtungsthore führte. Jn meinem Entzücken, welches ich gern der ganzen Welt mitgetheilt hätte, war ich unbe- merkt bis an den Vorbug vorgeſchritten, und ſah jetzt zu meinem Schrecken kaum zehn Schritte von mir entfernt zwei Franzoſen aus der Feſtung ſtehen; der eine war der Vorpoſten, der andre ein in einen Man- tel gehüllter Officier. Es war eine ſtarke Geſtalt. Sein braunrothes Geſicht wurde durch den dunkeln Backenbart und die hohe Bärenmütze noch wilder als es von Natur ſeyn mochte. Bei der Begegnung war eigentlich nichts Auſſerordentliches. Oft ſtoßen Vorpo- ſten zuſammen, ohne immer verpflichtet zu ſeyn, in per- ſönlichen Feindſeligkeiten, die ihrer Heere auszumachen. Hier, wo beide Theile des Krieges müde waren, deſſen Grund längſt weggefallen, kam es nicht ſelten, daß die Vorpoſten ſich freundſchaftlich unterhielten. Die Fran- zoſen, meiſt junge Rekruten, geſtanden ihr Herzensver- langen, bald nach Hauſe zu kommen. Man trieb ſo-

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100, hier S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_iblou_1830/40>, abgerufen am 21.11.2024.