Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.funkelnden Augen folgte ein Redefluß: "Mein Sohn, Die erfreute Mutter würde noch lange fortgefah- funkelnden Augen folgte ein Redefluß: „Mein Sohn, Die erfreute Mutter würde noch lange fortgefah- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0047"/> funkelnden Augen folgte ein Redefluß: „Mein Sohn,<lb/> ja mein Sohn, das muß alle Welt wiſſen, mein Sohn<lb/> war immer ein braver Soldat. Jn Preußen, in Baiern,<lb/> in Jtalien und in Berlin, wiſſen Sie von meinem<lb/> Sohn zu erzählen, von meinem Sohn dem Capitain;<lb/> ja alle Welt weiß von ihm, nur der König will nichts<lb/> von ihm wiſſen. Aber der König iſt in Gent gewe-<lb/> ſen, und hat nicht geſehn, wie mein Sohn bei Fleurus<lb/> gefochten hat. Als mein Sohn der Capitain noch für<lb/> den Kaiſer gefochten hat, waren gute Zeiten für das<lb/> arme Frankreich; da war noch keine fremde Einquar-<lb/> tierung, und wir konnten unſern Wein trinken; aber<lb/> mein Sohn, der Capitain, hat oft hungern müſſen für<lb/> ſeinen Kaiſer, und in Deutſchland hat’s keinen Wein<lb/> gegeben, und er hat frieren und hungern müſſen in<lb/> Rußland, wie ein gemeiner Soldat; aber der Kö-<lb/> nig läßt ihn nun auch hungern, weil er bei Fleurus<lb/> ſich wie ein Franzoſe gehalten hat. Der König hat<lb/> Viele beſchenkt, die bei Fleurus nicht für das arme<lb/> Frankreich gefochten haben; aber mein Sohn, der Ca-<lb/> pitain, hat wie ein Capitain gefochten, und man hat<lb/> ihm Alles genommen.“ —</p><lb/> <p>Die erfreute Mutter würde noch lange fortgefah-<lb/> ren haben von ihrem Sohne, dem Capitain, zu erzäh-<lb/> len, hätte man nicht draußen die Hofthüre zuſchlagen<lb/> gehört. „Jetzt kommt er,“ rief ſie und machte die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
funkelnden Augen folgte ein Redefluß: „Mein Sohn,
ja mein Sohn, das muß alle Welt wiſſen, mein Sohn
war immer ein braver Soldat. Jn Preußen, in Baiern,
in Jtalien und in Berlin, wiſſen Sie von meinem
Sohn zu erzählen, von meinem Sohn dem Capitain;
ja alle Welt weiß von ihm, nur der König will nichts
von ihm wiſſen. Aber der König iſt in Gent gewe-
ſen, und hat nicht geſehn, wie mein Sohn bei Fleurus
gefochten hat. Als mein Sohn der Capitain noch für
den Kaiſer gefochten hat, waren gute Zeiten für das
arme Frankreich; da war noch keine fremde Einquar-
tierung, und wir konnten unſern Wein trinken; aber
mein Sohn, der Capitain, hat oft hungern müſſen für
ſeinen Kaiſer, und in Deutſchland hat’s keinen Wein
gegeben, und er hat frieren und hungern müſſen in
Rußland, wie ein gemeiner Soldat; aber der Kö-
nig läßt ihn nun auch hungern, weil er bei Fleurus
ſich wie ein Franzoſe gehalten hat. Der König hat
Viele beſchenkt, die bei Fleurus nicht für das arme
Frankreich gefochten haben; aber mein Sohn, der Ca-
pitain, hat wie ein Capitain gefochten, und man hat
ihm Alles genommen.“ —
Die erfreute Mutter würde noch lange fortgefah-
ren haben von ihrem Sohne, dem Capitain, zu erzäh-
len, hätte man nicht draußen die Hofthüre zuſchlagen
gehört. „Jetzt kommt er,“ rief ſie und machte die
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(2020-07-16T12:57:05Z)
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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