Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.vom Nimmerwiederkehren in die Heimath, als mit ei- Jch hörte die Schweine im Stalle grunzen. Es Gegen fünf Uhr trat endlich die ganze Familie vom Nimmerwiederkehren in die Heimath, als mit ei- Jch hörte die Schweine im Stalle grunzen. Es Gegen fünf Uhr trat endlich die ganze Familie <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0051"/> vom Nimmerwiederkehren in die Heimath, als mit ei-<lb/> nem male alle Melancholie verſchwand.</p><lb/> <p>Jch hörte die Schweine im Stalle grunzen. Es<lb/> war der Hunger geweſen, der ſo laut mitgeſprochen.<lb/> Mit dem Gedanken, eines zu ſchlachten und auf gut<lb/> homeriſch eine Mahlzeit zu bereiten, ſprang ich auf<lb/> und zog den Hirſchfänger. Aber noch im ſelben Au-<lb/> genblicke beſann ich mich eines beſſern: „Nein! ſo<lb/> ſchwer dürfen die armen Leute doch auch nicht ihre<lb/> Sorgloſigkeit büßen. Jch will mich begnügen die Reb-<lb/> hühner zu braten.“ Ein Koch würde über meine Ge-<lb/> ſchicklichkeit gelacht haben; ich hätte aber meine ver-<lb/> brannten Rebhühner nicht für das köſtlichſte Gericht<lb/> vertauſcht, denn ihre Zubereitung ließ während vier<lb/> Stunden auch keinen einzigen trüben Gedanken auf-<lb/> kommen.</p><lb/> <p>Gegen fünf Uhr trat endlich die ganze Familie<lb/> in das Haus, jeder mit einem kleinen angefüllten Korbe<lb/> beladen. Sie waren von früh morgens an in den<lb/> Wald gegangen, um die reifen Buchnüſſe aufzuſam-<lb/> meln, die ſie theils zur Mäſtung der Schweine, theils<lb/> zur Bereitung ihres Oels gebrauchen. Unter dieſer<lb/> kümmerlichen Beſchäftigung vergehn oft Wochen. Sie<lb/> blickten mit ſchmerzlicher Verwunderung auf die Reſte<lb/> der Rebhühner. Der Capitain lächelte zur Mutter:<lb/> „Er gehört zu dem Blute der <hi rendition="#aq">ci-devant sieurs</hi>. Die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0051]
vom Nimmerwiederkehren in die Heimath, als mit ei-
nem male alle Melancholie verſchwand.
Jch hörte die Schweine im Stalle grunzen. Es
war der Hunger geweſen, der ſo laut mitgeſprochen.
Mit dem Gedanken, eines zu ſchlachten und auf gut
homeriſch eine Mahlzeit zu bereiten, ſprang ich auf
und zog den Hirſchfänger. Aber noch im ſelben Au-
genblicke beſann ich mich eines beſſern: „Nein! ſo
ſchwer dürfen die armen Leute doch auch nicht ihre
Sorgloſigkeit büßen. Jch will mich begnügen die Reb-
hühner zu braten.“ Ein Koch würde über meine Ge-
ſchicklichkeit gelacht haben; ich hätte aber meine ver-
brannten Rebhühner nicht für das köſtlichſte Gericht
vertauſcht, denn ihre Zubereitung ließ während vier
Stunden auch keinen einzigen trüben Gedanken auf-
kommen.
Gegen fünf Uhr trat endlich die ganze Familie
in das Haus, jeder mit einem kleinen angefüllten Korbe
beladen. Sie waren von früh morgens an in den
Wald gegangen, um die reifen Buchnüſſe aufzuſam-
meln, die ſie theils zur Mäſtung der Schweine, theils
zur Bereitung ihres Oels gebrauchen. Unter dieſer
kümmerlichen Beſchäftigung vergehn oft Wochen. Sie
blickten mit ſchmerzlicher Verwunderung auf die Reſte
der Rebhühner. Der Capitain lächelte zur Mutter:
„Er gehört zu dem Blute der ci-devant sieurs. Die
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(2020-07-16T12:57:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-07-16T12:57:05Z)
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