Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.Fluch dem Wespen- und Spinnengeschmeiß, das Dein Er sah mich eine Weile an, als sollten seine Blicke Jch habe ihn nicht angezeigt. Aber die Gewohn- Fluch dem Wespen- und Spinnengeſchmeiß, das Dein Er ſah mich eine Weile an, als ſollten ſeine Blicke Jch habe ihn nicht angezeigt. Aber die Gewohn- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0053"/> Fluch dem Wespen- und Spinnengeſchmeiß, das Dein<lb/> Adlerneſt verklebt hat!“ Neben der ſtarren Wildheit<lb/> lag doch etwas Großartiges in dem Geſichte des Man-<lb/> nes. Es ſah aus wie Eines, der alle Grade der Fol-<lb/> ter hätte ausſtehen können und doch nichts bekannt<lb/> hätte. Der Mann war an Jahren, Lebenserfahrung<lb/> und Kraft mir unendlich überlegen, aber es peinigte<lb/> mich doch, den Hohn wenigſtens nicht ſchweigend hin-<lb/> zunehmen. Jch trat ruhig auf ihn zu und ſagte auf<lb/> Deutſch, daß es die Frauen nicht hören ſollten: „Wißt<lb/> Jhr, daß Euch die Aeußerung den Tod bringen kann,<lb/> wenn ich Euch angebe.“</p><lb/> <p>Er ſah mich eine Weile an, als ſollten ſeine Blicke<lb/> mich durchbohren. Dann wurden die Züge milder,<lb/> und es kam nicht allzubarſch heraus als er ſagte: „Sie<lb/> ſind ſechszehn Jahr alt. Jch heiße Delabelle und war<lb/> Capitain. Drüben im Schloß wohnt der Maire. Er<lb/> wird Sie willig anhören.“ Er warf einen Schemel<lb/> gegen den Kamin, ſetzte ſich mit Gewalt darauf, und<lb/> ſtarrte, ohne ein Wort zu ſagen, in die Kohlen. So<lb/> blieb er wie eine Bildſäule den ganzen Abend.</p><lb/> <p>Jch habe ihn nicht angezeigt. Aber die Gewohn-<lb/> heit gab der Hütte kein freundlicheres Anſehn. Die<lb/> Einförmigkeit laſtete täglich drückender auf den jugend-<lb/> lichen Sinn. Es drang kein Sonnenſtrahl mehr durch<lb/> den Novemberhimmel. Beim Appell harrten wir Abend<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
Fluch dem Wespen- und Spinnengeſchmeiß, das Dein
Adlerneſt verklebt hat!“ Neben der ſtarren Wildheit
lag doch etwas Großartiges in dem Geſichte des Man-
nes. Es ſah aus wie Eines, der alle Grade der Fol-
ter hätte ausſtehen können und doch nichts bekannt
hätte. Der Mann war an Jahren, Lebenserfahrung
und Kraft mir unendlich überlegen, aber es peinigte
mich doch, den Hohn wenigſtens nicht ſchweigend hin-
zunehmen. Jch trat ruhig auf ihn zu und ſagte auf
Deutſch, daß es die Frauen nicht hören ſollten: „Wißt
Jhr, daß Euch die Aeußerung den Tod bringen kann,
wenn ich Euch angebe.“
Er ſah mich eine Weile an, als ſollten ſeine Blicke
mich durchbohren. Dann wurden die Züge milder,
und es kam nicht allzubarſch heraus als er ſagte: „Sie
ſind ſechszehn Jahr alt. Jch heiße Delabelle und war
Capitain. Drüben im Schloß wohnt der Maire. Er
wird Sie willig anhören.“ Er warf einen Schemel
gegen den Kamin, ſetzte ſich mit Gewalt darauf, und
ſtarrte, ohne ein Wort zu ſagen, in die Kohlen. So
blieb er wie eine Bildſäule den ganzen Abend.
Jch habe ihn nicht angezeigt. Aber die Gewohn-
heit gab der Hütte kein freundlicheres Anſehn. Die
Einförmigkeit laſtete täglich drückender auf den jugend-
lichen Sinn. Es drang kein Sonnenſtrahl mehr durch
den Novemberhimmel. Beim Appell harrten wir Abend
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(2020-07-16T12:57:05Z)
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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