Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.um den Simms prangte eine Reihe der schönsten Aep- Der Capitain theilte das trüb unthätige Leben um den Simms prangte eine Reihe der ſchönſten Aep- Der Capitain theilte das trüb unthätige Leben <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0055"/> um den Simms prangte eine Reihe der ſchönſten Aep-<lb/> fel. Es diente zur Unterhaltung, wenn einer aufſiedete.<lb/> Man wettete wohl und die Zeigefinger deuteten drauf<lb/> hin, aber mir erwies man die Ehre die beſten für<lb/> mich auszuwählen.</p><lb/> <p>Der Capitain theilte das trüb unthätige Leben<lb/> der Familie. Er war nicht glücklich, das konnte man<lb/> auf den erſten Blick ſehen. Doch mochte ihn noch An-<lb/> deres drücken außer dem allgemeinen Schickſal ſeiner<lb/> Standes- und Meinungsgenoſſen. Ueber ſeinen ſchwar-<lb/> zen Brauen brütete etwas, und die Mutter ſprach oft<lb/> mit ihm geheim. Mit der Leichtigkeit des Franzoſen<lb/> ſich in alle Verhältniſſe zu finden, ertrug auch er die<lb/> Beſchränkung. Napoleon’s Officier konnte dem Preu-<lb/> ßiſchen Volontair helfen ſeine Büchſe putzen, ſein Ban-<lb/> delier poliren, er konnte ſcherzen über ſein Glück von<lb/> ſonſt und über das Hemde und die hölzernen Sabots,<lb/> die er heute trug; aber plötzlich fachte es in ihm auf,<lb/> die ganze Gluth des Südens ſtieg in ſein Geſicht und<lb/> die Fauſt ballte ſich. Ein leiſes Wort konnte dieſe<lb/> Verwandlung hervorbringen. Er ging mit etwas Ge-<lb/> heimem um. Jn der Nacht hörte ich einmal ein Pfei-<lb/> fen vor der Thüre, es rief: „Delabelle!“ Der Capi-<lb/> tain fuhr aus der Bodenkammer über mir hinunter.<lb/> Eine ſehr ernſte Berathung ſchien draußen im Gange;<lb/> wiewohl ich nur wenig davon verſtand, hörte ich doch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0055]
um den Simms prangte eine Reihe der ſchönſten Aep-
fel. Es diente zur Unterhaltung, wenn einer aufſiedete.
Man wettete wohl und die Zeigefinger deuteten drauf
hin, aber mir erwies man die Ehre die beſten für
mich auszuwählen.
Der Capitain theilte das trüb unthätige Leben
der Familie. Er war nicht glücklich, das konnte man
auf den erſten Blick ſehen. Doch mochte ihn noch An-
deres drücken außer dem allgemeinen Schickſal ſeiner
Standes- und Meinungsgenoſſen. Ueber ſeinen ſchwar-
zen Brauen brütete etwas, und die Mutter ſprach oft
mit ihm geheim. Mit der Leichtigkeit des Franzoſen
ſich in alle Verhältniſſe zu finden, ertrug auch er die
Beſchränkung. Napoleon’s Officier konnte dem Preu-
ßiſchen Volontair helfen ſeine Büchſe putzen, ſein Ban-
delier poliren, er konnte ſcherzen über ſein Glück von
ſonſt und über das Hemde und die hölzernen Sabots,
die er heute trug; aber plötzlich fachte es in ihm auf,
die ganze Gluth des Südens ſtieg in ſein Geſicht und
die Fauſt ballte ſich. Ein leiſes Wort konnte dieſe
Verwandlung hervorbringen. Er ging mit etwas Ge-
heimem um. Jn der Nacht hörte ich einmal ein Pfei-
fen vor der Thüre, es rief: „Delabelle!“ Der Capi-
tain fuhr aus der Bodenkammer über mir hinunter.
Eine ſehr ernſte Berathung ſchien draußen im Gange;
wiewohl ich nur wenig davon verſtand, hörte ich doch
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(2020-07-16T12:57:05Z)
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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