Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100."Was verlangen Sie so seltsam, mitten in der "Nur Jhre Uniform!" "Wie, von einem Soldaten. Wissen Sie, was "O ja, denn ich war selbst Soldat. Jch weiß "Erklärung." "Sie sind doch Protestant?" "Von ganzem Herzen." "Und müssen das Unwesen der Pfaffen hassen?" "So weit es Unwesen ist, gewiß." "Nun so können Sie's nicht zulassen, wenn man "Gewiß nicht." -- "Der Maire Jblou hat seine Nichte in ein fer- „Was verlangen Sie ſo ſeltſam, mitten in der „Nur Jhre Uniform!“ „Wie, von einem Soldaten. Wiſſen Sie, was „O ja, denn ich war ſelbſt Soldat. Jch weiß „Erklärung.“ „Sie ſind doch Proteſtant?“ „Von ganzem Herzen.“ „Und müſſen das Unweſen der Pfaffen haſſen?“ „So weit es Unweſen iſt, gewiß.“ „Nun ſo können Sie’s nicht zulaſſen, wenn man „Gewiß nicht.“ — „Der Maire Jblou hat ſeine Nichte in ein fer- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0090"/> <p>„Was verlangen Sie ſo ſeltſam, mitten in der<lb/> Nacht?“</p><lb/> <p>„Nur Jhre Uniform!“</p><lb/> <p>„Wie, von einem Soldaten. Wiſſen Sie, was<lb/> Sie fordern?“</p><lb/> <p>„O ja, denn ich war ſelbſt Soldat. Jch weiß<lb/> auch ganz gut, daß ſeine Uniform verlieren, nicht viel<lb/> beſſer iſt, als ſein Gewehr fortwerfen. Und dennoch<lb/> bitte ich Sie, es gilt ein Menſchenleben.“</p><lb/> <p>„Erklärung.“</p><lb/> <p>„Sie ſind doch Proteſtant?“</p><lb/> <p>„Von ganzem Herzen.“</p><lb/> <p>„Und müſſen das Unweſen der Pfaffen haſſen?“</p><lb/> <p>„So weit es Unweſen iſt, gewiß.“</p><lb/> <p>„Nun ſo können Sie’s nicht zulaſſen, wenn man<lb/> ein freies, edles Mädchen, wider ihren Willen, wider<lb/> ihre Gelübde in ein Kloſter mit Gewalt ſperren will?“</p><lb/> <p>„Gewiß nicht.“ —</p><lb/> <p>„Der Maire Jblou hat ſeine Nichte in ein fer-<lb/> nes Kloſter, in die Kreidefelſen der Bretagne, verkauft,<lb/> wo Niemand den Hülfsruf des armen Schlachtopfers<lb/> hören kann. Morgen wird ſie in den Wagen verſchloſ-<lb/> ſen, und kein menſchliches Auge bekommt ſie wieder zu<lb/> ſehen, wenn ich nicht <hi rendition="#g">Die</hi> errette, die mir folgen will<lb/> über Länder und Meere, — ſey’s in den Tod, lieber<lb/> doch als zu Jeſuiten. Jch <hi rendition="#g">will</hi> ſie retten — ſetzte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
„Was verlangen Sie ſo ſeltſam, mitten in der
Nacht?“
„Nur Jhre Uniform!“
„Wie, von einem Soldaten. Wiſſen Sie, was
Sie fordern?“
„O ja, denn ich war ſelbſt Soldat. Jch weiß
auch ganz gut, daß ſeine Uniform verlieren, nicht viel
beſſer iſt, als ſein Gewehr fortwerfen. Und dennoch
bitte ich Sie, es gilt ein Menſchenleben.“
„Erklärung.“
„Sie ſind doch Proteſtant?“
„Von ganzem Herzen.“
„Und müſſen das Unweſen der Pfaffen haſſen?“
„So weit es Unweſen iſt, gewiß.“
„Nun ſo können Sie’s nicht zulaſſen, wenn man
ein freies, edles Mädchen, wider ihren Willen, wider
ihre Gelübde in ein Kloſter mit Gewalt ſperren will?“
„Gewiß nicht.“ —
„Der Maire Jblou hat ſeine Nichte in ein fer-
nes Kloſter, in die Kreidefelſen der Bretagne, verkauft,
wo Niemand den Hülfsruf des armen Schlachtopfers
hören kann. Morgen wird ſie in den Wagen verſchloſ-
ſen, und kein menſchliches Auge bekommt ſie wieder zu
ſehen, wenn ich nicht Die errette, die mir folgen will
über Länder und Meere, — ſey’s in den Tod, lieber
doch als zu Jeſuiten. Jch will ſie retten — ſetzte
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(2020-07-16T12:57:05Z)
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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